Tanglu – Debian-Distribution für den Desktop

Ferdinand Thommes
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Mit Tanglu 1.0 betritt eine Distribution den Markt der Linux-Betriebssysteme, die nicht einfach nur ein Abklatsch von Ubuntu mit geändertem Hintergrundbild und anderen Icons ist. Das Debian-Derivat wurde vor rund einem Jahr zum ersten Mal angekündigt.

Das Projekt Tanglu hat sich auf die Fahnen geschrieben, eine moderne Desktop-Distribution zu schaffen, die auf dem Debian-Testing-Zweig anstatt auf dem standardmäßigen Stable-Zweig beruht. Das bedeutet für den Anwender, dass er aktuellere Software erhält, die auch, entgegen des Verhaltens bei Debian-Stable, während eines Release-Zyklus' Updates erfährt.

Das betrifft auch den Kernel, der bei Tanglu 1.0 in Version 3.12 vorliegt, sowie die Desktop-Umgebung KDE SC 4.11.5. Ein ISO-Image mit Gnome 3.10 als technische Vorschau ist ebenfalls im Angebot. Ansonsten setzt Tanglu, wie bereits Siduction zuvor auf Systemd 206 zum Systemstart. Die Images sind als Live-System mit Installer ausgelegt. Dieser wurde von Linux Mint LMDE ausgeliehen und entsprechend angepasst. In späteren Veröffentlichungen soll jedoch der Debian-Installer das System auf die Festplatte bannen.

Im Unterschied zu Debian bringt Tanglu 1.0 proprietäre Firmware mit, um dem Anwender die Installation und Einrichtung des Systems zu erleichtern. Da dies aber nicht DFSG-konform ist, möchten sich die Entwickler für die nächste Veröffentlichung, die für den August geplant ist, etwas anderes einfallen lassen, was sowohl dem Codex freier Software entspricht als auch dem Anwender den Komfort bietet, nicht erst einen Treiber für seinen WLAN-Chipsatz suchen, herunterladen und ins System einfädeln zu müssen. Insbesondere Linux-Erstanwender sollen von diesem Komfort profitieren und einen leichteren Einstieg erhalten.

Tanglu 1.0

Tanglu ist, davon konnten wir uns bereits vorab überzeugen, ein schnelles und gut funktionierendes Desktop-System mit dem nötigen Komfort und unaufdringlichem Design. Mit der Bedienung einer Konsole vertraut zu sein, verkürzt zwar die Zeit, die der Anwender zur Administration des Systems benötigt, Voraussetzung ist dies aber nicht. Das Projekt möchte alle sechs Monate ein neues Release für Einsteiger herausgeben, ansonsten unterliegt das System dem Rolling-Release-Prinzip und wird vom Anwender ständig aktuell gehalten. Der Installer kann auch von Anfängern bedient werden, die Installation selbst dauert nur wenige Minuten. Zur Verwaltung der Pakete und der Updates kommt bei KDE „Apper“ zum Einsatz, während Gnome auf „Software Install“ setzt, beides sind Frontends für PackageKit. Die Software-Auswahl auf den rund ein Gigabyte großen Images beinhaltet bis hin zu LibreOffice alles, was der Durchschnitts-Anwender benötigt.

Weitere Einzelheiten zu diesem ersten Release von Tanglu 1.0 finden sich in den Release Notes, die Abbilder liegen auf der Projekt-Webseite zum Download bereit.