Cherry MX Board 6.0 im Test: Mechanische Tastatur mit kompromissloser Qualität

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Max Doll
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Äußerlichkeiten

Als Highlight des Gehäuses kann die aus bis zu drei Millimeter starkem Aluminium gefertigte Oberschale bezeichnet werden. Während andere Hersteller meistens lediglich eine Metallplatte auf eine Kunststoffwanne setzen, hat Cherry tatsächlich ein Gehäuseelement mit Formen und Kanten gefertigt, das sich allein durch seine qualitative Anmutung von diesen einfacheren Realisierungen abhebt. Während dieses Vorgehen aufgrund der höheren Steifigkeit theoretische Vorteile bietet, ist der eigentliche Gewinn im sichtbaren Bereich zu finden: Zumindest aus üblichen Perspektiven versteckt die MX Board 6.0 ihre Kunststoff-Elemente, die sich in Form der Unterschale erst bei genauer Betrachtung der (Rück-)Seite offenbaren.

Davon profitiert nicht nur die Wertigkeit des Erscheinungsbildes, sondern in gleichem Maße die Haptik: Die Oberfläche hinterlässt in den Fingerspitzen einen edlen Eindruck, der sich positiv von der auf Kunststoff oder Soft-Touch-Beschichtungen vertrauenden Konkurrenz absetzen kann. Die Resistenz gegenüber Fingerabdrücken oder anderen Verunreinigungen fällt, wie schon bei der Ducky Legend, durch eine schützende Oberflächenbeschichtung hoch aus – die MX Board 6.0 ist auch in Details ein ausgearbeitetes und durchdachtes Eingabegerät.

Spiele-Modus und Mediensteuerung liegen auf Zusatztasten
Spiele-Modus und Mediensteuerung liegen auf Zusatztasten
Konfiguration der Beleuchtung in Schritten von 1 und 10 Prozent
Konfiguration der Beleuchtung in Schritten von 1 und 10 Prozent
Lautstärkesteuerung
Lautstärkesteuerung

Auch andere Elemente sind gleichsam hochwertig umgesetzt, etwa das um die Pfeiltasten herum ausgesparte Chassis. Die lokal abfallende Form verhindert, dass Spieler bei der Nutzung dieses Tastenbereiches mit dem Gehäuse in Kontakt kommen, da die wenigsten Anwender die Berührung von kaltem Metall zu schätzen wissen. Kleine Standsicherungen und hohes Eigengewicht gewährleisten einen absolut sicheren Stand der Tastatur, das seitlich gut zu greifende Chassis ausreichende Mobilität im Bedarfsfall. Schön umgesetzt wurde auch der Kabelkanal: Neben der typisch direkt auf kürzestem Wege geführten Verlegung ist es hier ebenso möglich, das Kabel seitlich zu führen. Dabei ist der Austritt der Datenverbindung seitlich nicht fest vorgeben und kann sowohl nach rechts, links als auch erneut nach hinten erfolgen – die Konstruktion ist simpel, aber effektiv.

Der positive Eindruck des Chassis überträgt sich nahtlos auf die Handballenauflage. Die hier gewählte gummierte Oberfläche bietet sicheren Halt ohne bei längerer Nutzung rutschig zu werden und fühlt sich in subjektiver Wertung angenehm an. In der Handhabung setzt das Zubehör dabei neue Maßstäbe: Die Auflage wird über zwei zentral am Chassis untergebrachte Magnete gehalten. Gegenüber den ansonsten üblichen Kunststoff-Sicherungen spielt das Cherry-Zubehör in einer anderen Liga: Es kann im Handumdrehen entfernt werden, ohne die Tastatur bewegen zu müssen, sitzt aber fest genug um sich beim Anheben des Chassis nicht sofort zu lösen.

Die Tastenkappen der MX Board 6.0 werden, wie bei beleuchteten Tastaturen üblich, vollständig aus transluzentem Kunststoff gefertigt und mit einer schwarzen, potenziell langlebigen Oberflächenbeschichtung versehen, aus der die Beschriftung im Anschluss ausgeschnitten wird („Laser-cut“-Verfahren). Weil die Beleuchtung von mechanischen Schaltern derzeit eine separate, zumeist oberhalb des jeweiligen Schalters platzierte LED pro Taste erfordert, kann die Ausleuchtung der Tastenkappe bei MX-Schaltermodulen von Cherry nicht gleichmäßig erfolgen.

Teilweise wird diese Problemzone umgangen, indem Cherry Beschriftungen direkt oberhalb der LED platziert und Sekundärfunktionen an der gegenüberliegenden Seite der Kappe ausschneidet. Die Zweitbelegungen werden je nach gewählter Leuchtstärke minimal oder sichtbar schwächer angestrahlt, lassen jedoch die abnehmende Helligkeit im Inneren der Tastenkappe erkennen. In besonderem Maße gilt dies für das übergroße Herstellerlogo, das die für den Spiele-Modus vorgesehene Taste ziert. Insgesamt fällt das Ergebnis zwar überdurchschnittlich aus, genügt den Ansprüchen an ein Premium-Produkt, das sich durch absolute Qualität hervorheben möchte, jedoch nicht in vollem Umfang. Grundsätzlich an Details gedacht hat der Hersteller in diesem Bereich aber durchaus: Die Deaktivierung der LEDs erfolgt durch langsame Reduzierung der Helligkeit.

Weil der Platz oberhalb des Nummernblocks durch zusätzliche Tasten belegt ist, hat Cherry die Status-LEDs in die Hintergrundbeleuchtung integriert. Während andere Tastaturen, die dieses Konzept nutzen, die „Capslock“-LED etwa nur dann einschalten, wenn die entsprechende Funktion aktiviert ist, leuchtet die MX Board 6.0 stets in Rot. Als Funktionsanzeige dient unter den entsprechenden Tasten eine zusätzliche, blaue Diode – so werden alle Tasten stets angestrahlt.

Die an sich gute Idee wird durch ihre Ausführung jedoch massiv entwertet. Während die roten „Status“-LEDs nur wenig, aber durchaus wahrnehmbar heller als ihre Nachbarn leuchten, sticht die blaue Variante aus dem Augenwinkel auch aufgrund der mit erheblichen Reserven konzipierten Beleuchtung deutlich hervor. Regeln lässt sich die Helligkeit dieser Dioden nicht: Blau leuchtet immer mit maximaler Leuchtkraft. Mit Ausnahme der Deaktivierung sämtlicher Zusatzfunktionen ist also keinerlei Abhilfe möglich. Anstatt eine solche Funktion zu integrieren, ermöglicht es Cherry aber, die roten LEDs sowohl in Stufen von zehn als auch von einem einzigen Prozent anzusteuern – die Feingliedrigkeit ist an dieser Stelle ebenso unnötig wie überflüssig.