Elite Controller & Wildcat im Test: Luxus-Gamepads von Microsoft und Razer im Duell

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Max Doll
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Alltagserfahrungen

Obwohl sich beide Controller auch am PC nutzen lassen, wurde zur Verifizierung spielerischer Vorteile ein Testszenario auf der Xbox One gewählt, deren Spielerbasis typischerweise ein Gamepad einsetzt. Als Basis für allgemeine Spieleindrücke wurden der Ego-Shooter Halo 5: Guardians, der Microsoft einen Platz in der E-Sport-Szene sichern soll, sowie die Rennspiele Forza Motorsport 6 und Forza Horizon 2 gewählt.

Zur Quantifizierung etwaiger materialbedingter Vorteile diente ausschließlich Forza 6, da das Rennspiel Zeitfahrten unter flexibel konfigurierbaren Streckenbedingungen erlaubt und so eine reproduzierbare Testumgebung ohne Variablen im Spiel schafft. Jeder Controller wurde nach einer kurzen Eingewöhnungsphase für ein Zeitrennen mit fünf Runden eingesetzt und die jeweils beste erzielte Zeit notiert. Die Reihenfolge der Probanden spiegelt sich in der unten stehenden Tabelle wider.

Forza 6: Rundenzeiten Monza (Full Circuit, Ferrari 312 T2)
Razer Wilcat Xbox-Standard Xbox Elite
Zeit 1:47:127 1:46:781 1:46:985

Bemerkenswert ist, dass mit dem Standard-Gamepad der günstigste Controller die beste Zeit erzielen konnte, obwohl es sich nicht um das zuletzt genutzte Produkt handelt. Übung scheidet als ausschlaggebender Faktor insofern aus, als dass der Elite Controller ansonsten die beste Zeit hätte erzielen müssen. Der Wildcat führte im Test zur langsamsten Zeit. Um diese Einschätzung zu validieren, wurden anschließend weitere Runden mit allen drei Eingabegeräten gefahren; die Zeiten lagen dabei konstant im Bereich um 1:47 Minuten, ohne den aufgestellten Bestwert erneut erreichen zu können.

Der Wohlfühlfaktor entscheidet

Von einem objektiv quantifizierbaren Vorteil kann zumindest in diesem einen Spiel deshalb ohne Weiteres nicht gesprochen werden. Vorteile mögen allenfalls dann entstehen, wenn die Abstimmung des Controllers stärker den eigenen Präferenzen entspricht – es spielt sich also vor allem entspannter als besser, was stärker den Spaß und weniger den so oft bemühten „Skill“ steigert. In allen drei Titeln entstand allerdings der Eindruck, mit dem konzipierten Wildcat-Controller präziser zu steuern oder zielen zu können, obwohl sich faktisch keine Leistungssteigerung einstellen wollte.

Dass Abstimmung und Konfiguration entscheidend sind, zeigt auch der Elite Controller. Microsofts Variante mochte in Forza Motorsport 6 in seiner Standardkonfiguration weniger überzeugen, in Forza Horizon 2 hingegen schon – das Elite-Pad scheint stärker auf eine Adaption durch seinen Benutzer angewiesen, eine Einschätzung muss also vom Spiel abhängig sein. Ein Gewinn entsteht erst dann, wenn die neue Charakteristik für mehr Komfort und entspanntes Spielen sorgt, eine daraus resultierende mögliche Leistungssteigerung liegt dann jedoch nicht im Bereich von Hardware und Material, sondern wird durch Ergonomie und individuelles Gefallen begründet. Die folgenden Eindrücke enthalten daher zwangsläufig ein subjektives Element.

Xbox Elite Controller

Dass Microsoft einen Elite Controller anbietet, unterstreicht das Unternehmen schon haptisch: Oberflächenbeschichtung und sogar die gummierten Griffelemente, die selbst nach längeren Sitzungen nicht rutschig werden, distanzieren das Luxus-Pad von seinem einfachen Bruder – die spürbar höhere Masse allerdings ebenfalls, welche als größter Nachteil des veredelten Ablegers wörtlich ins Gewicht fällt. Der Aufschlag von rund 30 Prozent Hüftspeck macht sich deutlich bemerkbar, mit zwei AA-Batterien bestückt stellen sich Ermüdungserscheinungen schneller als gedacht ein. Während des kabellosen Einsatzes vom Sofa aus, einem typischen Spielkonsolen-Szenario, gingen zwei Tester dazu über, die Arme auf den Beinen abzustützen – ein solches Resultat steht dem Konzept eines Gaming-Controllers diametral entgegen.

Tasten sorgen auf emotionaler Ebene für ein befriedigendes Gefühl

Neben den Materialien hat Microsoft auch die Ausführung der Taster geändert, die ein wenig leichtgängiger sind. Zusätzlich vermitteln die Schultertasten sowie das D-Pad ein klareres Feedback und klicken deutlicher als die einfache Version des Standard-Controllers – das vermittelt auf emotionaler Ebene ein befriedigendes Gefühl. Eine solch sanfte Überarbeitung, die einen wesentlichen Beitrag zum Premium-Eindruck des Produktes leistet, erfahren auch die Analogsticks. Hier ist der Widerstand gleichmäßiger, der Lauf sauberer, wobei der nötige Kraftaufwand durch die unterschiedlich starke Hebelwirkung der verschiedenen Sticks variiert werden kann. Allerdings handelt es sich dabei überwiegend um feine Unterschiede, die ihre Wirkung in Summe entfalten: Das Gamepad macht alles ein bisschen besser als das Basisprodukt.

Xbox Elite Controller im Test

Wie auch beim D-Pad sowie den Zusatztasten erlaubt ein Magnetsystem die Adaption des Controllers in Sekundenschnelle; das schraubenlose Abziehen und Anstecken sind Highlights der Konstruktion. Allzu oft umgebaut werden muss das Elite-Eingabegerät jedoch nicht; in aller Regel reicht es, sich auf eine Konfiguration festzulegen, um die meisten Einsatzszenarien abzudecken. Die beigelegten Zubehörteile bieten dabei eine sinnvolle Auswahl, etwa ein größeres Segment für das D-Pad, welches bidirektionale Eingaben etwa für Beat 'em ups erleichtert. Wünschenswert wäre allenfalls, eine Variante der kurzen Analogsticks mit größerer Oberfläche nutzen zu können, da die höheren Ausführungen mit eher kleinen Händen unbequem sind.

Mehr Tasten steigern den Komfort

Keine direkten spielerischen Vorteile gewähren die als Paddles ausgeführten Zusatztasten auf der Rückseite des Controllers. Wie die Variabilität zielt auch dieses Element stärker darauf, Spielern zusätzliche Möglichkeiten an die Hand zu geben. Auch hier handelt es sich mehr um eine Frage des Geschmacks denn ein bahnbrechendes Feature. Grundsätzlich hängt der Nutzen dieser Tasten stark vom Genre ab. Am besten funktioniert das Konzept bei Spielen, die auch den rechten Analogstick für die Steuerung benötigen; in Ego-Shootern können etwa bei Ausnutzung der zusätzlichen Schalter die Finger dauerhaft auf beiden Sticks verbleiben – es spielt sich gefühlt weit flüssiger, weil die Ausrichtung der Kamera ununterbrochen erfolgen kann. Unabhängig davon handelt es sich wie bei den Konfigurationsmöglichkeiten um eine Option, die zuvorderst Viel- und Profispieler anspricht.

In Rennspielen geht der Nutzen der Paddles gegen Null. Sowohl mit vorgefertigten als auch eigens angelegten Profilen verschiedener Konfigurationen der Taster war es nicht sinnvoll möglich, Schaltvorgänge oder Getriebe anzusteuern. Problematisch war die Leichtgängigkeit der Taster, die zu ungewollten Aktivierungen führte, vor allem aber die Koordination von dosiertem Einsatz von Gas, Bremse und Schaltvorgang, die in keiner Variante eingängig erscheinen wollte. Da sich die Zusatztasten sehr leicht auslösen lassen, werden aufgrund von Doppelbelegungen in Verbindung mit dem hohen Eigengewicht des Controllers bei Verwendung aller vier Paddles leicht ungewollte Eingaben getätigt, was über den Testzeitraum hinweg ein grundsätzliches Problem blieb.

Zwei Paddles sind die beste Konfiguration

Die rasche De- und Remontage abhängig von Spiel und Einsatzgebiet ist daher ein Segen. Als ideale Konfiguration hat sich die Verwendung lediglich der beiden vorderen Paddles herausgestellt, was einerseits die Differenzierung zwischen den Tasten vereinfacht, andererseits erlaubt, das Gehäuse feste zu greifen, ohne versehentlich Signale auszulösen und die Breite der Griffstücke durch den Platzbedarf der größeren Paddles zu erhöhen. In dieser Konfiguration geht der Einsatz der Zusatztasten im richtigen Genre unvermittelt in Fleisch und Blut über.

Ersatzteile nur für Xbox-Besitzer

Kritik verdient sich Microsoft für die Diskriminierung von Anwendern, die das Pad exklusiv am PC betreiben wollen: Ersatzteile lassen sich nur dann kaufen, wenn auf die Seriennummer einer Xbox One zurückgegriffen werden kann. Eine Stellungnahme bezüglich dieser Problematik blieb bislang unbeantwortet.