Kein duales Studium - kein Zugang zu Konzernen?

jonesjunior

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Hallo,

der Wunsch eines Absolventen der ingenieurwissenschaftlichen Fächern ist oft der Einstieg bei einem IG Metall tarifgebundenen Unternehmen. Gute Bezahlung und Arbeitszeiten sind garantiert, meistens handelt es sich bei den Unternehmen um Konzerne. Wenn man sich jedoch die Stellenangebote der Unternehmen anschaut, stellt man fest, dass es kaum Auswahl für Berufseinsteiger gibt.
Das lässt sich wohl einfach damit erklären, dass die Stellen intern mit den dualen Absolventen besetzt werden und somit kein Bedarf an Externen besteht.
Für den Uni/FH Abgänger bleiben somit die mittelständischen Unternehmen und Dienstleister, welche in der Regel schlechtere Konditionen bieten. Da hilft es auch erstmal wenig, wenn diese Personen gegenüber den dualen Studenten einen Masterabschluss vorweisen können.

Meine Frage also: Wieso wird die Universität noch so sehr empfohlen, wenn man später in der Industrie einsteigen möchte?


Nicht, dass ihr mich falsch versteht. Ich gehe selbst an eine TU, jedoch fange ich selbst an zu zweifeln. Freunde, die dual studieren, erzählen mir regelmäßig, wie die guten Stellen intern vergeben werden.
Von Absolventen der Uni höre ich hingegen die Freude, bei einem Dienstleister o.Ä. untergekommen zu sein. Natürlich sind das jetzt Einzelfälle, aber meiner Meinung nach bilden sich Tendenzen.
Weiterhin bieten die großen Unternehmen zwar Trainee Stellen für Uni-Absolventen an, aber die Anzahl ist so gering, dass dort nur ein sehr geringer Prozentsatz unterkommen kann.

Wie seht ihr die Entwicklung?
 
Hi,

die ganz konkrete Frage ist: Von wem wird was empfohlen.

Das Duale Studium hat ja den Ruf, kein ordentliches Studium zu sein. Man hat "nur" den Bachelor, und die Leute von der Uni sind viel besser ...

Ich bin dualer Student und meine Firma stellt jetzt zB. ein spezielles Produkt her. ZB. Siemens die Waschmaschinen. Der duale Student wird nun während seiner 3 Jahre Studium intensiv auf dieses Produkt geschult. Die Zeit in den Praxisphasen ist ca. 1,5 Jahre. Das ganze findet statt zum Ausbildungslohn. Steigt der Student nun mit seinem "nur" Bachelor ein, verdient er weniger wie ein Master, und ist vor allem schon recht gut eingelernt. Noch dazu gibt die Stelle meistens nicht genug her um den Kenntnissen eines Masters voll zu entsprechen. Für Firmen macht es also viel Sinn den dualen Studenten zu übernehmen trotz der Kosten für das Studium (ka wie hoch die sind).

Prinzipiell ist ein duales Studium also nicht schlecht für den Einstieg in die Industrie und meiner Meinung nach zählt danach eh das können.

Allerdings ist das duale Studium recht neu und viele der Leute die Empfehlungen aussprechen haben auf einer Uni oder FH studiert. Das vor allem mit Diplom. Für die ist der Bachelor sowieso minderwertig. Und da man laut denen ja nur auf der Uni ordentlich studieren kann und ein Bachelor eben nichts wert ist, ist auch das duale Studium nichts Wert.

Das ist meine Sichtweise woher das Problem kommt!

MFG
Thomas
(ab Dezember B.Eng (DHBW) ;))
 
Die Firmen investieren viel Geld & Zeit in ihre dualen-Studenten, von daher ist auch die Übernahmequote sehr hoch. Auch, weil man den Kandidaten schon kennt und dieser ebenfalls das Unternehmen besser kennt als ein "Externer". Auch sind die Studienpläne & -inhalte gut auf dem Bedarf der Unternehmen abgestimmt - 0815 Kurse sind da selten.

Es gibt aber m.E. ausreichend Stellen/Bedarf, welche nicht durch das duale Studium gedeckt werden können. Deshalb sollten auch Studenten von FHs und Unis auch den Einstieg in einen Konzern schaffen. (wenn man die gewünschte Fachrichtung studiert hat)
 
Gute Bezahlung und Arbeitszeiten sind garantiert, meistens handelt es sich bei den Unternehmen um Konzerne. Wenn man sich jedoch die Stellenangebote der Unternehmen anschaut, stellt man fest, dass es kaum Auswahl für Berufseinsteiger gibt.

Naja die meisten Einsteigerstellen von großen Konzernen werden über Zeitarbeitsfirmen vergeben. Ergo keine tarifgemäße Zahlung notwendig. Ansonsten wird das mit "guter Bezahlung" nach einem dualen Studium weit übertrieben. Kenne einige die nach dem Bachelor mit nem Gehalt einsteigen, welches in Ordnung ist, aber nicht überdurchschnittlich gut ist.
 
Airbag schrieb:
Naja die meisten Einsteigerstellen von großen Konzernen werden über Zeitarbeitsfirmen vergeben. Ergo keine tarifgemäße Zahlung notwendig. Ansonsten wird das mit "guter Bezahlung" nach einem dualen Studium weit übertrieben. Kenne einige die nach dem Bachelor mit nem Gehalt einsteigen, welches in Ordnung ist, aber nicht überdurchschnittlich gut ist.

Genau diese Zeitarbeitsfirmen finde ich problematisch, die dualen umgehen diese Konditionen einfach.
Arbeiten deine Bekannten unter dem IG Metall Tarif? Dann können die durch eine übliche Eingruppierung in z.B. EG10 oder 11 (Baden-Württemberg) und den Zusatzzahlungen von locker 4k brutto ausgehen, wovon die Leiharbeiter wohl träumen.
 
@7H0M45
"Steigt der Student nun mit seinem "nur" Bachelor ein, verdient er weniger wie ein Master, und ist vor allem schon recht gut eingelernt."

Das stimmt so nicht, es geht ja hier um Tarife... Da ist es egal ob du einen Bachelor oder einen Master hast. Es geht um das Arbeitsprofil das du tätigen musst. In den großen Firmen spielt es also kaum eine Rolle ob du als Einsteiger einen Bachelor oder Master hast was die Bezahlung angeht. Viele vertreten die Meinung, dass man mit einem Master mehr Chancen auf die Stelle hat, aber das sein mal dahingestellt. Viel wichtiger ist die Erfahrung bzw. das Können.

@jonesjunior
"Kein duales Studium - kein Zugang zu Konzernen?"

Nein das stimmt zum Glück nicht... (:
Es gibt viele Möglichkeiten sich den Zugang zu verschaffen. Ich weiß nicht wie weit du mit deinem Studium bist, aber hast du bereits ein Praktikum oder eine Werkstudententätigkeit gemacht? Das sind gute Möglichkeiten den Bezug zu einer Firma aufzubauen und sich auch atraktiv zu machen. Jemand der z.B. bei der Bosch GmbH sein Praktikum gemacht hat und dann z.B. beim Daimler als Werkstudent gearbeitet baut zu diesen Firmen Bezug auf. Wenn du z.B. deine Abschlussarbeit in der Firma X machst und es dir in dieser Abteilung gefällt und du wirklich gute Ergebnisse lieferst und dein Teamleiter dich mag, dann kannst du ihm auch mal auf das Thema Stelle ansprechen. Viele von meinem ehemaligen Kommilitonen haben sich so eine Stelle verschafft.
 
Zuletzt bearbeitet:
Airbag schrieb:
Naja die meisten Einsteigerstellen von großen Konzernen werden über Zeitarbeitsfirmen vergeben. Ergo keine tarifgemäße Zahlung notwendig. Ansonsten wird das mit "guter Bezahlung" nach einem dualen Studium weit übertrieben. Kenne einige die nach dem Bachelor mit nem Gehalt einsteigen, welches in Ordnung ist, aber nicht überdurchschnittlich gut ist.

Was ist denn für dich gute Bezahlung. Laut IG Metall liegt der Median für Duale Studenten bei ca. 45000.
Also ich finde das schon ne gute Bezahlung.

vandread schrieb:
Das stimmt so nicht, es geht ja hier um Tarife... Da ist es egal ob du einen Bachelor oder einen Master hast. Es geht um das Arbeitsprofil das du tätigen musst. In den großen Firmen spielt es also kaum eine Rolle ob du als Einsteiger einen Bachelor oder Master hast was die Bezahlung angeht. Viele vertreten die Meinung, dass man mit einem Master mehr Chancen auf die Stelle hat, aber das sein mal dahingestellt. Viel wichtiger ist die Erfahrung bzw. das Können.

Dazu kommen noch Leistungszuschläge. Und die bewertet jede Firma selbst für sich. Leider spielt die theoretische Qualifikation dort noch eine große Rolle.


@Topic: Ich glaub wir driften hier ein wenig ab. Wenn ichs richtig Verstanden hab, war die ursprüngliche Fragestellung, warum die Uni noch immer so empfohlen wird wenn man in die Industrie will. Mich würden dazu auch andere Meinungen interressieren.
 
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7H0M45 schrieb:
@Topic: Ich glaub wir driften hier ein wenig ab. Wenn ichs richtig Verstanden hab, war die ursprüngliche Fragestellung, warum die Uni noch immer so empfohlen wird wenn man in die Industrie will. Mich würden dazu auch andere Meinungen interessieren.

Richtig. Die Universität ist natürlich nach wie vor die perfekte Anlaufstelle für Leute, die später in die Beratung, Wirtschaftsprüfung oder Forschung wollen.
Es wird jedoch kaum differenziert, dass der durchschnittliche Student nicht die 70h/Woche Consultant-Karriere anstrebt, sondern sich eine gesunde Mischung aus Gehalt und Arbeitszeit in einem sozialen (!) Unternehmen wünscht.
Ob man diesen Sprung als Universitätsabsolvent genauso leicht schafft wie die DHBWler frage ich mich eben aus den oben genannten Gründen.

Simples Beispiel: Person x hat sein Abitur abgelegt und interessiert sich sehr für die Automobilbranche. Ob technischer Vertrieb, Projektmanagement o.Ä. sei erstmal dahingestellt. Nun könnte er versuchen, ein duales Studium bei Porsche, ZF, Continental oder Daimler zu beginnen. Bei einer Zusage hätte man ziemlich sicher eine aussichtsvolle, da relativ vorgeplante Zukunft.
Blöd ist jedoch, wenn Person x eher theoretisch veranlagt ist, ein richtiges Studentenleben führen will und nicht ständig umziehen möchte (Theorie -> Praxisstandorte). Das Problem ist also, das Ziel über den klassischen Uni-Weg zu erreichen.

Der Zugang über Werkstudententätigkeiten und Praktikas, wie vandread schon erwähnt hat, ist sicherlich eine gute Möglichkeit, die ich auch anstrebe.
Jedoch gibt es einfach viele Städte ohne nennenswerte Industrie oder Extrembeispiele wie die TU Clausthal, da wird es eher schwierig im Wald.

Ich bin übrigens glücklich mit dem System der Universität und würde ein duales Studium immer noch nicht in Erwägung ziehen. Trotzdem interessieren mich eure Erfahrungen und Meinungen zu den Aussichten nach dem Abschluss, weil mich viele Beiträge von Freunden und Bekannten kritisch werden lassen.
 
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Da ich ein duales Studium gemacht habe, konnte ich gut beobachten, dass die guten Leute, die eh nach dem Studium den Bereich wechseln wollten, quasi am Studienort von Headhuntern "abgefischt" wurden. Ein anderer Teil hat den Master drangehängt, oder ist in dem Betrieb verblieben wo sie mit dem Studium angefangen haben.

Jedem sollte aber klar sein, das ein duales Studium, wenn man es denn anständig "durchziehen" will, es doch sehr an der Freizeit knabbert. Denn schließlich ist man morgens und tagsüber im Betrieb, zwischendurch an der Berufsschule um die Ausbildung zu absolvieren und Freitag, Samstag ist man in der Uni. Mit den ganzen Vor- und Nachbearbeitungen bleibt wenig Zeit für den Rest.
 
Es ist doch ganz einfach -> es gibt "zu wenig" duale Studenten um den Bedarf der Firmen zu decken. Es würde den Unternehmen einfach zu viel Zeit und Geld kosten um wirklich den kompletten internen Bedarf ausschließlich durch duale Studenten zu decken. Weiterhin müssten sie extrem genau vorhersagen können, wie ihr Personalbedarf in 3 bis 4 Jahren aussieht.

Duale Studenten bedienen immer nur ein Basisbedarf bei den Unternehmen. Geht dieses davon aus, dass es jedes Jahr ca. 500 Leute als Neueinstellung braucht, werdet ihr dennoch maximal 100 duale Studenten im Unternehmen finden. Der Durchlauf & Ausbildung in den Abteilungen kostet diese auch viel Zeit und Ressourcen.

Meine Empfehlung an zukünftige Studenten wäre es, sich neben der vernünftigen Informationsbeschaffung zur Studienrichtung auch darüber zu informieren:
-> welche Jobs man mit dem abgeschlossenen Studium machen kann (Stepstone & Co. sollten auch direkt mal vor Studienbeginn befragt werden)
-> wie das Einstiegsgehalt aussieht und wie der weitere Gehaltsverlauf ist.

Manchmal hat man echt das Gefühl, dass die Studenten weder genau wissen was Inhalt ihres Studiums ist, noch was man danach arbeiten kann/welches die Firmen sind, die einen als potenzieller Arbeitgeber zur Verfügung stehen.
 
Ich denke, hier werden ein paar falsche Schlüsse gezogen. Der Schlüsselsatz steht im Eröffnungsbeitrag:
Wenn man sich jedoch die Stellenangebote der Unternehmen anschaut, stellt man fest, dass es kaum Auswahl für Berufseinsteiger gibt.
Der Ideale Kandidat hat 20 Jahre Berufserfahrung, spricht 8 Sprachen, hat Soft-skills wie Mutter Theresa, ist ein Kapazunder in 13 Spezialgebietes und ist obendrein auch noch ein 100% Allrounder.

Natürlich wird kaum eine Stellenbeschreibung für Neueinsteiger ausgeschrieben; soviele Wechselwillige gibts allerdings nicht, um alle Stellen ohne Neueinsteiger zu besetzen.
 
jonesjunior schrieb:
Ob man diesen Sprung als Universitätsabsolvent genauso leicht schafft wie die DHBWler frage ich mich eben aus den oben genannten Gründen.
Ich sag mal recht pauschal, dass du nirgendwo leichter den Sprung von Studium ins Unternehmen schaffst wie im dualen Studium.
Die Schwierigkeit ist die duale Stelle zu bekommen und das Studium zu schaffen. Wenn man sich dann nicht zu blöd in der Praxis anstellt, ist eine Übernahme eigentlich nie ein Problem. Ich schätz mal das bestimmt 90% der Absolventen ein Angebot zur Übernahme bekommen.

@Rollensatz Wo hast du denn Studiert, das hört sich ganz anders an als bei mir.
 
7H0M45 schrieb:
@Rollensatz Wo hast du denn Studiert, das hört sich ganz anders an als bei mir.

Hängt davon ab, wie der Betrieb dich "einspannt". Kollegen von mir sind 100% belastet im Betrieb und müssen alles sonstige in der Freizeit machen. Andere haben 90% Freizeit im Betrieb und können alles vorbereiten für die Uni.

Dort muss man eben "Glück" haben.
 
Ne ich meinte das mit dem Samstags Uni und so. Das ist bei uns an der DHBW nicht so.
 
Ach das ist doch "branchenüblich". Zumindst kenne ich das genau so auch von vielen anderen Studenten in anderen Richtungen hier in Hessen.

Dort heißt es: Wochentag (13-14 Uhr bis 18-21 Uhr) und Samstag 8-17 Uhr.

Das Konstrukt kenne ich nun bei Informatik, Wirtschaftsinformatik, Chemie, Biologie und BWL.

Konstrukt im Kombination mit Uni, Privater Uni und Hochschule sowie Fachhochschule mir bekannt.

Wie macht es den die DHBW ?
 
DHBW (Duale Hochschule Baden-Württemberg) hat immer Theorie und Praxisphasen. Man ist zb. 5 Wochen im Betrieb, dann 12 Wochen in der Hochschule, dann mal 8 Wochen Betrieb...
Im mittel ist es 50:50.
Das ist dann bei allen Fachrichtungen so. Man hat allerdings nur den Bachelor, keine Ausbildung.
 
7H0M45 schrieb:
Was ist denn für dich gute Bezahlung. Laut IG Metall liegt der Median für Duale Studenten bei ca. 45000.
Also ich finde das schon ne gute Bezahlung.

Dir ist schon klar, dass ein Konzern keine juristische Person ist und aus vielen Unternehmen besteht?
Folglich ist es nicht unüblich, dass es innerhalb eines Konzern auch mehrere Tarifverträge gibt bzw. gewisse Leute hierachisch bedingt auch von anderen Unternehmen beschäftigt werden. z.b. gibt es bei Lufthansa wie es aussieht 4 verschiedene Möglichkeit wie man dort beschäftigt sein kann.

edit:

Ich finde 45k eher als normal. Würde ich nicht als viel bezeichnen. In München/FFM/Stuttgart wird man teilweise deutlich besser als Masterabsolvent bezahlt.
 
Nich das wir aneinander vorbeireden, ich meine für einen Bachelor in BY bzw. BW
 
Haben wir auch nicht. Der erste Abschnitt war darauf bezogen, dass man nicht zwangsläufig in einen IG Metalltarif fällt und das edit darauf, dass ich 45k nicht viel finde.
 
45k ist eine gute Bezahlung. Als dualer Student hat man während des Studiums eine Vergütung erhalten und die Studiengebühren - welcher bei der dualen Form normalerweise anfallen - werden auch übernommen. Vor allem die Vergütung während der Studienzeit ist nicht zu verachten!
 
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