Behindert die "Schuldfrage" eine differenzierte Auseinandersetzung mit Themen?

Geboren werden reicht meistens schon. Den Rest habe ich schon im ersten Post erfragt. Wenn man demnach als Mensch geboren ist, ist man Schuld an allem, was die Menschen jemals bisher geleistet haben?
du hast mich immernoch nicht verstanden: du musst differenzieren zwischen persönlicher leistung/schuld und leistung/schuld eines volkes. als deutscher kannst du sagen "wir deutsche haben...", du kannst aber nicht sagen "ich habe...." du bist fussballweltmeister als deutscher, nicht als person. es ist eine leistung des deutschen volkes, zu dem du gehörst. es ist nicht deine persönliche leistung. ebenso sind die verbrechen der nazis verbrechen der deutschen, zu denen du gehörst. aber keine verbrechen die du persönlich begangen hast oder für die man dich persönlich haftbar machen könnte.

oder mal anders: der reichstag gehört dem deutschen volk (steht sogar groß dran). kannst du ihn verkaufen? is ja auch deiner. kann dein (ex-)nachbar, chef oder vater ihn verkaufen? kann der bürgermeister von berlin ihn vllt verkaufen?

Das waren Deutsche der damaligen Zeit. Ob das alle waren oder nur ein Teil, ob alle daran daher Schuld haben, ich war nicht dabei. Denke aber, dass es nicht alle waren. Auf jeden Fall war es nur ein unsagbar geringer Prozentsatz der heute lebenden Deutschen.
es war das deutsche volk. wer ist das deutsche volk? wir sind das deutsche volk. und soetwas verjährt nicht einfach.

Willst du sagen, die, die damals bei dem Versuch der Gegenwehr gestorben sind, durch die Hand ihres eigenen Volkes, weil sie sich aufgelehnt haben, dass DIE Schuld sind an dem, was passiert ist? Müssten sie doch dann automatisch sein.
wo hat sich das deutsche volk denn aufgelehnt?

Wieso nicht noch vor 200 Jahren? 300? 500? 10000? Wieso nehmen wir also nicht die gesamte Schuld der Menschheit auf? Jeden Tag. Dein Zitat: "Weil war ja vor unserer Zeit, geht uns alles nix mehr an?" Wieso gerade 100 Jahre?
wer sagt das? wann haben wir den römern denn den arsch versohlt als sie uns erobern wollten? wann wurden wir denn zum land der dichter und denker? wann haben wir denn die buchdruck erfunden? oder das automobil? oder sozialversicherungen? unsere geschichte und somit unsere leistungen/verfehlungen reichen sehr viel weiter zurück. nur der holokaust ist uns besonders bewusst, weil er ein absolut herausragendes ereignis der menschheitsgeschite ist und gerade erst passiert ist. die deutschen in 100 oder 1000 jahren werden ihn sicher nicht mehr so intensiv wahrnehmen, was dann allerdings das risiko einer wiederholung erhöht. uns betrifft es aber auch tatsächlich noch. ddr, wiedervereinigung, die forderungen der griechen nach reparationen, das alles sind noch nachwirkungen des ww2.

Und die soll nun lauten: Ich bin schuld.
nein, WIR sind schuld. wir deutsche waren das. nicht du oder ich.

Warum wird dann nicht der ganzen anderen Toten VOR der Zeit der ersten beiden Weltkriege gedacht?
den toten wird gedacht. in vielen ländern, nicht nur in deutschland. aber die denkmäler und gedenkfeiern verblassen neben denen des zweiten weltkrieges. einfach weil der zweite weltkrieg in sachen tote und grausamkeit jeden anderen krieg in den schatten stellt und zwar um längen.
 
es ist eine leistung des deutschen volkes, zu dem du gehörst. es ist nicht deine persönliche leistung. ebenso sind die verbrechen der nazis verbrechen der deutschen, zu denen du gehörst. aber keine verbrechen die du persönlich begangen hast oder für die man dich persönlich haftbar machen könnte.
es war das deutsche volk. wer ist das deutsche volk? wir sind das deutsche volk. und soetwas verjährt nicht einfach.
wo hat sich das deutsche volk denn aufgelehnt?
wann haben wir denn die buchdruck erfunden? oder das automobil? oder sozialversicherungen? unsere geschichte und somit unsere leistungen/verfehlungen reichen sehr viel weiter zurück.

Ich fasse einmal kurz zusammen:
Ich bin ein Teil des deutschen Volkes. Das deutsche Volk hat damals Menschen getötet. Da ich zum deutschen Volk gehöre, bin ich schuld. Denn der Teil eines Volkes zu sein ist auch Teil meiner Identität. Nichts, was das deutsche Volk einmal getan hat, verjährt. Das Automobil ist eine Erfindung von Deutschen, somit haben wir das Auto erfunden.

Und nun meine Schlussfolgerung:
Claus Schenk Graf von Stauffenberg hat ein Attentat auf Hitler begangen. Herr Claus Schenk Graf von Stauffenberg war ein Deutscher und gehörte somit dem deutschen Volk an. Sein Attentat ist genauso wie die Erfindung des Autos ein Akt von Rebellion gegen das damalige Hitler-Deutschland. Durch seine Leistung hat sich also das deutsche Volk von damals gegen Hitler gewehrt. Somit HAT sich das deutsche Volk gegen Hitler gewehrt. Und somit beanspruche ich für das Volk Deutschland, so wie du für das Volk Deutschlands die Schuld direkt verknüpfst, den Widerstand von Deutschland gegen Hitler mit dem Volk.

Das heißt, wir sind nicht nur schuld am zweiten Weltkrieg und den Toten, als Volk, sondern wir haben uns auch gewehrt als Volk.

nur der holokaust ist uns besonders bewusst, weil er ein absolut herausragendes ereignis der menschheitsgeschite ist und gerade erst passiert ist. die deutschen in 100 oder 1000 jahren werden ihn sicher nicht mehr so intensiv wahrnehmen, was dann allerdings das risiko einer wiederholung erhöht.
Ja. FÜR DIE DEUTSCHEN. Wenn du aber einmal zurück siehst in die Jahrhunderte, dort sind ebenfalls schon Menschen gestorben. Sind wir auch schuld an der Pest? Die Pest hat in Europa im 14 Jahrhundert 1/3 der europäischen Bevölkerung befallen. Da die Hygiene damals bei UNS nicht so gut war, hat sie sich sehr schnell auch sehr weit verbreitet. Damals war es noch das heilige römische Reich, aber da unsere Urväter ja von damals daher abstammen.....

aber die denkmäler und gedenkfeiern verblassen neben denen des zweiten weltkrieges. einfach weil der zweite weltkrieg in sachen tote und grausamkeit jeden anderen krieg in den schatten stellt und zwar um längen.
Es tut mir Leid, aber TOT IST TOT! Ich muss nicht vergessen was passiert ist, das Volk muss sich weder schämen noch schuldig für etwas fühlen, was vor ihrer Zeit abgelaufen ist. Verantwortlich dafür muss man sich nicht fühlen, vergessen sollte man es nur nicht. Aber dazu zählen eben auch alle anderen Fakten und Geschehnisse, die dazu führten. Nicht plump die Todeszahlen. Aber mal blöd gefragt ( ;) ), wenn wir uns nun umbenennen in: "Deutschrepublik" sind wir dann die Schuld des deutschen Volkes los? Weil dann sind wir ja alle das Volk der Deutschrepublikaner und nicht mehr das deutsche Volk. Ist wie oben mit dem römischen Reich. Dann waren es eben die Vorgänger schuld und nicht wir.....

die forderungen der griechen nach reparationen, das alles sind noch nachwirkungen des ww2.
und soetwas verjährt nicht einfach.
Fändest du denn, dass die christliche Kirche inkl. des Papstes das gestohlene und geraubte Material, welches im Vatikan gebunkert wird, nicht langsam einmal zurückgegeben werden sollte? Es verjährt ja nicht....

PS: Gerade im Gespräch mit meiner Frau fiel mir ein:

Die gesamte Welt ist schuld am zweiten Weltkrieg, weil UNS ja niemand aufgehalten hat, bevor es zu spät war. ALLE sind schuld an den Toten und Verwundeten, an den Heimatlosen, den Geknechteten, Witwen und Waisen. Die Deutschen sind schuld am Krieg und den Toten. Und die Anderen sind ebenfalls schuld. Jedes Volk für sich.

Ändert das jetzt in irgend einer Form auch nur irgendwas? Sollen wir also morgen in den Medien bringen: "70 Jahre ist der Krieg schon her, den die Deutschen damals gegen die Welt geführt und verloren haben. Die Deutschen haben die Schuld an den Toten. Alle anderen Länder haben Deutschland nicht aufgehalten und sind ebenfalls schuld."

Das würde im übrigen auch perfekt die Logik von Godde sein. Er schrieb, dass man auch durch Untätigkeit schuld ist. Das heißt, es ist nicht nur das deutsche Volk schuld am Tod der Menschen im zweiten Weltkrieg, sondern JEDER MENSCH auf der Erde gehört einem Volk an, und dieses Volk hat nicht gehandelt und ist somit ebenfalls schuldig.

Tolle Wurst.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Onkelhitman

Also zu dieser Angelegenheit fände ich die Frage viel interessanter, inwiefern das Verhalten der Siegermächte nach dem 1. Weltkrieg mit am 2. Weltkrieg schuld war.

Denn da kann man einen gewissen Zusammenhang kaum leugnen. Ich selbst sehe es noch dazu nicht so, dass wir überhaupt alleine am 1. Weltkrieg schuld gewesen wären.
 
Ich nicht. Ich finde nicht, dass das Verhalten der Siegermächte und deren daher einhergehende Schuld irgendetwas bringen würde. Ich denke aber, dass die gesamten Umstände, welche zum ersten und zweiten Weltkrieg geführt haben, wichtig sind. Dazu zählt eben nicht nur die Schuldfrage,welche immer wieder breitgetreten wird, sondern die "Warum war das so?" Frage. Die ist nämlich nicht mit ein paar Sätzen erledigt.
 
Es gibt einen Indikator der in der Schuldfrage ultimativ ist.
Dieser Indikator ist die „Mehrheit der Stimmen die gehört werden können“.

Was ist nun die „Mehrheit der Stimmen die gehört werden können“.

Im Falle der Deutschen im Hitlerdeutschland ist nunmal die Mehrheit der Stimmen die gehört werden konnten einem Pro-Hitler zuzuordnen. Das kann an der reinen Anzahl festgemacht werden oder am Erfolg der Kontra-Hitler Fraktion.

Also:
Es gab Widerstand – dieser war nicht maßgeblich erfolgreich.
Es gab Krieg bis zur ultimativen Kapitulation die uns Deutschen aufgezwungen werden musste. – Ergo War die Pro-Hitler Fraktion die Maßgebliche.
Ergo ist die Schuld der Deutschen höher als Ihre Nicht-Schuld. Ober sticht Unter.

Der Siegreiche kann nicht Schuld sein da er ja Siegreich war. Hätte also das Attentat funktioniert und hätte dies zu einem Zusammenbruch des Systems geführt, dann hätte sich Deutschland selber geholfen und wäre anders zu bewerten. Man Vergleiche hier die Partisanenkämpfe in Serbien. Da diese erfolgreich waren konnte das ehemalige Jugoslawien für sich eine entsprechende Sonderstellung nach Kriegsende einfordern.

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Um nun den Bogen zurück zum Gesamtthema zu schlagen:

Recht haben und Recht bekommen sind zwei verschiedene Dinge.
Der Mensch möchte gerne Recht haben – er möchte also keine Fehler eingestehen. Recht bekommen bekommt man jedoch nur von außen. „Die Mehrheit der Stimmen die gehört werden kann“ bestimmt was Recht ist und was nicht. Das kann in Form eines Richters sein, in Form einer Mehrheit, in Form einer Mutter, eines Lehrers oder in Form eines Staates der im Falle des Falles das Recht des stärkeren nutzen kann.
 
Nunja man muss auch wissen wie es dazu kam, dass Hitler an die Macht kam. Das Lamnd bekam ungerechterweise die Hauptschuld für den ersten Weltkrieg und musste schier unendliche Reparationszahlungen zahlen, das Land war am Ende und die Leute hungerten. Ich glaube die NSDAP bekam in der Weimarer Republik gerade mal ca 35% Stimmen, ca 65% waren als gegen diese Partei.

Es hätte genauso gut sein können, dass die Kommis an die Macht gekommen wären, es hat sich halt die Rechtsextreme durchgesetzt und meint ihr mit den Kommis wäre es viel besser gewesen. Der sozialismus führt immer in unfreiheit und verderben, egal ob national oder internationer Sozialismus

Wenn es einem Volk extrem schlecht geht, was hat man noch für ne andere Wahl als eine Partei von den Rändern zu wählen. Siehe zb Griechenland mit Syriza, wobei die noch vergleichsweise harmlos ist. Aber wenn die nichts ändert wird wirklich eine faschistische oder kommunistische Partei gewählt danach...

Meint ihr die Chinesen, Kambodschaner, Amerikaner oder Russen haben dafür noch ein schlechtes gewissen, dass bei jedem hinten im Nacken sitzt? Oder die ganzen Muslime, deren Ideologie dafür verantwortlich ist, dass fast so viele Leute wie im Kommunismus ermordet wurden? Ihr müsst mal versuchen über den Tellerand blicken
 
Zuletzt bearbeitet:
Bitte keine Geschichtsklitterung. Hitler kam nicht an die Macht weil die Entente den Weltkrieg gewonnen hat, sondern weil ihn die Deutschen gewählt haben. Natürlich muß man alle Rahmenbedingungen betrachten, die zur Zeit der Weimarer Republik aktuell waren, aber daraus zu konstruieren, dass Hitler hauptsächlich das Produkt einer verfehlten Siegerpolitik der 1920er gewesen sei, ist schon ziemlich revisionistischer Unfug.
 
Ich halte es auch für sehr gleichmacherisch zu behaupten „Die Amerikaner“ oder „die Russen“ usw. hätten kein Gewissen bzw. Bewusstsein über die von Ihrem Land verursachten Toten. Das sind Pauschalaussagen am Stammtisch – und wenn ich aus meiner Schulzeit zitieren darf: „Wenn alle von der Brücke springen – springst du dann auch?“ Unsere Verbrechen werden nicht weniger indem wir meinen zu wissen, dass es die anderen ja nicht besser machen und erst Recht werden Sie dadurch nicht aufgehoben indem wir die Schuld bei den Umständen, dem Schicksal, der falschen Zeit, dem falschen Ort oder sonstwas suchen. Das fehlt leider der Gesellschaft: Verantwortung zu übernehmen und ein wenig Demut.
 
@Niyu
„Mehrheit der Stimmen die gehört werden können“.
Die Mehrheit der Stimmen die gehört WURDEN. Die sind zu einem großen Teil tot. Lass mal 1% oder weniger noch leben, dann ist die "Mehrheit der Stimmen, die gehört werden kann" die Deutschen, die eben NICHT im Krieg aufgewachsen sind, und folglich keine Schuld haben können.

Im Falle der Deutschen im Hitlerdeutschland ist nunmal die Mehrheit der Stimmen die gehört werden konnten einem Pro-Hitler zuzuordnen. Das kann an der reinen Anzahl festgemacht werden oder am Erfolg der Kontra-Hitler Fraktion.
Nun sind wir heute aber nicht in Hitlerdeutschland. Heute sind wir im Ccontra-Hitlerdeutschland. Und das mit Mehrheit.

Ergo ist die Schuld der Deutschen höher als Ihre Nicht-Schuld. Ober sticht Unter.
Die Schuld der Deutschen im Hitlerdeutschland. Nicht die Schuld der Deutschen heute.

„Die Mehrheit der Stimmen die gehört werden kann“ bestimmt was Recht ist und was nicht.
Wenn der Mob anfängt Juden/Schwarze/Deutsche/Rothaarige zu jagen, dann sollte dieser Mob im Sinne des Rechts niedergeküppelt werden und nicht bestimmen, dass er als größte Mehrheit zu bestimmen hat, wer gejagt wird.

@Noxiel
Natürlich muß man alle Rahmenbedingungen betrachten, die zur Zeit der Weimarer Republik aktuell waren,
Na eben drum! Ich kann doch nicht aus der Vergangenheit extrapolieren, dass die heutigen Nachfahren genetisch so vorbelastet sind, dass sie wieder nen Hitler wählen würden. Das sind doch ganz andere Rahmenbedingungen. Ja, die Deutschen der damaligen Zeit die Hitler gewählt haben, sind an dem was Hitler getan hat Mitschuldig. Wie es dazu kam ist interessant, ändert aber nichts an DEREN Schuld. Das bedeutet aber nicht, dass weil die Mehrheit ihn gewählt hat, die anderen automatisch mitschuld sind. Wenn hier jemand gegen Atomkraft ist, und wählt dementsprechend, ist derjenige auch nicht schuld wenn die Atomkraftwere dennoch gebaut werden weil eine andere Politik an die Macht kommt. Es wird aber pauschal behauptet, DIE DEUTSCHEN seien Schuld am zweiten Weltkrieg. Das sehe ich nicht so. Das ist mir zu einfach.

@Niyu
Das sind Pauschalaussagen am Stammtisch
Unsere Verbrechen werden nicht weniger indem wir meinen zu wissen, dass es die anderen ja nicht besser machen und erst Recht werden Sie dadurch nicht aufgehoben indem wir die Schuld bei den Umständen, dem Schicksal, der falschen Zeit, dem falschen Ort oder sonstwas suchen. Das fehlt leider der Gesellschaft: Verantwortung zu übernehmen und ein wenig Demut.
Du machst doch dasselbe, nimm es mir nicht übel. ;) Wir? Die Anderen? WIR suchen die Schuld nicht bei den Umständen, aber sie führen nunmal zu Aktionen. Ursache und Wirkung. Wir sollen Verantwortung übernehmen, aber für WEN? Und wie lange? Die Demut ist dann wieder religiös angehaucht, und die Religion hat ja soviel Gutes für die Menschen getan.... Wir sind nicht dazu geboren, fortwährend zu trauen und Leuten in den Hintern zu kriechen, weil die meinen, man hätte eine Blutschuld abzuleisten. Letztlich sind wir alle miteinander verwandt, sind also im entferntesten Sinne als Menchen immer generell schuldig. Das ist doch Unsinn. Genauso wäre jeder Dinosaurier schuld am Baumsterben, weil er die Blätter abgegrast hat.

Es sind nicht "unsere Verbrechen". Es sind, und das hast du gut oben in dem anderen Beitrag ausgedrückt, die damaligen Deutschen in Hitlerdeutschland, die ihn gewählt haben.

Aber auch das Wählen ist eine tolle Sache. Wähl mal die CDU weil die die Atomkraftwerke verlängern will. Dann geht son Ding ironischerweise in Japan hoch und ZACK, Kehrtwende. Kannst du mir auch nur ein Thema nennen beim Wahlkampf, welches nicht durch äußere Umstände zu Fall gebracht werden können? Du schreibst ja, dass die Umstände egal sind, die Zeit, der Ort. Wenn ein Endlager für Atommüll absackt in die Erde, meinst du das ändert nichts? Wenn Kinder auf einmal schlechter in der Schule werden, meinst du man behielte ein neues Schulsystem bei? Aus den Umständen ergeben sich neue Optionen. Und das führt zu neuen Wegen und Richtungen. Einfach nur drauf zu gucken und zu sagen: "Na guckma, hättmer nicht gedacht." reicht eben nicht. Aber auch auf eine Wahl zu gucken und zu sagen: Na sehmer, die wollten das ja alle so. ist eben auch zu einfach.
 
Niyu schrieb:
Unsere Verbrechen werden nicht weniger indem wir meinen zu wissen, dass es die anderen ja nicht besser machen und erst Recht werden Sie dadurch nicht aufgehoben indem wir die Schuld bei den Umständen, dem Schicksal, der falschen Zeit, dem falschen Ort oder sonstwas suchen.

Hier behindert die Schuldfrage eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema!

@Noxiel

Was heisst denn schon "hauptsächlich"? Die Frage ist vielmehr, inwiefern es ausschlaggebend war. Meiner Meinung nach ist diese Frage nicht wegen der Schuldfrage interessant, sondern weil ich es wissenschaftlich spannend finde. Dasselbe Land, einmal nach einem verlorenen Weltkrieg fertig gemacht und einmal nach einem verlorenen Weltkrieg auf die Beine gebracht. Vielleicht kann man hier ja etwas lernen, was heute bei Ländern wie dem Irak etc. hilfreich wäre.
 
Noxiel schrieb:
Bitte keine Geschichtsklitterung. Hitler kam nicht an die Macht weil die Entente den Weltkrieg gewonnen hat, sondern weil ihn die Deutschen gewählt haben. Natürlich muß man alle Rahmenbedingungen betrachten, die zur Zeit der Weimarer Republik aktuell waren, aber daraus zu konstruieren, dass Hitler hauptsächlich das Produkt einer verfehlten Siegerpolitik der 1920er gewesen sei, ist schon ziemlich revisionistischer Unfug.

Was dann? Es muss ja Gründe geben warum diese Partei an die macht kam (wenn auch nur mit 35% zustimmung des Volkes). Es muss ja immer gründe geben warum ein Volk eine Partei des äußersten Spektrums wählt, sowas macht man nicht weil dieses Gedankengut angeboren ist oder aus jucks und tollerei. Ich denke die wirtschaftlich katastrophale Lage spielte die größte Rolle.
 
Zuletzt bearbeitet:
Stopp Stopp.

Das ist gar nicht Sinn des Threads. ;) Wichtig finde ich hier aber vor allen Dingen, dass man sich dafür interessiert und dass man unterschiedliche Ansichten überhaupt zulässt. Wenn man sich den Kopf zermatert, wer daran schuld ist, dann hilft einem das im Kontext "wie kam es dazu" "warum" "wann" "wer" nicht weiter. Das sind die Dinge, die man doch eigentlich fragen sollte, und mit denen man eben dann Schlussfolgerungen ziehen sollte. Und nicht, wer heute noch durch geschichtliches Schuld hat. Das hilft einfach niemandem.
 
Onkelhitman schrieb:
Ich halte persönlich die Schuldzuweisungen für Ablenkungsmanöver, um den Großteil der Menschen vom eigentlichen Thema abzubringen. Was gibt es besseres, als einen Sündenbock? Es klappt immer wieder. Auch im privaten Bereich wird oft gestunken und gelogen um die eigenen egoistischen Ziele zu erreichen.

Was meint ihr?

Das kann ich in gewisser Hinsicht bestätigen. Da ich kürzlich noch am Erreichen des Abitur beteiligt war, wurde man permanent mit erwähnten Schuldfragen konfrontiert.
Sei es im Deutschunterricht, bei dem der Protagonist einen Mord begang durch seine Schizophrene Vergangenheit oder das jährliche geschichtliche durchkauen von länderspezifischen Konflikten um meist Deutschland als Vergleich heran ziehen zu können.

Bei den damaligen Schülern konnte man nicht nur ein wachsendes Desinteresse durch den Fokus der Schuld beobachten, da klar, sondern auch eine gewisse kreative Abstumpfung mit dem Umgang solcher Themen.
Kaum einer lies sich auf den Gedanken der Zukunft mit diesem Wissen ein, vorallem hinsichtlich "unserer" Genartion.

Ich sehe gerade meine Generation in einer gewissen Zugpflicht.
Egal ob 68er, arabischer Frühling oder die Proteste in Hong Kong, es mussten Menschen geben, die sich loslösten von präsenten Zuständen und somit auch Schuldfragen.
Wer an das Morgen denken möchte, darf sich dadurch nicht behindern lassen.

Allerdings sehe ich noch schwarz, angesichts wachsender Unzufriedenheit allein durch die Kommentare sämtlicher Artikel zum GDL Streik.
Als ob Revolution jemals einfach gewesen wäre.
 
Zuletzt bearbeitet:
Noxiel schrieb:
Bitte keine Geschichtsklitterung. Hitler kam nicht an die Macht weil die Entente den Weltkrieg gewonnen hat, sondern weil ihn die Deutschen gewählt haben...

Bitte aber auch erwähnen, dass die Deutschen trotz zahlreicher Terrormaßnahmen, mit denen politische Gegner massiv eingeschüchtert wurden, die NSDAP mehrheitlich NICHT gewählt haben.

Selbst noch bei der Reichstagswahl im März 1933, also 2 Monate nach der Machtergreifung, konnte die NSDAP auch mit Unterstützung offenen Terrors auf den Straßen und bereits eingesetzer Außerkraftsetzung von Grundrechten nicht die absolute Mehrheit erlangen.

Anders ausgedrückt, sowohl bei der Reichstagswahl im November 1932 als auch bei oben genannter Reichtagswahl im März 1933 war die Mehrheit der deutschen Wahlberechtigten GEGEN Hitler.
 
Onkelhitman schrieb:
@Niyu

Die Mehrheit der Stimmen die gehört WURDEN. Die sind zu einem großen Teil tot. Lass mal 1% oder weniger noch leben, dann ist die "Mehrheit der Stimmen, die gehört werden kann" die Deutschen, die eben NICHT im Krieg aufgewachsen sind, und folglich keine Schuld haben können.
Du definierst Schuld Anhand derer die noch aktiv schuldig sein können.
Ich definiere Schuld anhand derer die uns für schuldig halten.
Das meine ich mit der Mehrheit derer die gehört werden. Es ist dabei irrelevant ob einer Schuld ist , ein Volk, oder die ganze Welt und wem man was im Detail in die Schuhe schieben kann. Relevant ist dabei die durchschnittliche Wahrnehmung in der Welt. Das ist letztlich reines Marketing und kann heute so und morgen so aussehen und hat nichts mit meiner Meinung zu dem Thema zu tun.

Onkelhitman schrieb:
Nun sind wir heute aber nicht in Hitlerdeutschland. Heute sind wir im Ccontra-Hitlerdeutschland. Und das mit Mehrheit.
Es zählt nicht was wir sind - es zählt was die anderen denken. Wie gesagt: Marketing.


Onkelhitman schrieb:
Wenn der Mob anfängt Juden/Schwarze/Deutsche/Rothaarige zu jagen, dann sollte dieser Mob im Sinne des Rechts niedergeküppelt werden und nicht bestimmen, dass er als größte Mehrheit zu bestimmen hat, wer gejagt wird.
Und genau das hätte im dritten Reich passieren sollen. Wo war denn die große Mehrheit? Statistisch schön gerechnet mit den 35% - mit der fehlenden absoluten Mehrheit. Fakt ist doich aber dass hier kein recht geschaffen wurde - und damit wurde Unrecht zu recht und erst von aussen wurde dies korrigiert. Und damit bleiben wir bei unserer Schuld.

Das die CDU heute hü oder morgen hot mit uns machen kann ist unsere Schuld. Wenn die Mehrheit dagegen wäre würde (bitte metaphorisch verstehen) der Bundestag auf Mistgabeln aufgespießt irgendwo baumeln. Tut er nicht. Und damit haben wir selbst schuld - oder wir akzeptieren eben dass wir es nicht anders wollen und verdient haben. Es ist so leicht zu sagen: Keiner hat etwas getan: Du doch auch nicht! Und DAS gilt es zu verstehen.


Onkelhitman schrieb:
Du machst doch dasselbe, nimm es mir nicht übel. ;) Wir? Die Anderen? WIR suchen die Schuld nicht bei den Umständen, aber sie führen nunmal zu Aktionen. Ursache und Wirkung. Wir sollen Verantwortung übernehmen, aber für WEN? Und wie lange? Die Demut ist dann wieder religiös angehaucht, und die Religion hat ja soviel Gutes für die Menschen getan.... Wir sind nicht dazu geboren, fortwährend zu trauen und Leuten in den Hintern zu kriechen, weil die meinen, man hätte eine Blutschuld abzuleisten. Letztlich sind wir alle miteinander verwandt, sind also im entferntesten Sinne als Menchen immer generell schuldig. Das ist doch Unsinn. Genauso wäre jeder Dinosaurier schuld am Baumsterben, weil er die Blätter abgegrast hat.
Nun kommst du komplett von der Sache ab. Demut hat überhaupt nichts mit Religion zu tun - zumindest nicht in dem Kontext wie du die Religion verstehst. Demut lehrt uns Verzicht, lehrt und Verständnis und lehrt uns Vergebung - Demut ist damit essentiell um die Menschheit dahin zu führen wo wir uns sehen. Als überlegene Spezies dieses Planeten in Einklang mit uns selber und ohne zuerst die Schuld zu klären oder warum wer nicht schuldig ist. Demut lehrt uns: Wir sind alle Schuldig. Und wir können jeden Tag dagegen etwas tun.
 
Eben. Wir sind aber nicht alle schuldig. Diese Moralvorstellung gibt einem ja wohl kein gutes Gefühl im Magen oder?

Wieso soll der Mensch generell sich schuldig oder halt sündig fühlen? Verändert das auch nur irgend einen Bruchteil? Ist jemand, der in Knechtschaft geboren wurde, schuld an seiner Misere? Was soll er denn tun? Die Wahl hat er zwischen: Ich mach alles was mir befohlen wird oder erschossen werden. Naja, aber wenigstens die Wahl hat er?
 
Ich denke ein Mensch der Richtig von Falsch unterscheiden kann und noch Gefühl im Bauch haben kann ist mir lieber als ein Mensch der alle Verantwortung beiseite fegt und in „Mia san mia“-Art durch die Welt stapft.

Es gibt mehr als genug Thomas Middelhoffs auf der Erde die sich nie in der Verantwortung sehen weil ja alle anderen schuld sind.
Was bringt also das Gefühl sich schuldig zu fühlen? Auf Basis deines Beispieles?
Der mit der Schusswaffe schießt nicht! Der hat nämlich auch die Wahl. Und entweder er sieht seine Schuld oder er lebt nach der indoktrinierten Bundeswehr Mentalität das er ja nur Befehlsempfänger ist und somit nicht verantwortlich für sein handeln. Doch. Ist er. Jeder ist für sein handeln und für das handeln seiner Mitmenschen verantwortlich. Wir alle sind hier auf diesem Planeten füreinander verantwortlich. Nur wenn man es so sieht kann sich etwas ändern.
 
Wir sind aber nicht alle schuldig.
wir deutschen schon, in unserer eigenschaft als deutsche haben wir die taten der deutschen begangen.
wir als individuen nicht. nur das behauptet ja auch kaum einer. niemand sagt "der onkelhitman hat die juden ermordet".
wenn ein rassistischer weißer amerikanischer polizist in den usa einen schwarzen ermordet, behauptet sicher niemand die amerikaner würden schwarze ermorden, auch wenn dieser polizist amerikaner ist. wenn allerdings die amerikanische regierung beschließt, schwarze nach guantanamo, abu-ghuraib, bagram und andere internierungslager zu bringen und dort hinrichten zu lassen, dann könnte man mit fug und recht sagen, dass die amerikaner schwarze ermorden, auch wenn nicht alle amerikaner mitmachen.
 
@Niyu
Jeder ist für sein handeln und für das handeln seiner Mitmenschen verantwortlich. Wir alle sind hier auf diesem Planeten füreinander verantwortlich. Nur wenn man es so sieht kann sich etwas ändern.
Ich bin nicht dafür verantwortlich, wenn in Australien ein Aborigine stirbt. Wir sind verantwortlich dafür, dass die Welt besser wird, im Sinne von mehr Freiheit, aber auch mehr Möglichkeiten. Wir sind dafür verantwortlich, dass wir Fehler der Vergangenheit, egal von wem, nicht mehr nachmachen. Wir sind verantwortlich für die Nachkommenschaft und deren Leben. Wir sind verantwortlich für das, was wir tun. Wir sind aber nicht verantwortlich für das, was wir entweder nicht tun, oder unterlassen.

@Lübke
Siehe Post 22.

wenn allerdings die amerikanische regierung beschließt, schwarze nach guantanamo, abu-ghuraib, bagram und andere internierungslager zu bringen und dort hinrichten zu lassen, dann könnte man mit fug und recht sagen, dass die amerikaner schwarze ermorden, auch wenn nicht alle amerikaner mitmachen.
Du vielleicht. Ich würde sagen, dass das die amerikanische Regierung getan hat.

Oder noch ein Beispiel dazu:
Bist du schuld daran, dass die NSA in Deutschland alles ausspioniert hat? Du wusstest zwar nichts davon, und scheinbar weiss auch unsere eigene Regierung nichts davon, aber die Regierung hat dem BND freie Hand gelassen, der BND hat gemacht was er wollte, die Politiker sind also verantwortlich, und da der Politiker ja nur etwas macht, weil er gewählt wurde, bist du an der eigenen Ausspionage schuld. Die Deutschen sind also schuld an der Industriespionage. Da sollte man sicher mal eine Strafe an der deutsche Volk verhängen....

Ich seh das nicht so. ;)
 
Bist du schuld daran, dass die NSA in Deutschland alles ausspioniert hat?
nein, die amerikaner sind schuld daran. das ist eine aggression amerikas. der bnd wurde instrumentalisiert, das ist richtig, aber durch die amerikaner, nicht durch uns. wir haben die merkel nicht ausspioniert, die waren das.
und ja, das ist bewusst so geschrieben ;)

ich möchte bei der gelegenheit auch mal auf deine sig hinweisen... ;)
Nietzsche: "Die Deutschen - man hieß sie einst das Volk der Denker: Denken sie heute überhaupt noch?"
 
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