Finnland finanziert neues Unterseekabel nach Deutschland

Ferdinand Thommes
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Derzeit laufen Daten nach Finnland über die Öresund-Brücke, die Dänemark mit Schweden verbindet. Das wird sich bald ändern, denn Finnland hat heute die Finanzierung für den Bau eines Unterseekabels durch die Ostsee nach Deutschland genehmigt. Damit will Finnland in Sachen Datenverkehr von Schweden unabhängiger werden.

Das gab heute das Ministerium für Transport und Kommunikation bekannt. In der Ankündigung gibt Ministerin Krista Kiuru, die die Idee für das Kabel angeregt und durchgesetzt hat, ihrer Hoffnung Ausdruck, Finnland als sicheren Hafen für sensible Daten in Europa zu etablieren und damit als Wirtschaftsstandort für Rechenzentren und Cloud-Dienste aufzuwerten. Aspiranten wären beispielsweise Facebooks Rechenzentrum im schwedischen Luleå oder das von Google betriebene Zentrum im heimischen Hamina.

Hintergrund für die Konzeption des Kabels Ende letzten Jahres waren Enthüllungen von Edward Snowden bezüglich der aktiven Rolle Schwedens bei der Bespitzelung von Russland durch die USA. Das Kabel soll bereits 2015 in Betrieb gehen und wird an das finnische Glasfasernetz, das entlang der finnischen Bahngleise verläuft, angebunden.

Ministerin Kiuro äußert sich in der Ankündigung zur Bedeutung dieses Kabels: „Unsere geopolitische Position basiert sowohl auf der Geografie als auch auf Entscheidungen, die wir treffen. Wir selbst müssen die Courage aufbringen, Finnland als bedeutenden sicheren Hafen für Informationen zu etablieren, wo Nationen und Unternehmen ihre sensiblen Daten sicher verwahren können. Deshalb habe ich frühzeitig auf eine entsprechende Richtlinie in Verbindung mit dem Kabel gedrängt, auf deren Basis die Vorbereitungen jetzt zum Abschluss gebracht wurden.

Die Planung und das Genehmigungsverfahren wurden schnell vorangebracht. Während Finnland noch nach Finanzierungsmöglichkeiten suchte, bot Schwedens führender Mobilfunknetzbetreiber TeliaSonera die Zusammenarbeit bei einem privat finanzierten Kabel vom russischen St. Petersburg über die baltischen Staaten nach Deutschland an, was Finnland aber ablehnte.

Das Projekt wird vom finnischen Staatsunternehmen Governia geleitet, das in diesem Zusammenhang den Kabelnetzbetreiber Corenet Oy übernommen hat, dem rund 7.100 Kilometer des finnischen Glasfasernetzes gehören.