NoD.sunrise schrieb:
Also wenn dir die Schatten aus B5 nicht geläufig waren dann weiß ich nicht wie du überhaupt dessen Inhalt beurteilen willst - die Handlung um die "Allerersten" (Schatten, Vorlonen usw) ist doch gerade der große epische rote Faden der sich über alle Staffeln spannt und der diverse Handlungsbögen zusammenführt. Genau dafür ist B5 doch bekannt, der große Fünfjahresplan nachdem die Serie von Anfang an konzipiert wurde (was später leider zum Problem wurde als die Finanzierung zuerst vorzeitig enden sollte und dann aber doch noch eine 5. Staffel genehmigt wurde).
Kann mir nicht vorstellen dass du B5 auch nur annähernd komplett gesehen hast und wenn es eine Serie gibt die man als ganzes beurteilen muss dann wohl B5...
c137 schrieb:
Babylon 5 hatte ein zu geringes Budget, ja.
Aber man versteht B5 nicht mehr wirklich, wenn man 1 oder zwei Episoden auslässt. Kleinigkeiten erscheinen in einer Episode unwichtig, eine halbe Staffel später wird dem Zuschauer erst die Bedeutung klar - passiert mehr als einmal.
Ich habe die Serie vor annähernd zwanzig Jahren geguckt. Vermutlich auch lückenhaft, d.h. nicht jede Folge. Aber bitte, das ist doch ein fadenscheiniges Argument, man würde nicht urteilen können, wenn man das Werk nicht
in toto kenne. Ihr verlinkt doch des öfteren Videoschnipsel, die auch aus sich heraus für die Qualität stehen sollen, das habe ich ja hinlänglich destruiert.
Ihr bringt Beispiele dafür, warum das Erzählformat episch zu nennen ist. Ja, da ist es, das bestreitet ja auch keiner. Ihr tut aber so, als sei das ein Wert für sich, anstatt nur ein Format. Ja, die Form der Narration ist episch, aber eben ein schlechter Epos. Ein Beispiel unter vielen: Man kann einen Epos ja auch so konzipieren, dass man durchaus der Geschichte noch folgen kann, wenn man einen Teil von ihr verpasst. Ihr stellt aber als herausragendes Merkmal vor, dass man jede Sekunde mitkriegen müsse, sonst verstünde man vieles nicht. Das zeugt mehr davon, dass das für euch als 'Fans' identitätsstiftend ist, als dass das für die Serie selbst spricht, im Sinne: Nur die wahren Fans haben von der ersten bis zur letzten Minute alles gesehen, nur ihnen erschließt sich das magische Geheimwissen, dass einen verstehen lässt, warum das eine gute Serie sein soll (
fan leitet sich ja auch aus
fanatic ab, ein
fanatic ist ziemlich resistent gegen Kritik). Aber soooo viele einzelne Elemente sprechen schon dagegen, da reißt es das Format des Epos auch nicht mehr heraus, im Gegenteil, es steht sogar der Qualität im Weg. "Epos sein" scheint euch ein hinreichendes Argument für die Qualität zu sein, anstatt zu begründen, was es zu einem guten Epos macht. Da seid ihr eher ausdrucksarm. Wenn es so gut wäre, gäbe es ja auch viel Gutes zu berichten. Ein Merkmal dieser Erzählart: Es will Mannigfaltigkeit (viele 'Völker', viele 'Erzählstränge' etc.) zu einem großen Komplex zusammenführen. Dass das gelungen ist, sehe ich nicht.
NoD.sunrise schrieb:
Wie kommst du dazu dass bei B5 nur "verdoppelt" und "naturalisiert" wird? Es ist doch offensichtlich dass die Völker jeweils unterschiedliche Gesellschaftliche Formen repräsentieren, und das in überspitzter Form die ganz klar als Kritik zu sehen ist, und die mehrfach die Wegbereiter für katastrophale Entwicklungen sind.
c137 schrieb:
Oder das Grey Council, Delenn kritisiert doch selbst das Kastenwesen. Direkt, prinzipiell ohne Nachdenken des Zuschauers.
Das habe ich bereits hinlänglich erklärt, warum es sich um Naturalisierungen und Verdopplungen handelt, auch an den mir vor die Füße geworfenen Beispielen und habe ebenfalls ausführlich zu erklären versucht, was der Unterschied zwischen Kritik und Ideologie in der Darstellung ist. Darauf eingegangen ist man nicht, sondern hat nur behauptet: 'Nein, so ist das nicht', ohne dafür ein Argument zu nennen, sondern das mit neuen Argumentationszweigen oder Beispielen zu ignorieren. Man müsste zumindest, um fair zu bleiben, z.B. schreiben: "Ja, aber das vorherige Beispiel, das du kritisiert hast, war nicht handlungsleitend oder repräsentativ, dieses hier ist repräsentativ, weil ..." oder zu erwidern "deine Kritik greift nicht, weil du dieses oder jenes mißverstehst...", anstatt einfach zu ignorieren, dass ich auf eure Argumente eingehe und ihr neue droppt, an denen ich mich wiederum abarbeiten darf. Also bitte, keine Flucht in neue Beispiele oder Verallgemeinerungen, sondern anhand des bereits diskutierten, mit der notwendigen Verknüpfung, warum das repräsentativ für die Qualität sein soll...
Dass diese 'Völker' unterschiedliche Herrschaftsformen (nicht Gesellschaftsformen) repräsentieren, ist offensichtlich. Das hat auch niemand bestritten (ist also ein
Strohmann). Dass auf einem Planeten aber auch immer nur ein homogenes 'Volk' existiert, ist zwar zum einen der billigen Produktion geschuldet (es wäre wohl zu aufwändig gewesen, das heterogener darzustellen), aber das kann man ja erzählerisch auch anders gestalten. Was daran Überspitzung oder gar Kritik sein soll, erschließt sich mir nicht - das wird nicht 'spitzer' dargestellt, sondern einfach nur in Reinform. Der Zuschauer erlebt das erstmal als eben die 'normale' Existenzweise, weil ihm das als solche präsentiert wird: Die leben nunmal so... Das ist banale Verdopplung: Das was eh existiert, wird nochmal nachgebildet. Beispielhaft an der oben gezeigten Szene in der Bar mit der aufheiternden Macker-Story über den Hausdrachen. Gab es in Babylon 5 z.B. irgendwo Revolutionen
innerhalb einer Gesellschaft? Oder nur das übliche Kriegsgeplänkel
zwischen 'Völkern'? Oder wurde hier nicht viel mehr einem schalen Reformismus das Wort geredet, der ein paar gutmenschliche Zugeständnisse macht, aber die Herrschaftsform unberührt lässt - jedem Völkchen und jedem Kultürchen die jeweils eigene Unterdrückung. Dass sich die Protagonisten über die Zeit verändern, sind mehr individuelle Marotten der dargestellten Charaktere, die als psychologische, mehrdimensionale Figuren funktionieren, aber nicht als Typen oder Personifikationen (vgl.
hier Figurenzeichnung und ihre Funktionen). Nur letztere können darstellerisch
pars pro toto für einen gesamten sozialen Wandel stehen.
c137 schrieb:
Oder hier, eine meiner Lieblingsszenen:
https://www.youtube.com/watch?v=uvmtHGwRSuQ
Wer da nichts zumindest halbwegs tiefgründiges findet...
Das ist doch genau der Kitsch und Kulturrassismus, den ich meine. Hier werden einfach alle möglichen sozialen Erscheinungen gleichwertig aneinandergereiht (das sind doch keine 'Religionen'); alle sind 'authentische' Exemplare einer 'Kultur' - das wird als eine Artenvielfalt aneindandergereiht, als wären das Naturphänomene. Der Pfaffe ebenso wie der Aborigines. Der Indianer-Häupling ebenso wie der Atheist. Das ist in seinem Kitsch pure Ideologie. Man hätte hier herausstellen können, das selbstverständlich auch der, der physiognomisch wie ein Aboriginee aussieht, weil er zufällig in Australien geboren wurde, Atheist sein kann - weil man sich eben aus der Enge seiner 'Abstammung' befreien kann; der Fortschritt einer Gesellschaft und Zivilisation, die ins ganze Universum reisen kann, lässt sowas zu. Das wäre fortschrittlich gewesen. Dass der 'Indianer' noch immer als solcher im Fernsehen vorgeführt wird, in der üblichen rassistischen Art: "stolzes, wildes Naturwesen, dass noch nicht von der Kultur verdorben ist", ist doch Naturalisierung pur. Das ist also nur die übliche Verdopplung der in der Gegenwart verbohrten Vorstellung von "Kulturvielfalt" als "Artenvielfalt". Auch der als 'Indianer' geborene könnte Pfaffe oder Buddhist oder whatever werden, dass wäre fortschrittlich (auch wenn ihm zu wünschen wäre, nichts dergleichen sein zu müssen oder wollen).