Kommunikationstechnik – eine (zu) gefährliche Ablenkung im Auto?

Nett wie Du soeben ein basales Prinzip unseres Rechtsstaates scheinbar elegant ausgehebelt hast.
Will man absolute Gerechtigkeit, bedarf es jemandem der absolutes Wissen und absolute Gewalt/Herrschaft vereint. Ich dachte die hobbessche Idealvorstellung eines Staates (Leviathan) hätten wir bereits mit John Locke überwunden? Oder anders formuliert, selbstverständlich ist das Verhältnismäßigkeitsprinzip nicht perfekt, daher ist es auch fehleranfällig, insbesondere weil wir über menschliche Gesellschaftsphänomene sprechen, aber die o.g. "perfekte" Alternative, wirkt auf mich deutlich bedrohlicher als der Ermessensspielraum einer Verhältnismäßigkeitsprüfung.

Daher hat es einen guten Grund warum es die Judikative gibt und nicht Opfer die Strafe von Tätern bestimmten.
 
DerOlf schrieb:
Der im gerammten Auto, der dabei vll. einen Arm verloren hat, wird das Fernmeldegeheimnis für einen Witz halten
Schöne Neue Welt, hm? Das Opfer bestimmt Strafmaß und Verhältnismäßigkeit. Was kommt als nächstes, GOTT bestimmt das Strafmaß, vermittelt durch ein "Heiliges Buch", das nur von "Heiligen Männern" interpretiert werden darf?

Wir leben in einem Rechtsstaat, und hier entscheidet zum Glück eben kein DerOlf darüber, was hier zulässig ist und was nicht. Wäre das anders, würde hier wirklich GG Art. 20(4) greifen und jeder Bürger, der noch bei Trost ist, sollte dir mal den Kopf gerade rücken.

Spätestens, wenn ein hoher Politiker oder Polizist durch einen SMS-Junkie angefahren wurde, sind die Persönlichkeitsrechte pupsegal.
So ist das eben mit der lieben Verhältnismäßigkeit.
Der betreffende Politiker könnte sich nach so einem Bruch der Persönlichkeitsrechte getrost von seiner Karriere verabschieden. Willkommen im Rechtsstaat.
 
Ziemlicher Bullshit...
"Die "Handy-Pistole" könne zwischen einer Textnachricht, einem Anruf oder Datentransfer unterscheiden, die jeweils eigene Frequenzen senden..."

Wie bitte soll das gehen? Ok, es mag ja noch angehen, dass ein ECHTER Anruf und eine ECHTE SMS andere Frequenzbänder nutzen als ein Datentransfer, aber was ist mit VoIP und Message-Diensten wie Whatsapp? Und spätestens wenn wir verschlüsselte Kommunikation, wie z.B. ChatSecure, in Betracht ziehen, ist auf den Tod kein Unterschied mehr zwischen eine den verschiedenen Datenströmen möglich. Kein geheimer Zauberkasten kann hier noch nachweisen, ob jetzt eine Chatnachricht getippt wurde oder eine Quantified-Self - App bloß ein paar Trackingdaten aktualisiert hat.

Und offen bleibt auch die Frage nach Text-to-Speech/Speech-to-Text für SMS oder Freisprech-Telefonie. Klar, wenn sogar solche Assistenzsysteme illegal sind, dann spielt es keine Rolle. Aber in Deutschland sind sie vollkommen legal und vor allem unbedenklich (nicht schädlicher als ein Gespräch mit dem Beifahrer).
Das Thema Bei-/Mitfahrer wurde ja im Artikel wenigstens angesprochen. Hier greift noch ein hübscher Aspekt der Beweislast. Selbige liegt beim Staat. Würden die mit der "Blitzkanone" am Rand stehen und mich dann wegen Telefonierens herauswinken... tja, reich ich das Ding schnell dem Beifahrer rüber. Beweist mal, dass ICH telefoniert habe.

Wie gesagt, das ist alles Bullshit, mit dem eine Firma sich ordentlich profilieren und vor allem profitieren will. Praktisch nutzbar ist da nichts, aber das merken die Behörden, die so einen Mist einkaufen, erst hinterher... und der Steuerzahler merkts im Zweifel erst bei der nächsten Prüfung.
 
Ich kann dazu auch etwas berichten.
Fahre seit zwei Jahren jetzt einen relativ neuen Wagen, das originale Radio wurde gegen eins mit 8" Touchscreen getauscht, mit allem drum und dran. Durch das rumtüdeln am Radio habe ich einen Auffahrunfall verursacht, nichts schlimmes passiert (zum Glück) jedoch mein Auto jetzt ein Unfall Fahrzeug und kaum noch was wert. Das originale Radio ist wieder drinn und die Lektion ist gelernt, nicht mehr ablenken lassen.
 
Du sollst ja auch nicht am Touchscreen herumfingern. Zwar ist das nicht explizit verboten, wird aber von StVO §1 direkt mit abgedeckt.

(1) Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.
(2) Wer am Verkehr teilnimmt hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.

Beide Punkte hast du sträflich verletzt.
 
Naja, wenns danach geht, darfst du im Auto nichts machen außer nach vorne gucken und beide Hände am Lenker. Dann dürfte es auch keine manuelle Schaltung geben, weil es zu ablenkend wäre ;)
 
Zur Seite und nach hinten muss man aber auch mal gucken. :D

(und einen deiner Beiträge bei den "Witze über faule Beamte" fand ich heute morgen sehr erheiternd) :lol:
 
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@diRAM
Ich wollte dieses Prinzip (Verhältnismäßigkeit) nicht negieren. Nur darauf hinweisen, dass es eben nicht bei allen gleich bewertet wird. Bei einem Politiker ist die Klärung der Schuldfrage beispielsweise von öffentlichem Interesse (mich interessiert das am ende einen Dreck, aber das ist da mal egal) - und auch das darf ein Richter bei der Entscheidung über die Verhältnismäßigkeit nicht einfach ignorieren. Stell dir doch nur mal vor, der Politiker saß bei dem Unfall im Dienstwagen - der wird mit Steuergeldern unterhalten, und da interessiert die Schuldfrage eben etwas anders, als wenn NUR Privatwagen betroffen sind.

Gleiches beim Polizisten oder hohen Beamten. Hier geht es eben nicht einfach nur um dei Schuldfrage in einem Verkehrsunfall, die Klärung dieser Frage ist per Definition von höherem öffentlichen Interesse, als das bei einem Normalo der Fall ist.
Oder sollte ich das tatsächlich so falsch verstanden haben?

@Daaron
War ja klar, dass du wieder nur die eine Seite dieses Beispiels kommentierst.
Ich wollte damit nur darauf hinaus (mit dem ganzen Beispiel), dass die Beteiligten es unterscheidelich bewerten könnten - genau deswegen muss ja ein Richter über die Verhältnismäßigkeit der Ermittlungsmethoden entscheiden.
 
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die verhältnismäßigkeit kann auch neu bewertet werden, die meisten der heute als "unkündbar" geltenden privilegien stammen aus Zeiten als es vielleicht ein drittel der heutigen Fahrzeugdichte gab, und diese wesentlich langsamer fuhren...

dies nur als Anregung, stichwort Elterntaxis und "Kiss and Ride" Parkplätzen vor Schulen/Grundschulen.

ich verteidige aber mein Privileg auf Fahrerflucht, sofern mich halt keiner sieht ! Ätschi
 
Es muss nicht immer nur ein Nachteil sein, dass so viel Technik in die Autos einzug hält. Wenn man sich allein die neueren beim Ford ansieht, da ist alles per Sprachsteuerung möglich. Teilweise von den Apps, dann ist das schon ein großer Vorteil.

Ob natürlich die ständige Verbindungen zu Facebook oder Twitter, das wichtigste im Leben ist, kann man geteilter Meinung sein. Im Übrigen ist der neue Ford bei http://www.mobile.de/modellverzeichnis/ford/focus.html gar nicht mal so teuer.
 
mattie schrieb:
Ob natürlich die ständige Verbindungen zu Facebook oder Twitter, das wichtigste im Leben ist, kann man geteilter Meinung sein.

Das ist mMn das Kernproblem bei der ganzen Debatte ...
 
Ich bin der festen Überzeugung dass durch rauchen im Auto (kippe raus holen anstecken, abaschen, fallen lassen..) weitaus mehr Unfälle passieren als durch die Ablenkung der elektronischen Unterhaltung.
 
Das mag sein, aber ich sage das durch das Reden mit dem Beifahrer noch mehr Unfälle geschehen. Und nun? Das kann man weder alles verbieten, noch kontrollieren.
 
Statistisch fahren die meisten alleine als Pendler. Und während der pendlerzeiten passieren die meisten Unfälle.
 
Komische Korrelation, die wir hier haben... Maximale Verkehrsdichte, maximale Unfälle...
Aber schau doch mal über den Tellerrand. Schau nicht auf die MENGE der Unfälle, sondern auf die SCHWERE. Ich seh alle 2-4 Wochen morgens oder abends einen neuen Blechschaden durch Unachtsamkeit. Aber einen richtigen bösen Crash? Noch keinen gesehen in all den Jahren. Die passieren nicht im Pendlerverkehr, sondern wenn alles frei ist.

Natürlich sind Kippen ein Problem... genauso wie Schneckchen, dass noch schnell das Makeup kontrolliert.
 
sry aber auch hier sind nicht die kippen das problem, sondern der Unverstand des Fahrers.

ein nicht umnachteter Raucher, dazu zähle ich mich - wirft keine Kippen ausm Auto, wirft keine auf die Straße und keine in den Wald.
Und wenn er sich eine aus der Packung fingert, hat er genau überlegt wann er das macht und die Packung liegt passend. das sind 3-4 sekunden dann hab ich das ding im mund, und warte auf die Gelegenheit das ich sie anmachen kann - wenn es der Verkehr zulässt.

gegen tussis/deppen die mit michshake in der einen hand, burger auf der ablage, erstmal die kippen in der handtasche suchen und dann noch eine anstecken - hilft nichts. die machen halt was anderes während der Fahrt wenn du das rauchen/essen/whatever verbietest.

ich bin allerdings auch daarons Meinung das die Blechschäden zwar nervig aber eigentlich egal sind. nur glaube ich das diejenigen die auf freier Strecke mit volldampf in ein Stauende rasen - eh schon so am limit sind das da Vorschriften garnichts bringen.
quasi so wie wenn man die Strafe fürs Geisterfahren drastisch erhöhen würde - bringt nix.
 
Jo. Man muss schon abartig Banane sein, um tatsächlich nicht zu merken, dass man gerade im Blindflug unterwegs ist. Wer so umnachtet ist, gegen den helfen keine Strafen. Bei dem kann man sich nur wünschen, dass er bei Zeiten einen Baum oder Betonblock rammt, bevor er tatsächlich einen Menschen trifft.
Es gibt aber tatsächlich vertretbare Gründe für kurzen Blindflug. Der einfachste ist ein Niesanfall. Jeder Allergiker kennt das... Kurze Nies-Salve bei 150, bis man die Tränen wegblinzelt ist man an der nächsten Abfahrt vorbei. Du kannst bei sowas aber auch nicht einfach auf die Bremse treten, denn dann rauscht dir garantiert einer rein. Dagegen hilft nur: Bei Pollenflug insgesamt etwas ruhiger fahren und mehr Abstand halten.


Viel problematischer als alle Kippen oder Handys zusammen sind aber eh die Vollpfosten in ihren Nobelkarossen mit eingebauter Vorfahrt. Ich hab vor ner Weile eine Statistik gelesen, nach der Fahrer von Luxusmarken, insbesondere BMW, tatsächlich auf ihre eingebaute Vorfahrt bestehen & vertrauen.
Ich hatte heute, bei ~120, erst wieder so einen Fall. Ich hab auf der linken Spur (rechts LKW & 1 BMW) gemütlich den notwendigen Sicherheitsabstand eingehalten... und BÄM zog der BMW vor mir rüber. Aus meinen 50-60m Abstand wurden plötzlich nur noch 20, und der Bayrische MistWagen war noch dazu natürlich signifikant langsamer als ich....

Bevor man also Elektronik oder Kippen verteufelt sollte man erst einmal jeden BMW/Audi/Mercedes-Fahrer mit ner Elektroschocktherapie beglücken.
 
Manchmal kann man in der Tat nichts gegen eine Ablenkung machen. Mich hatte mal ne Wespe beim fahren in den Rücken gestochen. Da war ich auch abgelenkt, hätte der vor mir gebremst, hätte ich wohl auch zu spät reagiert.
Allerdings sollte man bei sowas (genauso bei Niesattacken) vom Gas gehen und zumindest mal vorsichtig bremsen.

Aber das man sich mit Smartphones ablenkt, wäre ja nicht so tragisch, wenn man nur sich selbst gefährden würde. Leider gefährdet man auch andere.
Es ist schockierend wie egal manchen ihr eigenes und das Leben anderer ist. Da helfen aber auch keine Gesetze oder mehr Kontrollen.
 
WhiteShark schrieb:
Manchmal kann man in der Tat nichts gegen eine Ablenkung machen.

Ja. In jungen Jahren wollte ich mal ein Bier aufmachen mit dem Flaschenöffner am Autoschlüssel.
Weil das so schlecht ging hab ich den Schlüssel abgezogen. dann ging aber das Lenkradschloß rein.
Das war ziemlich blöd so mitten in der Kurve.
Aus Fehlern lernt man.
 
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