Weltanschauungen im Allgemeinen, Systemkritik, Diskussionen rund um den Kapitalismus

th3o, th3o: "Größenwahnsinnig" und "sich anzumaßen" klingen aus Deinem Munde irgendwie falsch. So als würdest Du nicht wissen wie größenwahnsinnig und anmaßend Deine Diffamierungen anderer Denkweisen in Wirklichkeit sind.
Und wie kommst Du nur dazu, Dir anzumaßen, final und voll jeglicher Weisheit (wie alt bist Du?) "hinter die Dinge" schauen zu können?
Und bevor das hier als OffTopic verschrien wird: es ist Kritik am "System th3o", und Systemkritik ist in diesem Thread doch ausdrücklich erwünscht, und sei sie nur um der Kritik Willen geäußert...
 
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@/home/tool:
Er ist Fundamentalist, in Sachen Meinungswechsel und Hinterfragen der eigenen Ideologie ist da Hopfen und Malz verloren ;)
 
Ich stelle im Allgemeinen fest, dass das gegenwärtige System die Menschen systematisch dazu erzieht ihrer eigenen Meinung nicht mehr zu vertrauen. Überall hat man vorsichtig zu sein. Alles muss immer relativiert werden. Dem eigenen Gedanken wird nicht mehr vertraut, weil die angebliche Komplexität der Welt eine scheinbar unüberbrückbare und unüberschaubare geworden ist. Es stellt sich die Frage wieviel von dieser freiwilligen Selbstverkrüpplung des eigenen Denkens auf die Menschen selbst zurück fällt.

Nochmal bitte der Aufruf: nach Möglichkeit keine ein-Satz Beiträge und bitte....einfach mal persönliche Angriffe unterlassen :)
Danke euch
 
e-ding schrieb:
Das kapitalistische System entspricht der menschlichen Natur (noch) am ehesten. Darwinistische Verhaltensweisen sind uns in die Wiege gelegt. Wir prügeln und posen nicht mehr (oder fast nicht mehr ) wie die Silberrücken, um unseren sozialen Status zu Verbessern aber wir streben danach, die soziale Leiter so hoch wie möglich zu erklimmen.
Auch diese Freiheit, jeder könne durch ensprechende Leistungen die Karriereleiter erklimmen, wird vom Kapitalismus nur vorgegaukelt. Denn diese Freiheit hat praktisch nur derjenige, der entsprechendes Kapital besitzt.
Der Kapitalist legt dieses nur pragmatisch in Produktionsmittel an, und gelangt somit an die Macht über viele Menschen.
Dementsprechend verkommt der besitzlose Mensch zur Ware. Er ist gezwungen, seine Arbeitskraft für den Kapitalisten zu prostituieren.
 
wenn man irgendwo wie in taiwan dinge für 50cent herstellt und es woanders dann für zig hunderte dollar verkauft, ist das klare ausbeutung und die maxime des kapitalismus.
es bietet in diesem system einfach den perfekten nährboden für egoismus, habgier, neid und dergleichen.
Dabei solltest Du aber nicht verschweigen, dass Egoismus, Habgier und Neid schon sehr viel älter sind als der Kapitalismus. Daher erscheint es mir ungerechtfertigt, den Kapitalismsus quasi als Nährboden dafür hinzustellen. - Es ist genau anders herum. Diese menschlichen Eigenschaften sind so alt wie die Menschen selbst. Und sie existieren deshalb auch im Kapitalismus weiter. Das ist im Grunde nicht einmal einer Erwähnung wert.

Zur Erinnerung: Um die Mantelteilung des St. Martin wurde ein riesiger Wirbel gemacht, weil es eben ganz und gar nicht selbstverständlich war, seine Sachen zu teilen. Seine Mitmenschen blieben lieber Egoisten. Und das lag sicher nicht nur daran, dass sie kein Schwert hatten.


dann frage ich dich mal, was, wenn nicht der kapitalismus, wäre denn dann schuld an der armut die zum teil auf der welt herrscht.
Wenn man es auf Europa bezieht (für Afrika kann ich schlecht spechen), dann haben wir heute wie gesagt die "reichsten Armen", die es jemals gegeben hat. Es gibt keine Hungersnöte mehr, die früher an der Tagesordnung waren. Will heißen: Armut ist für uns hier keine Folge des Kapitalismus, sondern Armut ist sehr viel älter als Kapitalismus und mittlerweile sehr viel weniger dramatisch als in der Vergangenheit.
 
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th30 schrieb:
Ich stelle im Allgemeinen fest, dass das gegenwärtige System die Menschen systematisch dazu erzieht ihrer eigenen Meinung nicht mehr zu vertrauen.
Zack. Und wieder jegliche konträre Denkweise mit einem Streich hinweggewischt. Fundamentalist, wie ObServer88 Dich bezeichnet, ist für Dich noch eine viel zu harmlose Bezeichnung.
Nietzsche sagt, wenn Du zu lange in den Abgund hineinblickst, so blicht der Abgrund auch in Dich. Pass auf, dass Du nicht zu dem wirst, was Du hasst.
 
Denn diese Freiheit hat praktisch nur derjenige, der entsprechendes Kapital besitzt.

Danke, danke, danke.
Zeigt dieser Ausspruch doch wie realitätsfern die Kritik doch wirklich ist. Soll ich dir jetzt Lebensläufe von Menschen präsentieren die ohne entsprechendes Kapital ihren Weg gegangen sind? Die aus Mittelschichtverhältnissen kamen und nun unermesslich reich sind?
http://de.wikipedia.org/wiki/Lukas_Podolski
http://de.wikipedia.org/wiki/Mehdorn
http://de.wikipedia.org/wiki/René_Obermann

Willst du, dass ich weiter mache?

Ich frage euch wie soll man eure Systemkritik auch nur halbwegs ernst nehmen wenn euch systematisch solch gravierende Fehler unterlaufen?

theo schrieb:
Hinterfragen wie man einen Misstand beheben kann führt notwendig weiter zum Nährboden des Misstandes und um nichts anderes dreht es sich bei vielen (zumindest meiner) Diskussionen.

Nährboden ist aber nicht das System als solches sondern die Menschen die es gestalten und ausleben. Der Kapitalismus an sich ist ein recht flexibles System welches in viele Richtungen gestaltet werden kann.
Kapitalismus bedeutet nicht zwangsläufig, dass man all seine Anstrengungen nach der Gier nach mehr Kapital ausrichtet...
Doch du machst genau den Fehler nur diese Seite des Kapitalismus zu betrachten und mit all deinen Argumenten zielst du leidiglich nur darauf ab.

Die Antwort auf all deine Negativbeispiele muss nicht zwangsläufig lauten "Der Kapitalismus ist schlecht" sondern sie kann ebenso gut lauten "Die Art wie der Kapitalismus momentan gelebt wird ist schlecht".

Und hier genau setzt dann der Pragmatismus an. Du schwingst hier arrogante Reden weichst aber jedes mal, wenn es um praktische Umsetzungen geht, wirst du schweigsam. Dann sagst du: "Weil ihr der Grundannahme ja nicht zustimmt brauche ich euch ja keine Lösungsansätze zu präsentieren."

Auch hier begehst du einen gravierenden Fehler. Du kannst nicht bestreiten, dass du uns schon gerne überzeugen würdest von deiner Sicht der Dinge. Doch ich frage dich wie soll ich mich von einem System abwenden das scheinbar das einzig funktionierende zu sein scheint, wenn mir niemand eine bessere Alternative präsentiert?
Ja es läuft nicht alles Rund in unserer Welt. Und was jetzt machen?
Lösung a.)
Jahrelang VWL studieren und philosophische, fundamentale Kritiken niederschreiben, aber aktiv nichts bewirken.
Lösung b.)
Versuchen selbst gut im System klar zu kommen und die eigenen Kräfte so auszurichten um den Misstständen aktiv entgegen zu wirken.


th3o schrieb:
Es ist weiter auch überhaupt nicht die Schuld des Kapitalismus, dass zB Aids in Afrika nicht eingedämmt wird einfach nur weil Gelder lieber zur Reproduktion des Kapitals eingesetzt werden um zu Hause ja nicht irgendwelche Börsencrashs zu haben.

Nein es ist nicht die Schuld des Kapitalismus. Hier einfach die Schuld auf das System als solches zu schieben ist dermaßen vereinfachend, dass es schon fast weh tut beim lesen.
Die Vielschichtigkeit der Probleme, vor allem in Afrika lässt eine derartige Pauschalisierung wie die deinige einfach nicht zu.
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Würde man den Kapitalismus in seiner Reinform leben, dann wäre sogar das Los der Afrikaner Stellenweise deutlich besser (Beispielsweise beim Zuckerrohranbau).
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Auch könnte eine umgestaltung der Entwicklungshilfe, gerade in Afrika, Wunder bewirken. Viel mehr Hilfe zur Selbsthilfe und Öffnung der Märkte für afrikanische Exportprodukte. Dazu aktive Bekämpfung der Korroption und eine bessere Familienpolitik (Verhütung, Förderung von Familien mit wenigen Kindern). So ein paar Ansatzpunkte die viel Helfen könnten.
Aber das wichtigste ist nun einmal: All diese Ansätzte funktionieren im System Kapitalismus

Es ist auch überhaupt nicht die Schuld des Kapitalismus, dass das Militäretat der USA unermesslich höher als der Bildungsetat ist.

Schreibt das System Kapitalismus mir vor, dass ich andere Länder überfallen muss?
Schreibt das System Kapitalismus mir vor, dass ich durch Militärgewalt Rohstoffe sichern muss?

Auch hier scheinst du nicht verstanden zu haben, was Kapitalismus bedeutet.

Nocheimal in aller Eindringlichkeit:

Kapitalismus hat viele Formen und er kann gestaltet werden. Kapitalismus bedeutet nicht, dass ich ohne jede Rücksicht auf andere mein eigenes Kapital vermehren muss!
 
Scheinbar (und auch leider) wird auf meine Bitte nicht Rücksicht genommen. Ich hatte gebeten im Thread persönliche Anfeindungen zu unterlassen weil ich es schade fände wenn Gegner des Threads durch unrühmliches Verhalten eine Schließung erwirken würden. Ausgenommen ist hier tatsächlich Adam_Smith. So und nicht anders verläuft eine Diskussion.

Aber nun gut. Ich möchte doch sagen, dass ich keinen hier unmittelbar angegriffen habe und keinen in irgendeiner Weise diffamiert habe. Dass ich es mir aber andererseits von einigen hier gefallen lassen muss ist das traurige Schicksal, das jemand teilt, der sich nicht brav mit einreiht und der nicht brav die allgemein anerkannte Meinung in einer Gesellschaft mitblökt. Oder anders gewendet: Euere Empörung überrascht mich nicht. Es ist sogar Sinn und auch Zweck eines destruktiven Denkens die fest eingefahrenen Denkmuster zu sprengen. Schon die Tatsache dass ihr am Thread teilnehmt ist für mich zufriedenstellend und hier möchte ich allen Beteiligten auch zugleich mal danken für die Diskussion insgesamt. :) (natürlich ausgenommen die, die nur auf eine Schließung hinarbeiten)
 
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Ich stelle im Allgemeinen fest, dass das gegenwärtige System die Menschen systematisch dazu erzieht …
Das ist eine ziemlich gewagte These. Sie unterstellt meiner Meinung nach eine Art „konzertierte Aktion/Diktatur von oben“, wobei zu fragen wäre, wer oder was mit „oben“ genau gemeint ist und wie die vermuteten Zusammenhänge aussehen. Beispiel 1 - Aldi: Die reichsten Männer im Land, die Albrecht-Brüder, würden gerne an mir verdienen. Aber sie drängen sich mir nicht auf. Es gibt nicht einmal TV-Werbung von Aldi, sofern ich das beurteilen kann. Wo ist da die systematische Erziehung zu erkenne?

Beispiel 2 – Schule/Bildung: Du schreibst von einer „angeblichen Komplexität der Welt“. Das finde ich meinerseits nun ziemlich krass. Ich finde, dass unsere Welt sehr wohl komplex ist. Das sehen wir, wenn wir das Wetter/Klima verstehen wollen oder in den Grenzbereichen der Physik. Wir sehen es, wenn wir soziales Verhalten untersuchen und beschreiben wollen und wenn es darum geht, wie man erfolgreich einen Betrieb leitet oder seine Bilanz aufstellt.

Oder soll der Ausdruck „angebliche Komplexität“ nur zum Ausdruck bringen, dass die Ersetzung des Kapitalismus durch ein „besseres“ Nachfolgesystem die wesentlichen Probleme schon von selbst lösen wird?


@ /home/tool
@ ObServer88
Ein paar gut vorgetragene Argumente wären mir lieber als Eure zum Teil platten Sprüche. Wer würde denn ernsthaft behaupten, dass th30 keinen Meinungswechsel und keine Hinterfragung zulässt? Genau das passiert doch hier. Sonst hätte er den Thread gar nicht erst erstellt. Ich jedenfals lasse ihn seine Meinung vertreten. Und umgekehrt macht er das auch. Da gibt es gar nichts zu stänkern.
 
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Es ist schon was wahres in dem Satz auch wenn ich ihm nicht 100% zustimme.
Klar werden wir durch das System in dem wir aufwachsen und seine Werte und Denkweisen geprägt. Ich denke das bestreitet hier keiner. Es ist auch schwer sich gegen den alltäglichen Strom eigene Meinungen beizubehalten bzw. dafür einzustehen. Sieht man ja gerade wieder hier ;)

Dennoch denke ich das man jederzeit durch Hinterfragen zu anderen Meinungen als der allgemein herrschenden kommen kann. Man muss halt nur genug hinterfragen und nicht alles als gegeben ansehen ;)
 
Ich greife Dich (meiner Meinung nach -die ich aber laut Deinem Denkmuster nicht habe weil der Kapitalismus sie mir genommen hat und ich ein Sklaver fremder, dem Kapital höriger Mächte sein soll) nicht persönlich an. Deine Threads und Deine Thesen(?) fühlen sich aber für mich an wie ein frisch mit den Händen gefangener Fisch: glitschig, sich windend, nicht fassbar und entgleitend.
Zudem wird von Deiner Art zu denken niemand satt. Im Intellekt leben können immer nur einige, die Masse ist -in jeder Gesellschaftsform- zum Wertschöpfen da, ob es Dir passt oder nicht. Die Verteilung dieses Wertes ist leider immer ungerecht, eben weil jeder einen anderen (den größten) Teil für sich beansprucht. So ist der Mensch. Noch. Oder vielleicht auch für immer.
 
@smacked2
So sehe ich das auch. Der Schlüssel dazu ist die schon von Kant eingeforderte Mündigkeit der Bürger, für die sie letzten Endes selbst verantwortlich sind. Wer statt zu hinterfragen lieber die Lindenstraße ansieht, macht das freiwillig und ist dann auch selbst schuld.

Es ist mir auf Dauer nämlich zu simpel gestrickt, wenn jemand kommt und sagt: „Die Lindenstraße wird von den Mächtigen nur deshalb angeboten, damit Du nicht nachdenkst, sondern damit Du die Werbung schaust, die dort angepriesenen Produkte kauft und damit Du ein williger Diener des Systems bleibst.“

Es ist doch völlig klar, dass z. B. Händler ihre Waren anbieten und anpreisen. Schließlich leben sie davon. Es ist ihre Arbeit. Aber den Konsum dann als den Sand in unseren Augen hinzustellen, finde ich schon weit hergeholt. Das wird dann nämlich gerne so dargestellt, als seien wir als Kunden/Konsumenten/Bürger ganz und gar davon abhängig.

Dabei wird irgendwie übersehen, dass wir ohne all diese Geschäfte auch irgendwie satt werden müssten. Im gerne zitierten Extremfall müsste ich also in den Wald marschieren und nach Beeren und Pilzen suchen. Wenn ich stattdessen zum Einzelhändler um die Ecke gehe, dann ist das einfach nur praktisch für mich (Nutzenmaximierung).

Und noch einmal zur Lindenstraße: Früher war es ein allgemein anerkanntes Hobby, einfach aus dem Fenster zu sehen. Heute schauen die Menschen sich aber vielleicht lieber Filme an. Sollen sie doch. Sie haben sich eben so entschieden und sind zusätzlich bereit, dafür GEZ-Gebühren zu zahlen.
 
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Und ist es nicht ebendiese Mündigkeit, die Dir die Hutschnur hochgehen lässt, wenn Sie nicht nur Dir sondern jedem Einzelnen abgesprochen wird? Und das nur, weil ein System verteufelt werden soll? Ich bitte Dich, Argumente sind schön und gut, führen aber ohne den Willen zum Konsens zu rein gar nichts. Der mit den vermeintlich stärkeren Argumenten "gewinnt" und der schwächere "verliert". Neues Ungleichgewicht geschaffen und weiter von vorn... Paradox.
Das ist es, was die Menschheit zum Stillstand verdammt.
 
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Am besten wäre es wenn wir neben den Philosophen (mit Ihren enormen ergebnislosen, geistigen Ausschweifungen) auch noch ein paar gute Naturwissenschaftler hier im Thread hätten, die das ganze anhand der nüchternen Ergebnisse in der Gehirnforschung aufschlüsseln könnten. Ich maße mir das nicht zu konkret zu, zu sagen warum Lebewesen so handeln wie sie handeln und welchen Zweck das im Endeffekt hat. --> Mir wird einfach schlecht wenn ich mich zu lange damit befasse warum die Welt ist wie sie jetzt ist.

greetz
 
Ich möchte an dieser Stelle eine alternative Utopie zur Diskussion stellen: Statt zu sagen, der Kapitalismus sei schlecht und die Wurzel allen Übels, der durch ein „klassenbewusstes Proletariat“ überwunden werden müsse, könnte man ebenso gut so folgendermaßen argumentieren:

Der Kapitalismus hat vielen Menschen Wohlstand gebracht, er ist innovativ und lässt sich gut mit der Demokratie in Einklang bringen. Das Problem ist nicht der Privatbesitz an Produktionsmitteln oder die Lohnabhängigkeit der Beschäftigten. Vielmehr ist es das politische System, das einer Korrektur bedarf: Die Arbeiter und Angestellten müssen sich nicht für eine „Revolution“ rüsten, sondern sie müssen sich einfach nur in einer eigenen Partei organisieren und sich selbst an die Macht wählen. Dann bändigen sie über die Gesetzgebung die Macht der Unternehmen, beschränken auch z. B. deren Gewinne durch entsprechende Steuern und leisten beispielsweise eine bessere Entwicklungshilfe oder die Unterstützung derjenigen, die arm im Land sind. Ferner sollten sich die abhängig Beschäftigten stärker als bisher in Gewerkschaften organisieren und bei Tarifverhandlungen ihren Anteil an der Wertschöpfung konsequent einfordern. Die GDL macht es derzeit vor. Denn ohne ihre Arbeit geht jedes Unternehmen zugrunde.

Dies wären systemimmanente Ansätze, die ebenso Erfolg versprechend sein könnten. Wer bräuchte dann noch ernsthaft einen Marx?
 
@observer
da hast du einen wichtigen punkt angesprochen und genau das ist dreh und angelpunkt dessen womit ich mich auseinandersetze.
es gehört zu meinen "aufgaben" zu fragen warum die welt so ist wie sie ist.
dass es manchen leuten zu anstrengend werden kann glaube ich gut und gerne.
dass diese leute dann aber anfangen die leute die das machen (das hinterfragen) zu diffamieren; das ist weniger in ordnung :)

@keshkau
ich gehe nachher auf deinen beitrag ein...
aber vorab schon mal: du glaubst doch selbst nicht, dass wenn die arbeiterschaft tatsächlich so stark würde, dass sie dann noch irgendeinen arbeitgeber akzeptieren würden? mit verlaub, ich glaube dann würden sie bei gegebenem Bewußtstein MEHR wollen, also die GANZE macht im unternehmen. :)
 
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th3o schrieb:
@observer
dass diese leute dann aber anfangen die leute die das machen (das hinterfragen) zu diffamieren; das ist weniger in ordnung :)

Jo, das war vll. bissle platt aber meiner Meinung nach gehn deine Gedanken, die du hier äußerst in ne imo falsche Richtung.
 
du glaubst doch selbst nicht, dass wenn die arbeiterschaft tatsächlich so stark würde, dass sie dann noch irgendeinen arbeitgeber akzeptieren würden?
Das mag sein. Und es klingt auf den ersten Blick auch verlockend. Aber mit dem Besitz der Produktionsmittel allein ist es nicht getan. Zur Unternehmensführung gehört schon ein wenig mehr, wie Du weißt. Es gibt ja bereits zaghafte versuchte, die Arbeitnehmer am Kapital zu beteiligen. Aber die Gewerkschaften wollen bisher nur Gewinnbeteiligungen. Die Kehrseite der Verlustbeteiligungen oder der privaten Pleite im Falle eines Konkurses wird völlig ausgeblendet.

Wer alles haben will, muss auch bereit sein, alles zu riskieren.

Die Schwierigkeiten beginnen schon im Kleinen. Ich kenne gestandene Leute, die z. B. mit 1.800 Euro netto nach Hause gehen und ihren Abteilungsleiter betrachten, der 200-300 Euro netto mehr verdient. Und obwohl sie das Geld reizen würde, wollen sie seine Arbeit nicht übernehmen. Sie wissen nämlich, dass er für sein Geld 50 Stunden in der Woche arbeiten muss, dass er zwei- bis dreimal pro Woche zu seinem Chef muss, um Bericht zu erstatten, dass er Leistungen nachweisen und für die gesamte Abteilung den Kopf hinhalten muss. Das ist ihnen bereits zu viel. Der Vorgesetzte des Abteilungsleiters hat natürlich noch mehr Stress und Verantwortung um die Ohren. Der Unternehmer sowieso. Die ganz überwiegende Mehrheit der Bevölkerung sieht immer nur das Haus und das teure Auto ihres Chefs. Aber was er dafür leisten muss und was er alles verlieren kann, übersehen sie nur allzu gerne.

Daher glaube ich nicht, dass es zwangsläufig so kommen müsste, wie Du vermutest. Selbst nachdem die Angestellten „ihren Laden“ übernommen haben, sind sie ja nicht automatisch heraus aus der Schusslinie. Dann gibt es immer noch Ford, Opel, VW und Mercedes, die Konkurrenz aus dem Ausland sowieso. Und alle möchten ihren Job gerne dauerhaft gesichert wissen.

Dazu passt noch folgende Story, die ich wohl schon mal an anderer Stelle angesprochen habe: Ich kenne da einen Unternehmer, der vor ca. 20 Jahren eine Geschäftsidee hatte, die zuvor noch nie umgesetzt wurde. Er verfasste ein Konzept, ging zur Bank und lieh sich 200.000 DM. Anschließend startete er sein eigenes Unternehmen, zunächst mit wenig Erfolg. Und auch zwischendurch gab es eine Phase, die sehr schwierig für ihn war. Aber mittlerweile beschäftigt er ca. 40 Angestellte.

Nun kommt ein Systemkritiker daher und wirft diesem Mann vor, er sei ein böser Kapitalist. Dabei könnte man ihn ebenso gut Arbeitgeber nennen. Hat er etwas falsch gemacht, was man ihn vorwerfen müsste? Oder sind es – provokant gefragt – nicht vielmehr seine Beschäftigten, die sich den Vorwurf gefallen lassen müssen, selbst nicht genug Schneid gehabt zu haben, um diesen Schritt zu tun? Warum hatten sie nicht selbst diese Idee? Warum haben sie kein eigenes Konzept entwickelt, um als Erste damit aufzutreten oder um ein Konkurrenzunternehmen aus dem Boden zu stampfen?

Anscheinend hatten sie nicht den Mut, die Ausdauer, die Entschlossenheit, die Vision oder was auch immer, um selbstständig zu sein. Der von mir angeführte Unternehmer hatte auch nichts als seine Idee im Kopf, also keine Finanzen im Hintergrund oder so was. Seine Angestellten wählten den leichteren Weg, sich bei diesem Unternehmen zu bewerben und dort zu arbeiten.

Anschließend sprechen sie von der Bestie des Kapitalismus, enteignen den Unternehmer und fühlen sich auch noch gut dabei. Und ich will gar nicht erst anfangen von den kleinen Friseuren, von den Betreibern der Dönerbuden, Kioske und kleinen Kneipen, die tagtäglich als Selbstständige um ihre nackte Existenz kämpfen. Manche müssen sich zwar aufgrund langer Öffnungszeiten einen Angestellten leisten. Aber wenn sie ihn bezahlt haben, bleibt für sie selbst manchmal nur wenig übrig. Aber laut Definition sind das ja auch alles Kapitalisten.

Dabei wird der Friseurlehrling natürlich auch noch von seiner Arbeit entfremdet, obwohl er exakt das Gleiche macht wie sein Friseurmeister, nämlich anderen Leuten die Haare schneiden. Wenn der angestellte Friseur die Kohle seines Chefs haben will, dann hätte er sich mit ihm zusammentun müssen. Dann hätten sie eine Gesellschaft gründen müssen. Für den ehemaligen Angestellten heißt das dnnn aber auch, dass er die Miete mitbezahlen und dass er für die Anschaffung der Geschäftseinrichtung geradestehen muss. Und wenn die Kundschaft ausbleibt, dann gibt es auch kein Geld.
 
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@keshkau
Da hast Du vollkommen Recht. Es wird im allgemeinen unterschätzt, wie hoch die Risiken und Leistungsbereitschaft eines angehenden Unternehmers sein muss, um überhaupt ein funktionierendes Unternehmen auf die Beine stellen zu können.

Der Fokus wird nur auf die Konglomerate der großen Unternehmen ausgerichtet, wo Quereinsteiger in den Vorstandsebenen mit Gehältern bedacht werden, die oftmals in keinem Verhältnis zum erbrachten Geschäftsergebnis stehen.

Man hört ja oft genug, wie Vorstände ihre Unternehmen, bevor diese gegen die Wand gefahren werden noch um ein par Milliönchen erleichtern.

Das Verzerrt aber das Bild des Unternehmers an sich, wie er zu 98% in Deutschland existent ist, der täglich um das Fortbestehen für sich UND für seine Belegschaft kämpft.

In schlechten Zeiten will keiner mit diesem Tauschen, aber in Guten soll man ihn enteignen, schröpfen oder missgönnt ihm seinen Erfolg?- Das darf natürlich nicht sein.
 
Und dieses Bild ist nicht auf das Unternehmertum beschränkt. Es erstreckt sich ebenso auf die Politik. Frage doch mal hier im Forum, wer tatsächlich Bundeskanzler werden möchte und wer diesen Job übernehmen würde, wenn das Angebot auf dem Tisch läge.

Wer hat die notwendige Beharrlichkeit, das Standing und die Lust, sich Tag für Tag von der Presse fertigmachen zu lassen? Wer möchte an politischen Feiertagen zu irgendwelchen Gedenkstätten fahren, langweilige Reden hören oder sogar halten müssen statt zu Hause auf dem Sofa zu sitzen. Wer hat Lust auf eine 70-Stunden-Woche, auf Leibwächter und ein durch Termine bestimmtes Leben? Wer wäre überhaupt physich, psychisch und intellektuell dazu in der Lage? Und wer würde diesen Job gut machen?

Oder biete jemanden den Job des Finanzministers an. Jeden Tag Gesetzestexte wälzen, jeden Tag Bittsteller abwimmeln und jeden Tag einen Einlauf bekommen, weil das Geld vorne und hinten nicht reicht.

Da ist es eben sehr viel angenehmer, abends bei einem Bier in der Kneipe zu sitzen und über "die da oben" zu lästern. Auch wenn man selbst keinen Plan hat und auch keine Lust, es selbst besser zu machen.

Die Grünen haben gezeigt, was in der Politik möglich ist. Ein ehemaliger Steinewerfer ist Außenminister und Vizekanzler geworden. So gesehen ist meine These von der organisierten Arbeiterschaft gar nicht so abwegig, zumal dieser Weg ganz problemlos innerhalb des bestehenden Systems beschritten werden kann.
 
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