Wirtschaftspolitik: Nintendo zieht sich aus Brasilien zurück

Sasan Abdi
81 Kommentare
Wirtschaftspolitik: Nintendo zieht sich aus Brasilien zurück
Bild: Nintendo

Brasilien ist als Schwellenland auch für die Videospielbranche ein wichtiger Markt. Und trotzdem stellt Nintendo die Distribution seiner Produkte in dem südamerikanischen Land ein. Grund sind zu hohe Importzölle.

„Brasilien ist für Nintendo ein wichtiger Markt und Heimat von vielen leidenschaftlichen Fans“, schreibt Nintendo in einem Statement. Allerdings sorge das wirtschaftliche Umfeld des Landes dafür, dass das gegenwärtige Distributionsmodell des Unternehmens dort nicht nachhaltig genug sei. Oder deutlicher: Nintendo verdient wegen der offiziellen Rahmenbedingungen einfach nicht genug Geld.

Zu diesen Rahmenbedingungen zählt das Unternehmen insbesondere die hohen Importzölle. Diese sind im Vergleich tatsächlich drastisch, sofern sich die Hersteller nicht für eine Produktionsstätte in Brasilien entscheiden. Mit dieser protektionistischen Regel sollen internationale Konzerne angehalten werden, in Brasilien nicht nur zu verkaufen, sondern auch Arbeitsplätze zu schaffen. Ein solcher Schritt aber, argumentiert Nintendo, rentiere sich nicht. Deshalb werde sich das Unternehmen zunächst zurückziehen und beobachten, wie sich die Rahmenbedingungen in der Zukunft entwickeln, heißt es in dem Statement.

Zölle auch für Sony und Microsoft problematisch

Mit diesem Problem hat auch die Konkurrenz zu kämpfen. Wegen der hohen Zölle und zusätzlichen Steuern kostet etwa eine PlayStation 4 umgerechnet rund 1.500 US-Dollar. Eine Xbox One schlägt immerhin noch mit circa 800 US-Dollar zu buche. Der Preisunterschied macht deutlich, welchen Einfluss die lokale Produktion hat: Microsoft lässt seine Konsole im Unterschied zu Sony im Land produzieren und profitiert so von Steuererleichterungen und wegfallenden Importzöllen.

Welche Dimension die staatlichen Eingriffe haben, machte Sony zur Einführung der PlayStation 4 in Brasilien deutlich. Auf Kritik am hohen Preis der Konsole reagierte der Konzern damals mit einer Aufschlüsselung der Kosten. Diese ergab, dass 63 Prozent des aufgerufenen Preises auf Gebühren, Steuern und Importzölle zurückzuführen seien, die vom brasilianischen Staat erhoben werden.

Da eine solche Rechnung für die geplagte Kundschaft eine Erklärung aber keine Erleichterung ist, plant Sony für seine aktuelle Konsolengeneration mittlerweile wohl das, was schon für die PlayStation 3 umgesetzt wurde: Die Etablierung einer Produktionsstätte in Brasilien.