Leserartikel Thermalright True Spirit 90 M Revision A

Arjab

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True Spirit 90 M Revision A im Lesertest

Klein, aber oho!
Kann sich Thermalrights Zwerg-Kühler im Test behaupten?
Heatspreader Enhanced Klein.jpg


Im Folgenden werde ich den CPU-Kühler True Spirit 90 M in der Revision A von Thermalright vorstellen und testen.
Nach einer kurzen Einführung und Erläuterung der Eigenschaften des Kühlers, werde ich mich mit der Montage und natürlich der Kühlleistung des True Spirit befassen. Des Weiteren stelle ich einen Vergleich zwischen dem Thermalright Kühler und einem Intel Kühler an, sowie zwischen der dem Kühler beiliegenden Wärmeleitpaste und der Arctic Cooling MX-2.
An dieser Stelle möchte ich mich bei PC Games Hardware bedanken, dass ich als Lesertester ausgewählt wurde und außerdem bei PC Cooling für das Bereitstellen des Testprodukts.

Inhaltsverzeichnis:


Einleitung
Der True Spirit 90 M ist Thermalrights kleinster CPU-Kühler und entsprechend der Günstigste, womit er eher Kunden mit kleinem Geldbeutel anspricht. Natürlich ist der Kühler ebenso für Kunden gedacht, die entweder keine Hochleistungs-Kühlung brauchen oder aus Platzgründen zu einem kleinen Modell greifen.

Der Kühler wird in einem seiner Größe entsprechend kleinen Karton geliefert, auf dem die wichtigsten technischen Daten zu lesen sind. Im Lieferumfang sind natürlich der Kühler selbst und der Lüfter enthalten. Außerdem findet man in der Verpackung einen Montagerahmen für aktuelle Intel und AMD Sockel, aber auch ältere Sockel, wie z.B. Intels LGA 775 oder LGA 1366. Dabei sind des Weiteren noch dazugehörigen Schrauben und Abstandhaltern, eine Bedienungsanleitung und 2 Gramm Thermalrights hauseigener Wärmeleitpaste Chill Factor.

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Verpackung vorne.jpgVerpackung links.jpgVerpackung hinten.jpgVerpackung rechts.jpgAnleitung.jpgZubehör.jpg

Eigenschaften
Der True Spirit ist als Tower-Kühler ausgeführt und ist mit Lüfter 125 mm hoch, 102 mm breit und 75 mm tief, dabei wiegt er laut der Hersteller-Website nur schlappe 387 Gramm. Aus dem Heatspreader, also der Fläche des Kühlers, die auf dem Prozessor (CPU) aufliegt, ragen auf jeder Seite je drei 6 mm Wärmerohre, die sogenannten Heat-Pipes durch die insgesamt 43 Lamellen des Kühlkörpers. Die Heat-Pipes sind, wie auch der Heatspreader vernickelt. Auf die beliebte Direct-Touch Technik, bei der die Heat-Pipes angeschliffen sind und direkt auf dem Heatspreader des Prozessor aufliegen wurde verzichtet. Hier scheiden sich jedoch die Geister, ob der Sinnhaftigkeit dieser Technik, weshalb ich den Verzicht auf Direct-Touch weder positiv noch negativ bewerte. Aufgefallen ist mir jedoch, das die Unterseite des Heatspreaders minimal konvex ist, was wohl dem konkaven Heatspreader von Intel Prozessoren entgegen kommt, bei ebenfalls konvexen Heatspreadern von AMD Prozessoren jedoch nachteilige Auswirkungen haben könnte.
Der Kühlkörper ist ungefähr einen Zentimeter nach hinten versetzt, um dem Lüfter Platz zu bieten. Auch die Kühlrippen selbst sind nicht gerade, sondern an den Enden geneigt, damit die eingeblasende Luft verwirbelt wird. Die oberste Lamelle ist schwarz eloxiert, was dem Kühler ein edles Aussehen verleiht. Schade ist, dass auf Kappen für die Enden der Heat-Pipes verzichtet wurde, das hätte die Oberseite des Kühlers ebenfalls aufgeräumter und edler wirken lassen. Etwas ungewöhnlich sind die zusätzlichen Halterungen, an denen man einen zweiten Lüfter montieren könnte. Diese kommen für gewöhnlich eher bei höherpreisigeren Modellen vor, sind aber natürlich eine gute Ergänzung. So hat man die Möglichkeit, den Lüfter auch auf der anderen Seite des Kühlers zu montieren.
Der weiße 92 mm-Lüfter ist mit einem Gleitlager in einem schwarzen Rahmen verbaut, welcher 25 mm tief ist. Durch Montage-Bohrungen auf beiden Seiten kann man den Lüfter ein- sowieso auch ausblasend montieren. Die Beschriftung auf der Lüfterrückseite gibt an, dass es sich um einen bürstenlosen Gleichstrommotor mit der Modellbezeichnung TR-9225BW-1 mit einer üblichen Betriebsspannung von 12V bzw. 0,15 Ampere handelt. Angeschlossen wird der Lüfter mit einem 4-Pin Anschluss, der entsprechend getrennte Leitungen für Steuersignal und Versorgungsspannung hat, was eine flexiblere Lüftersteuerung ermöglicht (als PWM-Stecker bekannt).
Die Förderleistung des Lüfters wird vom Hersteller mit 26,8 bis 66,9 m³ pro Stunde angegeben, die Geräuschentwicklung mit 21 bis 27 dB(A).
Insgesamt wirken Kühler sowie Lüfter hochwertig und solide, durch die vernickelten Heat-Pipes und Heatspreader macht der True Spirit einen eleganten Eindruck. Lediglich die überstehenden Ecken der Lamellen, die den Lüfterrahmen links und rechts in Position halten sollen verbiegen recht schnell. Schon beim Auspacken waren einige der Lamellen verbogen, was der Funktionalität aber keinen Abbruch tut.

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Schrägansicht.jpgFrontansicht.jpg
Der Kühlkörper mit montiertem Lüfter

Kühler Front.jpgKühler vorne.jpgKühler hinten.jpgKühler links.jpgKühler rechts.jpgHeatspreader.jpg
Der Kühlkörper aus verschiedenen Blickwinkeln

Lüfter vorne.jpgLüfter hinten.jpg
Vorder- und Rückseite des Lüfters

Montage
Man könnte anhand der Größe des Kühlers annehmen, dass sich die Montage relativ einfach gestaltet. Kleine CPU-Kühler, wie der True Spirit 90 M sind oft leicht einzubauen, ohne dass man das Mainboard aus dem Gehäuse ausbauen muss – eine Öffnung an der Gehäuserückseite für die Schrauben vorausgesetzt.
Ich musste jedoch feststellen, dass sich der Einbau schwieriger gestaltet, als Anfangs angenommen: Nachdem man den Einbaurahmen samt Abstandshalter in die dafür vorhergesehenen Löcher im Mainboard geschraubt hat, setzt man den Kühlkörper (ohne Lüfter, aber mit Lüfterklammern) auf den Heatspreader des Prozessors, den man vorher natürlich mit Wärmeleitpaste präpariert hat. In meinem Testaufbau habe ich die Wärmeleitpaste stets in einer kurzen Linie parallel zum Prozessor mittig auf dem Heatspreader des Prozessors aufgetragen und nicht verstrichen.
An dieser Stelle möchte ich außerdem die mitgelieferten Anti-Vibrations Streifen erwähnen, die dem CPU-Kühler beiliegen. Diese Gummistreifen klebt man jeweils links und recht an den Rand des Kühlkörpers, auf dem später der Lüfterrahmen aufliegt. Die Anti-Vibrations-Streifen sollen im Betrieb verhindern, dass sich Vibration des Lüfters auf den Kühlkörper und somit eventuell auf den Rest des Computers überträgt. Eine schöne Dreingabe, die ich mir bei anderen CPU-Kühlern auch wünschen würde.
Nun muss man die Befestigungsplatte zwischen Lamellen und Heatspreader des Kühlers platzieren, was sich schwierig gestaltet, wenn man nicht so viel Spielraum im Gehäuse hat. Der Kühlkörper verrutscht auf dem Prozessor schnell, sodass man diesen festhalten muss, während man die Befestigungsplatte mit zwei Schrauben montiert. Wenn man den Kühlkörper dann erfolgreich verschraubt hat, wird der Lüfter mit den Lüfterklammern befestigt. Hierbei muss man sehr viel Druck ausüben, um die Klammern über den Rahmen des Lüfters zu bekommen und in den vorhergesehenen Öffnungen zu arretieren. Obwohl der Kühler fest verschraubt ist, hatte ich Sorge durch zu viel ausgeübten Druck versehentlich die Position des Heatspreaders auf dem Prozessor zu verändern. Den Lüfter vor der Montage am Kühler zu befestigen, ist nicht möglich, da man dann die Schrauben der Befestigungsplatte nicht mehr festziehen kann.
Ich muss gestehen, dass mir der Einbau nicht so gut von der Hand ging, wie ich erwartet hätte und froh über die helfenden Hände eines Freundes war. Vielleicht gestaltet sich der Einbau in anderen Gehäusen einfacher, ich war jedoch etwas enttäuscht. Wirklich durchdacht wirkt die Methode der Montage des Kühlers jedenfalls nicht. Positiv ist jedoch zu vermerken, dass der Kühler, auch auf Grund seiner geringen Größe gut ins Gehäuse passt und nicht mit den Arbeitsspeicher-Riegeln kollidiert.

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Testsystem
Mein aktuelles System, in dem der CPU-Kühler getestet wurde besteht aus folgenden Komponenten, die in einem Fractal Design Core 3000 Gehäuse verbaut sind. Das Gehäuse ist mit einem 140 mm Frontlüfter, und je einem 120 mm Lüfter an Ober- und Unterseite ausgestattet, die durch die vorinstallierte Lüftersteuerung auf ungefähr 30% der maximalen Drehzahl geregelt sind und entsprechend gar nicht bzw. kaum hörbar laufen.

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Prozessor:
Intel Core i5-3570 @3,40 Ghz​
Mainboard:
Gigabyte GA-H77-DS3H
Grafikkarte:
MSI GTX 970 Gaming 4G (im Leerlauf passiv gekühlt)​
Arbeitsspeicher:
2x 4GB G.Skill RipJaws DDR3 1600 MHz CL 9-9-9-28
Festplatten:
Samsung 840 Basic 120 GB​
Western Digital Blue 1TB​
Seagate Baracuda 7200.14 1TB​
Netzteil:
FSP Fortron & Source Aurum S 400W​
Betriebssystem:
Windows 7 Ultimate 64-bit

Lautstärke und Kühlleistung
Bevor ich auf die Lautstärke und die Kühlleistung des True Spirit eingehe, erläutere ich kurz meine Überlegung und die Durchführung meiner Tests.
Da man sich einen CPU-Kühler oft zulegt, weil einem der dem Prozessor beiliegende Kühler nicht ausreichend kühlt oder dies zu laut tut, habe ich den Thermalright True Spirit 90 M mit dem Boxed-Kühler meines Intel Prozessors verglichen. Außerdem habe ich den Thermalright Kühler jeweils mit der mitgelieferten Wärmeleitpaste Chill Factor und der Wärmeleitpaste MX-2 von Arctic Cooling verglichen, um zu erörtern, ob diese ausreichend ist oder es sinnvoll ist, sich eine andere Paste zu kaufen.
Da ich kein professionelles Gerät besitze um die Lautstärke und Lautheit des CPU-Kühlers zu messen, habe ich mich hier auf mein Gehör verlassen und den Kühler bei geschlossenem Gehäuse mit Hilfe des Programms Speedfan mit jeweils 25, 50, 75 und 100% Lüfter-Drehzahl laufen lassen.

Bei 25% dreht sich der Lüfter zu meiner Verwunderung gar nicht und ist entsprechend nicht zu hören.
50% Drehzahl lassen den Lüfter mit ungefähr 500 Runden pro Minute (RPM) laufen, was kaum wahrnehmbar zu hören ist und auch bei 75% respektive ~1150 RPM ist der Lüfter flüsterleise. Lediglich bei voller Drehzahl, was fast 2000 RPM sind, ist der Lüfter deutlich zu hören. Wird die Auslastung jedoch durch z.B. Videospiele verursacht, übertönt die Geräuschkulisse von ebendiesem meistens das Lüftergeräusch.
Die Drehzahlen entsprechen hier ungefähr den Angaben des Hersteller, der einen Drehzahlbereich von 800 bis maximal 2000 Umdrehungen pro Minute angibt. Offiziell ist außerdem ein maximaler Schalldruckpegel von 27 Dezibel angegeben.

Nun zu den Temperaturen in verschiedenen Lastszenarien.
Im Leerlauf kühlt der True Spirit 90 M den Prozessor auf ungefähr 25° Celcius herunter, was eine angenehme, aber im Leerlauf auch keine ungewöhnliche Temperatur ist.
Bei künstlich erzeugter Last durch einen 10-minütigen Stresstest mit dem Programm Prime95 schafft es der Kühler den Prozessor auf etwas über 60° C herunter zu kühlen, eine zufriedenstellende Temperatur, wenn man bedenkt, dass der Prozessor voll ausgelastet wird.
Eine realistische Belastung durch eine kurze Spielsequenz im Videospiel Far Cry 4 heizt der Prozessor nur auf ungefähr 45° C auf, da er aber auch nicht vollkommen ausgelastet wird. In meinen Augen eine stattliche Leistung für Thermalrights kleinsten Kühler.

Die exakten Temperatur-Werte sind den Diagrammen im Folgenden zu entnehmen.
Im Leerlauf waren lediglich die Programme Speccy und HWMonitor zum Auslesen der Temperatur und OpenOffice zum dokumentieren geöffnet.
Der Belastungstest mit Prime95 bestand aus einem 10-minütigem Small FFTs-Stresstest, die Spielsequenz in Far Cry 4 aus einem Paraglider-Flug von Banapur Richtung Osten gefolgt von einem kleinen Fußmarsch nach der Landung die Straße entlang. Gespielt wurde in der üblichen Auflösung 1920x1080 mit den Ultra-Voreinstellungen.

Diagramm-01.pngDiagramm-02.pngDiagramm-03.png

Im Vergleich zum Intel Boxed Lüfter leistet der True Spirit 90 M gute Dienste. Die Lautstärke ist sehr angenehm und auch bei maximaler Drehzahl, die man im täglichen Betrieb wohl selten erreichen wird akzeptabel. Hier wird aus dem kleinen Intel-Lüfter nämlich eine störende Geräuschkulisse, die ein guten Grund liefert, sich nach einem alternativen Lüfter umzusehen.
Und auch die Kühlleistung ist im Hinblick auf die des Intel Lüfters hervorragend. Im Leerlauf kaum unterschiedlich sind es im Test mit Far Cry 4 und im Stresstest mit Prime95 schon über 10° C Unterschied – und das bei geringerer Lautstärke.

Die mitgelieferte Wärmeleitpaste ist auch nicht zu vernachlässigen. Oft ist obligatorisches Zubehör ein Faktor an dem gerne gespart wird, nicht so bei Thermalright. Im Test kann die Chill Factor mit der Arctic Cooling MX-2 Wärmeleitpaste problemlos mithalten und lässt beim Belastungstest im Vergleich nur ein Grad Celcius mehr zu, was man getrost als Messungenauigkeit verbuchen kann.
Man kann also sagen, dass sich eine Investition von einigen Euro in zusätzliche Paste nicht lohnt, da Thermalrights Eigenmarke vergleichbare Temperaturleitfähigkeit erbringt. In meinen Augen eine überraschende Erkenntnis.

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Fazit
Der True Spirit 90 M kann sich durch ein edles und hochwertiges Erscheinen behaupten und trotz seiner Größe eine gute Kühlleistung erbringen. Der Lüfter ist leistungsstark und fällt nicht durch unverhältnismäßig hohe Lautstärke auf.
Die Montage fiel etwas schwieriger aus, das mag aber in geräumigeren Gehäusen anders aussehen oder wenn man sich gleich die Mühe macht, das Mainboard auszubauen. Mein privat genutzter Alpenföhn CPU-Kühler wird zum Vergleich direkt auf vier Schrauben gesetzt und kann so während der Montage nicht verrutschen, dafür ist bei dem Modell jedoch das Ausbauen des Mainboards unerlässlich, aber das nur am Rande.
Besonders hervorheben möchte ich die mitgelieferte Wärmeleitpaste, die es mit beliebten Pasten, wie der MX-2 aufnehmen kann. Ebenfalls finde ich die Anti-Vibrations-Streifen ein schönes Zubehör, was wahrlich keine Vermögen kostet und demnach bei allen CPU-Kühlern beiliegen könnte, es aber nicht tut.
Persönlich gefällt mir die Tatsache, das auf die Heatpipe-Direct-Touch Technik verzichtet wurde. Ob diese wirklich Vorteile bringt oder nicht, bleibt eine Streitfrage, trotzdem scheinen die herkömmlichen CPU-Kühler mit planem Heatspreader auszusterben – schade.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Thermalright hier ganze Arbeit geleistet hat. Ein CPU-Kühler mit kleinem 92 mm-Lüfter, der absolut zufriedenstellende Kühlleistung bei angenehmer Lautstärke abliefert und dabei auch noch so gut aussieht ist eine feine Sache. Für ebenfalls kleines Budget bekommt hier jeder Kunde, der seinen Prozessor nicht gerade ausladend Übertakten ein super Produkt geboten.

Um damit meine Überschrift zu beantworten, ja, der Kühler macht trotz seiner Größe eine gute Figur und kann sich als vollwertiger Tower-CPU-Kühler behauptet.

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Ergänzung ()

Ich habe diesen Test im Rahmen eines Lesertests für PC Games Hardware geschrieben und dachte, ich teile meinen Bericht hier im Forum.
Falls das gegen irgendwelche Foren-Reglen verstößt, bitte ich um Entschuldigung und das Thema kann gelöscht werden.
Ansonsten - Viel Spaß beim lesen!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, es wird gelesen. Schöner Artikel.

Zwei Ergänzungen:

Die offiziellen Angaben der Hersteller zur Lautstärke beziehen sich fast immer (Ausnahme: BeQuiet) auf den frei drehenden Lüfter, nie auf das System aus Kühler und Lüfter. Diese Angaben kann man gleich vergessen, da sie komplett wertlos sind.

RPM ist die Abkürzung für Revolutions per Minute. Auf Deutsch sind es U/min (Umdrehungen pro Minute).
 
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