Weltanschauungen im Allgemeinen, Systemkritik, Diskussionen rund um den Kapitalismus

Sentenza schrieb:
.. Denn diese Freiheit hat praktisch nur derjenige, der entsprechendes Kapital besitzt.

Zum einen steht es Dir frei, Dich für Dich selbst zu prostituieren und Dich selbstständig zu machen. Aber das kannst Du natürlich nur als Ein-Mann-Unternehmen tun, ohne Arbeitsplätze zu schaffen, da Du dann natürlich automatisch zum bösen ausbeutenden Kapitalisten werden würdest. ;)

Es ist schon witzig. In meinem Umfeld bewegen sich eine Menge Menschen, mit denen ich die Schulbank gedrückt habe, die nicht stinkereich geworden sind, aber durchaus sehr nette Jahresgehälter bekommen.
Kapital war hier nicht ausschlaggebend sondern Fleiß.
Ich weiß, das ist ja mittlerweile eine böse, überholte und nicht mehr zeitgemäße Tugend.

Als Angestellte werden Sie natürlich auch wieder nur ausgebeutet, Deinem Verständnis nach.
Naja, ohne diese Ausbeuter gäbs aber genau diese Arbeitsplätze nicht.

Mir persönlich ist ein System lieber, in dem ich mich von anderen abheben kann. Das ist, auch ohne dicken Kapitalstock, möglich.


MFG
 
Schau dir doch die ganzen Managerkarrieren an. In den wenigsten Fällen kamen die aus reichen Famillien. Heute bekommen sie Millionengehälter.
Hier zählt nicht das Kapital um Erfolgreich zu sein, sondern es zählt einzig und allein der Wille und die persönliche Leistungsbereitschaft (ein gewisser Intellekt ist natürlich auch erforderlich).

Auch die ganzen "Herrschenden" (ich mag ja das Wort Politiker lieber) sind im Regelfall Kinder "normaler" Famillien ohne viel Kapital.
http://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_Schröder
http://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Kohl
http://de.wikipedia.org/wiki/Willy_Brandt
http://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Schmidt
 
Zuletzt bearbeitet:
Richard Nixon, Ronald Reagon, Idi amin, Adolf Hitler. Es war nicht ihr Geld, dass diese Leute an die Macht brachte (wobei die letzten beiden Beispiele zugegebenermaßen fies sind). Daher ist es auch nicht schlüssig zu behaupten, die Reichen und die Mächtigen bildeten eine Art allmächtige Phalanx gegen das gemeine Volk. - Die ganz normalen Bürger scheinen nämlich ganz offensichtlich doch nicht so hilflos und unterdrückt zu sein, wie manchmal behauptet wird.
 
Ich glaube schon, dass das Individuum heute zunehmend auf sich allein gestellt ist und an es enorme Anforderungen des Mainstreams gestellt werden. Es kann verdammt schwer sein sich den Spielregeln anzupassen und man würde diese Spielregeln am liebsten komplett auf sich selbst zuschneiden, was ein Ding der Unmöglichkeit ist.

Ich kann nicht einfach das System komplett umkrempeln, bloß weil ich als Person mit den Arbeitsbedingungen überfordert bin, mich schlecht behandelt fühle und der materiellen Ausrichtung nicht unbedingt in dieser Extreme folgen möchte. Das ganze ist ein Selbstläufer geworden. Und eine Minderheit die nicht anpassungsfähig ist, flieht dann eben z.B. in den Alkohol und die Lethargie.

Es hilft dann auch nicht viel den Gerechtigkeitssinn zu befriedigen und die Menschen zu enteignen, die von vielen als Knechter angesehen werden. Das würde nur neue Lasten für die Menschen schaffen die womöglich noch größer sind.

Es muss einfach jeder sehen wie er aus dem ganzen für sich selbst möglichst viel Zufriedenheit und Wohlbefinden herausziehen kann.

Klar sind das schöne Wünsche: Weniger Arbeitszeit, mehr Lohn, früher in Rente, Gleichbehandlung.

Aber früher oder später werden solche obrigkeitlichen Eingriffe des Staates nicht zu einer fröhlicheren Bevölkerung führen weil die naturbedingte Verhaltensweise und Triebe der Menschen dies nicht ermöglichen.
 
Moderative Bemerkung (nicht beantwort-/verhandelbar):

Die absolut regelwidrigen Beiträge bis hierher bleiben als Anschauungsobjekte stehen (das heißt nicht das sie weiterhin geduldet werden!). In der Hoffnung, dass ihr selber merkt was einen konstruktiven Gedankenaustausch möglich macht und was ihn verhindert. Der Verlauf der Diskussion bis hierher macht das nämlich einmalig exemplarisch deutlich.
Damit sind nicht nur die Beiträge gemeint, die gänzlich auf Argumentation verzichten und auf's persönliche zielen. Sondern auch jene, die persönliche Aversionen (harmlos ausgedrückt) und Argumente vermischen. Und in denen es hauptsächlich um's "Recht haben" geht.
Probiert es einmal ohne Feindbilder, Abwertung von Argumenten* und Personen und ohne pauschal Denkrichtungen zu verurteilen.
*D.h. nicht Argumente so stehen lassen zu müssen, sondern versuchen sie durch bessere Argumente zu entkräften.
Eine Diskussion muss keinen Konsens bringen (nur als Anmerkung für einige).
 
@Observer:

Nun die Forderung nach mehr ist an sich betrachtet ja gar nicht mal schlimm. Schließlich basiert unser gesamter Fortschritt ja auf diesem Gedanken.
Wenn es allerdings bei der Forderung bleibt und man selbst von der Gesellschaft fordert, dass sie einem das "Mehr" irgendwie ermöglicht (höhere Renten, höhere Hartz IV Bezüge, ...) dann hat dies nichts mehr mit dem Fortschrittsgedanken zu tun.

Ich denke die Lebensläufe die ich hier anführte zeigten, dass man selbst als Kind aus ärmlichen Verhältnissen eine Chance hat großes zu erreichen. Es braucht natürlich das nötige bisschen Glück, aber in erster Linie geht es um Willen und Leistungsbereitschaft.

Uns allen sollte doch klar sein, dass die Gesellschaft eben nur dass verteilen kann, was sie vorher irgendwie auch erwirtschaftet hat. Das ist in jedem System so, denn was gegeben werden soll muss erst einmal geschaffen werden...
 
@observer88:

Du tust hier so als wären es nur ein paar einzelne die hierzulande nicht klarkommen und deswegen das System kritisieren. Aber sind es denn wirklich nur ein paar einzelne? Wir haben Millionen Menschen in diesem Land die von HartzIV leben müssen und noch ein paar Millionen mehr die als sogenannte "Aufstocker" trotz 40-Std. Wochen noch zum Amt rennen müssen weil sie sonst nicht über die Runden kommen. Da zu unterstellen es sein ja nur ein paar die nicht "zurechtkämen" entbehrt nicht eines gewissen Zynismus.

Manch einer hier sollte dringend mal die Augen aufmachen und sehen wie rauh der Wind für viele andere hier weht.
 
@smacked2

Wo genau und bei wem weht denn die steife Brise?


MFG
 
Ein laues Lüftchen wohl eher, wenn man die aktuellen Ergebnisse des Politbarometers als Indiz nimmt. Da kommt die einzige, auch nur annähernd als Systemkritisch zu bezeichnende, Partei auf ganze 7% der Stimmen.

Die drei bösen neoliberalen Parteien (SPD, CDU, FDP) kommten zusammen auf ganze 79%.

http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/3/0,1872,1020771,00.html
 
Ich finde es immer wieder bemerkenswert, das die allgemeine Bevölkerung auf die 2 Großen schimpft, sie aber alle 4 Jahre immer wieder zu den Favoriten kührt.

Ich aus meiner Sicht denke, das dieses Parteisystem, was wir in Deutschland haben, schon längst ausgedient hat, da es weiterhin breitgetretene Pfade beschreitet, ohne wirklich mal zu reformieren.

Für mich bedeutet das Wort Reform eine Verbesserung der allgemeinen Lebenssituation und keine Verschlechterung.

CDU und SPD sind in meinen Augen ausgestorbene Dinosaurier, die keine Daseinsberechtigung haben.

Leider sitzen in den führenden Positionen von Städten und Kommunen nur die Leute, die das richtige Parteibuch haben. Und die sagen mir, von der jeweiligen Partei gelenkt, wo es langgeht?
Na recht herzlichen Dank.:(
 
@Mosla
Wenn es wenigstens Reformen wären, die da angestoßen würden!
Wenn man sich die Entwicklung der letzten Jahrzehnte so ansieht, so ist das Wort Reform wenn es von Seiten der Politik gebraucht wird mit "Erhöhung bzw. Verteuerung" gleichzusetzen.
Deswegen muss ich auch immer schmunzeln, wenn ich in den Medien höre, dass das deutsche Volk reformmüde ist.

Eine Reform, die den Namen wirklich verdient hätte, wäre die Bierdeckel- Steuerreform von Merz gewesen.
Am Beispiel Merz kann man aber sehr schön sehen, wie sehr die Bundesregierung an grundsätzlichen Reformen interessiert ist.

Wobei wir wieder beim Thema wären. Kapitalismus, wie er in den letzten Jahren stattfindet mehrt eben nicht mehr den Wohlstand des gesamten Volkes. Absurd ist, dass derjenige, der vor einiger Zeit mit seinem Lohn noch gut ausgekommen ist, jetzt inzwischen Stütze braucht, um überleben zu können. Noch absurder ist, dass der Staat, der für diesen Zustand verantwortlich ist weil er den Bürgern immer mehr in die Taschen greift, an die Menschen durch Stütze dann die Ausgleichszahlung leistet.

Es läuft doch am Einfach Beispiel dargestellt so:
-Steuern werden erhöht z.B. Mineralölsteuer
-Unternehmen erhöhen durch gestiegene Kosten die Preise für ihr Produkt/Ihre Dienstleistung
-Privatmann muss dann sowohl mehr Geld für die Produkte/Dienstleistungen zahlen, als auch selber einen höheren Benzinpreis
Das Spiel geht so lange gut, bis es dem Privatmann alles zu teuer wird, oder er zu sparen anfängt. Dann gehen die Steuereinnahmen für den Staat zurück oder bleiben trotz Wirtschaftswachstums konstant.
Was macht der Staat? Der erhöht wieder Steuern. Denn schliesslich muss auch der Staat die durch seine eigene Erhöhung teureren Produkte/Dienstleistungen z.B. für Straßenbaumaßnahmen irgendwo einkaufen.

Das ist doch ein absoluter Irrsinn, oder?

Inzwischen habe ich folgenden Gedanken:
Wäre es dann nicht gleich besser, die Steuern wieder so weit zu senken, dass auch Menschen mit niedrigen Einkommen sich das Leben wieder leisten können?
Ich rede hier nicht nur von der Einkommensteuer, sondern von den ganzen Verbrauchssteuern, denen sich der Normalo nicht entziehen kann:Benzin, Mehrwertsteuer etc.
Bei einem niedrigen Steuerniveau überlegt sich dann auch der Steuerflüchtling, ob es den Aufwand wirklich wert ist, Gelder ins Ausland zu verschieben.
Für Investoren und ausländischen Firmen wäre der Standort Deutschland plötzlich wieder weit attraktiver!
Firmen würden sich ansiedeln, Arbeitsplätze würden geschaffen. Die Kosten für Sozialtransfers würden dramatisch sinken und der Staat hätte letztendlich wohl Mehreinnahmen.

Ist es nicht so, dass wenn man den Menschen zu tief in die Tasche greift, sich der Einnahmeneffekt umkehrt?
Siehe Tabaksteuer-> trotz Erhöhung ist dort nicht mehr Geld abzuschöpfen, da sich durch Überteuerung einfach einige das Rauchen abgewöhnen.
Oder anderes Beispiel: Es gibt da diese schöne Diskussion um die Raubkopierer, die argumentieren, dass original CDs viel zu teuer wären.
Kann es funktionieren, dass die MI die Preise für CDs drastisch senkt und somit durch erhöhten Umsatz einen ähnlichen Ertrag erzielen?
Aus sozialer Sicht, wäre dies doch eine spitzen Idee, da ich, als Plattenindustrie dadurch einer größeren Anzahl an Menschen Konsumbefriedigung ermögliche.

Das ganze wird man wohl nur in der Praxis testen können und davor scheuen sich die Verantwortlichen. Das gilt, wenn man oben genannte Szenarien erwägt, sowohl in der Politik, als auch für die Plattenindustrie.
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Schwarzmaler, Nörgler und Pessimisten:

Man muss auch sehen, dass die Mehreinnahmen des Staats jetzt auch langsam wieder an die Bürger zurückgeführt werden sollen und die Arbeitnehmer/-geber entlasten.

Man sieht doch atm die zunehmend soziale und linke Ausrichtung fast aller Parteien. Selbst der Liberalen.

- verlängertes ALGI
- bevorstehende H4 Regelsatzerhöhung
- seit 05 stark verringerte Arbeitslosenversicherungsbeiträge
- Krippenausbau
- Elterngeld
- Mindestlöhne in Bau und Reinigungsbranche
- Bildung und Förderung von Elite Schulen
- Bevorstehende Finanzierung von Schulmahlzeiten
- Bevorstehende Rentenerhöhungen - 1,7 % jährlich
...

Also da wird durchaus auch verteilt, weil die bösen kapitalistischen Politiker natürlich sehn, dass jetzt entlastet werden muss und genug Mittel da sind um sie umzuverteilen.

Wir wollen natürlich nicht nur Schulden abbauen sondern auch entlasten und investieren.

Bedenkt auch, dass die Linkspartei Ihre Geschenke an Arbeitslose und Rentner auf dem Rücken der Arbeitgeber und auch Arbeitnehmer austragen würde, denn allein durch Enteignung der Oberschicht würde keine solide Finanzierung ermöglicht und das würde auch a bissle gegen die freiheitliche, demokratische Grundordnung gehn, die ich persönlich so wie sie uns in unserem Land geboten wird nicht so gern aufgeben würde.
 
- verlängertes ALGI >>>>>>>>> minimal erhöht
- bevorstehende H4 Regelsatzerhöhung >>>> nicht beschlossen
- seit 05 stark verringerte Arbeitslosenversicherungsbeiträge >>>> dafür Boom der prekären Jobs
- Krippenausbau >>>>> nicht beschlossen, prekäre Jobs für ErzieherInnen
- Elterngeld
- Mindestlöhne in Bau und Reinigungsbranche >>>>> werden regelmäßig unterschritten
- Bildung und Förderung von Elite Schulen >>>>> ja "elite" es bräuchte aber förderung von allen schulen
- Bevorstehende Finanzierung von Schulmahlzeiten
- Bevorstehende Rentenerhöhungen - 1,7 % jährlich >>>> dafür arbeiten bis 77 wenn es nach der Wirtschaft geht und bis 70 wenn es nach Schäuble geht
...
 
@ObServer88
Also da wird durchaus auch verteilt, weil die bösen kapitalistischen Politiker natürlich sehn, dass jetzt entlastet werden muss und genug Mittel da sind um sie umzuverteilen.

Wir wollen natürlich nicht nur Schulden abbauen sondern auch entlasten und investieren.


Hmmm.. leben wir beide im selben Deutschland?
Genug Mittel um sie umzuverteilen? Schulden abbauen?

Also die Regierung hat es trotz eklatanter Mehreinnahmen eben noch nicht mal geschafft, einen ausgeglichenen Haushalt herzustellen! Der Schuldenberg wächst also.
Da wird dann zur Not auch mal schnell der Wirtschaftliche Notstand ausgerufen um an noch mehr Mittel zu kommen.

Außerdem wird effektiv niemand entlastet. Sämtliche "Entlastungen" und "Reformen" sind schlichtweg Steuerumverteilungen da komplett gegenfinanziert.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: (ein ? pro Satzende langt)
Meine Ausgaben für Lebensmittel und Energie sind bei mir so hoch wie noch niemals zuvor und da wird hier von Entlastung schwadroniert. Und nächstes Jahr wird schon wieder erhöht bei den Preisen und Abgaben.
Sorry, da leben hier einige bei Alice im Wunderland. Die Realität ist immer eine andere als uns Statisten und Wirtschaftsweise predigen.
 
Zum Thema Reform (#72, 73)
Wir wissen aber auch, dass große Reformen von der Bevölkerung gar nicht ohne Weiteres akzeptiert werden. Dazu verweise ich auf die Agenda 2010 (speziell Hartz IV, das ja auch die Finanzierbarkeit der Sozialleistungen gewährleisten sollte). Auch die Erhöhung der MWSt. um drei Prozentpunkte war Anlass zu großer Kritik. Und wenn man das Rentenalter jetzt schon so weit abgehoben hätte, wie es in 30-40 Jahren notwendig wird, dann hätten die Leute rebelliert.

Eine Reform ist nicht immer zugleich eine Verbesserung, sondern vielmehr eine Anpassung. Da wir insgesamt vor großen Problemen stehen (z. B. Demografie oder Verschuldung), kann man bei den Reformen im Moment nicht den Garden Eden erwarten. Auch die Steuermehreinnahmen sind bei der Betrachtung des größeres Zusammenhangs nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Und der Rest der Diskussion dient hier wahrscheinlich nur dazu, die Schließung des Threads zu forcieren, wie mir scheint. Gebt Euch mal ein bisschen mehr Mühe!
 
Zuletzt bearbeitet:
@keshkau

ich dachte eigentlich, dass ich zu deinem ausgeführten Punkt 4 hinsichtlich des "technischen Denkens" ein wenig mehr würde sagen können aber nachdem ich deinen Beitrag durchgelesen habe und ein wenig von deiner deskriptiven Schreibart abgesehen habe, fand ich dann doch den Schluß besonders gelungen in dem Sinne, dass du Stellung bezogen hast, dass dieses "naturwissenschaftliche Denken" nun mal nicht für alle Lebensbereiche geeignet ist und dass durchaus in einem solchen "Denken" eine Gefahr liegt wenn man sich seiner hinsichtlich der Organisation und der Erklärung des Phänomens Gesellschaft bedient.
Genau das war ja meine These, dass a) unser Denken wirklich durchaus schon eine gewisse Präformierung erfahren hat durch eben die ganzen naturwissenschaftlichen Methoden und b) dass auf der anderen Seite "richtiges" Denken wirklich immer schwerer wird und (das ist jetzt eine andere These) dass die Übergänge dermaßen fließend sind, dass man eben immer auf der Hut sein muss und schauen muss in welchen Bereichen man mit welchem Denken weiterkommt.
Eben das war einer der Pfeiler als ich ein paar Beiträge früher zu adam gesagt habe, dass hinter den beobachtbaren und meßbaren Dingen eigentlich noch mehr steckt, das man "auf Anhieb" und mit ein paar Formeln und Umfragen nicht greifen kann sondern dass es da einer gänzlich anderen Herangehensweise bedarf.

@Alle Diskutanten
ich möchte nochmal an Brigittas Beitrag anknüpfen und auch nochmal darauf hinweisen, dass lapidare (= beiläufige, schnelle, knappe) Stellungnahmen zu bestimmten Beiträgen anderer Leute wirklich der Diskussion nicht dienen. Es wäre vielleicht ganz gut, wenn man sich "Kommentare" spart sofern man nicht echte Stellungnahmen (die eine gewisse Länge und eine gewisse Qualität beinhalten) parat hat.
Und noch ein wichtiger Punkt: Konsens muss nicht zwingend erreicht werden und ich zumindest habe dieses Ziel auch gar nicht vor Augen. Das ist hier für mich ein Diskussionsforum wo man Meinungen austauschen kann. Nicht mehr, nicht weniger.
 
Kapitalismus, was ist denn das?

Ein gutes und gesundes Neujahr allerseits!

Kapitalismus - erstmal Grundsätzliches, bevor ich abgeleitete Themen angehe: Der Mensch und der Staat.

Der Mensch ist vom Staat definiert als Person oder Bürger und als solcher bekommt er einige 'Merkmale' geschenkt (oder muss man sagen 'aufgedonnert'?):

1. Seine Würde ist unantastbar und wird vom Staat geschützt. Hmm, ja, Menschenwürde, schön. Was ist das eigentlich? Meine Würde muss der Staat nicht schützen, liegt es vielleicht daran, dass ich gut verdiene? Mich beschleicht bereits ein komisches Gefühl: Von der Würde der Menschen reden wir, wenn sie nicht mehr selbständig für sich sorgen können und auf Hilfe angewiesen sind - sonst nicht.
Der Staat schützt nicht nur die Würde des Menschen: er ist dazu verpflichtet. Eine schöne Umkehrung der Tatsache: Der Staat kann oder will dem Menschen nicht sagen, dass er nur Untertanen ist. Wie kommt eigentlich der Mensch dazu, nach Menschenwürde zu verlangen und Staatsgewalt zu akzeptieren? Aus der tausend Jahre alten aus Herrschaft gewonnenen Überzeugung, dass der Mensch eine Herrschaft braucht, um an sein Glück zu kommen? Fakt ist: Jetzt werden wir die Staatsgewalt nicht mehr los.
Für mich ist das: Menschenwürde durch Herrschaft, Glück durch Unterwerfung. Natürlich nicht ohne 'liberté, egalité, fraternité!'

2. Der Mensch ist frei. Alle Bürger sind frei, sie können alles tun und lassen, was sie lustig sind.
Hauptsächlich machen die Bürger das Eine: Die einen, die genug Geld haben steigen in die Konkurrenz der Kapitale ein und versuchen in diese Konkurrenz zu bestehen, indem sie ihr Geld vermehren. Dazu brauchen und verbrauchen sie die anderen, die das Geld täglich verdienen müssen, weil sie sonst ihr Leben nicht bestreiten könnten. Dabei konkurrieren die Lohnabhängigen unter sich, wie auch mit den Selbständigen darum, sich dem Kapital billig genug anzubieten, weil es sonst keinen Lohn oder Auftrag gibt.
Für mich ist das: Freiheit durch Konkurrenz, keine Alternative.
Jetzt werden ein Paar freiheitsliebende Leute hier sagen: Freiheit ist mehr als das. Dann verweise ich nochmal auf das Wort 'hauptsächlich'.

3. Alle Menschen sind gleich: als Besitzer von irgendwas (Kapital oder Arbeitsvermögen) unter sich und vor dem Gesetz (Staat) gleich.
Die Verträge und Absprachen zwischen Kapitalbesitzer und Lohnabhängiger/Selbständiger, Vermieter und Mieter, Kreditor und Debitor, etc., sind zwischen gleiche Menschen abgeschlossen. Und hier wieder die Staatsgewalt mit seinem Recht, die darüber wacht. Ihm gegenüber sind dann alle nur Untertanen, alle gleichermaßen.

4. Und was ist jetzt mit der Brüderlichkeit? Wird jetzt alles 'brüderlich' unter allen verteilt (höhere Löhne, "Reichtum für alle!" wie manche Linken sagen)?
Nein, die Brüderlichkeit zerfällt in zwei Teilen: Erstens wird das Eigentum 'der Brüder' untereinander abgesichert, das Eigentum wird vom Staat geschützt. Das ist die Versicherung des Staates, dass der geschaffene Reichtum unantastbar ist, weil seine Bestimmung ist, nicht irgendwie verteilt zu werden, sondern mehr und immer mehr Reichtum zu produzieren. Und zweitens, werden alle - von ihren besonderen Art von Eigentum und damit festgeschriebenen Zwecken abstrahierend - an ihre Zugehörigkeit erinnert und auf ihre Pflicht festgelegt: die abstrakte Nation und automatisch an deren konkreten Repräsentanten - den Staat.

Fassen wir nochmal kurz zusammen:
- Der Staat definiert seine Gewalt und verspricht den Untertanen Würde(!).
- Die Menschen nehmen die Herrschaft hin und begreifen sie als "ihre", die gute Herrschaft, die für das Gelingen ihrer Interessen steht.
- Der Staat definiert die Gesellschaft als Konkurrenz und setzt den Untertanen die Regeln für ihr Überleben und für die Reichtumsvermehrung der Nation.
- Die Menschen nehmen diese Konkurrenz und die dazu gehörenden Regeln als faire Grenze ihres Treibens hin und halten sich daran. Da sind ja Interessen im Spiel, die sich ohne Weiteres nicht vertragen: Der eine mit viel Geld und Sorgen um seine Vermehrung und seinen Bestand in der Konkurrenz der Kapitale, der andere als armer Schlucker, vom Kapital 'abhängig', immer darum bettelnd, "fair" behandelt zu werden. Der Reichtum der Nation ist eben das Ergebnis der als Konkurrenz funktionierenden Gesellschaft. Und das ist auf keinen Fall negativ oder sogar kritisch gemeint, das ist nur Kapitalismus, wo das Kapital vermehrt werden muss, damit die Leute etwas zum Leben bekommen. Alles 100% korrekt, mit gültigem Vertrag und klaren Regeln, ohne Raub und ohne Mord (das passiert anderswo!).

Die in der Gesellschaft so zusammengefassten Bürger sind "das Volk". Das Volk übt sich in Verantwortung und schaut sich alle Paar Jahre die führenden Personen an, befindet über ihre Frisur, Standhaftigkeit und Chancen sich in der Konkurrenz zu behaupten und wählt die neue Führungsmannschaft.
Besonders für die Leute, die jeder Kritik mit dem Hinweis auf die Wahlen glauben abschmettern zu können, muss man hier sagen: Mit der Verantwortung ist es dann schon vorbei, mehr als über das Personal darf der gute Bürger nicht entscheiden. Warum auch? Die Ziele des Staates sind schon festgelegt und die Parteien sind daran gebunden. Wo kämen wir denn hin, wenn ein jeder seinen Staat neu machen würde, ausnahmsweise ohne die schöne Konkurrenz?
So, jetzt passiert erstmal nichts anderes als gerade mal oben in der Zusammenfassung dargelegt: Die Pflege der als Konkurrenz definierten Gesellschaft zwecks der Reichtumsvermehrung.

Es bleibt nur noch die Frage: Wozu diese Reichtumsvermehrung? Es muss doch ein Sinn haben.
Man muss nur in die weite Welt schauen, um gleich zu verstehen: Der Staat übersetzt dieses Reichtum in Macht, um in der Konkurrenz der Staaten zu bestehen. Dann wiederum aus der Macht und Einflussnahme in der Welt vermehrt der Staat sein Reichtum, die er in Macht übersetzt, und so weiter, und so weiter...
Das ist aber eine ganz ernste Sache: In dieser Konkurrenz zu verlieren, heißt nicht nur, nicht in G8 zu sitzen, sondern gleich Uganda oder Albanien zu sein, kein ICE zu fahren sondern niedergemetzelt zu werden. Mann kann an dieser Stelle nicht genug betonen, dass der brave Bürger einen starken und in der Welt respektierten Staat haben will, einen Staat, der sich durchsetzt und gefürchtet wird. Etwas anderes bleibt dem braven Bürger auch nicht übrig: Wenn er Zuhause mit der vom Staat als Freiheit definierte Konkurrenz, die nicht wenige seiner Mitbürger in den Ruin treibt, einverstanden ist, kann er die Konkurrenz der Weltstaaten mit Gewinnern und Verlierern nur als selbstverständlich finden. Den Grund für das immer größere Reichtum und die immer tiefere Armut findet er aber nicht in dieser Weltwirtschaftsordnung, die keine Philanthropen-Veranstaltung ist, sondern bei den Verlierern. Sie sind selber schuld! Denn für unsere braven Bürger ist die Logik eine ziemlich unentwickelte Fähigkeit: Die Konkurrenz geht auch ohne Verlierer und wenn sich alle richtig anstrengen würden, würden alle gewinnen.

Demokratie ist ein Verhältnis zwischen Menschen und Staat, dem er die Treue hält. Denn - was kann der Mensch sonst machen, als das Gegebene (die Staatsgewalt) als Naturgegebenes hinzunehmen und sich der Herrschaft unterzuordnen? Jawohl, er kann noch mehr: In seinen Überlegungen um sein eigenes materielles Auskommen diese Herrschaft gut finden, ergo ihre Zwecke und Sorgen zu Eigen machen.
Und genau das macht der Mensch und damit wird er Untertan und der Staat - sein Staat.
 
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Deine Signatur gefällt mir :)

Soviel Text und so viel heiße Luft.
Du reduzierst komplexe Sachverhalte und Strukturen auf Aubeuter und Ausgebeutete.
Es ist zwar ganz nett, Deine Gedankengänge zu lesen, aber einen tieferen Anspruch willst du damit hoffentlich nicht erheben.

Denn wenn ich deiner Reduzierung folge, dann sind die lohnabhängigen Menschen der Willkür der Kapitalbesitzer hilflos ausgeliefert.

Du als Querdenker und unbraver Bürger mußt nicht verhungern, wenn du keine Arbeit hast, du wirst sogar medizinisch versorgt und deine Wohnung wird dir auch noch bezahlt.

Einen Lösungsansatz, bzw. das heilige Land, wo Milch und Honig fließt, hast du uns unterschlagen.
Btw hast du das Unterthema Brüderlichkeit nicht behandelt.
Wie willst du allen Menschen in ihren Grundbedürfnissen befriedigen?
Ach lass, ich bin ein zu braver und angepasster Bürger, um deine eigentliche Intention zu verstehen.
 
barista schrieb:
Der Mensch ist vom Staat definiert als Person oder Bürger und als solcher bekommt er einige 'Merkmale' geschenkt (oder muss man sagen 'aufgedonnert'?):

Das klingt ja fast so als sei der Staat eher da gewesen als der Mensch. Natürlich ist es anders herum. Die Summe der Individuuen definiert den Staat.

Von der Würde der Menschen reden wir, wenn sie nicht mehr selbständig für sich sorgen können und auf Hilfe angewiesen sind - sonst nicht.

Und wieder einmal diese Mähr ... die Frage ist doch eher folgende:

Will vielleicht kein Mensch mehr komplett eigenständiger Selbstversorger sein? Die Möglichkeiten dies zu tun existieren ja.
Doch wenn sich der Mensch, vermutlich aus Bequemlichkeit, eher ein Leben im System der Arbeitsteilung wünscht, dann tastet dies die Menschenwürde in keiner Art und Weise an.

Wie kommt eigentlich der Mensch dazu, nach Menschenwürde zu verlangen und Staatsgewalt zu akzeptieren? Aus der tausend Jahre alten aus Herrschaft gewonnenen Überzeugung, dass der Mensch eine Herrschaft braucht, um an sein Glück zu kommen? Fakt ist: Jetzt werden wir die Staatsgewalt nicht mehr los.

Hier präsentierst du uns ein völlig falsches Bild vom demokratischen Staat. Jeder Mensch der unseren Staat gestalten will, kann dies auch tun. Dazu braucht es nur eigenen Asporn, Elan und Ehrgeiz. Wenn allerdings nicht jeder an der Gestaltung unseres Staates mit arbeiten will, dann resultiert daraus nun mal, dass einige wenige gestalten während viele einfach hinnehmen was da gestaltet wird.

Der Staat ist kein abstraktes Konstrukt aus herrschenden Kräften. Der Staat sind wir alle! Das scheinst du nicht verstanden zu haben.

Auf den Rest will ich nicht weiter eingehen, da hat mein Vorredner ja schon das ein oder andere gesagt. Klassisches Weltbild eines Sozialisten/Kommunisten welches durch ständige Widerholung nicht besser bzw. richtiger wird.
 
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