Solus OS: Neue Distribution speziell für Desktop-Anwender

Ferdinand Thommes
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Solus OS: Neue Distribution speziell für Desktop-Anwender
Bild: okubax | CC BY 2.0

Mit Solus OS 1.0 RC1 betritt eine frische Distribution den Linux-Markt, die speziell auf die Bedürfnisse von Desktop-Anwendern abgestimmt sein will. Solus OS ist von Grund auf neu gebaut und bedient sich dazu des GTK-Toolkits. Die leichtgewichtige Desktop-Umgebung Budgie wurde speziell für Solus geschrieben.

Das erste, was beim Test des ersten Release-Kandidaten von Solus OS auffällt, ist, dass er sehr schnell startet. Das liegt daran, dass jede Entscheidung über jedes Paket und jede Einstellung bewusst getroffen wurde. Das bedeutet auf der anderen Seite aber auch Einschränkung bei der Vielfalt der derzeit verfügbaren Pakete und Architekturen. Solus OS beschränkt sich auf 64-Bit und bietet derzeit auch noch keine Multiarch-Unterstützung, sodass 32-Bit-Programme beim RC1 außen vor bleiben. Das soll sich aber bis zur ersten stabilen Veröffentlichung noch ändern.

Solus OS soll, so Chefentwickler Ikey Doherty, dem Anwender nicht im Weg stehen. Das war für ihn nur zu erreichen, wenn er von vorne beginnt, anstatt auf einer anderen Distribution aufzusetzen. Er nutzt das GTK-Toolkit, größtenteils Gnome-Pakete und einen schlanken Desktop in Form des eigens entwickelten Budgie. Somit eignet sich Solus OS in der demnächst erwarteten finalen Version 1.0 auch besonders für Linux-Einsteiger. Anwender werden nicht von Optionen erschlagen, der Desktop ist aufgeräumt und optisch modern und ansprechend, bietet aber trotzdem genügend Optionen zur Anpassung an die eigenen Wünsche.

Bei der Paketauswahl steht für Desktop-Aufgaben jeweils ein Programm zur Verfügung. Browser und E-Mail-Client stellt Mozilla mit Firefox und Thunderbird. Firefox erhielt dabei das an den Solus-Stil angepasstes Design Arc Firefox Theme . Weiterhin sind unter anderem der Videoplayer VLC, das Musikprogramm Rhythmbox, der Dateimanager Files, HexChat für IRC und Transmission für Torrents an Bord. Für alle gängigen Büroarbeiten steht im Software Center LibreOffice 5 zur Installation bereit. Solus OS bringt zudem den neuen Treibermanager DoFlicky mit, der sich automatisch um die Installation proprietärer Treiber kümmert. Als Paketsystem kommt eopkg zum Einsatz, ein eigens aus dem Paketmanager Pisi entwickeltes Werkzeug, das die Paketierung so vereinfacht, dass auch Anwender es schnell erlernen können. Pläne für die Zukunft von Solus OS sind die Integration eines Backup-Werkzeugs und einer Systemwiederherstellung unter Verwendung der Mechanismen von zustandslosen Systemen.

Neubeginn

Intel-Mitarbeiter Doherty ist kein unbeschriebenes Blatt in der Distributionsszene. Nachdem er unter anderem bei Linux Mint mitgearbeitet hat und bei der Entwicklung der Desktops Cinnamon und Mate dabei war, startete er 2011 seine eigene Distribution SolusOS, die auf Debian Testing basierte. Nach zwei erfolgreichen Jahren stellte er das Projekt ein, da er mit der zur Verfügung stehenden Entwicklerzeit seine Ziele nicht umsetzen konnte.

Eine Lehre daraus war, das die überbordende Menge an Paketen und daraus entstehende potenzielle Konflikte zusammen mit dem Anspruch des universellen Betriebssystems, den die damalige Basis Debian verfolgte, der Grund für den Aufwand darstellen, den ein kleines Projekt nicht erbringen kann. Im Jahr 2014 setze er dann erneut an und begann mit Evolve OS, dessen Namen er aus markenrechtlichen Gründen aber aufgeben musste und sich dann für Solus OS (im Gegensatz zu SolusOS) entschied.

Das Image des ersten RC zu Solus 1.0 kann auf der Projektseite heruntergeladen werden. Im Live Modus muss kein Passwort angegeben werden, ein Druck auf die Enter-Taste gewährt Zutritt zum System. Die Desktop-Umgebung Budgie kann auch in anderen Distributionen eingesetzt werden. So haben etwa Arch, Fedora und Opensuse den Desktop in ihren Archiven.

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