AW: Helmplficht beim Fahradfahren für Kinder unter 14 Jahren?
Der Fahrradhelm ist allmählich reif für einen Großeinsatz der Mythbusters.
Z.B. wurde in Australien vor diversen Jahren flächendeckend die Helmpflicht eingeführt.
Helmhersteller wie Bell und auch einige aus anderen Quellen finanzierte "Studien" hatten postuliert, dass so bis zu 80% der tödlichen Fahrradunfälle vermieden werden könnten. Eigentlich hätte sich das in Australien in den Krankenhäusern zeigen müssen, indem das Verhältnis speziell von Schädel-Hirn-Traumata zu den sonstigen Verletzungen drastisch gesunken wäre. War aber nicht ...
Lustig sind die immer wieder hervorgezauberten "Melonen-Tests". Die haben aber leider nur wenig zu tun mit den Mechanismen, die ein Schädel-Hirn-Trauma verursachen. Zwar ist gelegentlich auch das "Knacken" des Schädels wirksam. Aber es gibt weitere, wohl wichtigere Dinge wie z.B. Rotationsbeschleunigung des Kopfes, bei der die außen liegenden Schichten des Gehirnes der Drehbewegung des Schädels folgen, die innen liegenden aber nicht so schnell.
Ein bekanntes Beispiel für die Gefährlichkeit von Rotationsbeschleunigungen sind Todesfälle aufgrund von Kindesmißhandlungen an Säuglingen. Starkes Schütteln ist gerade bei Säuglingen fatal, da die Halsmuskulatur noch wenig entwickelt ist.
Die Biomechanik des Fahrradunfalles mit seinen Auswirkungen auf den Schädel-Inhalt wird anscheinend von den üblichen Helmtests wenig bis gar nicht berücksichtigt. So führt ein Helm mit eher höherer Wahrscheinlichkeit zu Rotationsbeschleunigungen des Kopfes bei Unfällen, was letzten Endes das Risiko, an einer Verletzung z.B. durch einen kantigen Stein zu sterben, mehr als kompensieren könnte.
Die medizinischen Studien, die sich zu Fahrradhelmen im Netz finden, sind teils so aufgemacht, dass jeder Statistiker das nackte Grauen bekommt. So ist es klar, dass Fahrradhelme von einem eher jüngeren Publikum getragen werden, von Rentnern hingegen weniger. Im Krankenhaus überleben die Rentner aber jede Art von schweren Verletzungen mit deutlich geringerer Wahrscheinlichkeit, was aus einer Studie über die Wirksamkeit von Fahrradhelmen herausgerechnet werden muss.
Inzwischen gibt es auch medizinische Fachstudien, die den Fahrradhelmen im Alltag mangelnde Wirksamkeit bescheinigen.
http://www.fahrrad-helm.de/cgi-bin/boxgate56610?tn=iMo9_EmSgRprC5H13861F9C7&nav1=8&nav2=9&nav3=
http://www.egms.de/de/meetings/dgnc2004/04dgnc0134.shtml
Es gibt natürlich Szenarien, in denen ein Fahrradhelm durchaus Sinn macht. Ein Downhill-Mountainbiker greift häufig sogar zu einem Integralhelm mit Kinnschutz. Und zu etlichen Protektoren an weiteren Körperteilen.
Wer meint, dass sein Kind im Straßenverkehr sicher ist, wenn es nur beim Fahrradkauf einen Helm bekommen hat, der irrt jedenfalls gewaltig. Sicheres Fahren im Straßenverkehr will gelernt sein.