Asus ZenWatch im Test: Gerade noch pünktlich, aber stark limitiert

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Jan Wichmann
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Asus ZenWatch im Alltag

Auch die Asus ZenWatch wendet sich dem extra für Wearables und insbesondere für Smartwatches konzipierten Betriebssystem Android Wear zu. Bekannterweise steht dem Nutzer so stets ein identisches System zur Seite, das auf Spracheingaben und einer vertikalen Menüführung basiert. Vibrationen weisen den Träger auf eingehende Mitteilungen, Anrufe oder einen zuvor eingestellten Alarm hin.

Asus ZenWatch – Menüführung
Asus ZenWatch – Menüführung

Einzig die vom Hersteller vorinstallierten Zifferblätter bieten die Möglichkeit, sich abzuheben. Hier hält Asus allerdings lediglich eine überschaubare Anzahl von Individualisierungsmöglichkeiten parat. Mit insgesamt 17 Anzeigen, wovon gerade einmal neun Asus-exklusiv sind, unterliegt die ZenWatch der LG G Watch R, die 23 Gesichter bietet. Dennoch wissen die Asus-Zifferblätter zu gefallen, von schlicht bis hin zu funktional werden nahezu alle Wünsche abgedeckt. Besonders aufgefallen sind insbesondere diejenigen, die dem Träger neben der einfachen Anzeige auch den Kalorienverbrauch, das Wetter, den Akkustand, die Schritte oder die Luftfeuchtigkeit ausgeben können. Dabei können maximal drei auszugebende Werte mittels der auf dem gekoppelten Smartphone installierten App „ZenWatch-Manager“ eingestellt werden.

Wie schon ihren Mitstreitern fehlt es auch der Asus ZenWatch nicht an Leistung. Der verbaute Snapdragon 400 leistet zuverlässige Arbeit, bei der Ladezeiten vergebens gesucht werden. Der Alltag mit der ZenWatch gestaltet sich „Smartwatch-typisch“. Mittels Sprachbefehlen, die meistens korret verarbeitet werden, kann eine Navigation gestartet, eine Nachricht oder E-Mail geschrieben respektive beantwortet werden. Einen eigenen Weg geht der Hersteller angesichts des verwendeten Herzfrequenzsensors. Setzen Gear Live, Moto 360 und G Watch R auf einen an der Uhreninnenseite platzierten Lichtsensor, der mittels Impulsen den Blutdurchfluss misst, verbaut Asus eine andere Messmethode direkt im vorderen Korpus der Uhr. Durch Auflegen von Zeige- und Mittelfinger wird der Puls in den Fingerspitzen gemessen. Zeigten die bisherigen Messmethoden hohe Abweichungen, misst die ZenWatch deutlich genauer. Selbst nach einem dutzend Messungen variiert der Puls um lediglich ein bis sieben Schläge – wohingegen bei der Konkurrenz die Messungen sprunghaft von 80 auf teilweise 120 anstiegen. Durch Analyse sämtlicher Vitaldaten (Herzfrequenz, Schritte und Bewegung) gibt die ZenWatch zudem ein Entspannungsniveau aus.

Asus ZenWatch – Funktionen
Asus ZenWatch – Funktionen

Dem noch nicht genug: Auf ein weiteres Unterscheidungsmerkmal weist die Uhr seinen Träger selbständig hin. Mittels der optional im Google Play Store erhältlichen Applikation „Remote Camera“ ermöglicht die Uhr eine Echtzeit-Bildübertragung der Smartphone-Kamera. Durch Touch-Geste kann die Aufnahme am Handgelenk ausgelöst werden. Auch wenn sich der Nutzen neben dem Anwendungsgebiet auch aufgrund des kleinen Displays in Grenzen hält, ist die Bildübertragung fast verzögerungsfrei.

Essenziell für eine Armbanduhr, egal ob smart oder klassisch, ist der Tragekomfort. Das mitgelieferte Lederarmband steht der Konkurrenz in nichts nach und lässt sich bequem tragen. Den bislang besten Tragekomfort bietet jedoch die sportlich angehauchte Samsung Gear Live. Durch eine abgerundete Uhreninnenseite, schmiegt sich die Uhr komfortabel den Armkonturen an.

Bei Bürotätigkeiten und dem damit verbundenen Schreiben an der Tastatur zeigt sich jedoch ein anfangs negativer Aspekt der Faltschließe. Durch den Klick-Mechanismus ist diese höher als eine herkömmliche Faltschließe. Wird das Handgelenk also flach auf eine Oberfläche gelegt, liegt dieses nunmehr wenige Millimeter höher – gewöhnungsbedürftig.

Asus ZenWatch – Faltschließe
Asus ZenWatch – Faltschließe

Laufzeiten

Kleines Gerät – kleiner Akku. Die Asus ZenWatch verfügt gegenüber der Android-Wear-Konkurrenz über einen relativ klein bemessenen Akku. Mit einer Nennladung von 369 mAh unterliegt sie der LG G Watch R sowie der Sony SmartWatch 3 und bewegt sich auf dem Niveau der Motorola Moto 360 mit 320 mAh, die jedoch auch auf eine andere Hardware-Basis setzt. Trotzdem macht sich der zwar um nur wenige Milliamperestunden dezimierte Akku durchaus bemerkbar.

Den Testzyklus absolvierte die ZenWatch bei Display-Helligkeitsstufe 4 und aktivierter „Always-On-Funktion“. Die Nutzung beschränkte sich auf die Steuerung von Musik, dem Stellen eines Weckers, gelegentlichem Abrufen der Herzfrequenz, doch hauptsächlich auf das Sichten von Mitteilungen und E-Mails, die dabei vereinzelt via Sprachbefehl beantwortet wurden. Mit dieser doch recht verhaltenen Nutzung übersteht die Asus ZenWatch etwa 38 Stunden, wobei zu erwähnen ist, dass die Uhr zum Schlafen (etwa 8 Stunden) abgelegt wurde und so in dieser Zeit keine Interaktion stattfand. Die LG G Watch R (410 mAh) überstand bei gleichem Nutzungsverhalten gut zwei Tage. Selbst bei intensiver Nutzung verblieben ihr nach 24 Stunden etwa 36 Prozent Akku-Restleistung.

Asus ZenWatch – Ladeadapter

Hinsichtlich des Aufladens entschloss sich der Hersteller für einen Lade-Adapter wie ihn in abgewandelter Form auch die Samsung Gear Live verwendet. Die Uhr wird über fünf Kontakte an der Uhreninnenseite geladen. Eine komplette Akkuladung nimmt etwa zwei bis zweieinhalb Stunden in Anspruch. Das von Motorola der Moto 360 beigefügte Ladesystem in Form einer kabellosen Ladestation ist nach wie vor die Referenz und hätte auch der Asus ZenWatch gut gestanden.

Fazit

Beißen den Letzten nun die Hunde? Wer dies angesichts des verspäteten Starts der ZenWatch denkt, der irrt. Asus liefert mit seinem Spross eine äußerst gelungene Smartwatch ab, die vor allem hinsichtlich der Verarbeitungsqualität überzeugt. Das Design gibt sich wenig beeindruckt von bisherigen Vertretern der Android-Wear-Klasse und geht auf dynamische Weise eigene Wege, die sowohl frisch und sportlich als auch gediegen sind. Ebenfalls positiv zeigt sich das Display, das mit satten Farben und klaren Kontrasten glänzt. Auch der im Korpus verbaute Herzfrequenzsensor kann die Konkurrenz übertreffen und weist als bislang erster keine Sprünge im Messverfahren auf.

Asus ZenWatch
Asus ZenWatch

Doch auch die Asus ZenWatch kann sich nicht der bislang größten Schwachstelle im Smartwatch-Sektor stellen. Die Akkulaufzeit, die gegenüber einigen Widersachern dezimierter ausfällt, ist und bleibt die Achillesferse der klugen Uhren. Bei verhaltener Nutzung müssen die Zeitgeber spätestens nach 2 Tagen aufgeladen werden. Dieser Fakt wird der klassischen Armbanduhr samt Automatikuhrwerk oder Solarfunktion noch einige Zeit Pluspunkte bescheren und ist zudem, neben einigen Feinheiten, auch der ausschlaggebende Grund weshalb auch der Asus ZenWatch keine Empfehlung gegeben werden kann.

Verfügbarkeit und Preis

Die Asus ZenWatch ist ab heute 12 Uhr zunächst in limitierter Auflage von 50 Stück in dem Asus Online Shop zu einem Preis von 229 Euro verfügbar. Wie der Hersteller gegenüber ComputerBase mitteilt, wird die Uhr ab Anfang Januar 2015 bei weiteren ausgewählten Händlern verfügbar sein.

Die Gründe für diese Limitierung sind bereits Anfang Oktober bekannt geworden und sollen auf Lieferengpässe zurückzuführen sein.

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