Smartphone-Sparte: Microsoft streicht 7.800 Stellen und schreibt 7,6 Mrd. ab

Jan-Frederik Timm
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Smartphone-Sparte: Microsoft streicht 7.800 Stellen und schreibt 7,6 Mrd. ab

Aus dem Gerücht wird Gewissheit: Microsoft nimmt erneut weitreichende Anpassungen an der Hardware-Sparte vor. 7.800 weitere Stellen fallen dem Umbau zum Opfer, die meisten im Bereich Smartphones. In Zukunft soll das eigene Geschäft mit Smartphones nicht mehr im Fokus stehen.

Microsoft hatte die Smartphone-Sparte von Nokia im September 2013 für über 9 Milliarden US-Dollar mit 32.000 Mitarbeitern übernommen. Bereits vor einem Jahr hatte der Konzern den Abbau von 12.000 Stellen in diesem Bereich innerhalb eines Jahres bekannt gegeben, konzernweit wurden 18.000 Stellen von Juli 2014 bis Juli 2015 gestrichen.

Das Ziel, mit dem eigenen Geschäft Windows Phone zu deutlich mehr Marktanteil zu verhelfen, wurde verfehlt – Dritthersteller haben sich der Plattform eher ab- als zugewandt. Ende 2014 lag der weltweite Marktanteil von Windows Phone bei drei Prozent, die Anzahl alternativer Smartphones mit Windows Phone liegt im niedrigen zweistelligen Bereich, die meisten Geräte sind älter als ein Jahr.

Der Abbau von Stellen geht mit einer neuen Strategie einher. Der Konzern werde in Zukunft nicht mehr versuchen, das eigene Geschäft mit Smartphones zu mehr Wachstum zu verhelfen. Stattdessen soll der Fokus auf dem Ökosystem liegen, erklärt Microsofts CEO Satya Nadella.

We are moving from a strategy to grow a standalone phone business to a strategy to grow and create a vibrant Windows ecosystem including our first-party device family.

Satya Nadella

Das eigene Geschäft mit Smartphones verliert dadurch deutlich an Wert, sodass der Konzern als Konsequenz im vierten Quartal des Fiskaljahrs 2014 insgesamt 7,6 Milliarden US-Dollar auf die Sparte abschreiben wird. Das entspricht fast dem gesamten Kaufpreis von vor zwei Jahren. Für die Umbaumaßnahmen, darunter auch Abfindungen, wird der Konzern zwischen 750 und 850 Millionen US-Dollar bereitstellen.

In einem offenen Brief an die Mitarbeiter erklärt Nadella, dass der Umbau „über die nächsten Monate“ und damit schneller als der letzte erfolgen wird. Die Tatsache, dass Microsoft im Geschäft mit Smartphones eine Kehrtwende vollzieht, spricht Nadella offen an und betont: „Solche Planänderungen fallen mir nicht leicht, betreffen sie doch Personen, die Microsoft mitgestaltet haben.

Ganz aufgeben wird Microsoft das Geschäft mit Smartphones nicht. Kurzfristig soll das Portfolio effektiver gestaltet und Geräte schneller zur Marktreife gebracht werden, der Konzern wird sich auf drei Kundengruppen beschränken: Geschäftskunden, Käufer günstiger Smartphones und „Windows Fans“, die nach Smartphone-Flaggschiffen verlangen. Das dürfte mit deutlich weniger Geräten versucht werden, als es aktuell der Fall ist.

Langfristig will der Konzern mit seinen eigenen Endgeräten Innovation fördern, neue Gerätekategorien erschaffen und das Windows-Ökosystem stärken. Das sind Ziele, die der Konzern auch mit der Surface-Sparte verfolgt.