RHEL-Derivate Oracle Linux vs. CentOS

websurferin83

Lieutenant
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Hallo zusammen,

ich bin immer noch nicht ganz sicher, für welches Server-OS ich mich zukünftig entscheiden soll. Bisher ging die Tendenz klar zu CentOS, da es viele Jahre mit Sicherheitsupdates supportet wird und dank der Binär-Kompatibilität zu RHEL und der weiten Verbreitung wahrscheinlich auch eine gute Kompatibilität zu der meisten Hard- und Software bietet.

Nun bin ich im Netz über das Oracle Linux gestolpert. Es handelt sich wie bei CentOS auch um einen RHEL-Derivat, das eine Binärkompatibilität bieten soll. Darüber hinaus verspricht Oracle einen stabileren Kernel und eine bessere SSD-Unterstützung.

Hat jemand Erfahrung mit Oracle Linux? Kann jemand Vor- und Nachteile des Betriebssystems benennen?

Der entscheidende Punkt ist aber der hier:
In einem älteren Artikel von ZDnet (klick) habe ich gelesen, dass man es zwar kostenlos von Oracle oder einigen Mirrors beziehen kann, die Sicherheitsupdates jedoch nur bezogen werden können, wenn man einen Support-Vertrag mit Oracle abschließt. Ist das wirklich immer noch so?

Sollten die Updates kostenpflichtig sein, so scheidet Oracle Linux dann doch aus und es wird CentOS.

Ich würde mich über Antworten sehr freuen.

Gruß und danke
websurfer83.
 
Oracle Linux ist im Grunde kostenlos, aber erfordert eine Registrierung. Auch die Updates sind frei verfügbar (x86_64 löst z.B. nach hier auf und da sehe ich auch aktuelle Updates), allerdings weiß ich nicht, wie schnell/häufig Oracle diese ausliefert. Support gibt's gegen Bezahlung.
Aber ganz ehrlich, Oracle? Die, die andauernd freie Software (und Google) wegen irgendwelchen Java-Patenten verklagen? Die, die es nicht auf die Reihe bekommen Java-Updates für monatelang bekannte Lücken bereitzustellen? Die, die OpenOffice an die Wand gefahren und alle Entwickler verscheucht haben?

Es gibt eigentlich nur CentOS und Scientific Linux als echte kostenlose RHEL-Alternativen. CentOS ist momentan noch binärkompatibel, auf Dauer wird es wohl so nicht bleiben, SL etwas mehr davon entfernt.

Zum Testen gibt's seit gestern übrigens den RC von RHEL 7 öffentlich zum Download.
 
websurfer83 schrieb:
Bisher ging die Tendenz klar zu CentOS, da es viele Jahre mit Sicherheitsupdates supportet wird und dank der Binär-Kompatibilität zu RHEL und der weiten Verbreitung wahrscheinlich auch eine gute Kompatibilität zu der meisten Hard- und Software bietet.
Der Hardware-Support hängt direkt am Kernel. Je neuer der Kernel, desto besser der Support. Auch wenn RHEL/CentOS - Kernel eine Menge Backports enthalten, gegen einen Stock Kernel 3.11 oder neuer stinken die nicht an.
Und Software? Sind dieselben Pakete wie bei jeder anderen Distribution. Kleine Unterschiede gibt es, aber nichts großes.

Wenn es dir um die Support-Dauer geht: Ubuntu Server. Sind zwar nur 5 Jahre, verglichen mit den 7 bei CentOS, dafür halt 5 ab diesem Monat, während CentOS 6 schon einen Bart hat.
Im Tausch erhälst du riesige Massen an deutlich aktuellerer Software (z.B. Apache 2.4, PHP 5.5,...) und einen brandaktuellen Kernel, der außerdem über die folgenden 5 Jahre auch noch halbjährlich einen noch aktuelleren Backport-Kernel erhält.

Darüber hinaus verspricht Oracle einen stabileren Kernel und eine bessere SSD-Unterstützung.
Was die als SSD-Unterstützung bezeichnen... Ich vermute mal, Oracle Linux setzt auf Kernel 3.7 oder neuer. Erst ab dieser Version gibt es TRIM für Soft-RAID (mdadm). Mehr braucht man nicht. Batched Discard per cron.daily (anacron) laufen lassen, schon sind die SSD-RAIDs happy.
 
Daaron schrieb:
Ich vermute mal, Oracle Linux setzt auf Kernel 3.7 oder neuer.
Das können sie ja nicht machen. Evtl. bietet ein externes Repo neuere Kernels, wobei der Sinn der Distribution dann fragwürdig werden könnte. Bei Oracle selbst ist - wie bei RHEL/CentOS - z.Z. kernel-2.6.32-431.11.2 aktuell.
Es könnte natürlich sein, dass dort bereits Backports von irgendwelchen neuen SSD-Features vorhanden sind (man könnte ja nachschauen), aber ich bezweifle das, da es sich weder um Sicherheitslücken noch überhaupt um Bugs handelt.
Wenn, dann handelt es sich um den Unbreakable Kernel, aber der ist natürlich nicht mehr binärkompatibel.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hm, dann ist es wohl nur Marketing. Selber Kernel -> selber SSD-Support.

Deshalb sag ich ja: Ubuntu Server. 5 Jahre Support und halbjährlich aktuelle Kernel. Besser kann mans kaum haben.
 
Ich danke erst einmal allen hier für die bisherigen Antworten.

Das mit dem stabileren Kernel ist keine Marketing-Aussage, sondern Oracle Linux kann wahlweise mit dem in RHEL verwendeten Kernel oder mit dem optimierten Kernel installiert werden:
http://www.heise.de/open/meldung/Oracle-Linux-mit-optimiertem-Kernel-1082465.html

Sollte es für Opera Linux wirklich auch ohne Support-Vertrag die Sicherheitsupdates geben, dann würde ich es sogar CentOS vorziehen.

@ Daaron:
Danke für den Hinweis mit Ubuntu. Das scheidet allerdings definitiv aus verschiedenen Gründen aus:
1. Ich benötige ein RHEL-kompatibles Linux, das die Paketverwaltung rpm nutzt, da ich einige Fremdsoftware nutzen möchte, die unter Debian/Ubuntu wahrscheinlich nicht so ohne weiteres funktionieren wird.
2. Die Unity-Benutzeroberfläche von Ubuntu schreckt mich ab.
3. Ich habe schon früher mit Red Hat/Fedora gearbeitet und war eigentlich ganz zufrieden damit. Zu der Zeit war Ubuntu noch nicht einmal geboren.
4. CentOS als auch Oracle Linux scheinen sowohl KDE als auch Gnome als Benutzeroberfläche integriert zu haben. Ich hoffe, dass es Gnome 2 ist, da ich diesen Gnome 3 gar nicht haben möchte. Notfalls wird KDE ausgewählt und gut ist es.

Kann mir jemand sagen, welche Gnome-Version RHEL 6.5 und CentOS 6.5 nutzen?
 
websurfer83 schrieb:
1. Ich benötige ein RHEL-kompatibles Linux, das die Paketverwaltung rpm nutzt, da ich einige Fremdsoftware nutzen möchte, die unter Debian/Ubuntu wahrscheinlich nicht so ohne weiteres funktionieren wird.
Erstmal mit Alien probieren, bevor mans kategorisch ausschließt.

2. Die Unity-Benutzeroberfläche von Ubuntu schreckt mich ab.
Und das ist warum genau noch einmal ein Argument? Unity ist der STANDARD Desktop, zugegeben. Aber was hindert dich, einfach in der Paketverwaltung eines der anderen Meta-Pakete, z.B. für KDE, Gnome3, Lxde, E17 oder Xfce4, anzuklicken?

Außerdem dachte ich, wir reden hier eher über Server. Da gibts gar keinen Desktop. Da gibts Shell per SSH. Da gibts nicht einmal einen X-Server.

3. Ich habe schon früher mit Red Hat/Fedora gearbeitet und war eigentlich ganz zufrieden damit. Zu der Zeit war Ubuntu noch nicht einmal geboren.
Wieder kein Argument. Ich hab früher auch OpenSuSE und Mandrake (jap, noch bevor es Mandriva hieß) verwendet, genauso wie Knoppix oder Tudix. War für mich nie ein Grund, nicht doch etwas schönes neues zu probieren.

4. CentOS als auch Oracle Linux scheinen sowohl KDE als auch Gnome als Benutzeroberfläche integriert zu haben. Ich hoffe, dass es Gnome 2 ist
Der Gnome3-Fallback - Modus sieht fast aus wie Gnome2. Ansonsten gibt es, zumindest für Ubuntu-Ableger, ja noch Mate. Und spätestens Xfce4 (das überall verfügbar sein sollte) erinnert endgültig an Gnome2.
 
@ Daaron:
Wenn ich es richtig gelesen habe, kommt CentOS nur bei der Minimalinstallation ohne grafische Benutzeroberfläche. Und selbst da lässt es sich nachinstallieren.

Da ich aus der Welt der Windows Server komme und ein Altgerät migrieren möchte, komme ich ohne grafische Benutzeroberfläche nicht wirklich zurecht. Das CLI zu nutzen ist nicht so meine allergrößte Vorliebe...

Es scheint nun aber doch nicht so einfach zu sein, ein halbwegs aktuelles Linux auf den Pentium 4 1,5 GHz zu installieren:
http://wiki.centos.org/FAQ/CentOS6#head-d31388203ee81d3a47cb97bfc1c8206c3de85095

Wenn ich das richtig sehe, muss ich im Fall von CentOS die Version 5.10 installieren (die immerhin noch bis 2017 supportet wird, besser als nichts):
http://wiki.centos.org/Download

Und auf dem schwachen Rechner wird auch Unity oder Gnome 3 nicht zu gebrauchen sein.

Da die Umstellung von Windows Server 2003 auf ein Linux-System schon genug "Neues" für mich ist, möchte ich kein Debian/Debian-Derivat haben, sondern wenigstens ein halbwegs bekanntes System einsetzen.
 
websurfer83 schrieb:
Da ich aus der Welt der Windows Server komme und ein Altgerät migrieren möchte, komme ich ohne grafische Benutzeroberfläche nicht wirklich zurecht. Das CLI zu nutzen ist nicht so meine allergrößte Vorliebe...
Du wirst aber das CLI brauchen.
Es gibt 2 Wege, Serverdienste zu konfigurieren/administrieren.
- Das meiste Zeug endet damit, dass du Config-Dateien per Hand umschreibst. Das heißt aber nur: du hast n SSH-Zugang und mountest die Kiste bei dir auf deinem Desktop. Danach kannst du da mit jedem brauchbaren Editor drin rum schreiben.
- Das andere Zeug kannst du über x-wieviele Web - Admins irgendwie verwalten. Wieder musst du dafür gar nicht an die Maschine selbst.

Ein Linux-Server steht irgendwo im stillen Kämmerlein, ohne Monitor, Maus und Tastatur. Er hat ein paar Status-LEDs, ein Stromkabel und ein Netzwerkkabel.... und damit ist er verdammt glücklich.

Es scheint nun aber doch nicht so einfach zu sein, ein halbwegs aktuelles Linux auf den Pentium 4 1,5 GHz zu installieren:
Lubuntu/Xubuntu 12.04 funktionieren hier ebenfalls, die haben einen PAE-losen Kernel. Analog ist das auch mit der Minimal-Installation möglich. Aber eben nur für 12.04, nicht 14.04.
Das heißt aber: Support bis 2017 und Pakete, die signifikant aktueller als die von CentOS 6 sind. Über CentOS 5 reden wir da gar nicht erst.

Und auf dem schwachen Rechner wird auch Unity oder Gnome 3 nicht zu gebrauchen sein.
Xfce, Lxde, IceWM,...
Oder mach endlich Nägel mit Köpfen, administriere wie ein Mann.
 
websurfer83 schrieb:
Das mit dem stabileren Kernel ist keine Marketing-Aussage
Doch, mir fallen sofort drei Gründe ein:
  • Die verlinkte heise-Seite ist eine News über eine Pressemittleilung von Oracle und kein unabhängiger Vergleich. Ich lese dort nur "Oracle nennt...", "Oracle empfiehlt...", "Oracle will...", "...laut Oracle..." etc. Genau das ist Marketing.
  • Die Lizenz bleibt erhalten, die Sources frei verfügbar. Wenn Oracles Kernel wirklich so viel besser wäre, wären die "Optimierungen" schon längst zurückportiert worden.
  • Oracle hat und hatte nicht die nötige Linux-Erfahrung, um solche Kunststücke zu vollbringen und schon mal gar nicht, um dabei auch noch Red Hat zu übertrumpfen. Nicht Red Hat.
websurfer83 schrieb:
Kann mir jemand sagen, welche Gnome-Version RHEL 6.5 und CentOS 6.5 nutzen?
2.28.2 ist es momentan.
RHEL 7 kommt mit Gnome 3 im Classic Mode.

*Edit: Man kann übrigens diesen Unbreakable Kernel etwa auch unter CentOS parallel zum normalen installieren (oder auch stattdessen) und dann selbst vergleichen. Der "Trim-Test" von hier schlägt z.B. fehl. Discard funktioniert nicht. Da benötigt es weiterer Änderungen am System.
 
Zuletzt bearbeitet:
websurfer83 schrieb:
Es scheint nun aber doch nicht so einfach zu sein, ein halbwegs aktuelles Linux auf den Pentium 4 1,5 GHz zu installieren:
http://wiki.centos.org/FAQ/CentOS6#head-d31388203ee81d3a47cb97bfc1c8206c3de85095
Ich habe einen P4 mit 3.0 GHz und 4GB RAM. Fedora 20 laeuft da aktuell neben Windows 7 drauf. Da wird dieses Bit noch nicht abgefragt. Als Desktop nutze ich GNOME 3. Ich habs noch nicht viel genutzt (ein wenig Videos gucken, surfen, Emails), aber es lief fuer mich sehr gut. Ich bin allerdings noch mehr in Windows unterwegs.
 
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