Logitech G910 Orion Spark: Mechanischer Feature-König mit sehr guter Ausleuchtung

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Max Doll
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Äußerlichkeiten

Die Medientasten platziert Logitech wie üblich oberhalb des Nummernblocks. Dabei rückt Logitech die flachen Steuerungsschalter so weit wie möglich an die Rückseite des Gehäuses, was, anders als bei der invertierten Position bei Corsairs Vengeance-Serie, die Erreichbarkeit optimiert. Der Lautstärkeregler sitzt hingegen dicht hinter dem Nummernblock, was gerade beim Drehrad den Bedienkomfort aufgrund der hohen Tastenkappen in der direkten Umgebung verschlechtert. Durch den großzügigen Abstand zu den Medientasten und dem grundsätzlich vorhandenen Platzangebot erschließt sich die Idee hinter dieser Konzeption nicht - es bleibt jedoch die einzige Beanstandung im Bereich des ansonsten absolut gelungenen Layouts.

Das Gehäuse hingegen lässt nicht nur im Bereich seiner Abmessungen zu Wünschen übrig. Die hochglänzende Fuge unterhalb des Tastenfelds ist dem Wunsch nach einem extrovertierten Design geschuldet, sowohl die Oberfläche als auch die Position dieses Zierelements erschweren aber die Reinigung und machen die Konstruktion empfindlich gegenüber Kratzern. Eine Zustandsverschlechterung visueller Natur ließ sich bereits im Testzeitraum beobachten. Erschwerend wirkt sich aus, dass die leicht wellige Oberschale des Chassis nicht sauber mit dieser Unterkonstruktion abschließt und noch nicht einmal eine einheitlich anliegende Kante schafft; die Ansprüchen an ein Oberklasse-Produkt kann dies schwerlich befriedigen.

Die Fuge hat allerdings nicht nur eine optische Funktion, wie nach der Demontage der Handballenauflage deutlich wird: Es handelt sich um einen Teil einer größeren Unterkonstruktion, die die Handballenauflage stabilisiert. Die Auflage selbst lässt sich nur tauschen, nicht jedoch vollständig entfernen. Bezüglich der Ergonomie gewinnt Logitech so Flexibilität und zugleich Komfort, weil sich das Chassis als Einheit trotz wirksamer Rutschsicherungen einfach verschieben lässt.

Weil bereits eine zweite Auflage zum Lieferumfang gehört, deckt Logitech schon im Auslieferungszustand die Bedürfnisse von Menschen mit unterschiedlich großen Händen und abweichenden Vorlieben ab. Dass die kleinere Auflage nicht bis zur Gehäuseunterkante abgesenkt wird, verleiht ihr eine Wirkung, die die geringe Oberfläche nicht erwarten lässt. Variante zwei eignet sich zuvorderst für Nutzer mit großen Händen, jedoch nicht uneingeschränkt zum Schreiben: Die Ausgestaltung legt den Schwerpunkt der Stabilisierung auf den „WASD“-Bereich.

Die nötige Konsequenz bei der Umsetzung an und für sich guter Ideen lässt die G910 auch an anderer Stelle vermissen: Die Einbindung des Smartphones klingt vor allem auf dem Papier gut. Durch die Art der verwendeten Halterung bestimmt die Dicke des mobilen Begleiters zwangsläufig den Anstellwinkel, wobei ausschließlich das Hochformat nutzbar ist. Die zur Kommunikation mit der Tastatur erforderliche, kostenfreie Arx-App unterstützt überdies ausschließlich diese Ausrichtung. Dies hat zur Folge, dass bereits Smartphones mit Displaygrößen oberhalb von vier Zoll potentiell die Displayfläche des Monitors überdecken. Laden lassen sich im Betrieb nur Smartphones, deren Anschluss sich nicht am unteren Ende befindet – das Kabel ist dann aber zusätzlich im Weg. Um mehr als eine Spielerei für die Ausstattungsliste handelt es sich bei der App aufgrund der Einbindung sowie dem derzeitigen Zustand der Software somit nicht.

Nicht mit Windows Phone kompatibel: Die Arx-Software
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Smartphones lassen sich bis zu einer Dicke von 12 mm nutzen
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Große Rutschsicherungen und gut zu erreichende Hochstellfüße
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Die Tastenkappen werden, wie bei beleuchteten Tastaturen üblich, vollständig aus transluzentem Kunststoff gefertigt und mit einer schwarzen, potenziell langlebigen Oberflächenbeschichtung versehen, aus der die Beschriftung im Anschluss ausgeschnitten wird („Laser-cut“-Verfahren). Anders als bei MX-Modulen von Cherry ist die Ausleuchtung der „Romer-G“-Taster nicht nur direkt über der LED optimal, was Logitech durch großzügige Beschriftungen eindrucksvoll unter Beweis stellen kann: Durch die zentral innerhalb des „Sliders“ platzierte Diode sowie das transparente Schaltergehäuse gewinnt der Hersteller zusätzlichen Spielraum.

Verglichen mit den ähnlich konzipierten QS-1-Tastern von SteelSeries fällt die Ausleuchtung noch einmal besser aus, weil Logitech die LED nicht wie SteelSeries (kostengünstig) unmittelbar unterhalb die Tastenkappe setzt. Stattdessen befinden sich die Dioden direkt auf dem PCB, wobei eine „light pipe“ die bessere Verteilung des Lichts gewährleistet – die Position der LED kann bei Romer-G-Tastern allenfalls erahnt werden, was die Wirksamkeit des Konzeptes eindrucksvoll unter Beweis stellt. Die Qualität der Ausleuchtung nimmt in Folge die Spitzenposition im Bereich mechanischer Tastaturen ein.

Rundum perfekt ist die Beleuchtung der G910 trotz dieser Eigenschaften nicht. Obwohl sogar das „G“-Logo und Produktbezeichnung farblich konfiguriert werden können, lassen sich Rubbedrome-Tasten nicht individualisieren. Die Helligkeit ist wie bei vielen RGB-Tastaturen ebenso wenig regelbar, jedoch hell genug, um stets sichtbar zu bleiben – und ohne dabei zu blenden. Die RGB-LEDs sind jedoch nicht in der Lage, ein reines Weiß zu erzeugen. Schon die G710+ mit einfarbigen Dioden hatte einen leicht gelblichen Einschlag, über den die G910 noch einmal hinausgeht. Der beigemischte Blauton, der offenbar aus dem blauen Gehäuse der Taster selbst resultiert, erzeugt ein überaus schmutziges Weiß, das blass türkise Züge trägt.

Taster im Detail

Um im Luxussegment mit eigenen Schaltern werben zu können, lässt Logitech bei Omron „Romer-G“-Taster fertigen. Dabei handelt es sich nicht, wie ansonsten üblich, um einen minimal modifiziertes Modell existierender Bauart, sondern um ein Design, das in dieser Form bis dato nicht produziert wurde.

Auf die Be- und Ausleuchtung der Taster wurde bereits bei der Konzeption ein Schwerpunkt gesetzt: Während der Stempel bei mechanischen Tastern in der Regel zentral platziert ist, befindet sich bei Logitechs Schaltern an dieser Stelle eine „Light Pipe“, die das Licht der direkt auf dem PCB unterhalb des Tasters platzierten LED mit Hilfe eines Facettenauges unterhalb der Kappe gleichmäßig verteilt; ein Signal wird dabei über gleich zwei Crosspoint-Kontakte ausgelöst. In Verbindung mit dem geschlossenen und lichtundurchlässigen Schaltergehäuses reduziert sich das von manchen Nutzern als störend empfundene Leuchten der LEDs über die Tastenkappe hinaus („Bleeding“) auf ein Minimum.

Logitech Romer-G

Das Design wirkt sich auf die Konstruktion des Führungsschlittens und damit auf die Befestigung der Tastenkappen aus, weshalb sich wie bei den QS-1 die für Kreuzaufnahmen ausgelegten Zubehörprodukte nicht verbauen lassen. Aktuell gibt es daher keine Möglichkeit, die von Logitech vorgesehenen Modelle mit Vier-Punkt-Befestigung durch Alternativen zu ersetzen. Auch abseits der Beleuchtung geht Logitech ungewöhnliche Wege: Der Romer-G ist ein Taster mit leicht taktil markiertem Druckpunkt, was ihn, wie auch ein Blick in das Kraftdiagramm zeigt, rudimentär vergleichbar mit den MX-Brown-Modulen von Cherry macht. Im Gegensatz zu diesen Tastenmodulen wird der Signalpunkt jedoch bereits nach 1,5 statt den üblichen 2,0 Millimetern, der finale Anschlag nach 3,0 statt 4,0 Millimetern erreicht.

Logitech Romer-G SteelSeries QS-1 Cherry MX Brown Cherry MX Red
Charakteristik Taktil Linear Taktil Linear
Widerstand am Signalpunkt 45 g 55 g 40 g
Position des Signalpunktes 1,5 mm 2 mm
Maximaler Tastenhub 3 mm 4 mm
Lebensdauer 70 Mio. Anschläge 60 Mio. Anschläge 50 Mio. Anschläge
25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.