Welche Onlineshops zahlen Steuer noch in Deutschland?

Den ineffizienten Einzelhandel retten zu wollen, ist meiner Meinung nach ein ebenso sinnloses wie hoffnungsloses Unterfangen. So ähnlich wie die Bewarung von Pferdekutschen als Transportmittel nach der Erfindung des Automobils.

Aber wie schon jemand schrieb, müsstest du, um halbwegs konsequent zu bleiben, generell auf den Online-Handel verzichten.
 
Zuletzt bearbeitet:
dominion1 schrieb:
Das bedeutet:
Das Fachgeschäft investiert Geld in fachkundiges Personal, in ein den Kunden ansprechendes Ambiente, in teils stundenlange Beratungsgespräche, während der Onlinehandel dann ohne jede Investition den Zuschlag bekommt und das Geschäft tätigt. Der Gewinn liegt beim Onlinehändler und der stationäre Handel hat hierfür obendrein noch (vergebens) investiert.


Eine Entwicklung, der entgegengewirkt werden muss. Dies ist keine Meinung, sondern Faktum.
Das ist weiterhin eine Meinung.

Der Kunde will ganz offensichtlich keine Beratung mehr vor Ort. Vor allem, da man fachkundiges Personal, dem man vertrauen kann, eh nur noch selten findet.
Heutzutage ist man 10x besser dran, wenn man sich im Internet selbst informiert. Die Anzahl an Informationsquellen ist riesig, sodass man nicht auf die Aussage einer einzigen Person angewiesen ist bzw. dieser "blind" vertrauen muss.

Was wir in unseren Analysen und Prognosen immer wieder sehen können ist, dass sich Kunden in der heutigen Zeit in Fachgeschäften beraten lassen, dort ihre Produktauswahl treffen, aber nicht dort kaufen, sondern sich nach erfolgter Beratung dann online den besten Preis heraussuchen.
Das sollte aber normalerweise die Ausnahme sein. Egal in welche Richtung ich denke: die Beratung vor Ort ist einfach suboptimal. Möchte ich einen TV kaufen, dann mir der Verkäufer nur Modelle empfehlen, die er im Laden stehen hat. Vielleicht verpasse ich so einen Preis-/Leistungskracher?

Möchte ich mir einen PC zusammenstellen, schaue ich bspw. hier in den entsprechenden Unterforen oder frage selbst direkt nach und habe nach 10 Minuten einen Rechner zusammengestellt, der vermutlich deutlich besser ist, als das, was mir vor Ort angeboten wird.

Die Liste lässt sich beliebig fortfahren.


Kaufmann/-frau im Einzelhandel ist auch heute noch der beliebteste Ausbildungsberuf. Das muss man sich mal vorstellen. Verschließen Leute die Augen vor der Marktentwicklung? Wie kann man sich für einen Beruf, der sich auf einem absteigenden Ast befindet, bewerben?
Und andere Brachen sind dafür unterbesetzt. Und das ist das eigentliche Problem.
 
dominion1 schrieb:
Im Onlineversandhandel sind nahezu keine qualifizierten Mitarbeiter beschäftigt. Über 99% sind Minijobs sowie Jobs ohne notwendige Qualifikation zu Dumpinglöhnen
Mal nicht übertreiben. Nicht jeder Einzelhandelsverkäufer betreibt Server, auf denen ein Webshop läuft.

dominion1 schrieb:
Schon jetzt lässt sich eine Veränderung der Struktur der Innenstädte erkennen:
Kleine Geschäfte, Familienunternehmen, Firmen, die höherwertige Waren führen, sterben mehr und mehr aus. Stattdessen sprießen 1-€-"Paradiese" aus dem Boden.
Kommt drauf man, wo und wie man es sieht.
Ich beobachte durchaus immer wieder das Gegenteil.

Ist vielleicht nicht repräsentativ, aber ich kenne beispielsweise eine Innenstadt, da entstehen auch höherwertigere Läden. Da ist ein Laden eingezogen, der ausschliesslich Müslis verkauft. Und zwar das gute Zeug. Und zwei neue Gelaterias, die hausgemachtes Eis verkaufen, das von einem Genuss ist, den ich vor 10 Jahren in der ganzen Stadt nicht bekommen hätte. Auch das Reparaturhandwerk (das ja eine Qualifikation erfordert) erlebt eine gewisse Renaissance in den Innenstädten. Heute werden halt statt Schuhen und Kleidern eher Handys “geflickt”. Aber wo gab’s das vor 10-15 Jahren, dass tragbare Technikgeräte in der Innenstadt repariert wurden? Zumal, wenn der Defekt nicht auf Sachmangel, sondern auf Unfällen mit Eigenverschulden beruht (“heruntergefallenes Handy”).

dominion1 schrieb:
Zu kurzsichtig gedacht, meine sehr verehrten Damen und Herren.
Statt eine seit langem überfällige Zusatzsteuer für Onlinegeschäfte einzuführen, die online angebotene Waren, die unter das Fernabsatzrecht fallen, teurer macht als im stationären Einzelhandel, steckt man den Kopf in den Sand. Doch nur so kann eine Gerechtigkeit herbeigeführt werden.
Selber zu kurz gedacht.
Wie du ja selbst schon schreibst: Die niedrigeren Preise der Online-Shops machen die Waren für den Konsumenten günstiger. Das erhöht ceteris paribus die Kaufkraft jedes Online-Käufers, d.h., im Grunde von jedermann. Eine Steuer dagegen verteuert die Waren der Online-Shops vor allem mal künstlich, was die Kaufkraft senkt. Primär dürften daran vor allem die weniger guten Verdiener leiden. Was ist daran “gerecht”?

Und wo ziehst du die Grenze zwischen “bösem” Fernabsatz und “gutem” Einzelhandel?
Willst du einen niedrigen Steuersatz einführen, die den Trend höchstens minimal verlangsamt?
Oder doch einen hohen Steuersatz, der dann den Wettbewerb “richtig” in deinem Sinne beeinflusst?

Was hindert eigentlich ein Unternehmen wie Amazon daran, den Geschäftsabschluss einfach im Nicht-Fernabsatz durchzuführen?
Zum Beispiel per durch Vertretung in einem Kiosk, beim Bäcker oder sonstwo?

Dann schaue ich mir halt das Angebot von Amazon auf der Webseite an, druck ein Bestellformular. Auf meinem morgendlichen Weg zur Arbeit schaue ich schnell im nächstgelegenen Becker vorbei, kauf mir ‘ne Butterbrezel, nen Cafe to go und schliesse noch schnell meine Bestellung bei Amazon im Nicht-Fernabsatz ab (die Bäckereiverkäuferin nimmt mein ausgedrucktes Bestellformular, scannt es ein, bekommt eine Rückmeldung ausgedruckt, und nimmt damit und nimmt meine Bestellung im Auftrage von Amazon an…

dominion1 schrieb:
Das Fachgeschäft investiert Geld in fachkundiges Personal, in ein den Kunden ansprechendes Ambiente, in teils stundenlange Beratungsgespräche, während der Onlinehandel dann ohne jede Investition den Zuschlag bekommt und das Geschäft tätigt. Der Gewinn liegt beim Onlinehändler und der stationäre Handel hat hierfür obendrein noch (vergebens) investiert.

Eine Entwicklung, der entgegengewirkt werden muss. Dies ist keine Meinung, sondern Faktum.
Kann man so sagen.
Dass dem entgegengewirkt werden müsse.
Fragt sich nur, wie und von wem?
Die Händler werden es müssen - wenn sie nicht untergehen wollen.

Was zukünftig sicher immer weniger funktionieren wird (ausser vielleicht bei Kleidern, Nahrung und einigen Ausnahmen):
Ware “von der Stange” mit guter Marge verkaufen und Showroom und Service verschenken.

Was zukünftig auch funktionieren kann:
Showroom und Service verkaufen und die Produkte einfach durchreichen bzw. liefern lassen.

Bedingt natürlich ein Umdenken.
Vielleicht radikal:

Wer sagt, dass ein Kleiderladen, Möbel- oder Autohändler nicht Eintritt für seinen Laden bzw. Showroom verlangen kann - und wird? Die Reisebüros machen es ja vor: Bei denen wird man immer öfter ohne Geld zahlen gar nicht erst mehr beraten / bedient.
 
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