Giana Sisters: Twisted Dreams im Test: Besser spät als nie empfohlen

Sasan Abdi
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Giana Sisters: Twisted Dreams im Test: Besser spät als nie empfohlen

Vorwort

Jump 'n' Run auf dem PC? Das geht, wie „Giana Sisters: Twisted Dreams“ beweist. Schon seit Oktober 2012 auf dem Markt erhältlich nehmen wir die neue Sammleredition zum Anlass für einen späten Kurztest des kurzweiligen und dennoch anspruchsvollen Titels. Denn in diesem Fall gilt: Besser spät als nie empfohlen.

Systemanforderungen

Testsystem und Empfehlung „Giana Sisters: Twisted Dreams“
Komponente Testsystem Herstellerempfehlung
Betriebssystem Windows 8 (64 Bit) Windows XP, Vista, 7, 8
Prozessor Phenom II X6 1075T Dual Core, 2,8 GHz
Arbeitsspeicher 8 GByte 2 GByte
Grafik Radeon HD 7870 GeForce 6800, Radeon X1800 XT
Festplattenspeicher ca. 4 Gigabyte
Internetanbindung Ggf. für Download, Steam-Aktivierung

Giana Sisters auf einen Blick

Die neuen „Giana Sisters“ verdienen nicht nur aufgrund ihrer altehrwürdigen Tradition, sondern auch wegen der bewegten Entwicklungsgeschichte eine angemessene Portion Aufmerksamkeit. Angelehnt an das bereits 1987 erschienene „The Great Giana Sisters“ und als Fortsetzung des seit 2009 erhältlichen „Giana Sisters DS“ geplant, sah es um die unter dem Codenamen „Project Giana“ gestartete Entwicklung zunächst schlecht aus.

Als Teil des insolventen Studios Spellbound (u.a. „ArcaniA – Gothic 4“) drohte die Marke zunächst gänzlich zu verschwinden oder als Konkursmasse verramscht zu werden, wurde dann aber von der aus Spellbound heraus gegründeten Spieleschmiede Black Forest Games übernommen. Doch auch danach blieb die Geschichte von „Giana Sisters: Twisted Dreams“ bewegt, sodass erst eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagne mit einer Finanzierung von 150.000 US-Dollar die endgültige Fertigstellung ermöglichte.

Das so erreichte Ergebnis lässt sich als ebenso anspruchsvoller wie ansprechender Genre-Klassiker beschreiben, was schon bei der Geschichte anfängt, denn auch hier verschlägt es die – mittlerweile etwas älter gewordene – Giana in eine unbekannte, bunte Welt. Genauer wird ihre Schwester Maria in eine Traumwelt entführt und von einem riesigen Drachen als Gefangene gehalten. Klar, dass Giana einschreiten und alles daran setzen muss, Maria zu retten.

Giana Sisters: Twisted Dreams im Test
Giana Sisters: Twisted Dreams im Test

Entscheidend ist diese Geschichte natürlich überhaupt nicht, sondern dient nur als Hintergrund, um den Spieler in persona von Giana auf die gut zwei Dutzend, in drei Welten organisierte Level loszulassen. Diese bieten all das, was sich ein Freund des Genres wünschen kann: Ein direkt integriertes, gutes Mini-Tutorial, knackige Gegner, einen scharf anziehenden Schwierigkeitsgrad, vielfältige Karten und Umgebungen und genauso viele unterschiedliche Anforderungen.

Letztere hängen maßgeblich mit der Fähigkeit zur Transformation der Protagonistin zusammen: Per Knopfdruck kann man zwischen einer „süßen“ und einer „punkigen“ Version von Giana wechseln. Diese Verwandlung erfolgt im Bruchteil einer Sekunde und hat zunächst vor allem ästhetische Auswirkungen. So wechselt nicht nur die musikalische Untermalung von weichen Synthesizer-Klängen zu zünftigerer Rockmusik; auch die Umgebung verändert sich von einer bunten Knuddel-Welt, in der selbst Gegner knuffig wirken, zu einer dunklen, von Brauntönen dominierten, erwachsener wirkendenden Spielwelt.

Gelungen ist, dass man es hierbei nicht mit einer bloßen Spielerei zu tun hat, sodass die Transformation nicht nur optisch und klangtechnisch, sondern auch spielmechanisch integriert wurde. Schon nach wenigen Minuten ist der Wechsel zwischen „Cute“ und „Punk“ nämlich nicht mehr optional, sondern zwingend notwendig, da sich hierdurch auch die Beschaffenheit der Level verändert.

Dies gilt einerseits für das Nebenwerk, da sich die vielfältigen und üppig vorhandenen Kristalle von echten Perfektionisten nur im Wechsel zwischen den Welten vollständig einsammeln lassen. Andererseits ist aber schon das bloße Vorankommen fast immer nur durch den geschickten, flüssigen Wechsel zwischen den Spielewelten möglich: Man öffnet als „süße“ Giana ein Tor, wechselt zur „Punk“-Version, um die ersten Meter einer Brücke ausfahren zu lassen und muss dann gleich wieder erneut wechseln, um den zweiten Teil verfügbar zu machen und einen Absturz zu verhindern.

Dieses gekonnte Spiel mit den unterschiedlichen Welten wird im Verlauf der Spielzeit immer wichtiger, weswegen ein flüssiger Umgang über den Erfolg entscheidet. Dieser dürfte sich allerdings selbst bei Freunden des Genres nicht so schnell einstellen, da es der Schwierigkeitsgrad wirklich in sich hat: „Twisted Dreams“ ist alles andere als „casual“, sondern verlangt einige Koordinations- und Konzentrationsstärke, wobei man sich gerade in den ersten Minuten durchaus ab und an von der hohen „Todesrate“ gefrustet fühlt.

So soll es allerdings in einem ordentlichen Jump 'n Run auch sein, weswegen sich hier kein echter Kritikpunkt versteckt. Dies gilt auch deswegen, weil wackere Spieler nicht nur mit immer fordernderen, sondern auch wunderbar diversen Leveln beglückt werden, die sowohl horizontal als auch vertikel zum Erkunden und Wiederspielen einladen.

Dies gilt sowohl in konzeptioneller als auch in grafischer Hinsicht: Konzeptionell fackeln die Entwickler ein Feuerwerk ab, das die bekannten Mechaniken des Genres beinhaltet und allein deswegen nostalgische Gefühle aufkommen lässt. Und auch grafisch überzeugt „Twisted Dreams“ insbesondere durch die abwechslungsreiche Zweiteilung in hohem Maße: Jump 'n' Run muss in der Gegenwart nicht zwingend Retro aussehen!

Dabei muss man erwartungsgemäß kein absolutes Highend-System sei eigen nennen, um das Angebot in maximalen Details genießen zu können. Entsprechend der moderaten minimalen Systemanforderungen lief „Twisted Dreams“ auf unserem Testsystem unter den besagten maximalen Details und in einer Auflösung von 1920 x 1080 konstant an der VSync-Rate von 60 Bildern pro Sekunde.

Und auch die Sound-Umsetzung verdient sich ein Lob. Hier treffen passende Ambiente-Sounds auf noch besser passende Synthesizer-Klänge des Videospiel-Musik-Gurus Chris Hülsbeck und von Fabian Del Priore, wobei die „Punk“-Welt um härtere Gitarren-Riffs von Machinae Supremacy erweitert wird.

Fazit

Den „Giana Sisters“ hängt von jeher der fiese aber nicht ganz unangebrachte Ruf nach, ein kleiner „Super Mario Bros.“-Klon zu sein. Ganz gleich, wie man sich zu dieser Behauptung grundsätzlich stellen mag: Die Fortsetzung „Twisted Dreams“ kann überzeugen und verfügt dabei sowohl spielerisch als auch grafisch über eine durchaus eigene Note.

Giana Sisters: Twisted Dreams im Test

Aus diesem Grund hat der Titel absolut eine Daseinsberechtigung und beweist nebenbei, dass auch in der jüngsten Gegenwart die Begriffe „Jump 'n' Run“ und „PC“ problemlos zusammengehen können.

Vor diesem Hintergrund steht folgende abschließende Empfehlung: Wer für zwischendurch Lust auf ein knackig schweres, gut durchdachtes und liebevoll in Szene gesetztes Jump 'n' Run der alten Schule hat, sollte auf jeden Fall zugreifen.

Kopier- & Jugendschutz

„Giana Sisters: Twisted Dreams“ ist für den PC bereits seit Oktober 2012 erhältlich und kann unter anderem als DRM-freie Variante über einschlägige Plattformen zum Preis von 13 bis 15 Euro erworben werden. Seit dem 28. März 2013 ist nun zudem eine Sammleredition verfügbar, die zum Preis von 19,99 Euro neben zwei neuen Leveln auch zwei neue Skins, ein Poster und den offiziellen Soundtrack zum Spiel enthält und über Steam funktioniert.

In Sachen Jugendschutz gilt es zu erwähnen, dass das Spiel von der USK „ab 6 Jahren“ freigegeben wurde.

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