Klassiker neu entdeckt: Giants: Citizen Kabuto nach 15 Jahren im Test

Max Doll
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Klassiker neu entdeckt: Giants: Citizen Kabuto nach 15 Jahren im Test
Bild: GoG

Vorwort

Spaß durch ungleiche Teams lautet die Formel, mit der Evolve das Genre der Mehrspieler-Shooter bereichern möchte. Das „asymmetrische“ Balancing ist jedoch beileibe keine Erfindung der Neuzeit: Unter der Ägide von Interplay wusste diese Idee bereits Giants: Citizen Kabuto umzusetzen.

Das Actionspiel ging mit gleich drei ungleich angelegten Fraktionen und Einzelspielermodus sogar noch extremere Wege, wobei dem Shooter-Grundgerüst überdies Strategiespiel-Elemente beigemischt wurden – Giants wird aufgrund des ambitionierten Konzepts oft als längst vergessene Perle gehandelt. Ob das Entstauben des Oldtimers lohnt, klären die folgenden Seiten.

Mit Jetpack sind die kleinen Aliens Herren der Lüfte
Mit Jetpack sind die kleinen Aliens Herren der Lüfte

Geschichte und Hintergrund

Giants gehört mit Sicherheit zu der Gattung Spiele, bei der die Hintergrundgeschichte vor allem dazu dient, Schauplätze lose miteinander zu verknüpfen. Wenn fünf kleine, hochtechnisierte Aliens auf ihrer Tour zum Urlaubsplaneten Majorca vom Kurs abkommen und sich stattdessen auf der Inselgruppe eines Wasserplaneten mit bösen Sea Reapern und dem gigantischen, ewig wütenden Monster Kabuto anlegen, die wechselseitig sich und die indigene Bevölkerung terrorisieren, ist im Wesentlichen bereits alles gesagt.

Standing over ten times the height of a normal person, Kabuto is a truly massive brute, capable of swallowing opponents whole or destroying entire villages with his prodigious posterior. As Yan the Samurai Smartie says, 'When big Kabuto ass drop from sky, run like your nuts are on fire.'

Handbuch

Nun, zumindest fast. Denn Giants sieht nicht nur hübsch bunt aus, es nimmt sich auch selten ernst. Der Humor verdient zwar schwerlich ein Prädikat für besondere Innovation, funktioniert aber im Kern gut – er lebt weniger vom „Was“ seines überwiegend konservativen Inhalts, sondern vom „Wie“ seiner gelungenen Präsentation. Einzelne Aspekte des Designs und des Humors lassen sich nahtlos mit späteren Fortsetzungen im Geiste wie Armed & Dangerous oder Ratchet & Clank verbinden, was zeigt, wie wegweisend die Kernideen des Titels gewesen sind – Giants ist diesbezüglich auch ein früher Vertreter spaßbetonter Actionspiele.

Kernaussage: Spaß haben.
Kernaussage: Spaß haben.
Die indigenen Smarties sind äußerst unterhaltsam
Die indigenen Smarties sind äußerst unterhaltsam
Klassisch: Tarnkappen-Busch
Klassisch: Tarnkappen-Busch

Manch popkulturelle Anspielung trägt zwar eine Staubschicht, für hochgezogene Mundwinkel reicht es dennoch in aller Regel, zumal das eine oder andere angeschnittene Thema an Aktualität nicht eingebüßt hat: Wer halbnackte Protagonistinnen mit durchsichtiger Kleidung auffährt, muss sich die Frage nach Sexismus gefallen lassen; eine Klippe, die die Planet Moon Studios erstaunlich souverän umschiffen. In der Tat steht Giants in der Tradition selbstbewusster Nacktheit feministischer Bewegungen, nicht der verkaufsfördernden Sexualisierung eines Tomb Raider.

Das Bikini-Top der Sea-Reaper-Protagonistin wurde für den US-amerikanischen Markt eingefügt. Löschen der „arpfix.gpz“ im Bin-Unterverzeichnis stellt den Ausgangszustand wieder her.
Das Bikini-Top der Sea-Reaper-Protagonistin wurde für den US-amerikanischen Markt eingefügt. Löschen der „arpfix.gpz“ im Bin-Unterverzeichnis stellt den Ausgangszustand wieder her.
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