@ GiGaKoPi:
Ich möchte Dir wirklich nicht zu nahe treten, aber Dein Post lässt erkennen, dass Du die Tragweite der Problematik nicht ansatzweise erfasst hast.
Und mit Weisheiten wie "so ist das Leben", was ja keine Weisheit ist, wird man sich der Thematik nicht annähern können. Dies ist eine dumme und leere Floskel.
Um es kurz zu machen:
Verdrängt der Onlinehandel den stationären Einzelhandel, werden viele gut bezahlte, sozialversicherungspflichtige Beschäftigtenverhältnisse in wenige schlecht bezahlte Beschäftigtenverhältnisse umgewandelt.
Und wir reden hier nicht von ein paar tausend Jobs, sondern wir reden von einer Größenordnung um 5.000.000 Jobs. 5 Millionen Jobs, hinter denen 5 Millionen Familien stehen.
Ich möchte an dieser Stelle zu bedenken geben, dass wir alle - jeder einzelne von uns - nicht nur eine (soziale, gesellschaftliche wie objektive) Verantwortung für sich selbst und für seine Familie trägt, sondern vielmehr für alle seine Mitmenschen ebenfalls.
Was ist denn das Geheimnis des Onlinehandels? Weshalb ist er denn so günstiger als der stationäre Handel? Denn irgendwo müssen ja logischerweise Einsparungen erfolgen, also Kostensenkungen.
Diese betreffen wie oben in meinem vorherigen Post bereits erwähnt zunächst die Personalkosten. Qualifizierte Mitarbeiter sind im Onlinehandel (fast) nicht nötig. Und unqualifiziertes Personal ist billig. Dieses Personal wiederum besitzt aber leider kaum Kaufkraft, die wiederum von unserer Volkswirtschaft aber dringend benötigt wird.
Weiter betreffen diese Kostensenkungen die Mieten und die Geschäftsausstattung:
Eine riesengroße Lagerhalle mitten in der Pampa, um es drastisch auszudrücken, wo kein Kunde je hineinkommt, kostet anteilig gesehen um ein Vielfaches weniger als ein ansehnlich ausgestattetes Geschäft mit ansprechender Ausstattung, um dem Kunden ein Wohlfühlerlebnis zu vermitteln.
Was wir in unseren Analysen und Prognosen immer wieder sehen können ist, dass sich Kunden in der heutigen Zeit in Fachgeschäften beraten lassen, dort ihre Produktauswahl treffen, aber nicht dort kaufen, sondern sich nach erfolgter Beratung dann online den besten Preis heraussuchen.
Das bedeutet:
Das Fachgeschäft investiert Geld in fachkundiges Personal, in ein den Kunden ansprechendes Ambiente, in teils stundenlange Beratungsgespräche, während der Onlinehandel dann ohne jede Investition den Zuschlag bekommt und das Geschäft tätigt. Der Gewinn liegt beim Onlinehändler und der stationäre Handel hat hierfür obendrein noch (vergebens) investiert.
Eine Entwicklung, der entgegengewirkt werden muss. Dies ist keine Meinung, sondern Faktum.
Zu guter Letzt sprichst Du die Logistikbranche an und bestätigst damit meine Argumentation in vollen Zügen:
Ist Dir bekannt, was genau sich eigentlich in der Logistikbranche abspielt?
Unternehmen wie DHL u.ä. verkommen mehr und mehr zu Franchiseunternehmen. Konkret bedeutet das, nahezu jeder DHL-Fahrer ist oder wird bald selbstständig. Er hat ein eigenes Gewerbe angemeldet und ist nicht angestellt. Er bekommt Staus, Zeitverzögerungen, Abwesenheit der Kunden, mehrfache Anlieferungsversuche eben gerade NICHT bezahlt. Es ist sein eigenes unternehmerisches Risiko. Die DHL-Preise bekommt er dagegen sehr wohl diktiert.
Und was greift in diesen Fällen eben nicht?
Genau, jegliche Mindestlohngesetze. Denn die gelten nur für Angestellte. Nicht aber für Unternehmer. Wenn ein Unternehmer für 2,50 € / Stunde arbeitet, ist das seine Sache; gesetzlich unumstößlich.
Die Logistikbranche ist ein Paradebeispiel für Lohndumping. Herzlichen Dank für diese Steilvorlage.
MfG,
Dominion.