Street view: Pro oder Kontra?

mschrak

Commander
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Im Moment wird ja viel über Street view diskutiert.

Ich habe das schon ab und an mal genutzt (fürs Ausland). Ich denke, wir sollten das hier in Deutschland so gut es geht bekämpfen.

Der Grund ist nicht, dass man da dann vielleicht mein Haus von der Straßenseite aus sehen kann, auch wenn ich schon das nicht für gut befinde.

Der Hauptgrund ist der Gewöhnungseffekt an die "Überwachung". Zwar wird "nur" ein Foto gemacht und keine "Überwachung im eigentlichen Sinne, aber das ist irrelevant. Und in den Köpfen findet der Effekt so oder so statt.

Der Mensch ist so geschaffen, dass er sich an die Umstände schnell anpasst. Dieser "schleichende" Prozess ist schwer wieder umkehrbar, insbesondere, wenn sich mangels "Aufreger" keine Mehrheiten für eine Umkehrung finden.

Hinzu kommt, dass Veränderungen häufig einfacher umzusetzen als wieder rückgängig zu machen sind (Beispiele: Globalisierung, Europäische Union etc.) Zur Einrichtung braucht es nur einige Verträge zwischen Demokratien, zur einseitigen Abschaffung aber einen Volksaufstand / Revolution / Krieg (realistisch betrachtet ist das tatsächlich so). Hier ist es ähnlich, wobei Google vermutlich mächtiger ist als die EU ;-)

Schon aus diesem Grund sollte man bei weitreichenden Maßnahmen immer gut überlegen. Und im Zweifel gilt, das der "neue" Nutzen ("Bildchen im Internet sehen") der einen nicht zulasten bestehender Rechte ("Privatsphäre") der anderen eingeführt werden darf.

Damit wir nicht solche Überwachungs-Zustände wie in Großbritannien bekommen (da fahre ich schon nicht mehr in den Urlaub deswegen), sollten wir hier sehr kritisch sein.

Was denkt Ihr?
 
Wenn man etwas aus den oben genannten Gründen nicht gut heißt warum nutzt du es dann?

Ich finde die Diskussion Blödsinn.
Kennt jemand von euch die Luftbilder von den Städten? Regt sich da einer drüber auf?

MfG
der_guru
 
Ich bin FÜR Streetview. In einem Staat wo sich kein Schwein für Datenspeicherung, Bundestrojaner und Co. interessiert, sollte man sich erst Recht nicht über 2 Jahre alte Fotos ärgern...

Mich juckt es nicht, wenn man meine Fassade erkennt.... Viel mehr juckt es mich, wenn man meine IP-Adresse und was ich damit anstelle loggt oder meine Banküberweisungen ins Ausland kontrolliert...
 
Naja, Google Earth zeigt auch dein Haus von oben hat dich das da auch schon gestört ?

Ich kann dich schon verstehen und Respektiere auch deine Meinung nur teilen muss ich sie nicht.

Viel Schlimmer würde ich es finden wenn in jeder Straße Kameras angebracht werden, als nur ein in meinen Augen harmloses Foto.

Ich finde das nicht so schlimm. Keiner weiss wer in welchem Haus wohnt, ausser du gehst hin und guckst die Briefkästen an.
 
Ich zitiere hier mal einen Freund, denn ich habe keine Lust seine ganzen Argumente nochmal per Hand zu schreiben ;)
...
Ich wollte eigentlich nur darstellen, dass ich in keiner Form nachvollziehen kann, wie StreetView für mich in irgendeiner Art und Weise zu einem Nachteil werden könnte. Verärgert bin ich allerhöchstens in dem Maß, dass es der Debatte um StreetView in jeder Form an Maß fehlt und aufs ekelhafteste populistisch ausgeschlachtet wird. Und dass die Medien pennen. Wo waren die Wächter über Demokratie und Freiheit, als das SWIFT-Abkommen durchgewunken wurde? Wo waren die ganzen kritischen Berichte? Es waren deutlich weniger, als bei StreetView. Den Medien eine gewissen Voreingenommenheit gegenüber der Datenkrake Google vorzuwerfen, ist wohl gerechtfertigt.
...
Ob StreetView jetzt irgendeinen Nutzen erzeugt, lasse ich mal dahingestellt. Außer einem "Guck mal, genau da war ich im Urlaub", kann ich der Sache auch keinen nennenswerten Nutzen abgewinnen.

So unnötig und albern ich die StreetView-Aufregung empfinde: Solange daraus nichts erwächst, kann ich damit leben. Wenn aber unsere durchgeknallten Politiker meinen, mal wieder Gesetze erlassen zu müssen, um dem bösen Google das Handwerk zu legen, und dabei z.B. die Panoramafreiheit den Bach runtergeht, dann stört mich das schon. Die Straße ist ein öffentlicher Raum - daran sollten wir nicht rütteln.

Für mich läuft das alles in die falsche Richtung. Da wo Datenschutz wünschenswert wäre, wird er an allen Ecken und Enden aufgeweicht (Swift, Vorratsdaten). An anderen Stellen wird es dann wieder grandios übertrieben. Und ich bin weiß Gott kein großer Freund von Google, denn mir sammelt Google deutlich zu viele Daten. Dass es ein Foto von meiner Häuserfront hat, ist mir noch am egalsten. Dass alle Mails, die ich an einen GoogleMail Account schicke, gescant und indiziert werden, dass ärgert mich schon deutlich mehr.

Ich stimme seiner Argumentation zu.
 
Ich denke, dass die Stadtverwaltungen den meisten Nutzen von Streetview haben werden.
Überwachung der "schwarzen" Anbauten.... :evillol:
... und anschließendes "Nachkassieren".
 
Was hat Streetview bitte mit Überwachung zu tun?

Es werden einmal Bilder gemacht ...die sind glaub ich 2-5Jahre alt. Auf diesen Bildern sieht man nicht mehr als jeder Fußgänger (bzw. LKW Fahrer ...wegen der Höhe der Kamera). Find ich absolut unbedenklich. Soll man die dicke S-Klasse vor der Haustür nicht sehen ...bitte dann kann man sich ja beschweren.
Wenn es für Google möglich wäre alle Autos und Menschen komplett zu entfernen....sie würden es sicher machen.

In Städten in denen Streetview schon aktiv ist kann man das ins Navi einbinden ist nen riesiger Fortschritt wenn man sich z.b. Nachts in einer Fremden Stadt zurechtfinden muss.
Zudem nutzen Rollstuhlfahrer gern den Service um vor Abreise zu schauen ob eine Lokalität barrierefrei ist.


Also ich bin Pro Streetview
 
Grundsätzlich finde ich Street View eine tolle Sache. Das problem ist, ich weiß genau, wer es am Ende einsetzt:

Personaler, die mal eben mit zwei Mausklicks schauen können, wie der Bewerber wohnt. Geschmacklose Gardiene, Mülltüten vor der Tür, Dönerladen im Haus - weg mit dem.

Die netten Kinder von heute werden bestimmt prüfen, welcher Mitschüler im ärmlichsten Hochhaus lebt und ihn dann schön mobben.

Rumänische Berufseinbrecher können zukünftig vorab prüfen, wo große Fensterfronten sind und ob die schmale Zufahrt mit einem Van befahrbar ist.

...

Der Service ist gut, aber viele Menschen werden etwas schelchtes damit anstellen, Wie mit so vielen, eigentlich guten Dingen.
 
Ich versteh die Aufregung auch nicht ...
man findet doch im Internet eh schon mit 90%iger Sicherheit sein eigenes Haus im Internet auch wenn es nicht im Vordergrund ist.
Ausserdem mit GoogleEarth kann man noch viel stärker in die Privatsphäre eingreifen weil man bei StreetView z.b. sein Grundstück durch eine Hecke abgrenzt aber gegen Bilder von oben etwas schwer?

Also da kommt die Angst um seine Privatsphäre echt bissel spät
 
Naja also ganz ehrlich, die Vorratsdatenspeicherung fand ich ~50x schlimmer und das "Bildchen im Internet" kannst du via Mail, Telefonat, Post usw. von google Löschen bzw unkenntlich machen lassen.

Außerdem finde ich den Schritt gut, es ist und bleibt nur eine Frage der Zeit bis der Plant mit allem drum und dran als 3D Modell zur freien Verfügung steht, und Google macht den ersten Schritt.

Von mir gibt es daher auch ein PRO wem es nicht passt soll sich unkenntlich machen lassen und nicht den Fortschritt beeinträchtigen basta.
 
weiß denn einer ob Google plant die Streetview-Daten regelmäßig zu aktualisieren? wen interessieren sonst in 5Jahren 10Jahre alte Bilder ?!
 
Tja Leute das sind die Kehrseiten des Internets.Die Diskussion um Street View finde ich aber auch sinnfrei.Man sollte die Aufnahmen aber bitte vorher auswerten,bevor man sie ins Netz stellt,denn nur so können Diskussionen wie die um das angeblich tote Mädchen auf der Straße vermieden werden.
Ferner sind wir heute so von den Medien geprägt und geblendet,das die Neugierde um Steet View viel zu groß ist,als das es genügende gegner dafür geben wird.

Ziel ist die totale Kontrolle und der gläserne Bürger(zumindest hier in Deutschland).Und wisst ihr warum keiner was dagegen unternimmt?

Die Ostdeutschen sinds gewohnt aus DDR Zeiten und die Westdeutschen sind bis auf die gewöhlichen Ausnahmen zu große Weicheier,um in gezielten Gruppen was dagegen zu unternehmen.

Greetz !
 
mschrak schrieb:
Der Hauptgrund ist der Gewöhnungseffekt an die "Überwachung". Zwar wird "nur" ein Foto gemacht und keine "Überwachung im eigentlichen Sinne, aber das ist irrelevant. Und in den Köpfen findet der Effekt so oder so statt.

Ich habe mal Deine Punkte hier zitiert: http://stadt-bremerhaven.de/google-...unkenntlichmachung-ist-online/#comment-122541

Mit Quelle und Verweis, denn ich finde die Argumente richtig.

der_guru schrieb:
Ich finde die Diskussion Blödsinn.
Kennt jemand von euch die Luftbilder von den Städten? Regt sich da einer drüber auf?

Aus der Obenansicht erkennst Du deutlich schlechter die Qualität des Hauses.

Aroy schrieb:
Ich zitiere hier mal einen Freund, denn ich habe keine Lust seine ganzen Argumente nochmal per Hand zu schreiben ;)
..

Ich stimme seiner Argumentation zu.

Nun, Du kannst es genauso gut umdrehen. Mir konnte noch keiner den Nutzen oder den Vorteil für die Allgemeinheit zeigen, warum soll also mein Haus in der Öffentlichkeit präsentiert werden? Ich persönlich denke zB. daß die Sozialversicherung ein Vorteil für die Allgemeinheit ist und ich daher moralisch verpflichtet bin sie zu zahlen, auch wenn es für mich Einschnitte sind, es ist mein Beitrag zum Gemeinwohl. Persönlich empfinde ich es nicht schön, wenn mein Haus publiziert wird. Warum sollte ich diesen Einschnitt hinnehmen, wenn es keinen Vorteil für das Allgemeinwohl gibt? ich denke, diese Frage muß beantwortet werden, bevor man Argumente hören will, warum einer es nicht will. Denn erst wenn das Allgemeinwohl einen Vorteil hätte gilt es abzuwägen wessen Interessen schwerwiegender sind. Solange etwas nicht zum Wohle der Gesellschaft ist, muß keiner belegen warum er etwas von sich nicht preisgeben will.

Letztlich ging der Threardersteller aber das Thema von einer anderen Seite an, der Sensibilisierung. Je mehr man sich an Pseudoüberwachung gewöhnt, umso leichter wird es für den Staat hinterher wirklich zu überwachen.

micjun18 schrieb:
Es werden einmal Bilder gemacht ...die sind glaub ich 2-5Jahre alt. Auf diesen Bildern sieht man nicht mehr als jeder Fußgänger (bzw. LKW Fahrer ...wegen der Höhe der Kamera). Find ich absolut unbedenklich. Soll man die dicke S-Klasse vor der Haustür nicht sehen ...bitte dann kann man sich ja beschweren. ....

In Städten in denen Streetview schon aktiv ist kann man das ins Navi einbinden ist nen riesiger Fortschritt wenn man sich z.b. Nachts in einer Fremden Stadt zurechtfinden muss.
Zudem nutzen Rollstuhlfahrer gern den Service um vor Abreise zu schauen ob eine Lokalität barrierefrei ist.

Du widersprichst Dir selber. Wenn die Bilder 2-5 Jahre alt sind und damit veraltet, warum sollte dann der Rollstuhlfahrer es in Bezug auf Barrierefreiheit heranziehen können? Entweder sind sie veraltetm oder er kann sie heranziehen. Beides geht nicht.
Und was die Nachtwiederfindung betrifft, ich glaube kaum, daß Du eine Tagansicht in der Nachtansicht wiedererkennen kannst, wenn Du es nicht ohne Streetview schon schaffst.


TheMrH schrieb:
man findet doch im Internet eh schon mit 90%iger Sicherheit sein eigenes Haus im Internet auch wenn es nicht im Vordergrund ist.
Ausserdem mit GoogleEarth kann man noch viel stärker in die Privatsphäre eingreifen weil man bei StreetView z.b. sein Grundstück durch eine Hecke abgrenzt aber gegen Bilder von oben etwas schwer?

mit Sichereit findest Du von den meisten Häusern kein Bild im Internet. Mal abgesehen davon, es ist ein Unterschied ob ein Bild auf der Seite von Hinz ud Kunz zu sehen ist, oder bei einem großen bekannten Dienst mit Zuordnung der geographischen Lage.
Und Google Earth hat eine zu geringe Auflösung. Bei Streetview erkennst Du Details, bei Google Earth kann ich nicht mal den Wintergarten meiner Eltern als solchen identifizieren. Es sieht nach einer weißen Terasse aus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Versteh die Aufregung nicht ... Manche Leute haben eben nichts besseres zu tun ;)

Pro:
- Wird mit sicherheit mal verwendet werden, um Navi Systeme zu verbessern...
- Ich kann schauen, ob Sehenwürdigkeiten ggf. garnicht so sehenswert sind.
- Interessant...
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finds cool.
Ich nutze mit Vorliege bei Bing Maps die Vogelperspektive, da bekommt man einen guten Überblick von den Örtlichkeiten, wenn man mal eine Adresse sucht oder so.
Streetview wäre noch besser. :)
 
Also

1. Ich habe es mal genutzt, schon deswegen, weil ich erst dann eine Meinung zu etwas haben möchte, wenn ich es kenne.

2. Ich bin auch gegen die Satellitenüberwachung von oben. Sei es seitens Google, Bing oder sonst wem.

3. Natürlich gibt es noch viel schlimmeres in punkto Datenschutzverbrechen, etwa
- die geplante Volkszählung (Zensus) oder
- die Vorratsdatenspeicherung oder
- die elektronische Gesundheitskarte oder
- den neuen biometrischen Personalausweis oder
- Nacktscanner am Flughafen oder
- die Übermittlung von Bankdaten an die USA oder
- die Rasterfahndung oder
- die neue Steuernummer oder
- usw.

Aber das ist genau der Punkt: In dem ganzen Bereich blickt kaum jemand mehr richtig durch und damit sind wir wieder bei dem Problem: Gewöhnungseffekt. (Siehe oben)

Schaut bei Gelegenheit mal wieder den Film 1984 (oder lest das Buch). Ich will nicht sagen, dass das Szenario konkret wahrscheinlich ist, aber hier geht es schlicht und ergreifend ums Prinzip.

Und nie waren die Mächtigen in der Welt mächtiger als heute. (Ergebnis der Globalisierung) Schaut Euch mal an, was derzeit auf der Welt so alles durchgesetzt wird. Und Deutschland kommt da noch einer Oase gleich.
 
hi,
im großen und ganzen finde ich street view sehr praktisch nutze es gerne wenn ich ins ausland fahre um mir vorher einen überblick zu verschaffen, beispielsweise in welcher gegend sich das hotel befindet. das streetview von irgendwelchen einbrecherbanden benutzt werden könnte um lukrative objekte auszukundschaften finde ich schon sehr weit hergeholt...

mir kommt es so vor als käme die streetview debatte unseren politikern grad recht, zum einen ist sommerloch da muss man ja irgendwas künstlich pushen zum anderen können sich unsere werten oberen an streetview auslassen und zeigen was sie doch für tolle datenschützer sind.

das im gleichen atemzug dinge wie elena, vorratsdatenspeicherung etc. gebilligt werden ist doch der blanke hohn. irgendwo halte ich googles sammelwut auch für bedenklich, aber genauso bedenklich halte ich die datensammelwut unserer regierung, nur das ich google für vertrauenswürdiger halte.
 
Das Thema ist wie mit den Autobahnen.

Jeder will sie benutzen aber die darf bloß nicht an der eigenen Haustür vorbeiführen.
Solche Leute nennt mann dann ignorant oder egomanen.

MfG
 
Ich stehe Street View erst einmal sehr kritisch gegenüber. Sicher Häuserfronten sind erst einmal ein öffentlicher Bereich, aber es ist schon ein Unterschied, ob jemand zufällig an meinem Haus vorbei geht, es eventuell fotografiert oder ob es ein Konzern tut, der so durch seinen großen Zulauf ein viel höheres Maß an Öffentlichkeit schafft, als es jede Privatperson jemals erreichen könnte.

Es geht auch nicht nur darum, was Google mit den Daten selbst macht oder jemals machen könnte (obwohl ich dabei auch sehr wachsam bin), sondern dass man letztendlich gezwungen wird eine Information ins Netz zu stellen, die in bestimmten Situationen mit mir in Verbindung gebracht werden kann. Es gibt genügend Situationen, in denen ich Name und Adresse angeben muss. Und mit den Daten die Streetview liefert, kann jeder dem ich meine Adresse geben muss auch entsprechend meine Wohnsituation begutachten. Selbst wenn ich mein Haus verpixeln lasse, gebe ich damit schon etwas von mir preis.
Welchen schaden das nun anrichtet ist eine ganz andere Sache. Aber ich persönlich stehe dem ganzen sehr kritisch gegenüber. Denn es geht nicht um den matriellen Schaden, sondern das Gefühl, dass das eigene Leben immer öffentlicher und für jedermann einsehbarer wird.


Ein konkretes Beispiel ist z.B. die Bewerbungssituation. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Internetrecherche bei der Auswahl von Bewerbern eine immer größer Rolle spielt. Diese Information über mich (und durch Streetview wird es bezüglich meiner Wohnverhältnisse immer eine Information geben, egal ob ich das Haus verpixeln lasse oder nicht) gab es vorher nicht oder war nur durch einen Aufwand zu beschaffen, den kein Personalchef vorher betrieben hat. Es ist dabei auch völlig unerheblich, ob diese Information für mich negative oder positive Konsequenzen hat bzw überhaupt keinen Einfluss hat. Es geht darum, dass durch solche Dienste Informationen aus dem realen Leben ins Internet gestellt werden und sich somit die "Welt des Internets" und die "Reale Welt" wieder ein Stück mehr vermischt. Nur diesmal werden auch Menschen erfasst, die das überhaupt nicht wollen. Die um Google einen Bogen gemacht haben, sich keinen Facebook Account zugelegt haben, Paypal und ähnliches meiden usw. Bisher gibt es nur einige Beispiele an alltäglichen Situationen, in denen diese unspezifische Information von Street View einer konkreten Person zugeordnet werden können. Aber es gibt sie und es werden in Zukunft mit sicherheit noch mehr werden. Und es spielt nun keine Rolle mehr, wie man dazu steht oder nicht, ob man es möchte oder nicht, dass es Informationen über die eigene Person im Internet gibt bzw. ob sie einer konkreten Person zugeordnet werden können oder nicht. Denn sie sind bereits im Netz.

Daraus ergibt sich für mich die grundsätzliche Frage, wie eine Gesellschaft zu solchen Entwicklungen steht und wie sie damit umgeht. Daher finde ich es vermessen, eine solche Frage, über die es einen gesellschaftlichen Konsens geben muss, gleich abzutun. Sie muss gestellt und diskutiert werden. Das hat mit Paranoia nichts zu tun. Das internet hat sich nun mal soweit fortentwickelt, dass der Umgang mit diesem Medium eine gesellschaftliche Herausforderung darstellt. Denn die Tendenz geht weiter dahin, dass der öffentlich einsehbare Raum größer und größer wird.
 
Forum-Fraggle schrieb:
Aus der Obenansicht erkennst Du deutlich schlechter die Qualität des Hauses.

Aber ausreichend genug um zu wissen befindet sich das Haus in einer qualitativen Gegend oder nicht. Verwucherte Häuser oder gar ganze Komplexe kann man so auch aufspüren. Da nicht schöne Gegenden mit Kriminalität und "Assozial" suggeriert werden, kann man auch da schon beim Arbeitgeber oder co außen vor sein.
Wo will man also zu "von oben" und Street View die Grenze ziehen?

Forum-Fraggle schrieb:
warum soll also mein Haus in der Öffentlichkeit präsentiert werden?

Bei allem Respekt, dein Hausfront zeigt zum Bürgersteig und gehört damit zum Öffentlichen Raum - jeder Tourist der die Sicht schön findet, kann dein Haus und das herum fotografieren.
Öffentlicher Raum ist ein Allgemeingut für Alle, manche wollen dies anderen preisgeben und machen sich die Arbeit eine Plattform kostenlos anzubieten. Wo man sich bei der Suchmaschine gefreut hat, Google Maps toll findet, hört es bei der nächsten Navigationsstufe auf weil die Details des öffentlichen Raums realistischer sind?
Bei twitter ging die Runde von einem dt. Unternehmen das Google Street View übersteigt.
Ich finde den Link nur gerade auf der Schnelle nicht bei den massig Informationen. ;)

Forum-Fraggle schrieb:
Je mehr man sich an Pseudoüberwachung gewöhnt, umso leichter wird es für den Staat hinterher wirklich zu überwachen.

Nur ist Street View keine aktive Überwachung, es ist ein Dienst für die Navigation - die Daten sind nicht aktuell, können Jahre alt sein.
Überwachung sind die Kameras an jedem Einkaufszentrum, an öffentlichen Plätzen ect, der Austausch von Bankverkehrsdaten, der neue Personalausweis, die Krankenkarte, die fragwürdigen Smartmeter, die Speicherung deiner Verkehrsdaten von internetfähigen Geräten und des KFZ-Kennreichens, deines Autos bei Tunneln oder starken Verkehrsknoptenpunkten, deines Verhaltens und Auftretens bei Demonstrationen (gibt es in Sachsen, die IVO-Akte), das Filmen der Polizei bei Demonstrationen, bei Aktionen von Gruppierungen, bei Reden in der Öffentlichkeit usw. ect. usw.
Die Liste kann man sehr weiter führen, die Diskussion um Street View regt mich da nur auf - all das was ich aufgelistet habe und wie manch andere hier genannt haben wurde oder wird von unseren Politikern und Abgeordneten möglichst still und leise geduldet und vorangetrieben - weder der Vierten Gewalt noch der großen Öffentlichkeit interessiert ist in dem Maßen wie jetzt Street View. Die Debatte ist ein Willkommener Füller des Sommerlochs, die Politik kann sich als Retter der Privatsphäre zeigen und die Vierte Gewalt feiert ihre gespielte Gewalt.

Wer dein Haus sehen will (sofern die Adresse bekannt ist), kann dies auch ohne Street View tun - er brauch nur Vorort hinzufahren. Street View macht es leichter und schneller - wie so vieles durch das Internet und den dortigen Diensten, ist aber nichts neues und erlaubt auch keine neue Kriminalität.


mschrak schrieb:
Also
Schaut bei Gelegenheit mal wieder den Film 1984 (oder lest das Buch). Ich will nicht sagen, dass das Szenario konkret wahrscheinlich ist, aber hier geht es schlicht und ergreifend ums Prinzip.

Geht mir genau so - ich bin gegen Überwachung, gegen dem was die EU und unsere Abgeordneten und Politiker planen oder gerne haben wollen.
Gerne wird in Hinsicht der Stasi und DDR gemahnt - wenige wollen sehen das wir mit unserer Datenspeicherung, sei es komerziell, zum Abrechnen unseres Internets/Telefons, zum Anmelden und Nutzen von Diensten ect. - das Treiben der DDR übersteigen.
Die Technik macht uns das selbstverständlich und verlangt nach mehr.
Aber Google Maps ect. und ja selbst Street View ist eine hilfreiche Sache.
Ich nutze Ableger von Google Maps (gpsies) um meine Radtour zu sehen, mein Höhenprofil zu ermitteln, meine Tour auszuwerten und das sind Informationen die ich nicht mehr vermissen möchte.
Leider hab ich noch nicht ein entsprechendes Fahrradnavi - wo ich im Vorfeld Touren planen und dem Gerät übertragen kann. Wo ich Urlaub mache oder hinfahren möchte schau ich mir das im Internet an.
Das hat aber nichts mit Überwachung zu tun.

mschrak schrieb:
Schaut Euch mal an, was derzeit auf der Welt so alles durchgesetzt wird. Und Deutschland kommt da noch einer Oase gleich.

Die Oase (Deutschland und die westlichen Länder) sind groß dabei bei der Lieferung von dieser Technik, von Iran bis China - über kleine Sicherheitsbetriebe, über Siemens bis Nokia.
Und wollen dies am liebsten auch im eigenen Land sehen - dieser Werbefilm von Blackwell Briggs ist wunderbar. Hinweis: Nicht mit vollen Magen anschauen. ;)
 
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