Alternative für Deutschland(AfD)- eure Meinung zu der Partei

Wie stehst du zur AfD?

  • Ich bin absolut gegen die Partei und möchte, dass es ein Verbotsverfahren gegen sie gibt

    Stimmen: 42 15,2%
  • Ich bin gegen die Partei, möchte aber nicht, dass sie verboten wird

    Stimmen: 110 39,7%
  • Ich bin nicht für, aber auch nicht gegen die Partei

    Stimmen: 25 9,0%
  • Ich wähle die AfD, weil ich ihr voll und ganz zustimme

    Stimmen: 21 7,6%
  • Ich wähle die AfD, weil ich ihr in einigen Punkten zustimmen

    Stimmen: 39 14,1%
  • Ich wähle die AfD aus reinen Protestgründen

    Stimmen: 12 4,3%
  • Ich wähle die AfD teilweise auch Protestgründen, teilweise aber auch wegen ihrer Inhalte

    Stimmen: 28 10,1%

  • Umfrageteilnehmer
    277
Status
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DerOlf schrieb:
Der nächste Schritt könnte eben die Ablösung des Nationalismus durch den "Kontinentalismus" sein ... wirtschaftlich gibt es das eh schon so lange, dass man mittlerweile eigentlich eher von "Globalismus" sprechen muss.

Was soll das verbessern? Solange nicht alle Länder/Kontinente die gleichen Gesetze haben oder, wahlweise, den gleichen Protektionismus betreiben, wird man die Wirtschaft, das Kapital, nicht zum Moralapostel wandeln können. Damit wäre selbstverständlich auch der Nationalismus überwunden.
 
Schrammler schrieb:
Was soll das verbessern? Solange nicht alle Länder/Kontinente die gleichen Gesetze haben oder, wahlweise, den gleichen Protektionismus betreiben, wird man die Wirtschaft, das Kapital, nicht zum Moralapostel wandeln können. Damit wäre selbstverständlich auch der Nationalismus überwunden.
Nationalismus ist doch nicht gleichbedeutend mit nationalen Wirtschaftsinteressen ... sogar ganz ohne Wirtschaft gäbe es Nationalismus, denn den gibt es eben NICHT aus wirtschaftlichen Gründen, sondern aus dem Drahtseilakt zwischen Individualismus und Kollektivismus, den wir alle in unserer Identitätsarbeit bewältigen müssen (auch wenn es so klingen mag, das hat nix mit dem kampf des Individuums gegen staatliche Regulierungen zu tun ... bevor jemand damit anfängt).

Im Sinne des Individualismus versuchen wir uns von anderen abzusetzen (einzigartig zu sein), auf der anderen Seite ist der Mensch ein "soziales Tier", welches sich Gruppen anschließt, und diese Zugehörigkeit auch symbolisieren möchte (in dem Fall meist auf Kosten der Einzigartigkeit).

Nationalismus bietet eine Möglichkeit, diesen "inneren Konflikt" aufzulösen, da die Gemeinsamkeit eben in der Staatszugehörigkeit gefunden wird ... auch wenn ich kein Bier, Sauerkraut oder Kartoffeln mag, bin ich trotzdem "deutsch per Geburtsrecht" (bin halt von Deutschen in DE gezeugt und aufgezogen worden) ... und das bedeutet, dass ich zumindest EINE Zugehörigkeit nicht durch meine persönliche Individualität gefährden kann (egal wie ich diese nun ausformuliere).

Globalisierten wirtschaftlichen Interessen steht der Nationalismus sogar eher im Weg, eben dadurch, dass bei Nationalismus immer auch mitschwingt "das eigene Volk zuerst" ... was letztlich zu Protectionismus führt - z.B. durch Einfuhrzölle für japanische Automobile (wie in den USA lange paktiziert, k.A. ob das immer noch so ist), oder die Kennzeichnung ausländischer und vermeindlich qualitativ minderwertiger Waren (daher z.B. die Kennzeichnung "made in Germany", die in GB vor allem als "Stigma" für Werkzeug aus DE eingeführt wurde - tatsächlich waren deutsche Werkzeuge oft besser, als britische Fabrikate, wodurch das Label schnell zum "Qualitäts-Stempel" wurde).
 
AfD, im Grunde ein Sammelbecken aller unzufriedenen.
Von den Positionen ein Mischmach aus radikal rechts, CDU und FDP.
Die an der Macht, und das Ausland denkt von uns wie von trumpschen Zuständen. Beides gnadenlose nationalkapitalistische Populisten, mit genug Bühne um auch die gröbsten Unwahrheiten ungeschoren aussprechen zu können.

Problem ist zum einen die Politikverdrossenheit, "bringt ja eh nix die Großen wählen zu gehen, da kann ich auch die wählen gehen". Inhaltlich steht die AfD an einer Stelle die den meisten die da ihr Kreuz machen schlicht egal ist. Wenn schon die Wahlprogramme der großen Partein keinen einfachen Bürger mehr interessieren, und die Wahlbeteiligung immer weiter sinkt.

Zum Anderen primitive Angst vor dem Morgen. "Gestern" war ja alles besser, als Einlullmehode mit gebetsmühlenartigem Charme. Jeder der eine Abschottung des Arbeitsmarktes fordert lebt in der falschen Zeit, das Rad der Wirtschaft wird in diesem Land nur durch die geschmiert die noch weniger verdienen als alle anderen.

Dann noch die Angst vor allem Fremden/Anderen/Neuartigem. Auch in diesem Forum allgegenwärtig. In einer Zeit in der jeder einzelne nach maximalster Selbstverwirklichung strebt, ist grundsätzlich alles das was diese Menschen einschränkt abzulehnen. Mit etwas Publikum werden daraus selbstläufer wie Pegida und wie sie nicht alle heißen. Unserer Gesellschaft fehlt der Einfluss externer Meinungen. Bäckereien, Fleischer, Tante Emma, Schwimmbäder, Einzelhandel... alles verschwindet, und das hinterlässt natürlich Spuren. Leute gehen weniger raus, konsumieren mehr das Internet als andere Menschen. Strömungen die früher in stillen Kämmerchen eingesperrt waren bekommen nun ihren großen Auftritt.

Wenn ich mir das "Programm" der AfD durchlese: Rente teil-privatisieren, Einwanderung strikt begrenzen.. macht Sinn: "wenn ich mir ein Bein abhacke (Einwanderung) brauche ich Krücken (Rente)". Wie das ganze bezahlt werden soll ist dagegen maximal unklar.
Feminismus, Frauenbilder nach Vorbild der "30er" Jahre.
Frau an den Herd, Abtreibungen dämonisieren.
AfD fordert Asyl für politisch verfolgte, und will die Grenzen nach ungarischem Vorbild schließen?
Die AfD will die Abgaben und Steuerlast senken, aber gleichzeitig mehr Geld in Verteidigung und in die Subventionen für Energie stecken? Nebenbei die Atomkraft wiederbeleben?
Bologna Prozess umkehren?

Alles in allem Ziele einer Partei, die offensichtlich keine Ahnung hat was in den letzten 15 Jahren passiert ist. Passt auch zu deren Mitgliedern, die sich zum großen Teil in den etablierten Parteien nicht mehr anpassen konnten.

Zusammengefasst: Turbokapitalistsche Partei mit Hang zum übertreiben, polarisieren und phantasieren.
 
Vielen Dank für Deinen Beitrag. Endlich mal eine Analyse der AfD, die nicht die Moralkeule "Nazis" auspackt, sondern die Dinge beim Namen nennt. Bei der Zusammenfassung würde ich noch etwas hinzufügen wollen, denn ich halte die AfD vor allem für eine sehr egozentrische Partei - im individuellen Sinne. Denn das Gros der Forderungen hat doch die Angst als Basis, man komme persönlich irgendwie zu kurz. Eigentlich etwas grundsätzlich sehr menschliches. Wäre da nur nicht die Vernunft.
 
Topflappen schrieb:
Alles in allem Ziele einer Partei, die offensichtlich keine Ahnung hat was in den letzten 15 Jahren passiert ist.

Die wissen sehr genau was passiert ist und profitierten (nicht die Wähler, die Parteimitglieder) enorm davon. Das ist ja der Witz, man ist (längst) neoliberal indoktiniert und gleichzeitig stockkonservativ. Nun passen einem die wirklich liberalen Entwicklungen in der Gesellschaft aber nicht. Was tun? Eine Partei hochziehen, die sich genau das auf die Fahnen schreibt, als Lockmittel dient die Ablehnung des Islam, ein bischen Ausländerhass, der brachte bei Typen wie Roland Koch oder Jürgen Rüttgers bzw. in der CSU schließlich auch immer ordentlich viele Wähler.

Dabei muss man wohl noch auseinandernehmen was der AfD an den neoliberalen Reformen nicht schmeckte, Bologna z.B. oder das Bild der berufstätigen Mutter, das Gender-Mainstreaming. Das ist aber Kleinkram, in etwa so wie die neoliberale SPD und ihre Ablehnung von Studiengebühren auf Länderebene. Die Politik ist immer die Gleiche und wahrlich keine Alternative.
 
Schrammler schrieb:
Dabei muss man wohl noch auseinandernehmen was der AfD an den neoliberalen Reformen nicht schmeckte, Bologna z.B. oder das Bild der berufstätigen Mutter, das Gender-Mainstreaming. Das ist aber Kleinkram, in etwa so wie die neoliberale SPD und ihre Ablehnung von Studiengebühren auf Länderebene. Die Politik ist immer die Gleiche und wahrlich keine Alternative.
Hier muss ich mal kurz einhaken (das nun folgende bitte sehr vorsichtig interpretieren und NICHT auf Schrammlers Meinung beziehen ... die kenne ich nämlich noch nicht).
Mit dem Ende bin ich ja soweit Einverstanden (Die Politik ... ).
Aber da ich die Umstellung auf "Bildung Bolognese" am eigenen Leib "erfahren durfte", haben wir hier EINEN Punkt, mit dem ich mit der AfD d'accord gehen könnte.
Was waren die Begründungen für den Bologna-Prozess? Vereinheitlichung der Abschlüsse auf europäischer Ebene und eine vorher ungekannte "Ökonomisierung der Bildung". Der Auslöser (zumindest für das deutsche Abnicken dieser Bildungs-Deform), liegt mMn im "PISA-Schock", dessen Nachbereitung in der Erziehungswissenschaften zu einem Umdenken geführt hat (allerdings nicht nach gusto Bologna).

Das Schlechte Abschneiden des deutschen Bildungssystems im europäischen und sogar weltweiten Vergleich (das sich in anderen Tests - z.B. IGLU oder TIMMS - wiederholte), wurde nicht auf "mangelnde Effizienz" des gesamten Bildungssystems zurückgeführt, sondern eben auf das Vorhandensein zu schlechter Betreuungsschlüssel, zu alter pädagogischer Konzepte, einer Erziehung hin zu sozialer Ungleichheit (bzw. einer Verstärkung der Ungleichheiten DURCH das Schulsystem), und einer Überbetonung des Wettbewerbs zwischen SchülerInnen UND zwischen LehrerInnen.
Dadurch wurde der schon seit Jahrzehnten beschworene Ruf nach mehr Lehr-Personal, einer durchgehenderen Erziehung zu sozialer Verantwortung sowie einer tatsächlichen Verpflichtung von Lehrkräften zu REGELMÄSSIGEN Weiterbildungen gestärkt. Gleichzeitig wurde gefordert, die Inhalte der Bewertungsfächer (Pflichtfächer, also Deutsch, Mathematik, Englisch, Naturwissenschaften ...) zu reduzieren, um das verbleibende Material mit genügend Zeit und an das individuelle Lerntempo angepasst nicht nur vermitteln, sondern eben auch besser vertiefen zu können (erst in der Vertiefenden Anwednung finden tatsächlich nachhaltige Lernprozesse statt).

Was passiert ist, war eine wahre Evaluationswut (weil man halt wissen wollte, wo es denn nun genau hakt), eine starke Reduzierung der Regelschulzeit bei nur geringfügiger Reduzierung der Lerninhalte, eine Vereinheitlichung der Leistungsabfragen (Zentralabi als Stichwort), sowie eine leichte Steigerung der Persolandichte (vor allem wegen integrativer Aufgaben). Alles augedacht von Juristen, Ökonomen, Journalisten und nur ganz ganz wenigen Pädagogen (die wurden im Prinzip nicht wirklich gefragt, sondern waren eher als Sündenbock für das "alte, zu lasche und daher wenig leistungsfähige" Schulsystem öffentlichkeitswirksam).

Insgesamt gab es einige positive Veränderungen schon im Vorfeld zu PISA: Z.B. der gemächliche Umstieg auf jahrgangsübergreifenden Unterricht in der Grundschule (Klassen 1,2 und 3), bei dem Kinder sich untereinander helfen können (weil eben NICHT alle den gleichen Lernstand haben), wodurch soziales Lernen (z.B der Umgang mit Unterschieden) viel öfter beobachtet werden kann, als in streng isoliert unterrichteten Einheitsklassen und auch individuelle Lerntempi weitaus besser berücksichtigt werden können (hier ist es nämlich nicht so schlimm, wenn jemand am Ende der 2, Klasse noch nicht so gut lesen kann, wie seine Altersgenossen, solange er es bis zum Ende der 3, Klasse noch lernen kann, ist alles OK).

Und wo kam all das so plötzlich her, als es nach dem PISA-Schock dann flächendeckend umgesetzt wurde? Ist das schnell mal entwickelt worden? NEIN ... es lag seit Jahrzehnten in den Schubladen der Kultusministerien (wissenschaftlich aufgearbeitet und experimentel bestätigt) und verschimmelte, weil in den 1980ern und 90ern eben niemand daran glaubte, dass dieser Aufwand nötig werden würde.
Entwickelt und erprobt (wissenschaftlich begleitet von der Fakultät für Erziehungswissenschaften der Universität, dem das Schulprojekt als "wissenschaftliche Einrichtung" angegliedert ist) wurde das in einem relativ kleinen und viel belächelten Schulprojekt in Bielefeld, welches schon seit Mitte der 1970er Jahre genau so arbeitet, wie man es aus der heutigen Grundschule kennt (nur baulich sind Laborschulde und Oberstufenkolleg nochmal was ganz anderes ... so fast ohne Klassenräume).
Nach dem PISA-Schock beantragte die Universität Bielefeld auf Initiative von Prof. Dr. Tillmann (damals Leiter des deutschen PISA-Konsortiums), eine gesonderte Prüfung der bielefelder Schulprojekte. Das Ergebnis war, dass beide Schulen um einiges besser Abschnitten, als JEDES bayerische hardcore-Gymnasium und in einigen Fächern sogar mit dem damaligen europäischen Bildungs-Riesen Finnland mitalten konnte.

Die Erkenntnis der Politiker: "Wenn all unsere Schulen ein bisschen so arbeiten würden, wie LS und OS, dann wäre Deutschland der PISA-Schock in erlebter Intensität erspart geblieben ..."
Da ich die Schulprojekte recht gut kenne (als ehemaliger Pädagogik.-Student der Universität Bielefeld bleibt das nicht aus), sehe ich heute in modernen Grundschulen mit offenem Ganztagsbereich vor allem eines ... kleine Laborschul-Klone ohne die baulichen Vorraussetzungen für eine genaue Kopie der originalen pädagogischen Konzepte (der Primarbereich der Laborschule ist ein bisschen so, wie OGS mit im Laufe von 3 Jahren ansteigendem Pflichtanteil - mittlerweile werden an der LS auch höhere Jahrgangsstufen jahrgangsübergreifend unterrichtet ... man will seine "Besonderheit" gegenüber der Regelschule halt doch bewahren).
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An den Unis ist der Bologna-Prozess noch deutlicher zu bemerken gewesen (dass die Unis danach für den Beobachter scheinbar 10mal mehr Studenten hatten, ist noch eine eher positive Entwicklung, die Anwesenheitskontrolle, durch die das erreicht wurde war es mMn NICHT - aber das Fass will ich hier nicht auch noch aufmachen).
Mein Beispiel ist die Uni Bielefeld. gebaut Ende der 1960er ist diese Universität auf ca. 19.000 Studierende ausgelegt ... schon vor dem richtigen Einschlag des Bologna-Prozesses waren dank Studiengebühren weit über 22.000 Studerende eingeschrieben (3.000 mal um die €500,- sind ne Menge Asche mehr in der Kasse). Gleichzeitig wurden nicht wenige Langzeitstudierende (1,5 mal Regelstudienzeit überschritten) mit €850,- Sonderstudiengebühr (normale Gebühr plus damals in NRW noch zulässigen Aufschlag für Langzeitstudis) zur Aufgabe gezwungen (teilweise kurz vorm Diplom).
Durch die mit dem Umstieg auf die consecutiven Studiengänge (Bachelor und Master System) gleichzeitig eingeführte Anwesenheitspflicht (nebst Kontrolle - sogar in Vorlesungen mit über 1000 eingetragenen Hörern) ist die krasse Überbelegung der UniBi richtig aufgefallen, denn es waren nicht nur nicht ansatzweise genug Räume für den ganz normalen Lehrbetrieb da, es wurden auch schlicht viel zu wenig Kurse angeboten.
Folge: Personalaufstockung, Häufung von Wochenend- und Blockseminaren, Eindampfung der Leistungsanforderungen (plötzlich gabs in manchen Seminaren für EIN Sitzungsrotokoll bis zu 3 Leistungspunkte, bei manchen Dozenten war dabei sogar Gruppenarbeit möglich) .... und und und ... in dieser Zeit war studieren an dieser Universität nicht mehr wirklich angenehm UND nichtmal mehr durch etwas anderes, als überfüllte Räume anspruchsvoll.
Aber dank Bologna kam es ja noch dicker, denn da gab es dann noch einen doppelten Abiturjahrgang (dank Umstellung von G13 auf G12), der auch an den Gymnasien und Gesamtschulen nicht angenehm gewesen sein dürfte. Plötzlich wären es fast 24.000 Studierende gewesen, wenn die Fakultäten der UniBi nicht gezielt aus diesem Anlaß ihre Zugangsbeschränkungen massiv angezogen hätten ... eine andere Bologna-Notbremse blieb nach der ersten Bewerberwelle nicht übrig.

Mittlerweile entstehen überall um das Universitätshauptgebäude neue Universitätsgebäude, wodurch die UniBi auf ihren größten Vorteil (alle Fächer unter einem Dach als ehemaliges Alleinstellungsmerkmal) letztlich verzichtet.

Ich halte Bologna für das mit Abstand schlimmste, was dem deutschen Bildungssystem seit 1945 angetan wurde -Nur mit der NSDAP-Doktrin als "einzige Legitimation für Schulstoff" kann Bologna nicht mithalten (das Teilen haben die damals tatsächlich anhand der Struktur der Wehrmacht thematisiert und beim Thema "stetige Funktionen" gabs ein bisschen Balistik ... insgesamt war die Schule durchgehend nazifiziert und auf die Zucht von Soldaten, Arbeitern und braven hausmütterlichen Gebährmaschinen ausgerichtet).

Für Bologna sage ich als Pädagoge ganz lieb Danke ... und verabschiede mich dann doch lieber aus diesem Zirkus, denn es ist eben ein "nein Danke", und das war es schon, als der Prozess selbst noch nicht beschlossen war.

Auch wenn ich ansonsten freudig in jeden Anti-AfD-Gesang einstimme ... bei ihrem Ruf nach einem Rollback für Bologna haben sie mMn Recht.
Die genaue Position der AfD zu diesem Punkt kenne ich nicht, aber das Prinzip Bologna bietet mehr als genug vernünftige Gründe für ein NEIN. Dazu muss man sich nur die Folgen dieser Bildungsdeform angucken. Gestiegene Schulversagensraten, insgesamt gesunkenes Leistungsniveau bei gestiegenem Stoffumfang (durch reduzierte Schulzeit), gestiegene Studienabbruchsraten, härtere Konkurenz um gute Noten und Studienplätze, reduzierte Sozialkompetenz bei Jugendlichen etc.pp.
Meiner Meinung nach ist das alles eine direkte Folge des Bologna-Prozesses ... mehr noch, DAS wurde sogar von führenden deutschen Erziehungswissenschaftlern prophezeiht, und mMn ging es bei Bologna nie um etwas anders, als eine Steigerung des Selektions- und Mobilitätsdrucks (Warum haben sie den kein Auslandsemester, ist doch seit Bologna ganz easy machbar?).
Kurzum: Bologna hat GENAU die nach den ersten internationalen Vergleichstudien von führenden Erziehungswissenschaftlern angeprangerten Mängel im deutschen Schulsystem eigentlich verschärft.

Für mich gings vorher (im Diplomstudiengang, den ich dank Bologna NICHT zuende bringen konnte, weil die UniBi zur Modelluni für das BA/MA-System werden wollte und dafür u.A. meinen Dipl.-Studiengang dann eben einfach "abgewickelt" hat) vor allem darum, die Inhalte zu verstehen, und sie auch adäquat anwenden zu können ... im BA gings dann vor allem darum, sich da irgendwie durchzukämpfen.
Am Ende (kurz vorm Master) "saß" (eigentlich habe ich meist gestanden) ich dann mit Leuten in den Seminaren, für die "Verständnis" allenfalls ein Begriff ist, den man mal googeln kann, wenn man neben dem Studium für sowas Unwichtges mal Zeit findet. Für die war das Einhalten der Regelstudienzeit weit wichtiger als der Erwerb von Fachkompetenz.

Leider gibt ihnen der Arbeitsmarkt recht, denn Fachkompetenz spielt in der freien Wirtschaft erst dann eine Rolle, WENN man nicht länger gebraucht hat, als Regelstudienzeit.
Erstmal Orientierung gebraucht? ... MOEP!
Zunächst das "falsche Fach" angefangen (z.B. weil Mathe in Kl.12 oder 13 vom Gym dann doch was ganz anderes ist, als an der Uni)? ... MOEP!
Viele Klausuren erst beim 2. Anlauf bestanden? ... MOEP!
Nur ne 2 vorm Komma? ... MOOOOOOEEEEEPPPPPPPPPPPPPPP!

Ich bin richtig froh, dass ich mich auch auf Stellen bewerben kann, wo die Entscheider ein bisschen Pädagogik im Kopf haben, denn da wissen die, dass ein paar Zahlen nichts über Fachkompetenz aussagen, und etwas, für das man lange gebraucht hat, eben auch etwas sein kann, das man RICHTIG gut kann (man hat eben nur länger gebraucht, es zu lernen).
Die schmeißen eine Bewerbung eben nicht sofort in den Mülleimer, bloß weil da 20 Semester für ein Studium draufstehen, was man der Theorei nach auch in 10 Semestern geschafft haben kann.
Wenn die Qualifikationen passen, dann entscheidet eben ein Bewerbungsgespräch oder ein Probearbeiten darüber, ob man den Job kriegt. Da entscheiden die (den künftigen Kollegen) BEI DER ARBEIT IM TEAM gezeigten und wahrgenommenen Kompetenzen und nicht, dass man die passenden Zettel mitbringt und bis zu 40 Jahren im Betrieb bleiben könnte.

Bologna lässt sich gut zusammenfassen, ich nutze dazu gerne einen Ausspruch von Prof. Dr. Tillmann:
"Die Sau wird doch nicht fett, wenn man sie regelmäßig über eine Waage jagt, sondern durch das richtige Futter".
Wenn ich "Bologna" höre, sehe ich vor allem PädagogInnen und ErzieherInnen, die viel zu viel Zeit damit zubringen, ihre eigene Arbeit zu dokumentieren und zu evaluieren. Die kommen im Prinzip ihrem Erziehungsauftrag weniger konzentriert nach, weil sie ständig beweisen müssen, dass sie ihn erfüllen und die dazu eingesetzen Methoden kosteneffizient sind.
Ein Bekannter voon mir ist Erzieher, und muss jedes Jahr 3 verschiedene Sprachstandserhebungen durchführen ... nur damit man evtl. irgendwo "nachregulieren" kann.
War individuelles Lerntempo vor 15 Jahren noch ein pädagogischer Fakt, dem man leider mit der "Orientierung am Mittelkopf" nicht gerecht werden kann, so wird das heute von den Eltern eher als "dringendes Warnsignal" betrachtet ...
"WAS? der ist im Zahlbereich bis 100 noch nicht sicher? Dabei ist er doch schon über 3 Jahre alt ... und das Alphabet kann er AUCH noch nicht auswendig? ... Oh Gott! Schatz! hat unser Kind vielleicht eine Lernschwäche, oder gar ADHS?"
Am besten gleich Notschlachten (die Eltern, das Kind kann da nix für ... OK - die Eltern machen sich auch nur Sorgen und geben den Druck eher unfreiwillig ans Kind weiter).

Möchten sie "Bologna" wirklich deinstallieren? -- meine Antwort lautet da ganz klar "Ja ... am besten Gestern". Aber ich denke eben, dass das Unverständnis, welches ich und viele andere der "Bildung Bolognese" entgegenbrigen, tatsächlich der einzige Grund dafür ist, dass die AfD sagt, sie sei gegen Bologna. Und für sowas gebe ich meine Stimme nicht her, vor allem wenn es daneben so wenig andere von mir als "positiv" bewertete Punkte im Programm gibt.

Sorry, dass ich schon wieder so ellenlang vor mich hin schwadroniert habe, aber der Bologna-Prozess war mMn wirklich ein harter Schlag ins Kontor, der nicht im Ansatz im Interesse der "Kunden" des Bildungssystems gewesen ist (das wären die Lernenden), sondern nur "Scheinbedürfnisse" der Wirtschaft bedient hat.
Diesem Unsinn würde ich keine Träne nachweinen.

Die anderen Punkte aus obigem Schrammler-Zitat habe ich nun nicht mehr angekratzt ... der Beitrag geht auch so nicht mal in Minimalvergrößerung auf meinen 22,5er Bildschirm.
Scheint so als wäre ich bei "Bildung Bolognese" auch nicht mehr gerne diplomatisch.

Veraks Reaktion auf dieses Wohlstandsgefasel kann ich mir vorstellen ... total dumm und eklig, anderswo verhungern Kinder und es ändert eh nichts daran, dass "DIE" uns bald den Arsch bis zur Halskrause aufreißen werden. Lasst es mich so ausdrücken: Ohne Bildung Bolognese würden das zumindest in DE vielleicht ein paar mehr Menschen wenigstens verstehen (danach zu handeln ist wieder was anderes).
Ich habe neulich noch einen Mathe-Lehrer (Kl. 11) auf eine Verständnisfrage antworten hören "dafür haben wir in der Schule keine Zeit" (der wird doch nicht das Verstehen gemeint haben?) ...
Bologna? Läuft!
 
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Danke für deine Ausführungen zu dem Thema, Olf.

Ich vertrete ja die These, dass Bologna speziell hier in Deutschland dazu genutzt wurde, schon Schüler und Studenten neoliberal zu indoktrinieren. Das fängt aber auch schon privat an, wenn Eltern wollen, dass im Kindergarten chinesisch gelehrt wird. Dazu gehört ebenso, dass man bei uns, im Gegensatz zu anderen Ländern, welche die Reform umsetzten, auf biegen und brechen den Bachelor und Master in fast allen Studienfächern eingeführt hat. Den größten Schaden haben dabei die Geisteswissenschaften davongetragen.

Trotzdem ist es "Kleinkram" im neoliberalen Mainstream, ein Teilaspekt, ein Feld, dass eigentlich nur die jüngeren Generationen getroffen hat. Diesen Mainstream will die AfD überhaupt nicht verlassen, die will keine Alternative zur alternativlosen neoliberalen Politik darstellen. Das war unter Lucke schon nicht der Fall und ist es heute auch nicht.
 
Ja das ist Kleinkram ... aber es führt mMn eben flächendeckend dazu, dass gerade die aktuelle Generation von Schülern diesen Quark für völlig normal halten.
Neulich hat mir ein Abiturient tatsächlich stolz erzählt, dass er nun in Rüstungsaktien investiert hat ... ich dachte erst, der will mich verarschen ... aber auf Nachfrage hat er nur gefragt: Wieso? was ist daran denn so schlimm? :rolleyes:
Der Typ ist 19 Jahre alt ... eigentlich ja fast zu alt fürs Abi ... (wer hier Sarkasmus findet, liegt genau richtig).
 
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DerOlf schrieb:
Ja das ist Kleinkram ... aber es führt mMn eben flächendeckend dazu, dass gerade die aktuelle Generation von Schülern diesen Quark für völlig normal halten.

Bulimielernen, der Testindustrie vertrauen und keine Fragen stellen. Auf Deutsch: Klappe halten, auswendig lernen und auch im späteren Leben den dauerkonsumhungrigen Arbeitsroboter spielen, der weder am System noch am Arbeitgeber zweifeln könnte.
Momentan fragen sich viele, warum die Jugend in Deutschland nicht das tut, was ihre Altersgenossen gerade in Frankreich machen. Ein Grund dafür sind gewiss auch diese Reformen..

Solche Aktienfreaks gab's schon zu meiner Schulzeit, die kauften auch Rüstungsaktien mit dem Geld vom Papa, mit voller Überzeugung. Waren ausnahmslos FDP-Mitglieder, denen finanzierte der Papa aber auch die Elite-Uni in den USA oder England. :rolleyes:
 
Jaja, von wegen man ist nicht rassistisch oder rechtsradikal. Die neusten Nachrichten bzw Aussagen der AFD Funktionäre zeigen ihr wirkliches Gesicht, welches sie versuchen jedes mal krampfhaft zuverschleiern.

Auch wenn es sich einfach anhört oder das typische posaunen aber anders kann mann es nicht sagen, AFD ist eine gefährliche rechtsradikale Partei, getarnt als Wolf im Schafspelz.
 
Deine Meinung in allen Ehren, aber hast Du irgendwelche Quellen oder Zitate, die nachvollziehen lassen, warum Du zu dem von Dir postulierten Ergebnis kommst?
 
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Ich glaube, man muss das richtig lesen. "Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben."
Damit meint man nicht ihn als Person.
 
@Moqui
Das ist ja genau das was AFD öfters macht, dieses Zweideutigegerede, genau sowie mit dem Schießbefehl.

Vielleicht ist es auch nur eine Masche, um kostenlos Werbung zuerhalten, denn immerhin sind sie wieder auf der Titelseite und AFD ist in aller Munde.
Funktioniert definitiv.
 
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@Sabr,

Das sind doch Schwätzer, die immer alles wieder relativieren oder sagen, ja so war das nicht gemeint. Die Petry ist da ein sehr gutes Beispiel dafür, welches auch in einer Fernsehsendung sehr gut zu Tage kam, als Katja Kipping mal nachhakte und Druck auf sie ausübte, da kam nichts.

Für ihre Werbung sorgen ja auch die Medien ganz gut. Man hätte sie einfach nicht beachten können, genauso wie man es seit jeher mit der Linken macht. Nur komischwerweise bekommt so eine rechte Partei ein Forum geboten.
 
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moquai schrieb:
Ich glaube, man muss das richtig lesen. "Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben."
Damit meint man nicht ihn als Person.

Ne genau, "einen" Boateng schließt ihn selber natürlich aus. is klar... :freak:

Aber selbst wenn man es so interpretiert, ist und bleibt es absolut rassistisch. Weil Boateng reich, berühmt und bekannt ist, geht er grade so durch, aber jemanden, der diese Attribute nicht mitbringt aber aus diesem Land kommt, um Gottes willen, sowas will man nicht als Nachbarn.

Ganz ehrlich, ich weiß nicht was schlimmer ist, so etwas zu äußern oder es dann auch noch zu verteidigen und zu rechtfertigen.

Ich persönlich habe lieber einen Boateng zum Nachbarn als solche rassistischen, doppelzüngigen Widerlinge.

Mhh ich stelle grade fest, dass ich aufpassen muss. Ich habe kein christliches Glaubensbekenntnis abgelegt und werde dies nie tun und bin nicht in der BRD geboren. Laut Gauland möchte mich dann wohl auch niemand in der NAchbarschaft. Oder gehe ich durch, weil ich eine weiße Hautfarbe habe? Ich frage mich echt, wie die AFD bzw. Gauland einen "Ausländer" eigentlich so genau definiert...
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Danke. Es ging mir lediglich um die Nachvollziehbarkeit der Diskussionen in diesem Thread. In drei Monaten kann sonst keiner mehr nachvollziehen, was Dich heute aufgeregt hat. ;)

Ansonsten kann ich Frau Petrys Verhalten schon nachvollziehen. Wie im Zeit-Artikel beschrieben, ist das eben eine Form der Schadensbegrenzung. Viel übler finde ich, dass der Herr Gauland plötzlich unter Amnesie zu leiden scheint:

Unterdessen bemüht sich die AfD um Schadensbegrenzung. Parteichefin Frauke Petry sagte der Bild, Gauland könne sich "nicht erinnern, ob er diese Äußerung getätigt hat." Unabhängig davon entschuldige sie sich bei Boateng für den Eindruck, der entstanden sei.

Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-05/alexander-gauland-afd-vorabmeldung

Man kann und darf in diesem Land ja durchaus unterschiedlicher Meinung sein. Dann soll man aber auch dazu stehen.

Persönlich finde ich schlimm, was Herr Gauland hier beschrieben hat. Alleine, die Aussage selbst finde ich nicht schlimm. Denn im Grunde beschreibt sie ein gesellschaftliches Phänomen, das ich nur allzu gut seit meiner Jugend kenne. Damals war es nicht unüblich, dass die Leute im Stadion einen schwarzen Spieler mit "husch, husch, husch, Neger in den Busch" begrüßt haben. Und das wurde umso schlimmer, desto schlechter der jeweilige Spieler performt hat.

D.h. natürlich kann sich jeder scheinheilige Politiker darüber aufregen, was Alexander Gauland hier gesagt hat. Als "fremd" wird ein Mensch dennoch angesehen, wenn er äußerlich nicht der Mehrheit in einem Gebiet entspricht. Und gerade die Besserverdiener, die sich hier über so eine Äußerung aufregen, haben doch in den letzten Jahrzehnten immer darauf geachtet, dass in ihr Wohngebiet keine Behindertenwerkstatt, kein Flüchtlingsheim und kein Männerwohnheim kommt. Natürlich nicht, weil diese Menschen äußerlich anders sind... nein, natürlich nicht.
 
Godde schrieb:
Nur komischwerweise bekommt so eine rechte Partei ein Forum geboten.
Und das ist auch gut so. Weil Meinungsfreiheit herrscht oder herrschen sollte. Den Anhängern der Linken passt die AfD nicht, den Anhängern der AfD die CDU und manche gehen eben lieber zu McDonald's.

Mustis schrieb:
Ne genau, "einen" Boateng schließt ihn selber natürlich aus. is klar... :freak:
Das habe ich nicht behauptet, lies also noch einmal.
 
Deine Aussage war, das man es richtig lesen müsse, Boateng sei hier nicht als Person gemeint? Oder nicht?

Und das sehe ich anders. "Ein" Boateng ist ein in Deutschland geborener christlicher Mann mit dunkler HAutfarbe, dessen eines Elternteil nicht aus Deutschland stammt. Davon gibt es in Berlin und dem Rest Deutschlands reichlich. Wenn ich so jemanden nicht in Deutschland als Nachbarn haben will, wen dann? Soll demnächst wieder der Ariernachweis kommen, damit der "Deutsche" (welcher den eigentlich? Ein Boateng ja scheinbar nicht...) beruhigt durch seine Nachbarschaft gehen kann?

Damit meine ich dich auch nicht persönlich, nur eben einen moquai. :p
 
Mustis schrieb:
Deine Aussage war, das man es richtig lesen müsse, Boateng sei hier nicht als Person gemeint? Oder nicht?

"Wir mögen keine Leute wie Dich in diesem Viertel." Damit meint man die Eigenschaften dieser Person.
Das, was sie verkörpert, er ist ein "Neger".

Was wäre, wenn er ein Weißer wäre?

"Wir mögen keine Leute wie Dich in diesem Viertel." Damit meint man die Eigenschaften dieser Person.
Das, was sie verkörpert, er hat kein Geld, er ist ein armer Mensch.

Was wäre, wenn er reich wäre?
 
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