ARM-Server-CPUs: Umsatzprognosen in einem Jahr auf ein Zehntel korrigiert

Volker Rißka
34 Kommentare
ARM-Server-CPUs: Umsatzprognosen in einem Jahr auf ein Zehntel korrigiert
Bild: ARM Community

ARMs Ausflug in das Server-Segment hatte im Jahr 2015 keinen leichten Stand, vielmehr war er von Rückschlägen gekennzeichnet. Der vor fast exakt einem Jahr vorhergesagte Umsatz von 15 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020 wird laut neuesten Analysen nur noch maximal zehn Prozent des angestrebten Wertes erreichen.

Ende November 2014 sprach Qualcomms CEO Steve Mollenkopf dem Servergeschäft mit ARM-Chips einen Umsatz von rund 15 Milliarden US-Dollar im Jahre 2020 zu. Diese positiven Aussichten sollten helfen, Rückhalt für Qualcomms angestrebten Ausflug in diesen Bereich einzuholen. Ein Jahr später sieht die damals rosig gemalte Zukunft jedoch ganz anders aus.

Die Investmentbanker von Northland Securities haben zum Wochenstart die Aktie von ARM abgewertet. Die bisher rosigen Quartalszahlen und das anhaltende Wachstum würden sich abschwächen, heißt es in den Analysen. Der Ausblick für das Server-Geschäft mit ARM-Chips ist nahezu vernichtend: Lediglich 750 Millionen bis maximal 1,5 Milliarden US-Dollar oder drei bis fünf Prozent vom Server-Gesamtmarkt würde demnach im Jahre 2020 für die ARM-Chips übrig bleiben. Dies entspräche nur fünf bis zehn Prozent des Volumens, von dem Qualcomm ein Jahr zuvor sprach. ARM selbst gab immer 20 Prozent Anteil am Gesamtmarkt für die eigenen Server-CPUs zu Protokoll. Die ARM-Aktie drehte aufgrund der Nachrichten an der Börse prompt drei Prozent ins Minus.

ARMs Server-Chips kommen bislang nicht richtig in Fahrt, vor allem die erwarteten Varianten mit sehr vielen Kernen in 64-Bit-Architektur sind nach wie vor nicht greifbar. Calxeda als einer der Pioniere auf dem Gebiet musste 2013 bereits die Segel streichen, Applied Micro kämpft mit seinen X-Gene-Chips (unter anderem in HPs Moonshot verbaut) und Cavium mit den ThunderX-Ablegern, während bei AMD „Seattle“ bisher keine Fahrt aufnimmt, ein geplantes ARM-Zukunftsprojekt mit dem Codenamen „Skybridge“ zur Mitte des Jahres eingestellt wurde und mit K12 noch ein zusätzliches Projekt verschoben wurde. Bei Nvidia und Samsung, die ebenfalls Projekte in dieser Richtung in die Spur gebracht hatten, ist weitestgehend komplette Funkstille eingetreten.

Doch abgeschrieben sind die ARM-Server-Chips noch lange nicht. Vielmehr wird der angestrebte Plan von einer merkbaren Marktpräsenz und hohen Umsätzen deutlich mehr Zeit benötigten – das hat die Vergangenheit mehrfach gezeigt. 1981 verbaute IBM den ersten Intel-Prozessor in einem PC und es dauerte weitere 14 Jahre, bis mit dem Pentium Pro der erste echte Server-Prozessor daraus entstand. Vor zwanzig Jahren hatte Intel in der Datacenter-Branche einen nicht existenten Marktanteil, heute sind viele der damaligen Branchenriesen in dem Geschäft gar nicht mehr beheimatet.

Nun haben x86-Prozessoren einen Marktanteil von über 99 Prozent der Server-Auslieferungen erreicht, fast alle sind Xeon von Intel. Der Hersteller hat damit nahezu die Monopolstellung in diesem Marktsegment erreicht und macht jedem angehenden Konkurrenten das Leben schwer: Mit einem Dutzend Xeon D zielt Intel beispielsweise seit wenigen Wochen genau auf die Teile des Server-Marktes, die ARM bedienen will. Der Weg für ARM-Server-Chips wird deshalb kein leichter und er wird länger dauern als bisher geplant.