Google-Kontaktlinse misst den Blutzuckerspiegel

Przemyslaw Szymanski
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Google arbeitet im eigenen Forschungslabor Google X an einer intelligenten Kontaktlinse, mit der es Diabetes-Patienten zukünftig möglich sein soll, den aktuellen Blutzuckerspiegel in der Tränenflüssigkeit zu messen. Einen vergleichbaren Ansatz hatten im Jahr 2012 bereits Microsoft und die University of Washington vorgestellt.

Der Ansatz soll die bisherige Methode, bei der eine Blutprobe auf einen Teststreifen aufgebracht wird, ersetzt werden. Durch das neue Messverfahren soll insbesondere dem Problem, dass viele Diabetespatienten ihren Blutzuckerspiegel viel zu selten messen, entgegengewirkt werden. Zu diesem Zweck haben die Entwickler unter anderem einen Sensor sowie ein Miniatur-Funkchip zwischen zwei Schichten einer weichen Kontaktlinse integriert, mit der der Glucose-Gehalt im Blut bis zu einem Mal pro Sekunde ermittelt werden kann.

Google Smart Contact Lens

Energie bezieht die „Smart Contact Lens“ laut Re/code über Funkwellen in der Umgebung, mit denen wiederum auch die gemessenen Werte an eine zentrale Einheit am Körper des Patienten gesendet werden. Zudem erwägt Google, Mikro-LEDs direkt in die Linse zu integrieren, die aufleuchten könnten, wenn der Zuckerspiegel bestimmte Grenzwerte über- oder unterschritten hat.

Wir hoffen, das führt eines Tages zu einem neuen Weg für Menschen mit Diabetes, mit ihrer Krankheit umzugehen“, schreiben die beiden Projekt-Gründer Brian Otis und Babak Parviz im unternehmenseigenen Blog. Noch stecke die Entwicklung jedoch in einer sehr frühen Phase, es wurden aber bereits mehrere klinische Studien durchgeführt, in deren Rahmen die Prototypen verbessert werden konnten.

Bis das fertige Produkt steht, wird aber noch einige Zeit vergehen, so Google. Derzeit befinde sich das Unternehmen in Verhandlungen mit der US-amerikanischen Behörde für Lebensmittel- und Arzneimittelsicherheit (Food and Drug Administration, FDA), die ein derartiges Produkt erst genehmigen müsste. Google sucht außerdem nach Partnerunternehmen, mit denen die Kontaktlinsen auf den Markt gebracht werden können. Auch sollen die Partner Apps entwickeln, über die die Messungen dem Träger und seinem Arzt zur Verfügung gestellt werden.

Dass das Forschungslabor mit der Bezeichnung Google X, das Google-Mitbegründer Sergey Brin direkt unterstellt ist, neben futuristischen Projekten auch zeitgemäße Ideen verwirklichen kann, zeigte sich bereits in der Vergangenheit. Denn neben selbstfahrende Autos zählt beispielsweise die Augmented-Reality-Brille Google Glass zu den Projekten, die ihre Anfänge im unternehmenseigenen Forschungslabor hatten.

Bereits im Jahr 2012 hatte das Fraunhofer-Institut für Mikroelektronische Schaltungen und Systeme einen Biosensor vorgestellt, dessen Abmessungen von mit 0,7 mal 10 Millimetern zwar schon gering, aber am Ende noch größer ausfielen. Auch war der Einsatz im Gewebe und nicht die Messung in der Tränenflüssigkeit Ziel der Entwicklung.

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  • Przemyslaw Szymanski E-Mail X
    … hat von Juni 2012 bis April 2014 für ComputerBase über mobile Begleiter wie Smartphones und Tablets geschrieben.
Quelle: Google

Ergänzungen aus der Community

  • Seppuku 17.01.2014 11:19
    Auch diese Technik wird das Stechen in naher Zukunft nicht komplett ablösen.
    Auch wenn die Vorhersagealgorithmen über den Blutspiegelverlauf relativ gut sind, wird es gerade in Ausnahmesituationen, die einen schnellen Anstieg oder Abfall des Blutzuckerspiegels zur Folge haben, kritisch. Die Latenz zwischen dem echten Blutzuckerspiegel und dem in der Tränenflüssigkeit liegt bei 10 min. Gerade bei einer Hypoglykämie ist aber jede Minute kostbar...

    Auch die Kontaktlinsen sind nicht wirklich neu, wie schon einige angemerkt haben:
    "Soft contact lens biosensor for in situ monitoring of tear glucose as non-invasive blood sugar assessment" (Chu et al. , 2011)