Ach du große Schande - das liest sich ja wie ein schlechter Krimi.
@FrazeColder
Jedes akustische System stellt vereinfacht ein mechanisch-elektrisches Schwingsystem mit Anregung, Feder, Masse und Dämpfung dar. Diese System kannst du, um das Verhalten zu verstehen und einen Lautsprecher damit zu bauen, physikalisch beschreiben. Damit man nicht umständlich mit Differentialgleichungssystemen höherer Ordnung anfangen muss, gibt es da einige Vereinfachungen. Man beschreibt die Chassis (das, was du "Box" nennst?) durch die TS-Parameter. Das sind z.B. die Leistungsaufnahme, der Gleichstrom/Wechselstromwiderstand, die Auslenkung, die bewegte Masse, die Membranfläche, Induktion der Spule, Gesamt/elektrische/mechanische Güte, Resonanzfrequenz, verdrängtes Volumen usw. usw...
Dabei gibt es Gleichungen, die diese Werte voraussetzen, um eine Aussage über das Schwingverhalten des gesamten Lautsprechers zu bekommen. Darüber bestimmst du z.B. den Frequenzgang, den Impedanzgang, die Resonanz usw. . Entsprechend der Daten der Chassis bestimmst und optimierst du auch die Gehäusedaten. Und Gehäuse ist nicht gleich Gehäuse. Zwei Chassis (TT, TMT) in einem gemeinsamen Gehäuse nehmen sich z.B. Volumen weg. Außerdem bekommst du mitunter im Gehäuse dämliche Auslöschungs/Überlagerungseffekte, wenn ein Stereo-Paar das selbe Volumen teilt.
Dann gibt es Chassis, für die setzt man ein geschlossenes, für andere ein ventiliertes Gehäuse ein. Auch das kann man in etwa von den TSP ableiten.
Ich bin mir recht sicher, dass du die TSP dieser sinnlos Chassis nirgendwo finden wirst (Impedanz stand zwar hinten drauf, da 6 Ohm eher untypisch sind, würde ich nach Erfahrungswert aber mal annehmen, dass das so nicht stimmt). Klar kann man messen, aber in welchem Rahmen und mit welcher Genauigkeit? Reichlich kompliziert und fehleranfällig behaupte ich. Zumal ohne entsprechendes Messgerät kaum möglich.
Das Gehäuse kann man als mechanischen Filter verstehen, der von Volumen, Bedämpfung, Form, Material und ggf. einem Reflexkanal bestimmt wird. Wenn du es nicht berechnest, weißt du auch nicht, wie es mit dem ohnehin unbekannten Chassis zusammenarbeitet. So, wie die Chassis auf der Front platziert sind, scheint mir das schonmal nicht sinnvoll. Damit bekommt man dann eine "0°"-Hörachse, die 45° gewinkelt im Raum liegt und rechts/links um 90° verdreht ist? Warum? Weil's cool aussieht, das so schräg zu platzieren? Da scheint jemand keine Ahnung gehabt zu haben (wobei ich sagen muss, dass das Gehäuse optisch erstmal gut verarbeitet aussieht).
Nächster Punkt am Gehäuse: Was soll das werden? Zwei TMT und ein HT? Oder willst du den größeren TMT als TT verwenden? Wenn schon, denn schon, gehört der TT an die Seite und der kleinere TMT (sprich der gelbe) an die Front! Die Geschichte geht Hand in Hand mit dem nächsten Problem:
Was soll das elektrisch werden? Schonmal etwas von Serienschaltung/Parallelschaltung bzw. Gesamtwiderstand gehört?
Zwei Widerstände in Reihe addieren sich (für den Verstärker i.d.R. kein Problem, dafür aber eine geringere umgesetze Leistung), parallele Widerstände halbieren sich (insofern gleichgroß) -> Das ist schon eher ein Problem für den Verstärker, weil die Impedanz, die er sieht, sehr klein wird und der Strom damit ggf. zu groß für die Schaltung.
Was am Chassis selbst passiert, kannst du dir über die Impedanzen und Spannungs/Stromteiler selber herleiten. Du bekommst es mit einfacher Verdrahtung aus der gegebenen Schaltung bei für den Verstärker günstiger Impedanz nur in Reihe hin - durch zwei Chassis bedeutet geringere an beiden Chassis umgesetzte Leistung, da Spannungsteiler, sprich der HT wird hörbar lauter sein, als der Rest (3dB?). Gut hier kann man über einen Reihenwiderstand zum HT sicherlich einfach anpassen und Leistung verschenken ... Und was ist, wenn die beiden TMT unterschiedliche Impedanzen haben? Dann hat jedes Chassis eine andere Lautstärke?
Na gut - jedenfalls nicht sonderlich sinnvoll. Wenn du es falsch machst, zerschießt du dir bei für dich vielleicht normal erscheinenden Pegeln den Verstärker. Ich hoffe, du hast einen Feuerlöscher im Zimmer
Wenn ich mir die Bilder so anschaue, scheint es aber nicht klar zu sein, was du wie verkabeln musst. Denn so wie man es auf den Fotos erkennen kann, stimmt da scheinbar was nicht.
Eigentlich brauchst du für 3 Chassis auch 3 Übernahmefrequenzen, die zum entsprechenden Chassis passen. Der große bekommt von unten bis einige hundert Hertz, der eigentliche TMT dann von der Frequenz bis zur Übernahmefrequenz des HT. Alles klar? Einfach mal schnell die Daten der Chassis anschauen und du weißt, wie du die Weiche bauen musst. Oh - stimmt ja - die Daten gibt es ja nicht.
Das, was ich hier aufgezählt habe, ist eigentlich das Mindeste, was man wissen und können muss. Grobes Verständnis der Physik von Schwingsystemen, Kenntnisse über die akustischen Gegebenheiten und Erfahrungswerte rund um das Thema, und fortgeschrittene Elektrotechnik für den Rest.
Ich betreibe dieses Hobby seit einigen Jahren (nebenbei) und verfüge langsam über ein gewissen Grundwissen. Das ist nichts, was man mal so eben an einem Wochenende durcharbeitet und versteht.
Warum ich das schreibe? Vor reichlichen Jahren bin ich eines Tages mit einem Kumpel durch einen Laden gegangen und dort gab es gerade ein Paar Einbau-Car-"HiFi" Chassis im Angebot. Haben wir uns gedacht, kommt Ton raus, sieht hübsch aus, ist billig, nehm' wa mit. Wir haben uns dann zusammen hingesetzt, haben ein Gehäuse gebaut, genau wie du hier, schön links/rechts gemeinsam in ein Hygiene-Watte-bedämpftes Gehäuse aus (bitte nicht lachen) - 4mm Plexiglas. Ich kann nur sagen - jeder 5€ China-Fertiglautsprecher hat besser geklungen, als der Mist, den wir da gebaut haben. Und dabei hatten wir es noch leicht, da die Chassis Koaxialtöner mit integriertem HT waren. Also keine Probleme mit Falschverkabeln, Weiche, falscher Positionierung der Chassis usw...
Aber na gut - da waren wir glaub 12 Jahre alt.
Meine Empfehlung - es gibt drei Möglichkeiten für dich:
1) Du lässt das, was du da gerade auseinandergebaut und wieder zusammengesteckt hast, einfach stehen oder haust es auf den Müll (denn nichts anderes ist das). Dann fängst du an, dich zu belesen, mit dem Thema auseinanderzusetzen, die technischen Grundkenntnisse zu erwerben (je nach Bildungsstand solltest du dir da etwas Zeit nehmen.). Und wenn du meinst, du hast es verstanden (sprich wenn du meine Antwort inhaltlich nachvollziehen kannst), dann baust du dir was, wo das Ergebnis auch die Arbeit/Zeit wert ist, die man da reinsteckt (egal, wie gut du es machst, so wie ihr es bisher gemacht habt, werdet ihr keine positive Bilanz bekommen!).
2) Du sagst, du möchtest weder die Zeit investieren, noch hast du Lust, die technischen Kenntnisse zu erwerben. Aber du willst dir gerne etwas selber bauen (handwerklich mitunter ja auch eine schöne Beschäftigung mit gewisser Herausforderung) ? Dann suchst du dir eine Zeitschrift, wie z.B: "Klang und Ton" und baust dir einfach einen Bauvorschlag 1:1 nach. Damit kannst du in das Thema einsteigen, bekommst guten Klang für kleines Geld und das Ergebnis lohnt definitiv.
3) Du machst einfach weiter wie bisher, packst einfach alles irgendwie zusammen in die Kiste rein, freust dich, dass du in der Lage bist, ein paar Kabel zu löten und ein paar Schrauben zu drehen und es kommt dabei irgendwelcher Murks heraus. Oder dir brennt das Haus ab.
Falls dir das hier Geschriebene harsch erscheint - ich mein es nicht abwertend. Es sei nur ein Hinweis, was eben alles dazugehört. Für dieses Hobby braucht man einfach ein paar Kenntnisse. Und überall dort, wo Elektrizität im Spiel ist, sollte man ohnehin die Finger weg lassen, falls man keine Ahnung hat, was man macht und die notwendigen Mittel, um die Arbeit zu überprüfen.