Red Hat kooperiert mit dem Konkurrenten CentOS

Ferdinand Thommes
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Bereits mit der Gründung von Fedora vor zehn Jahren sicherte sich der weltweit größte Linux-Distributor Red Hat die neuen Entwicklungen aus der Community für seine Produkte. Jetzt hat Red Hat eine Kooperation mit dem eigenen Ableger CentOS bekannt gegeben.

Die Server-Distribution CentOS, was für „Community Enterprise Operating System“ steht, existiert seit dem Jahr 2000 und baut auf Red Hat Enterprise Linux (RHEL) auf. Umso erstaunlicher ist, dass Red Hat jetzt verkündet, den Konkurrenten logistisch und finanziell unterstützen zu wollen und die Entwicklung voranzutreiben.

Bei Licht betrachtet bringt die Zusammenarbeit aber für beide Seiten Vorteile. Werden bei Fedora vor allem neue Entwicklungen für Endanwender auf dem Desktop und Experimente vorangetrieben, so erwartet sich Red Hat von der Zusammenarbeit mit CentOS die Weiterentwicklung von Virtualisierungs- und Cloud-Technologien im Bereich von Openstack, Ovirt, Openshift, Docker oder Gluster, um diese in seine eigenen Unternehmenslösungen wie Red Hat Enterprise Linux, Red Hat Enterprise Linux OpenStack Platform, Red Hat Cloud Infrastructure, Red Hat Enterprise Virtualization, Red Hat JBoss Middleware, OpenShift und Red Hat Storage einsetzen zu können.

Neben finanzieller Unterstützung will Red Hat bei CentOS auch in die Infrastruktur, Führungsstruktur und Roadmap investieren. Vier CentOS-Entwickler erhalten eine Anstellung bei Red Hat. Ein „CentOS Governing Board“ wird zukünftig die Geschicke der zu RHEL binärkompatiblen Distribution lenken, in welchem neben Angestellten von Red Hat auch Community-Mitglieder von CentOS sitzen sollen.

CentOS' Geschäftsmodell bestand bisher darin, neben der kostenlosen Distribution, für deren Support Red Hat Geld verlangt, optional kostenpflichtigen Support für die jeweiligen Veröffentlichungen zu bieten, die im Durchschnitt für sieben bis neun Jahre unterstützt werden. So wird die aktuelle Version CentOS 6.5 noch bis Ende 2020 gepflegt.

Anwender, die keinen Supportvertrag benötigen, der bei Red Hat Pflicht ist, können so viel Geld sparen und trotzdem von der sehr stabilen Distribution RHEL profitieren. Für die bisherigen Nutzer der beliebten Server-Distribution wird sich nichts ändern, CentOS bleibt weiterhin kostenfrei erhältlich.

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