350-Watt-Netzteile im Test: Ein ganzes Testfeld patzt bei den Schutzschaltungen

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Hendrik Engelbertz
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Technik

Nach dem Lösen der Schrauben und dem Öffnen des Netzteils fällt der Blick auf die Elektronik. Wie immer gilt: Nicht nachmachen – Lebensgefahr!

Die technische Plattform des Corsair VS350 ist identisch der des Cooler Master B500 v2, auch hier stammt die Elektronik vom Auftragsfertiger CWT. Die Umfangreiche Eingangsfilterung ist mit einem MOV als passiven Überspannungsschutz ausgestattet, die Gleichrichterbrücke muss im Gegensatz zu den teureren Netzteilen jedoch ohne einen eigenen Kühlkörper auskommen.

Die verbauten Kondensatoren stellen eine unterdurchschnittliche Wahl dar: Der Primärkondensator entstammt der LK-Serie von Aishi und verfügt über 150 Mikrofarad Kapazität bei einer Spannungsfestigkeit von 400 Volt und einem Temperaturrating von 85°C. Kondensatoren desselben Herstellers lassen sich auch auf der Sekundärseite finden (RE-Serie), weitere Modelle stammen von JunFu (WG-Serie) und CapXon (KH-, GF-, KF-Serie) – keine besonders hochwertige Auswahl, die Herstellergarantie von drei Jahren sollte damit jedoch übertroffen werden.

Immerhin stimmt die Lötqualität des PCBs. Sie ist frei von Fehlern. Der Lüfter des VS350 stammt von Yate Loon und verfügt über ein einfaches Gleitlager mit einer Maximaldrehzahl vom 1.650 U/min – eine große Luftleitfolie verdeckt etwa 40 Prozent der Unterseite des Lüfters und dürfte die Lautstärke bei hoher Drehzahl deutlich erhöhen.

Für das LC500-12 setzt LC-Power vermutlich auf die Auftragsfertigung des Herstellers RSY – eine Bestätigung seitens LC-Power blieb jedoch aus. Eine unabhängige Spannungsregulation ist in der Preisklasse natürlich nicht zu erwarten, das LC-Power muss daher wie seine Konkurrenten mit einer einfachen gruppenregulierten Schaltung vorlieb nehmen. Die Eingangsfilterung ist vergleichsweise knapp bemessen, ein MOV fehlt. Die Gleichrichterbrücke muss ohne einen Kühlkörper auskommen, dafür ist die PFC-Spule gut gegen Störgeräusche verpackt.

Bei den Kondensatoren setzt Great Wall durchgehend auf Modelle der Marke 12kj. Kondensatoren dieser Marke finden sich normalerweise in sehr günstigen Netzteilen mit geringer Lebensdauer wieder, auch in einem weiteren Netzteil von LC-Power wurden im Test entsprechende Modelle gefunden. Der Primärkondensator stammt aus der LR-Serie und verfügt über 180 Mikrofarad Kapazität bei einer Spannungsfestigkeit von 400 Volt und einem Temperaturrating von 85°C. Die Kondensatoren auf der Sekundärseite stammen aus der WR- und WE-Serie mit 105°C-Temperaturrating.

Auch die Lötqualität sorgt nicht für Begeisterung und stellt sich als bestenfalls durchschnittlich heraus. Der verbaute 120-mm-Lüfter des LC500-12 stammt vom chinesischen Hersteller Xin Zheng Heng Electronics und verfügt über ein einfaches Gleitlager.

Wie das LC-Power muss sich auch das Xilence dem enormen Preisdruck beugen, was anhand der verbauten Bauteile deutlich wird. Für das Performance C kommt eine technische Plattform vom Auftragsfertiger XHY zum Einsatz, sie ist von sehr einfach aufgebauten Netzteilen wie dem Inter-Tech Coba Ecostar bekannt. Die Eingangsfilterung beginnt umfangreich, ein MOV als passiver Überspannungsschutz fehlt hingegen. Vergleichsweise klein fällt die Gleichrichterbrücke aus, die auch hier ohne einen eigenen Kühlkörper auskommen muss. Auch die PFC-Spule muss ohne eine Verpackung gegen Störgeräusche wie Spulenfiepen auskommen.

Bei den Kondensatoren finden sich die aus dem LC-Power bekannten Modelle der Marke 12kj wieder, sowohl der Primärkondensator aus der LR-Serie mit 220 Mikrofarad Kapazität bei 450 Volt Spannungsfestigkeit und einem Temperaturrating von 105°C als auch der Standby-Kondensator (WH-Serie) entstammen aus den Fertigungshallen dieses Herstellers. Den Großteil der Sekundärseite machen jedoch Kondensatoren der Marke ChengX aus (GR-, SF-Serie). Passende Datenblätter lassen sich keine finden, Kondensatoren dieser Marke finden sich fast ausschließlich in Netzteilen des untersten Preissegments wie dem Sharkoon SHA350M wieder. Große Hoffnungen in die Langlebigkeit sollten daher wie bei LC-Power nicht gesetzt werden.

Immerhin stimmt die Lötqualität des PCBs, grobe Fehler lassen sich keine finden. Der Lüfter wird von Evercool zugeliefert, er verfügt über ein einfaches Gleitlager.

Das Bronze FX von Super Flower Stammt entgegen der Regel nicht aus hauseigener Produktion, sondern wird beim Auftragsfertiger HEC gefertigt. Zusammen mit dem höheren Kaufpreis lassen sich deutlich hochwertigere Komponenten als bei den günstigeren Netzteilen im Test ausmachen. Die umfangreiche Eingangsfilterung setzt auch auf einen MOV als passiven Überspannungsschutz, die Gleichrichterbrücke wurde zudem mit einem eigenen Kühlkörper versehen.

Die Kondensatoren stammen von der taiwanischen Marke Teapo und sorgen mit ihrer rosafarbenen Gestaltung für einen kuriosen Farbtupfer im ansonsten möglichst in Schwarz gehaltenen Netzteil. Qualitativ gibt es nichts auszusetzen, der Primärkondensator stammt aus der LW-Serie und verfügt über 220 Mikrofarad Kapazität bei einer Spannungsfestigkeit von 400 Volt und einem Temperaturrating von 95°C. Die Kondensatoren der Sekundärseite stammen aus der SEK- und der SC-Serie von Teapo.

Die Lötqualität ist nicht perfekt, aber als unbedenklich einzustufen. Der Lüfter stammt von der Marke Evercool und verfügt nur über ein einfaches Gleitlager – eine Luftleitfolie bedeckt knapp ein Drittel der Unterseite.

Das S12II-350 von Sea Sonic ist das teuerste Netzteil im Test, was sich bei der Fertigungsqualität eindrucksvoll bemerkbar macht. Das Sea Sonic stammt aus hauseigener Fertigung und verfügt über eine umfangreiche Eingangsfilterung inklusive MOV. Wie im Bronze FX wird die Gleichrichterbrücke zusätzlich zum Luftstrom des Lüfters mit einem Passivkühler gekühlt.

Keine Kompromisse geht Sea Sonic bei der Wahl der Kondensatoren ein, im S12II-350 wurden nur erstklassige Modelle der Marken Nippon ChemiCon und Rubycon verbaut. Der Primärkondensator stammt aus der KMR-Serie von NCC und verfügt über 270 Mikrofarad Kapazität bei einer Spannungsfestigkeit von 420 Volt und einem Temperaturrating von 105°C. Die Sekundärseite ist mit Kondensatoren aus der KY- und KZE-Serie von NCC, sowie der ZL- und ZLH-Serie von Rubycon bestückt.

Die Lötqualität stellt in diesem Vergleichstest die Referenz aller getesteten Netzteile dar, auch der Lüfter übertrifft die Modelle der Konkurrenten deutlich. Er wird von Hong Hua zugeliefert und ist mit einem hochwertigen FDB-Lager ausgestattet. Das Modell mit der Bezeichnung HA1225M12F-Z lässt sich auch im Fractal Design Edison M wiederfinden, das zumindest bei geringer Last sehr leise arbeitete.