SteelSeries Apex M800 im Test: Mechanische Notebook-Taster treffen RGB-LEDs

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Max Doll
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Taster im Detail

Insbesondere in der Luxusklasse werden exklusive Taster mehr und mehr zu einem wichtigen Verkaufsargument. Bei den von SteelSeries als QS1 bezeichneten Tastern handelt es sich nicht um eine vollständige Eigenentwicklung, sondern um eine Variante des PG158301D01 RGB von Kailh Industries. Das von SteelSeries verbaute Modell unterscheidet sich lediglich durch einen abweichenden Widerstand am Signalpunkt: Zur erfolgreichen Übertragung eines Zeichens müssen nicht 50 oder 60, sondern nur 45 Gramm Kraft aufgewendet werden.

Auch der QS1 bleibt ein Taster mit linearer Charakteristik und gibt weder akustische noch taktile, also spürbare Rückmeldung über eine Signalübertragung. Damit ist dieser Typ vergleichbar mit den MX-Red-Modulen von Cherry. Im Gegensatz zu diesen Tastenmodulen wird der Signalpunkt jedoch bereits nach 1,5 statt der üblichen 2 Millimeter, der finale Anschlag nach 3 statt 4 Millimetern erreicht. Das federbasierte Funktionsprinzip der Kailh- respektive Cherry-Taster wird trotz der Verkleinerung nicht angetastet.

QS1 im Detail
QS1 im Detail (Bild: SteelSeries)
Steelseries vergleicht den QS1 mit MX-Modulen
Steelseries vergleicht den QS1 mit MX-Modulen (Bild: SteelSeries)
Der Kailh PG158301D01 RGB ist Basis des QS1
Der Kailh PG158301D01 RGB ist Basis des QS1 (Bild: Kailh)

Zugleich wandert die Position der LED vom Rand des Tastengehäuses in dessen Mitte direkt innerhalb des Sliders. Dies lässt mehr Platz für größere Dioden und verbessert in Verbindung mit einem teilweise transparenten Gehäuse die Ausleuchtung. Gleichzeitig reduziert sich das von manchen Nutzern als störend empfundene Bleeding, also das Leuchten der LEDs über die Tastenkappe hinaus. Die Anordnung der LED bedingt jedoch die Bauform des Sliders und wirkt sich damit auf die Befestigung der Tastenkappen aus, weshalb sich die für Kreuzaufnahmen ausgelegten Zubehörprodukte nicht verbauen lassen.

Der versetzte Stempel verhindert die falsche Montage der Kappen, die sich nur in einer einzigen Position fixieren lassen. Als letzter Baustein flacher Taster reduzieren sie die Höhe der bei mechanischen Tastaturen üblichen Tastenkappen um rund die Hälfte. Das flache Profil erzeugt dabei eine linear ansteigende Tastenebene. Zusammen mit der kompakten Form des Tasters baut die Apex M800 ähnlich flach wie die bisher erhältlichen Versionen der Tastatur mit Rubberdome-Technik. Die Größe der Tastenkappen ist indes keine Innovation: Mit gewölbtem Bett lässt sich das gleiche Format auf Cherrys MX Board 3.0 finden. Dabei gilt es zu beachten, dass sich der Hubweg von Cherry-Tastern mit O-Ringen mit Stärken zwischen 0,5 und 2 Millimetern variabel verkürzen lässt, wenngleich um den Preis eines weicheren Anschlagsverhaltens, das nicht jedermanns Sache ist. Eine solche Möglichkeit entfällt bauartbedingt bei QS1-Tastern.

Alltagserfahrungen

Das Konzept hinter den QS1 macht sich schnell bemerkbar. Insbesondere die Verringerung der Wegstrecken ist eindeutig zu spüren; die QS1-Taster rücken subjektiv aufgrund der verringerten Bauhöhe und des kürzeren Hubs mit vorverlegtem Signalpunkt in ihrem Eingabeverhalten dichter an Scissor-Tastaturen respektive das von Rubberdome-Tastaturen gewohnte Feedback. „Flach“ und „mechanisch“ sind also Attribute, die SteelSeries erfolgreich kombinieren kann. Ob leichtgängige, lineare Taster allerdings die richtige Wahl für diese Konzeption sind, lässt sich durchaus hinterfragen: Auch sie wollen wie die MX Red vor allem zentriert getroffen werden. Bei nicht sauber getroffenen Kappen steigt die Wahrscheinlichkeit, versehentlich den benachbarten Taster (ebenfalls) auszulösen, noch einmal an, was zu präzisen Eingaben nötigt.

Die Oberschale wird ist einfach verschraubt
Die Oberschale wird ist einfach verschraubt
Die Beleuchtung der Zierelemente erfolgt ausschließlich von hinten
Die Beleuchtung der Zierelemente erfolgt ausschließlich von hinten
Rückseite des PCBs
Rückseite des PCBs
SteelSeries Apex M800 (SteelSeries QS1)

Durch die an flache Notebook-Tastaturen erinnernde Konzeption mit flacher Tastenebene tritt die Mechanik hinter den Tastern in den Hintergrund. Auch akustisch gibt sich die M800 dank der verkleinerten Resonanzräume nicht zwingend als Vertreter dieser Gattung zu erkennen. Die Taster nur bis zum Signalpunkt herunterzudrücken und so das Geräuschniveau zu reduzieren, ist zudem weiter möglich, wird aber durch den verkürzten Hub in Verbindung mit dem geringen Widerstand schwerer und erfordert sowohl mehr Übung als auch Zurückhaltung.

„Eingehaktes“ PCB
„Eingehaktes“ PCB
ARM-Controller: STM32072
ARM-Controller: STM32072
Unterseite des USB-Hubs
Unterseite des USB-Hubs

Primär bei größeren, aber noch nicht stabilisierten Kappen steigt der zur Betätigung nötige Widerstand zudem sporadisch an, wenn eine entsprechende Taste am äußeren Rand betätigt wird. Das Phänomen tritt bei der M800 im normalen Betrieb nur selten in Erscheinung, ist aber offenbar ein typisches Merkmal von Kailh-Tastern - wenngleich andere Modelle stärker betroffen zu sein scheinen. Besonders gut nachvollziehen lässt sich dieses Phänomen an den überbreiten, nicht stabilisierten Kappen wie „Strg“. Werden die Tasten mit deutlichem Kraftüberschuss betätigt, gehen derartige Details aber unter. Zum Vergleich herangezogene MX-Taster federn hingegen absolut gleichmäßig, unabhängig vom Ort der Betätigung.

Das Ergebnis verfehlt „Touch awesome“ allein aus diesem Grund. Was SteelSeries allerdings zweifelsohne gelingt, ist, das Schreibgefühl flacher Rubberdome-Tastaturen abseits der taktilen Charakteristik zu emulieren und mit der Präzision mechanischer Modelle zu kombinieren. An sich sind die QS1 damit überaus interessante Taster, die potenziell die besten Merkmale beider Welten vereinen. Damit sind sie zugleich eine Option für alle diejenigen Nutzer, welche sich mit mechanischen Tastaturen aufgrund ihrer hohen Taster nicht anfreunden können.

Zentral platzierte LEDs sollen die Ausleuchtung verbessern
Zentral platzierte LEDs sollen die Ausleuchtung verbessern

Ansonsten bleiben Layout und Design weitgehend unauffällig. Neben der Platzierung der FN-Verknüpfungen, die sich auch per Software nicht ändern lässt, stört vor allem die Größe der Leertaste. Was zum Spielen eine schöne Auflage für den Daumen bietet, harmoniert beim Arbeiten nur schlecht mit den leichtgängigen Tastern. Durch die große Oberfläche der Taste fehlt es an einer Ablagefläche für den ersten Finger der zweiten Hand – liegen beide Daumen auf der Leertaste, reicht dies bereits bei schlanken Fingern, um den Signalpunkt zu erreichen. Versehentlich ausgelöste Eingaben sind die Folge.

Darüber hinaus fallen vor allem kleinere Aspekte aus der Kategorie „Details“ ins Auge. Dazu zählen die übermäßige Breite des Chassis, das Kabelmanagement, das ohne Fixierungsmöglichkeit beim Umsetzen der M800 das manuelle Mitführen der Datenleitungen erzwingt, sowie die glänzenden Oberflächen: Für 200 Euro ist eine gewisse Haltbarkeit kein optionales Merkmal. Wer zwei Mikroprozessoren verspricht, muss dabei, wie das Öffnen des Gehäuses zeigt, nicht zwei ARM-Modelle meinen: Die Kombination aus ARM STM32072 und TLSC 3522 ist weniger unüblich, als die Produktpräsentation verspricht, stellt aber ein problemloses N-Key-Rollover zur Verfügung.

Unspektakulär: Die Unterschale
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Plexiglas-Zierelement
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N-Key-Rollover („KRO“, Anzahl gleichzeitig zu drückender Tasten)
N-Key-Rollover („KRO“, Anzahl gleichzeitig zu drückender Tasten)
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