Existieren gute Gründe, eine pazifistische Grundeinstellung abzulehnen?

Archetype9000

Ensign
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Hallo allerseits! :)

Der Hintergrund, der mich zu dieser Frage geführt hat, ist etwas komisch, aber ich werde ihn trotzdem kurz erläutern, damit mein Gedankengang vielleicht etwas nachvollziehbarer ist. Bei solch umfassenden Fragestellungen ist es natürlich immer schwer, eine Pauschalaussage zu treffen, aber nach einiger Zeit des Philosophierens bin ich zu einem Entschluss gekommen, was meine eigenen Ideale und Wertvorstellungen im Bezug auf diese Frage angeht. Daher interessieren mich gerade brennend die Meinungen anderer Leute, um meine Ansichten umzuwerfen oder zu bestätigen.

Nun kurz zur Vorgeschichte: Ich bin momentan (noch) Student im Bereich Kompjuta - habe also mit Politik und Sozialwissenschaften im professionellen Sinne wenig am Hut. Man interessiert sich so für das Weltgeschehen, hat die eine oder andere fixe Ansicht zu einem Thema und möchte vielleicht generell etwas positives für sich und andere Menschen bewirken, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet.

Es begab sich nun, dass ich eines ruhigen Abends auf der Videoplattform YouTube surfte und ein Let's Play des Spiels "Until Dawn" sah. Dieses Let's Play hat hierbei überhapt nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun und kann ruhig vernachlässigt werden - in der Sidebar mit empfohlenen Videos fand ich jedoch einen Titel, der mich interessierte: Until Dawn Voice Actors & Behind The Scenes.

Ich schaute mir das Video einige Minuten interessiert an, bis ich zu der Stelle kam, an der sich die Sprecher des Spiels mit ihren jeweiligen Charakteren verglichen. Die Synchronsprecherin Hayden Panettiere sprach hierbei über ihren Charakter "Sam". (Wie in Samantha? Diese Gewohnheit der Amis, Namen abzukürzen verwirrt mich ständig.. :D) Nichtsdestotrotz, offensichtlich stolz stellte Hayden fest, dass sie und ihr virtuelles Ich vieles gemeinsam haben: Sie sind beide Tierfreunde und Veganer. Dann stockte sie kurz und passte: Denn als eine Pazifistin könne sie sich nicht bezeichnen.

Bis zu diesem Moment hat mich die genaue Bedeutung des Wortes "Pazifist" nie besonders interessiert. Ein Pazifist ist jemand, der instrumentalisierten Krieg als Praxis nicht gut heißt, so dachte ich, also informierte ich mich genauer über die Bedeutung des Wortes. Vielleicht gibt es ja gute Gründe, sich nicht als Pazifist bezeichnen zu wollen, obwohl man kriegerische Handlungen verurteilt? Vielleicht ist der Begriff vorbelastet, verpöhnt? Kurz zusammengefasst: Ich konnte nichts dergleichen finden.

Natürlich möchte man sich in der Öffentlichkeit nicht unbedingt in eine Schublade sortieren lassen. Es kann einer von hunderten von Gründen sein, der möglicherweise auch nichts mit ihrer tatsächlichen Überzeugung zu tun hat, warum Hayden Panettiere in dieser Situation davor zurücktrat, sich als Pazifist zu bezeichnen, so wie sie sich zumindest als Passivist für das Tierwohl darstellte.

Ich bin also unabhängig davon auf der Suche nach Gründen, warum man kein Pazifist sein möchte. Ich möchte hierbei destruktive Ansichten wie "Alle Menschen sollen sterben", oder Ähnliche, außen vor lassen und nicht berücksichtigen. Aber gehen wir davon aus, dass wir grundsätlich eine Gesellschaft menschlicher Wesen sind, die auf Basis der einen oder anderen politischen Ansicht doch das Wohl der Gemeinheit befürworten (wobei mit "Wohl" zumindest nicht das Töten Anderer gemeint ist) - Welche Gründe könnte jemand haben, Pazifismus nicht als validen Weg anzusehen, sondern kriegerische Auseinandersetzungen zu akzeptieren oder gar zu befürworten?

Ganz im Zeichen der neueren Ereignisse fällt mir spontan ein, dass einige Menschen eventuell der Meinung sein könnten, dass es besser sei, wenn Soldaten in Krisengebieten sterben und Traumata erleiden, um ihre allgegenwärtige Angst vor Terrorismus zu besänftigen, an Stelle davon, selbst für ihre Wertvorstellungen einzutreten. Wie ich selbst zu dieser Einstellung stehe behalte ich für mich, denn meine bisherige Meinung sollte keine Diskussionsempfehlung für so ein zentrales Thema sein. Ich suche lediglich nach Denkanstößen und Ansichten, über die ich bisher möglicherweise nicht nachgedacht habe.

Ich bin sehr gespannt auf eure Antworten und Meinungen. :)


Besten Gruß!
 
Zuletzt bearbeitet:
Pazifismus kann man sich leisten, wenn man diesen abgesichert hat, also sich notfalls wirksam abgrenzen kann.

Ansonsten heißt es "Ey Du Opfer".

Leider wollen Mitmenschen gerne Ihre Meinung anderen aufdrängen und sind nicht für Argumente zugänglich. Das ist leider in fast allen Menschen vorhanden, insbesondere bei religiösen, weltanschauungsbezogen Menschen, sowie bei Machtmenschen auch ohne monetäre Absichten.

In dem Sinne: Die goldene Regel, die alle Probleme lösen könnte:

Was du nicht willst, daß man dir tu', das füg' auch keinem andern zu.
 
Archetype9000 schrieb:
Wie ich selbst zu dieser Einstellung stehe behalte ich für mich, denn meine bisherige Meinung sollte keine Diskussionsempfehlung für so ein zentrales Thema sein. Ich suche lediglich nach Denkanstößen und Ansichten, über die ich bisher möglicherweise nicht nachgedacht habe.

Ich bin sehr gespannt auf eure Antworten und Meinungen. :)


Besten Gruß!
Also wenn man schon so einen Thread eröffnet, sollte man auch seine Meinung schreiben und nicht nur erwarten, dass andere ihre schreiben. Das ist schwach.

​Ansonsten finde ich ist Krieg nur gerechtfertigt, wenn er zur Verteidigung dient. Sprich, wenn jemand mich wegen meinem Land, Bodenschätze, oder weil ich einen anderen Gott anbeten töten will, würde ich mich auch entsprechen verteidigen.

​Ansonsten: Will er mein Land, soll er es pachten. Will er meine Bodenschätze, soll er Handeln. Will er, dass ich seinen Gott anbete, soll er Missionare schicken und versuchen mich zu bekehren. Wenn ich kein Interesse habe, soll er es sein lassen und mich in ruhe lassen.
 
Hey ihr Beiden, danke für die Antworten! :)

CCIBS schrieb:
Also wenn man schon so einen Thread eröffnet, sollte man auch seine Meinung schreiben und nicht nur erwarten, dass andere ihre schreiben. Das ist schwach.

Na gut, na gut. Mir ging es lediglich darum, als Threadersteller keine "Empfehlung" oder unterschwellige Botschaft senden zu wollen, wobei der Thread natürlich auch nicht absolut neutral und objektiv eröffnet ist.

Ich wäre gerne dazu bereit, Punkte zu kommentieren und zu diskutieren und wollte mir keinesfalls nur Einstellungsbekenntnisse Anderer durchlesen, das nur kurz dazu. ;)

Nun also meine Ansicht: Bevor ich mich mit diesem Thema beschäftigt habe, besaß ich grundsätzlich eine allgemein friedfertige Einstellung. Ich war nie Freund gewalttätiger Auseinandersetzungen, bin einer der letzten verpflichteten Kriegsdienstverweigerer und bin nicht gerade jemand, den man als "Patriot" bezeichnen könnte. In Anlehnung an Sokrates könnte man sagen, ich sehe mich und grundsätzlich alle anderen Menschen eher als Bewohner dieser Welt und nicht eines bestimmten Landes.

Meine kürzliche Auseinandersetzung mit der Begrifflichkeit des Pazifismus hat in mir durch verschiedene Texte und Bekenntnisse eine Art Radikalisierung ausgelöst. Zuvor war ich mir in vielen Fragen, gerade was globale, kriegerische Konflikte angeht, uneins. Was sollte man gegen eine Bedrohung durch Terrorismus, ungeachtet der Entstehungsgeschichte, oder durch andere Nationen unternehmen, die militärische Stärke besitzen und eventuell durch Provokation und interne Propaganda auffallen?

Ich war mir nicht sicher, hielt das Militär in diesen Fällen für gerechtfertigt und habe die aktuellen Geschichten von Kriegsveteranen und Drohnenpiloten, die von unmenschlichen und unethischen Geschehnissen berichten als nicht-änderbare Umstände außerhalb meiner Macht abgestempelt.

Was mein Denken hierbei so maßgeblich beeinflusst hat, war die Einstellung des vollständigen Pazifisten. Im Prinzip ist aus meiner jetzigen Sicht, wie bereits zuvor angesprochen, folgendes der Fall: Jeder, der sich nicht als Pazifist bezeichnen will, kriegerische Konflikte (in bestimmten Fällen) billigt, jedoch nicht dazu bereit ist, tatsächlich selbst bewaffnete Gewalt anzuwenden, der Meinung, dass es besser ist, wenn andere Menschen in Konfliktgebieten sterben, als selbst für die eigenen Ideale, welche das auch immer sein mögen, einzustehen.

Ich finde diesen Gedanken sehr interessant und er beleuchtet globale Konflikte für mich aus einem anderen Licht. Es wird hierbei mit Angst und dem scheinheiligen Gefühl von Sicherheit gespielt: Ist es moralisch, sich zu "verkriechen" und sich nicht mit den eigenen Werten und Überzeugungen auseinanderzusetzen, während andere Menschen in Kriegsregionen sterben oder durch Überforderung psychische Schäden erleiden? Was macht das eigene Leben besser, wenn man nicht bereit dazu ist, sich bis zuletzt für eine friedfertige Gesellschaft einzusetzen? Wie sollten wir als Menschheit jemals den Kreis der Gewalt durchbrechen, wenn niemand dazu bereit ist, zu akzeptieren, dass jeder ein Opfer sein könnte und wir unsere Ängste und Sorgen nicht auf den Schultern der armen Schweine in den Kriegsregionen abladen müssten?

Im Prinzip ist mein Punkt der Folgende: Ich glaube, dass wir als Menschheit heute weit genug sein müssten, Konflikte durch gewaltfreie Methoden zu lösen. Natürlich fällt es leichter dies zu schreiben, als es tatsächlich umzusetzen und es ist unglaublich schwer die Zerbrechlichkeit und Angreifbarkeit der eigenen Existenz zu akzeptieren. Aber ich glaube mittlerweile es ist moralischer, jede Toleranz gegenüber bewaffneten Konflikten vollständig einzustellen - auch wenn es keinen Ausweg gäbe und dies den eigenen Tod bedeuten würde. Einige erreichen in ihrem Leben vielleicht einen Punkt, an dem sie sich fragen, was sie in der Welt bewirken können, welche Wirkung ihr scheinbar belangloses Leben auf die Ganzheit der menschlichen Gesellschaft haben kann. Ich muss mittlerweile sagen, dass ich zufriedener damit wäre, für eine kompromisslose, pazifistische Ansicht zu sterben, als ein Leben hinter einer nie endenden Serie aus Krieg und bewaffneten Konflikten zu führen oder diese zu tolerieren.

Ich glaube nicht, dass es realistisch wäre, eine Militärmacht zu etablieren, die dazu fähig ist, Milliarden von Menschen weltweit zu unterdrücken, die sich bis zum Schluss mit voller Überzeugung (passiv) wehren. Ich halte das für ein ehtisches und nobles Ziel, ungeachtet der Differenzen von politischen und religiösen Einstellungen und es ist die einzige Möglichkeit, die ich sehe, um die gewaltfreie und friedfertige Welt zu erreichen, die sich scheinbar so viele Menschen wünschen. Eine Andere wäre vielleicht die globale Gleichschaltung und absolute Bevölkerungskontrolle durch technologische Vollmacht, was allerdings nicht dem Ebenbild einer Welt entspricht, in der ich meine Existenz sehen möchte.

Das ist nur meine recht frische und bescheidene Meinung dazu, hiermit ist jeder herzlich dazu eingeladen, zu kritisieren, zu verbessern oder Beispiele zu nennen, die meine Punkte entkräften.

Was das mit der Hintergrundgeschichte zu tun hat, abgesehen davon, dass sie mein Interesse für die Thematik geweckt hat: Es gibt viele verschiedene Ansichten, die ohne Frage ihre Existenzberechtigungen haben. Jedoch hat eine Auseinandersetzung mit dem Pazifismus für mich nur eine Bekräftigung meiner Einstellung hervorgerufen und ich sehe nicht, warum jemand davor zurückschrecken sollte, seine mehr oder weniger pazifistische Einstellung zu bekunden. Im weitesten Sinne würde ich eine solche Aussage nur als eine Bekundung höchster menschlicher und ehtischer Standards ansehen.

miac schrieb:
In dem Sinne: Die goldene Regel, die alle Probleme lösen könnte:

Was du nicht willst, daß man dir tu', das füg' auch keinem andern zu.

So könnte man meinen Roman auch zusammenfassen (sorry dafür), ich möchte erweitern um: "...auch nicht, wenn der Andere angefangen hat."
 
Zu dem Thema fällt mir ein Satz ein: "stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin"
 
Ich bin also unabhängig davon auf der Suche nach Gründen, warum man kein Pazifist sein möchte.
Aber gehen wir davon aus, dass wir grundsätlich eine Gesellschaft menschlicher Wesen sind, die auf Basis der einen oder anderen politischen Ansicht doch das Wohl der Gemeinheit befürworten (wobei mit "Wohl" zumindest nicht das Töten Anderer gemeint ist)
Tja aber genau das bedeutet es letzten Endes. Selbst wenn du nicht töten willst bist du durch die Verkettung der Umstände dazu verdonnert, je nachdem wo du geboren wurdest, für das Leid anderer Menschen zu sorgen. Passiv. Du kommst da auch nicht heraus. Nehm nur ein Kind, welches von den Eltern etwas zu Essen bekommt. Das Essen wurde in Regionen der Welt hergestellt, in denen die Menschen unterdrückt werden. Der Machthaber nimmt das Geld an sich, um damit seine Macht zu mehren und weiterhin alle Menschen zu unterdrücken. Du hast als Kind keine Wahl. Letztlich wären die Eltern verantwortlich. Kann man das jedoch bei jedem Konsumgut nachvollziehen? Die Eltern hatten das Wohl des Kindes im Sinne.

Das ist also eher eine moralische Frage, als eine Meinungsfrage.

Im Prinzip ist mein Punkt der Folgende: Ich glaube, dass wir als Menschheit heute weit genug sein müssten, Konflikte durch gewaltfreie Methoden zu lösen. ...Aber ich glaube mittlerweile es ist moralischer, jede Toleranz gegenüber bewaffneten Konflikten vollständig einzustellen - auch wenn es keinen Ausweg gäbe und dies den eigenen Tod bedeuten würde.
Das bedeutet, dass sich der mit der Waffe durchsetzt. Die Welt die dann kommt besteht nur noch aus Leuten, die Gewalt bevorzugen würden.
„Das Böse triumphiert allein dadurch, dass gute Menschen nichts unternehmen.“ - Edmund Burke
Bedeutet, die neue Weltordnung wäre Gewalt. Sehe ich als keinen guten Kompromiss, und keine Lösung.

Einige erreichen in ihrem Leben vielleicht einen Punkt, an dem sie sich fragen, was sie in der Welt bewirken können, welche Wirkung ihr scheinbar belangloses Leben auf die Ganzheit der menschlichen Gesellschaft haben kann.
Du gehst scheinbar von Leuten aus, die genug Zeit für Philosophie haben. Aber ein Großteil der Menschen möchte vor allen Dingen Essen, Trinken und ein Dach übern Kopf haben. Die haben für so etwas keine Zeit.

Ich muss mittlerweile sagen, dass ich zufriedener damit wäre, für eine kompromisslose, pazifistische Ansicht zu sterben, als ein Leben hinter einer nie endenden Serie aus Krieg und bewaffneten Konflikten zu führen oder diese zu tolerieren.
Durch deinen Tod hört das aber nicht schlagartig auf. Daher ist dein Tod sinnlos. Würden alle Pazifisten sterben würde das für den Rest doch keine Auswirkung haben, oder? Sie würden ja weiter machen. Ohne Pazifisten.

Ich glaube nicht, dass es realistisch wäre, eine Militärmacht zu etablieren, die dazu fähig ist, Milliarden von Menschen weltweit zu unterdrücken, die sich bis zum Schluss mit voller Überzeugung (passiv) wehren.
Das gibt es schon. Es nennt sich: Geld.

Ich halte das für ein ehtisches und nobles Ziel, ungeachtet der Differenzen von politischen und religiösen Einstellungen und es ist die einzige Möglichkeit, die ich sehe, um die gewaltfreie und friedfertige Welt zu erreichen, die sich scheinbar so viele Menschen wünschen.
Du wirst das genaue Gegenteil bewirken. Die mit den größten Waffen und der größten Militärmacht werden sich durchsetzen. Die Friedfertigen sterben.

Eine Andere wäre vielleicht die globale Gleichschaltung und absolute Bevölkerungskontrolle durch technologische Vollmacht, was allerdings nicht dem Ebenbild einer Welt entspricht, in der ich meine Existenz sehen möchte.
Schwarz und weiss. Nehm die Mitte. Ist es gut, wenn man Verbrecher einsperrt? Sollte man einen Mörder aufhalten können, auch wenn es den Tod des Mörders miteinbezieht? Ansonsten mordet er vielleicht weiter. Dann nähern wir uns dem, was wir heute schon haben. Oder würdest du sagen, die Polizei sei nutzlos? Denn wenn sie nicht da wäre, hätten wir Anarchie.

PS: Und meine Meinung ist: Ein Pazifist gönnt sich den Luxus über allem zu stehen. Würde er, so wie du schreibst, wirklich sterben für seine Meinung in der Hinsicht, ändert sich für die Welt nichts. Das macht sie nicht schlechter und nicht besser. Gehen wir davon aus, man würde sich gewaltlos alles gefallen lassen. Frauen bekämen ihre Rechte entzogen, Schwarze würden wieder als Sklaven gehalten. Würde dir also der Wegfall unserer Werte und Gesetze egal sein? Wäre daher der Austausch einer (relativ) friedfertigen Einstellung momentan in Deutschland gegenüber einer schlechteren (keine Frauenrechte + Sklaven) es nicht wert, dafür einzustehen und dafür zu kämpfen? Denn wenn nicht kann dir jeder sagen, was du zu tun hast. Alles vernichten, wofür so lange gekämpft wurde (auch verbal). Das Befürworte ich nicht, daher denke ich, bin ich kein Pazifist. Es würde meiner Meinung nach nur dafür sorgen, dass sich das Schlechte mit Schlechtem (Gewalt) durchsetzt. Dagegen muss man was tun. Wenn kein anderes Mittel hilft, auch ebenso mit Gewalt. Denn derjenige der sie anwendet, hatte die Wahl zu verzichten. Ich kann mich wehren, vorher verbal, später mit Gewalt.

Ich würde auch nicht gerne auf der Straße vermöbelt werden, als letztes Mittel eben Gewalt.
 
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Ist es gut, wenn man Verbrecher einsperrt? Sollte man einen Mörder aufhalten können, auch wenn es den Tod des Mörders miteinbezieht? Ansonsten mordet er vielleicht weiter. Dann nähern wir uns dem, was wir heute schon haben. Oder würdest du sagen, die Polizei sei nutzlos? Denn wenn sie nicht da wäre, hätten wir Anarchie
Was hat das bitte mit Pazifismus zu tun?
 
Onkelhitman schrieb:

Lies nochmal nach was Pazifismus bedeutet bzw. bedeuten kann. Im wesentlichen Sinne lehnen Pazifisten bewaffnete Konflikte (sprich Krieg) ab, erkennen aber durchaus das Gewaltmonopol des Staates an und selbst einen Verteidigungskrieg lehnen, zumindest Teile der Strömungen nicht grundsätzlich ab.

Auch kann dir ein Pazifist eine reinhauen, wenn du angefangen hast ohne gleich seine moralische Einstellung zu verraten.

Der springende Punkt ist, dass von einem Pazifisten keine Gewalt initiiert werden soll.

Gewaltlosigkeit ist nicht Wehrlosigkeit, Passivität und Tatenlosigkeit
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein guter, möglicher Grund gegen extremen Pazifismus ist, dass immer eine Situation kommen kann (sei sie auch noch so hypottetisch), die den Einsatz von Gewalt nötig macht. Stell dir z.B. vor, dass es eine Nation gibt, die alle anderen Nationen außer deiner vernichten möchte. Wenn du nicht eingreifst gelingt es, wenn du eingreifst kann sie ohne viele Verluste aufgehalten werden.

PS: Weiß nicht ob das Bild echt ist.
http://img-9gag-fun.9cache.com/photo/a8Mo941_700b.jpg
 
Morvan schrieb:
PS: Weiß nicht ob das Bild echt ist.
Keine Ahnung, ob DAS Bild echt ist, aber ähnliche Strömungen gab es wohl. Roosevelt musste tatsächlich Werbe-Kampagnen finanzieren, um das amerikanische Volk für einen erneuten europäischen Krieg empfänglich zu machen.
Beim Rest musste ich sofort an die "Gewissensfrage" denken, wie sie einigen Wehrdienstverweigerern gestellt wurde. Stell dir vor, deine Familie wird angegriffen (zB. von einem Mann mit einem Messer) ... und du hast eine geladene und entsicherte Waffe griffbereit. Dein Kind und deine Frau werden direkt bedroht ... würdest du dann nicht doch die Waffe benutzen?

@Topic
Pazifismus als konsequenten Gewaltverzicht muss man aus den Gründen die Onkelhitman genannt hat ablehnen ... konsequente Total-Pazifisten sterben nur aus.

Eine Form des P. die allerdings Gewalt als Verteidigungsmittel duldet - also lediglich verlangt, dass vom Individuum keine Gewalt ausgeht - ist schwierig. Mir erscheint es möglich, aber es sind dazu in der Gesellschaft ständige politische Aushandlungsprozesse notwendig, in denen geklärt wird, was als "Verteidigung" gilt, und was zur Verteidigung des Staates für nötig erachtet wird ... Stichwort: "Verteidigung unserer Freiheit am Hindukush". Tatsächlich wurden schon eine ganze Weile keine Angriffskriege mehr veranstaltet - zumindest wenn man den Medien glauben will (hust).
In unserer momentanen Gesellschaft haben wir bereits einige Grundwerte etabliert, die eigentlich FÜR Pazifismus sprechen. Die 10 Gebote sind z.B. ziemlich global ... und sie predigen im prinzip Gewaltverzicht. Dennoch, oft genug heiligt der Zweck die Mittel ... und Gewalt ist geradezu ein Universalrezept - gerade in einer pazifistischen Gesellschaft.

Es ist also garnicht leicht, diese Form des milden Pazifismus zu praktizieren.
Politisch gewollte oder Ökonomisch notwendige Expansion (aus welchen Gründen auch immer) ist bei solch einer pazifistischen "Staats"-Einstellung undenkbar.
Das so ein Staat Waffen produziert, geht ja für die Verteidigung noch klar ... aber eben nicht in einem Ausmaß wie die momentanen deutschen Rüstungsexporte. Aber was hält die Industrie davon?
Arbeitslose wählen dich kein zweites Mal und das Staatssäckl füllen die Steuern aus dem Waffenhandel ja auch ;)

Ein eigentlich total blödes Argument GEGEN Pazifismus ist folgendes:
Ein pazifistischer Staat unter nicht-pazifistischen wird sehr sicher Beute eines oder aller seiner Nachbarn - ein pazifistischer Staat müsste also eine sehr überlegene Verteidigung haben. Er wäre im wahrsten sinne das "Schaf im Wolfsrudel".
Das antike Sparta hätte sich eine pazifistische Einstellung erlauben können, den mit DEN Jungs wollte sich in Griechenland eh keiner anlegen. Aber das waren wohl einfach keine Pazifisten ;) Das paradoxe ist, dass sie sich genau deswegen Pazifismus hätten erlauben können

Friedlicher wäre die Welt definitiv, wenn es keine Angriffe mehr gäbe, weil sich alle nur noch verteidigen würden, falls nötig. ;)
Schon eine irgendwie bezaubernde Vorstellung ... Pazifisten-Utopia.
Ich fänd' das nice :) Aber es ist eben nicht unproblematisch.
 
Zuletzt bearbeitet:
DerOlf schrieb:
-Ein eigentlich total blödes Argument GEGEN Pazifismus ist folgendes:
Ein pazifistischer Staat unter nicht-pazifistischen wird sehr sicher Beute eines oder aller seiner Nachbarn - ein pazifistischer Staat müsste also eine sehr überlegene Verteidigung haben. Er wäre im wahrsten sinne das "Schaf im Wolfsrudel".
Das antike Sparta hätte sich eine pazifistische Einstellung erlauben können, den mit DEN Jungs wollte sich in Griechenland eh keiner anlegen. Aber das waren wohl einfach keine Pazifisten ;) Das paradoxe ist, dass sie sich genau deswegen Pazifismus hätten erlauben können.
Da fällt mir das Paradoxe Sprichwort "Willst du Frieden, musst du dich für den Krieg rüsten" ein. ;)
 
Pazifismus kann man sich nur leisten, wenn man nichts hat, das sich zu verteidigen lohnt. Das gilt im rein privaten Bereich ebenso wie für Staaten. Früher habe ich auch so gedacht und war überzeugt, dass ich in einem Konflikt immer die andere Wange hinhalten könnte. Wenn man aber Frau und Kinder hat und sich vorstellt, dass diese betroffen sind, dann ändert sich imho die eigene Weltsicht. Eine Hitler hätte man als Pazifist nicht aufgehalten und einen IS auch nicht.
 
seahawk schrieb:
Pazifismus kann man sich nur leisten, wenn man nichts hat, das sich zu verteidigen lohnt. Das gilt im rein privaten Bereich ebenso wie für Staaten.
Selbst wenn man nichts zu verteidigung hat, es bleibt immer das Leben das man verlieren kann. Und der Staat hat mir das Leben nicht gegeben also hat er auch kein Recht es wieder wegzunehmen.
Ich bewundere die Wehrdienstverweigerer imm zweiten Weltkrieg, mit der Flucht haben sie auch ihr Leben riskiert obwohl sie den Diest an der Waffe verweigert haben. Hätten alle so gehandelt dann wäre dieses Desaster nie passiert.
 
seahawk schrieb:
Du meinst wenn alle Nazis Pazifisten gewesen wären?
Das eine schließt das andere ja aus, ein Nazi kann niemals ein Pazifist gewesen sein.
 
Du sagst, wenn alle den Wehrdienst verweigert hätten und Pazifisten gewesen wären, dann wäre der 2WK nicht passiert. Worauf ich antworte, dass dies richtig ist, wenn auch die Nazis Pazifisten gewesen wären. Darauf sagst Du, dass Nazis keine Pazifisten sein können. Wenn aber nun alle bis auf die Nazis Pazifisten sind und die Nazis angreifen und nun alle nicht kämpfen sondern weglaufen, dann gewinnen doch die Nazis.
 
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