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Zerfall der Videospielära - Eure Meinung?

Herdware schrieb:
Es gab doch schon immer einen riesigen Berg schlechter Spiele, in dem man nach den wenigen Perlen suchen musste. Nur sorgt unsere Nostalgiebrille heute dafür, dass wir uns praktisch nur an die guten alten Spiele erinnern und kaum an die schlechten alten Spiele. Dafür muss man dann erstmal sowas wie den Angry Video Game Nerd schauen oder sich durch die alten Spieletests (mit den dazugehörigen kommentaren) bei Kultboy blättern, um wieder ein Gefühl dafür zu bekommen, was für ein Mist einem auch in den vermeintlich Goldenen Jahren der Computerspiele vorgesetzt wurde.

Da stimme ich dir zu. Dass die Spiele früher alle besser waren ist die reinste Illusion und es gibt sehr viele interessante Berichte im Internet über die Ursachen dieser Fehleinschätzung. Ein Grund ist z.B., dass für viele die erste Videospielerfahrung am prägendsten ist und man sich gern an diese Zeit zurückerinnert. Wir haben früher als kleine Kinder zu Viert auf dem N64 im viergeteilten Fernseher zusammen Goldeneye oder Mario Kart gezockt; Heute ist sowas unvorstellbar, aber trotzdem erinnert man sich gerne zurück. Scheinabr trübt dies bei vielen die objektive Sichtweise auf die Dinge. Wenn ich mir heute ein Bioshock Infinite oder ähnliche Spiele anschaue, dann habe ich nicht das Gefühl, dass die Spiele schlechter geworden sind.
 
estre schrieb:
Da stimme ich dir zu. Dass die Spiele früher alle besser waren ist die reinste Illusion und es gibt sehr viele interessante Berichte im Internet über die Ursachen dieser Fehleinschätzung. Ein Grund ist z.B., dass für viele die erste Videospielerfahrung am prägendsten ist und man sich gern an diese Zeit zurückerinnert. Wir haben früher als kleine Kinder zu Viert auf dem N64 im viergeteilten Fernseher zusammen Goldeneye oder Mario Kart gezockt; Heute ist sowas unvorstellbar, aber trotzdem erinnert man sich gerne zurück. Scheinabr trübt dies bei vielen die objektive Sichtweise auf die Dinge. Wenn ich mir heute ein Bioshock Infinite oder ähnliche Spiele anschaue, dann habe ich nicht das Gefühl, dass die Spiele schlechter geworden sind.

Sogar viel besser geworden. Liegt zu 95% nur am Alter.

Aber trotzdem gibt es Serien die heute versaut wurden.
 
Ach Herdware. Ohne User wie Dich (Andere dürfen sich auch gerne angesprochen fühlen :) ) hätte ich schon längst kapituliert was meine Teilnahme, die keine Frage geringer geworden ist, in dem Games-Forum angeht.

Ich hätte jetzt kein Problem mich auch mit Dir intensiv um Kleinigkeiten zu streiten, wie z.B. die Frage ob Star Citizen ein auf wacklig gebauten Beinen aufgebauschter feuchter Space-Sim Traum ist, der die Qualität des bisher gezeigten Materials niemals 1zu1 auch für den bereits versprochenen enorm großen Content aufrechthalten kann.
Oder ob vielleicht die Online-Spieleberichterstattung nicht auch sehr viel anspruchsvoller ist als die Print-Spieleberichterstattung, da Deadlines viel imminenter sind für Artikel, Tests, Event-Präsentationen und und und, und möglicherweise diejenigen die nicht den Wechsel von Print zu Online gemacht haben, einfach auch mit dem höheren Workload nicht fertig geworden sind.

Aber im Großen und Ganzen seh ich noch einige wenige Gesprächspartner im Forum die das "größere Bild" vor Augen haben. Die wissen, dass es per se nie ein "goldenes Videospielzeitalter" gab und geben wird. Die Phase des Atari 2600 war eine goldene Phase und hat uns einen massiven Crash eingebrockt. Schlechte Spiele und negative Schlagzeilen gab es damals genauso wie heute.

Wenn ich mir insgesamt den Markt heute angucke, ist dieser sehr viel besser aufgestellt als er es zum Start der letzten Konsolengeneration vor etwas weniger als 10 Jahren herum war. Damals hatten wir, die AAA-Industrie und einen See von Mid-Tier Gamepublisher und Studios die reihenweise abgestorben sind und die Tore schließen mussten, da Sie eben nur "mittelmäßige" Titel erstellt haben versucht haben 1zu1 das zu machen was, die AAAs taten, mit weniger Budget aber selben Preis für den Kunden.

Aber das funktioniert halt nicht.

Jetzt seh ich dagegen einen Markt der sehr viel breiter aufgestellt ist, was die Produktvielfalt aber auch die Preisvielfalt angeht. Wir haben Spiele aus allen möglichen Genres wie DOTA 2, League of Legends, Blacklight:Retribution, WarFrame, World of Planes die für absolut lau sind. Wir haben Retro/Indie-Titel für 5-15 €, Mid-Tier Titel im 20-35 € Bereich und die Vollpreistitel. All dies gab es damals nicht. Es gab 60$, oder alte runtergesetzte Spiele (und AddOns). Natürlich sind bei der enormen Vielfalt an Spielen der Eine oder Andere Stinker dabei.

Aber auf die Journeys, Papers Please, Mark of the Ninjas, Guacamelees oder auch Far Cry 3:BloodDragons will ich persönlich nicht mehr verzichten.

Wer der AAA Spieleindustrie Einfallslosigkeit vorwirft aber einen Bogen um die "kleinen" Spiele macht ist in seinem eigenen Kopf gefangen. Es ist wie die Kritik an dem jährlichen stumpfsinnigen Michael Bay Popcorn-Kino aber dem bewussten Umschiffen von "kleineren" Alternativen, weil "dafür Zahl ich nicht, ich will im Kino schon was sehen was rummst und wackelt, der Rest tuts auch aufm Fernseher", der einem eben mehr von diesem kritisierten Unsinn einbrockt.
Das im Kino wie auch bei Videospielen alle paar Jahre auch groß budgetiertes Blockbuster Kino überzeugen kann, beweist Marvel/Disney oder Christopher Nolan (#Interstellar) in guter Regelmäßigkeit.


Das Thema #Gamergate der letzten Monate will ich jedoch weiterhin großspurig umschiffen. Schweigen bedeutet jedoch bei weitem keine stille Akzeptanz der Vorkommnisse, dass Bomben/Morddrohungen, Stalking, Cyber-Mobbing und Co. in jeglichem Zusammenhang absolut inakzeptabel sind sollte auch im Spielumfeld klar sein.
 
Ich bin den Videospielen ja auch schon seit den späten 70igern verfallen und kann mit gutem Gewissen & ohne die Nostalgiebrille sagen, das es damals auch nicht wesentlich anders oder gar besser oder schlechter war, es gab viele tolle, teils definierende Spiele genauso wie schlechte, schnell & billig produzierte, es gab Filmumsetzungen (ja, sogar schon zu Atari VSC2600 Zeiten .. man denke an ET oder Raiders of the Lost Ark) und Fortsetzungen von erfolgreichen Serien.

Und ein unübersichtliches Angebot an Spiele gab es schon zu C64er Zeiten ... man wußte ja teilweise nicht mehr wo man anfangen sollte .. was auch darauf zurückzuführen war, das es mit den Kopien nicht so genau genommen wurde. Was dann auch zu einem weiteren Crash geführt hat und im weiteren Verlauf dem Amiga und damit schlußendlich Commodore in Schieflage gebracht hatte. Aber heute hat man mehr Übersicht als damals, in SYstemen wie Steam kann man bequem in Kategorien suchen, es gibt im Internet Fansites zu allen möglichen Genres, es gibt Toplisten nach Genre, Klassikern, Wikipedia wo man stöbern kann, Foren wo man sich zu allem Austauschen kann .. sowas ging früher nur auf dem Schulhof oder mit gleichgesinnten, die man auch nicht immer zur Hand hatte.

Die Vielfalt, die man heute hat, ist toll und es gibt, wenn man offen ist, so viele unterschiedlichste, tolle, innovative und interessante Spielerfahrungen .. das ist schon toll. Gerade durch die Indiesezene der letzten Jahre kommen viele ungewöhnliche Spielideen hoch .. das erinnert mich etwas an die seligen C64er Zeiten wo man auch viele ungewöhnliche Spiele hatte, die einfach eine idee aufgriffen und umgesetzt haben.

Zu den Preisen .. hah .. Video- und Computerspiele waren damals definitiv (vor allem inflationsbereinigt) im Schnitt wesentlich teurer als heute und teils vom Umfang / Entwicklungsaufwand her wesentlich geringer (was aber nichts über den Spielspaß aussagen soll und kann). Und ein GamingPC war SCHWEINETEUER .. wenn ich an der ersten 486er DX2-66 (und später 100) usw. denke .. dagegen ist heutige Hardware günstig.

Printmagazine .. tja, die Zeiten sind einfach langsam vorbei, aber es gibt trotzdem sehr gute Spieleseiten die auch journalistisch einiges zu bieten haben .. teilweise wesentlich interessanter als die Spielezeitschriften es je machen konnten, da sie natürlich in gewissen Grenzen agieren. Zumindest die frühen Zeitschriften waren da noch experimentierfreudiger (Happy Computer, ASM, Joker, usw.)

Meine erste Zeitschrift war die Telematch Ende 1982 :D Das interessante ist .. wenn man die alten Zeitschriften mal so durchblättert, sinds dieselben Themen wie heute ;)

  • Die Systeme im Vergleich - Teil 1
  • Alles unter Kontrolle - Joysticks
  • So wird man ein Spielemacher
  • Inside Gaming
  • Wahl zum Videospiel des Jahres
  • Telematch Report: Raubkopien
  • Computergrafik auch in 3D
  • Im Test, der Commodore 64
  • Artikel: Videospiele die es (hoffentlich) nie geben wird! Tolle neue Spielideen wie zum Beispiel „Hirn-Transplantation“ oder „Atomkrieg“ :-)
  • Die Krise der Minis (Handheld- & LCD-Games)
  • usw.

telematch_200.jpg
 
Elvis schrieb:
Und ein unübersichtliches Angebot an Spiele gab es schon zu C64er Zeiten ... man wußte ja teilweise nicht mehr wo man anfangen sollte .. was auch darauf zurückzuführen war, das es mit den Kopien nicht so genau genommen wurde. Was dann auch zu einem weiteren Crash geführt hat und im weiteren Verlauf dem Amiga und damit schlußendlich Commodore in Schieflage gebracht hatte.

Diese Darstellung liest man immer wieder (z.B. auch in Spielemagazinen aus dieser Zeit), aber ich habe starke Zweifel daran, dass die illegalen Kopien auch nur nennenswert zum Ende der Homecomputer beigetragen haben. Und auch der Videospielbranche haben sie insgesamt wohl nicht wirklich geschadet. Schließlich wuchs sie in diesen Zeiten zu der Multi-Milliarden-Industrie heran, die wir heute kennen, obwohl immer kopiert wurde was das Zeug hält. Darüber gejammert wurde aber natürlich trotzdem immer.
Z.B. schon 1976, in dem legendären Wut-Brief von Bill Gates, in dem er sich tiersch darüber aufregte, dass dreisterweise sein Altair-BASIC illegal kopiert wurde und er deshalb das Ende seiner damals winzigen Garagenfirma und der jungen Softwarebranche insgesamt an die Wand malte, wenn das nicht aufhört. Es hörte natürlich nicht auf und ein paar Jahre später war Gates einer der reichsten Menschen der Welt und Microsoft ein riesiger Weltkonzern. So furchtbar viel Schaden kann das Kopieren also nicht angerichtet haben. ;)

Was Commodore und Atari wirklich in den Untergang geführt hat, kann man z.B. in Büchern wie "On The Edge: The spectacular rise and fall of Commodore", bzw. der umfangreicheren Neuauflage "Commodore: A Company on the Edge", deren Zeiter Teil über die Amiga-Jahre aber leider nie erschienen ist :(, anhand von Insiderinterviews nachlesen. Das ist eine wirklich faszinierende Story aus katastrophalen Managmententscheidungen, persönlichen Charakterschwächen usw.
Ich kann diese Bücher wirklich jedem, der an Geschichte von Commodore oder auch Homecomputern insgesamt interessiert ist, nur wärmstens ans Herz legen. (Falls man sie noch irgendwo auftreiben kann und Englischkenntnisse vorausgesetzt.)

Aber allein schon wenn man sich anschaut, durch was die Homecomputer damals als Spielplattform Nr.1 abgelöst wurden, ergibt die "Raubkopien"-Theorie herzlich wenig Sinn. Auf den PCs wurde (und wird bis heute) mindestens genauso viel kopiert, wie auf Amiga und C64.

Und ein GamingPC war SCHWEINETEUER .. wenn ich an der ersten 486er DX2-66 (und später 100) usw. denke .. dagegen ist heutige Hardware günstig.

Oh ja! Davon kann ich auch ein Lied singen.
Mein erster, neu gekaufter Spiele-PC (486DX50, 8MB RAM usw.) kostete mich damals mit 14"-Monitor über 4000DM. Das war eine enorme Stange Geld für mich als Azubi. Und es war dabei nicht so, dass dieser PC übertriebener Overkill war und ewig ausgereicht hätte. Schon zum Zeitpunkt des Kaufes reizten Spiele wie Ultima 7 ihn weitgehend aus. Für das 2 Jahre später erschienene Wing Commander III brauchte ich schon wieder was neues (Pentium100 mit PCI-Grafikkarte). Origin war damals ziemlich gut darin, einem neue High-End-Hardware "aufzuzwingen". ;)
 
Ich gebe Dir recht, es ist definitiv nicht der einzige Grund für das schlußendliche Scheitern von Commodore. Leider wurde gerade durch das Management Fehleinschätzungen getroffen, das Marketing war teilweise konzeptlos und Ausflüge wie CD32 & CDVV haben die finanziellen Reserven aufgebraucht. Commodore hat sich verzettelt und die Platformen C64 und vor allem den Amiga nicht konsequent & aggressiv genug gepusht

Ich denke auch, das die Auswirkungen der Raubkopien oftmals überschätzt wurden, gerade in diesen Zeiten. Denn realistisch betrachtet hätte ich mir zu C64 Zeiten die ganzen Spiele sowieso niemals leisten können als 12-13 jähriger und selbst zu Amiga Zeiten wäre das nicht möglich gewesen, bestenfalls hatte man gerade die Ausbildung angefangen oder ist in Richtung Abitur gegangen. Die tatsächlichen finanziellen Verluste hielten sich bei einem großen Teil der Zielgruppe wohl in Grenzen. Ich hatte zumindest einige Originale .. z.B. Elite auf dem C64er .. das war glaub ich mein erstes selbst gekauftes Game :D (mal vom VCS2600 abgesehen).
 
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