Studie: Notwendige Schritte für den Glasfaserausbau

Andreas Frischholz
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Studie: Notwendige Schritte für den Glasfaserausbau
Bild: Nico | CC BY 2.0

Eine der zentralen Fragen im Breitbandmarkt ist: Wie lässt sich der Glasfaserausbau in Deutschland am schnellsten realisieren? Der Provider-Verband Breko hat nun zusammen mit dem Forschungsinstitut WIK eine Studie vorgestellt und einige Punkte genannt, die für einen beschleunigten Ausbau nötig sind.

Einer der wichtigsten Ansätze: Statt eines Breitbandziels müsste die Bundesregierung ein Infrastrukturziel vorgeben. Denn derzeit lautet die Vorgabe lediglich, dass Anschlüsse mit 50 Mbit/s bis 2018 flächendeckend verfügbar sein sollen. Wichtig wäre nun aber, dass ein Ziel formuliert wird, das über 2018 hinausgeht – und keine Geschwindigkeiten vorgibt, sondern den Ausbau von direkten Glasfaseranschlüssen (FTTH/B).

Als Beispiel für so einen Schritt wird Schleswig-Holstein genannt: Das Bundesland hat bereits die Vorgabe, dass bis 2025 für mindestens 90 Prozent der Bevölkerung ein direkter Glasfaser-Anschluss bereitstehen soll. Bis zum Jahr 2030 ist dann eine flächendeckende Erschließung geplant. Es ist eine Strategie, die sich bewährt hat: Trotz der ländlichen Struktur ist Schleswig-Holstein heute einer der Vorreiter beim Breitbandausbau mit Anschlüssen, die Geschwindigkeiten von mehr als 50 Mbit/s bieten.

Das Gigabit-Ziel als erster, richtiger Schritt

Lobend erwähnt der Breko daher, dass sowohl das Wirtschaftsministerium als auch das für die digitale Infrastruktur zuständige Verkehrsministerium zuletzt Strategiepapiere vorgestellt haben, um den Aufbau von Gigabit-Netzen bis 2025 zu bewerkstelligen. „Die durchaus begrüßenswerten Ansätze der Bundesregierung müssen nun schnellstens konkretisiert, erweitert und konsequent weiterverfolgt werden“, erklärt Breko-Präsident Norbert Westfal. Zumal mit dem Gigabit-Ziel auch eine taktische Falle eliminiert werden könnte, die durch das aktuelle 50-Mbit/s-Breitbandziel entstanden ist: „Nämlich der kurzsichtige Fokus insbesondere auf VDSL-Vectoring“, so Westfal.

Vectoring bewerten die alternativen Provider also weiterhin als kritisch für den Glasfaserausbau. Anders sieht es derweil die Deutsche Telekom: Der Bonner Konzern bezeichnet Vectoring seit jeher als Brücken-Technologie, um den Glasfaserausbau möglichst schnell voranzubringen.

10 Milliarden Euro vom Staat könnten ausreichen

Eine erstaunliche Erkenntnis aus der WIK-Studie ist: Mehr Geld vom Staat bedeutet nicht automatisch, dass der Glasfaserausbau schneller vorangeht. Mit einer cleveren Regulierung könnten bereits 10 Milliarden Euro an Staatsgeld ausreichen. Wichtig sei dafür aber eine clevere Regulierung, sodass auch kleinere Netzbetreiber profitabel ausbauen können. Zu den entscheidenden Punkten zählt dabei:

  • Investitionsschutz: Wenn Netzbetreiber in einem bestimmten Gebiet direkte Glasfaseranschlüsse verlegen wollen, sollte ein strategischer Überbau mit VDSL-Technologie (FTTC) verhindert werden.
  • Fördergelder: Wenn der Staat öffentliche Gelder vergibt, sollte es in erster Linie in die FTTB/H-Infrastrukturen fließen.
  • Wettbewerb: „Es werden nicht 3-4 internationale Unternehmen ein Glasfasernetz bauen“, erklärt Breko-Geschäftsführer Stephan Albers. Vor allem beim Glasfaserausbau wären regionale Anbieter wichtig, weil diese zugeschnittene Lösungen umsetzen könnten, die letztlich die Kosten senken. Nötig seien dafür aber verlässliche Rahmenbedingungen, sodass auch langfristige Investitionen kalkulierbar sind.

Förderung, wenn Unternehmen schnelle Anschlüsse buchen

Ein weiterer Vorschlag ist zudem die Einführung eines „Voucher“-Systems: Bei diesem Konzept werden nicht die Netzbetreiber gefördert, sondern Unternehmen, die einen schnellen Internetanschluss – also etwa über 50 Mbit/s – buchen. Die entsprechenden Gelder sollen aus einem staatlichen Topf stammen. Der Vorteil: Netzbetreiber profitieren von einer höheren Nachfrage nach schnelleren Anschlüssen. Und der Staat kann – anders als etwa bei steuerlichen Abschreibungen – eine fixe Fördersumme festlegen.

Dass Anschlüsse mit Gigabit-Geschwindigkeiten vor allem im gewerblichen Gebiet nötig sind, zeigen bereits die aktuellen Entwicklungen. So wären etwa sowohl bei Big-Data-Anwendungen als auch beim Cloud Computing hohe Download- und Upload-Raten erforderlich.

Die Studie „Erfolgsfaktoren beim FTTB/H-Ausbau“ hat das Wissenschaftliche Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) im Auftrag des Breko erstellt. Als Grundlage dienen nicht nur wissenschaftliche Zahlen, Daten und Fakten, sondern auch Experten-Interviews mit Glasfaser-ausbauenden Unternehmen.

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