Quo vadis BTMG?

AW: Quo vadis Cannabislegalisierung?

Es ist wirklich erfreulich, das es hier Menschen gibt, die verstanden haben, was ich geschrieben habe und mir meine Erfahrung nicht absprechen. Ich könnte jetzt schreiben, wie Gras das irreale Abwehrsystem schwächt, und dadurch der Realität eine Chance gibt an die Oberfläche zu kommen. Das irreale Abwehrsystem: Ich müßte tagelang schreiben, um das hier zu erklären. Es geht einfacher: Steht im "Der Urschrei" von Arthur Janov. Da gibt es auch einen Bereich über Drogen ( LSD, Heroin und Mariuhana) und wie man sie benutzen kann um die Wahrheit über sich und diese Welt zu erlangen. Und ich habe nur Gras geraucht, niemals andere Drogen benutzt. Und Gras hört man irgendwann selber auf zu rauchen!!! Mein letzter Joint war vor über 12 Jahren. Gras macht nicht abhängig, wenn man es richtig benutzen tut. Die Auswirkungen der Erkenntniss habe ich von mehreren Leuten bestätigt bekommen. Und es wird auch von keinem Therapeutem empholen
Aber es gibt gewisse Leute, die kein Interesse daran haben, das das Volk anfängt zu denken. Deswegen gibt es auch den "Urschrei" nur noch über Ebay!
 
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dacapo schrieb:
... Aber es ist bezeichnend das Menschen die Cannabis und deren Wirkungen wahrscheinlich nur vom Hörensagen kennen, reale Erfahrungen von Konsumenten anzweifeln und meinen den Durchblick zu haben....
Die Zweifel kamen aber nicht von irgendjemandem, sondern von mir und ich sitze an diesem, unserem Cannabisstammtisch nicht erst seit gestern und fahre mir an dieser Stelle mal selbst über den Mund.

Ich zweifle auch nicht Seebears ganz persönlichen Werdegang an, sondern lediglich seinen ursprünglichen Rückschluss, dass Droge statt Therapie funktionieren kann, weil ich mir mit meinem "nur" Abipsychologiewissen einfach nicht vorstellen kann, dass sowas eine Empfhelung wert sein darf. Und dabei bleibe ich auch solange, bis mir jemand mal eine falsifizierbare Studie vorlegt, nach der sowas tatsächlich funktionieren kann, und nicht nur einen Einzelversuch, in dem ja doch irgendwo Therapie stattgefunden zu haben scheint, denn:
dacapo schrieb:
..., genauso wenig wie man bei Kopfschmerzen immer einen Arzt braucht bevor man eine Paracetamoltablette nimmt. Da funktioniert die Selbstmedikation doch auch ohne Probleme, ...
Ich finde ja, dass genau da, Stichwort Medikamentensucht, die Selbstmedikation nicht funktioniert. Aber das merkt jemand erst, nachdem er 40 Jahre lang zu viel Paracetamol konsumiert hat. Dennoch bin ich dafür, dass Paracetamol erlaubt bleibt und Cannabinol erlaubt wird. Ich bin aber gegen Erlebnisberichte, die offen dazu verleiten, sich mit egal welchem Rauschmittel - und wenns Schokolade ist - seine Probleme wegzurauschen. Ich kenn auch ein paar therapieerfahrene persönlich, die das Verdrängen von Problemen als Hauptantrieb für ein problemhaftes Dauerbedröhntsein sehen und es scheint mir bei meinem Medienkonsum, der nicht aus der Bildzeitung besteht, nicht unwahrscheinlich, dass auch die ein oder andere (bei weitem nicht jede!) Fettleibigkeit eine ähnliche Triebfeder hat. Ich habe also auf der anderen Seite einen Grund gegen die Mittelnehmempfehlung zu sein - der ist nicht durch große Studie gesichert, aber scheint mir wichtiger, als Seebärs Einzelfall und mir scheints dann doch so, dass heutzutage der Gang zum Therapeuten weniger gefährlich ist, als sich gegen Angst mit Cannabinol, einem Schnäpperken oder Schokolade zu berauschen.

Mein Querhieb da oben auf die Antidepressiva sollte übrigens andeuten, dass auch ich nicht alles, was in der Psychotherapeutenlandschaft so stattfindet, automatisch richtig finde. Es scheint mir üblich bei Psychiatern, und genau deshalb hat sich vielleicht die mittlerweile genannte, suchtentsprechende Definition von "Abhängigkeit" eingebürgert, die Entzugserscheinungen als "Absetzsysndrom" zu euphemisieren, damit die Patienten eine "positivere", aber imho auch unaufgeklärte, Sichtweise auf ihre Medikamente einnehmen.

Um das nochmal abzurunden, wer hier Zweifel an dem Rückschluss aus Seebärs Leben (und nicht an seinem Leben) gehegt hat: Ich kann mir sogar eventuell (und die Jahre Cannabis@CB-Stammtisch reflektierend: immernoch) vorstellen zehn Schritte weiter zu gehen, als ihr alle zusammen, und irgendwann mal alle Drogen zu legalisieren - inclusive Heroin, einer Droge, mit der ich keine eigene Rauscherlebniserfahrung habe. Das liegt aber auch daran, dass ich schon Faustanrezepte gesehen habe, die vielleicht keine medizinische Rechtfertigung hatten.
 
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@ MountWalker
Stopp, stopp, stopp!!!!
"..sondern lediglich seinen ursprünglichen Rückschluss, dass Droge statt Therapie funktionieren kann,.."
Eine bestimmte "Droge" kann die Therapie unterstützen, aber niemals ersetzen!!!
Und es ist kein Rückschluß, sondern eine Tatsache, die ich und andere Leute vor 30 Jahren erfahren haben!
 
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seebear schrieb:
...
Eine bestimmte "Droge" kann die Therapie unterstützen, aber niemals ersetzen!!!...
Ja, schön das wir beide uns darauf geeinigt hatten, nachdem ich dir genau das heute Mittag entgegnet hatte.

P.S.
Und lies doch mal wirklich, was ich schreibe.
 
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dacapo schrieb:
Danke denn dieser Satz ist bezeichnend für das denken vieler in der Drogenpolitik. Es ist mehr wie vermessen jemanden seine selbst gemachten Erfahrungen abzusprechen.

Bezeichnend an dieser (deiner) Argumentation ist vielmehr, dass eine derartige Reaktion zu erwarten war (weswegen ich den Satz auch genauso formuliert habe). Daher habe ich dir zu danken, schließlich hast Du mit deinen folgenden Beiträgen par excellence verdeutlicht, warum Ideologie schwerlich als Basis für eine konstruktive Diskussion dienen kann.
Du wolltest (!) verstehen, dass ich seebear seine Erfahrungen "abspreche". Tatsächlich habe ich das aber mit keinem Wort getan. Was ich auf Grundlage meiner wissenschaftlichen Ausbildung jedoch anzweifle, ist der Absolutheitsanspruch, den seebear für seinen subjektiven Erfahrungshorizont reklamiert hat - nicht mehr, nicht weniger. Und genau hier setzt - in offensichtlicher Übereinstimmung mit dir: "Erfahrungen sind nicht objektivierbar" (paraphrasiert) - auch meine Kritik an; weswegen ich nicht verstehen kann, wie man die sich hieraus ergebende Skepsis als offenbar objektiv falsch klassifiziert. Aber dadurch, dass Du im fast gleichen Atemzug mir bzw. vielen Kritikern "reale Erfahrungen" mit der hier diskutierten Droge Cannabis absprichst, zeigst Du, dass dein zu Beginn erwähntes Missverständnis in Bezug auf meine Aussage, nahezu derselben fundamentalistischen Logik entspringt. Seebear und Du maßt euch an (er m.E. mehr als Du), in Bezug auf dieses Thema die letzte Wahrheit ergründet zu haben. Und alles was ich kritisiere ist, dass mit einem derart religiösen Eifer sich keine sachliche Diskussion führen lässt.

Spreche ich euch dadurch eure persönlichen Erfahrungen ab, negiere ich sie sogar? Nein. Zweifle ich deswegen die individualtherapeuthische Wirkung von Cannabis an? Nein. Diskreditiere ich euch als Mitdiskutanten in der Form, dass ich eure Meinung als "unbedacht" und eure Lebensweise als "manipuliert" verurteile? Nein. Was ich hingegen tue, ist auf Basis simpler Wissenschaftslogik derartige Argumentationsmuster zu demonstrieren und zu dekonstruiern. Und u.a. deine Reaktion zeigt mir - wie dargestellt -, dass mir genau das auch gelungen ist.
 
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diram erklär mir mal bitte die Ideologie hinter meinen Beiträgen? Gerne erkläre ich noch mal wie ich das sehe und seebaers beitrag verstanden habe:

Ihm hat die Selbstmedikation geholfen, ebenso anderen Menschen die er kennt. Das er dies als Nonplusultra für alle Menschen ansieht habe ich nicht aus seinen Beiträgen herausgelesen. Vielmehr verstehe ich das so nach dem Motto: " Mir hat die Therapie bzw. Selbstmedikation mit Cannabis geholfen und könnte auch eine Option für andere sein". Dies kann ich unterschreiben, wurde aber von einigen aberkannt wenn ich das hier richtig interpretiert habe. Vielmehr wurde das als Einzelfall dargestellt was es aber nicht ist.

Mit keinem Wort wird hier von Seebaer das für alle Menschen empfohlen, und wer meine Beiträge richtig gelesen hat kann auch erkennen das dies gar nicht möglich ist. Ich bin vier mal im Jahr in Kalifornien, also dem Land wo Cannabis seit 18 jahren für medizinische Zwecke entkriminalisiert ist. Dort kann jeder ohne Probleme zu einem Doktor gehen und sich einen Ausweis für die Berechtigung für den Erwerb von Cannabis besorgen.
Ein Bekannter dort zum Beispiel nimmt Cannabis wegen Rückenprobleme, therapiert sich damit erfolgreich seit Jahren ohne ärztlichen Beistand. Ein anderer Bekannter ist 63 Jahre alt und nimmt Cannabis um besser schlafen zu können. Noch eine andere die ich kenne benutzt Cannabis gegen die Gefühlsschwankungen während ihrer Tage und allgemein gegen Menstruationsbeschwerden. Im übrigen sind das Menschen die mitten im Leben stehen, gute Jobs haben und relativ wohlhabend sind, falls einer meint das sind Hippies oder Dauerkiffer. Im Gegenteil stockkonservativ die aber gesehen haben, dass Cannabis hilft ohne dauerbreit zu enden oder in eine Sucht zu verfallen.

Im übrigen machen das dort zig tausende so, wovon einige bestimmt auch so was wie Simulanten sind und irgendein Leiden vorschieben um Cannabis konsumieren zu können. Aber vielen Menschen hilft es und das ist was ich sehe und was wahrscheinlich auch Seebaer damals als er konsumiert gesehen hat.

Hier wird mit (Pseudo-) Intellektuellen Beiträgen irgendwelche theoretische Szenarien und Sachen diskutiert, während die Praktiker die es in der Realität mitbekommen ganz anders sehen.

Auch in den USA und hier Kalifornien wird niemand Cannabis als das "Allheilmittel" für alles und jeden anpreisen, aber als eine durchaus gute und im Vergleich zu vielen Medikamenten gute Alternative.
Da es nicht so toxisch ist wie viele andere auch vermeintlich harmlose Medikamente wie Paracetamol oder Aspirin , die einen grausamen Tod herbeiführen können, ist das in den Staaten wo es erlaubt ist auch relativ akzeptiert in der Bevölkerung.

Wer damit nicht klarkommt lässt es bleiben, aber die übergroße Mehrheit die ich da kennengelernt habe und medizinisches Marihuana benutzt therapieren sich alle selbst. Da geht keiner zum Arzt oder Therapeuten um sich Therapieren zu lassen. Höchstens um sich allgemein beraten zu lassen was sie auch in den Marihuana Apotheken machen können. Insofern hat das mit Ideologie nichts zu tun sondern einfach mit Erfahrung, die es in Deutschland nicht gibt, und dennoch meinen einige die Wahrheit für sich gepachtet zu haben. Das ist Ideologie, denn für mich ist Ideologisches Denken das ausblenden der Realität und das in Vordergrund stellen der eigenen dogmatischen Sichtweise.

Mehr gibt es dazu nicht zu sagen, denn solange man die Sichtweise über Cannabis als Droge oder Rauschgift nicht verändert und meint dieses vermeintlich gefährliche Mittel nur in Hände von Ärzten und Therapeuten zuzulassen, wird sich das auch hier in diesem Threat mit verhärteten Fronten widerspiegeln. Von daher war es das von mir zu diesem Thema.

Ich bin nächsten Monat wieder in San Francisco dann werde ich noch mal mit einigen dort über das Thema genauer sprechen, doch weiß ich das die dort wegen "unserer europäischen Sichtweise" nur den Kopf schütteln werden über soviel Ignoranz (es soll sich bitte keiner im besonderen angesprochen fühlen^^ )
 
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dacapo schrieb:
... Im übrigen sind das Menschen die mitten im Leben stehen, gute Jobs haben und relativ wohlhabend sind, falls einer meint das sind Hippies oder Dauerkiffer. Im Gegenteil stockkonservativ die aber gesehen haben, dass Cannabis hilft ohne dauerbreit zu enden oder in eine Sucht zu verfallen.
Schau dir ruhig mal die von mir verlinkte Heroindoku an - auch da sind Leute, die jeden Tag ganz normal arbeiten gehen. Nur weil mans schafft, seinem Broterwerb hinterherzukommen, heißt das noch lange nicht, das es unreflektiert gut ist, was man da macht. Es geht auch nicht so sehr ums Bedröhntsein, sondern um den Spiegel in der Resistenz einer Dauermedikation - also das, was ich in meiner aktuellen Lebensphase mit Kaffee mache. Kann man gerne alles machen, aber wenn man jeden abend Cannabis nehmen sollte, um einzuschlafen, dann kann man deshalb ohne Cannabis nicht einschlafen, weil man auf Entzug ist, so wie ich auf Koffeinentzug platt werde, wenn ich bis halb zwölf keinen Kaffee getrunken habe.

dacapo schrieb:
..., während die Praktiker die es in der Realität mitbekommen ganz anders sehen.
Wenn Praktiker es ganz anders sehen, was muss man denn dann sein, um Praktiker zu sein? Du beschwerst dich, jemand hätte deine älteren Beiträge vergessen? Habe ich nicht, aber du meine.

dacapo schrieb:
... aber als eine durchaus gute und im Vergleich zu vielen Medikamenten gute Alternative.
Wenn die Alternative eine Dauermedikation mit Benzodiazepinen ist, ja - aber auch die halte ich für wenig sinnvoll.
dacapo schrieb:
... Da es nicht so toxisch ist wie viele andere auch vermeintlich harmlose Medikamente wie Paracetamol oder Aspirin , die einen grausamen Tod herbeiführen können,
Paracetamol ja, Aspirin jein - "langfristig blutverdünnend" ist eine Panikaussage für: Eine der Blutgerinnungsphasen wird verzögert, aber nicht verhindert. Ich hatte das in der Berufsausbildung, danke. ASS schädigt die Nieren nur, wenn man nicht "viel" trinkt - machen viele Leute leider nicht, obwohls in der Packungsbeilage seht. Wie dem auch sei: Ja, Schmerzmittel sind gefährlich und schön, dass du das aufgreifst, nachdem ich dir entgegnet hatte, dass Selbstmedikation bei diesen Dingern imho nicht zu funktionieren scheint.

dacapo schrieb:
... und meint dieses vermeintlich gefährliche Mittel nur in Hände von Ärzten und Therapeuten zuzulassen,
diRAM ist in diesem Punkt, wenn ich das richtig überblicke, meinungsneutral und ich bin, ich sags in diesen zwei Tagen glaub ich zum dritten oder vierten mal, ausgesprochener Cannabislegalisierungsbefürworter. ... Wenn du uns nicht meintest: Wieso diskutierst du mit imaginären Personen anstatt mit uns?

P.S.
Um Wissenschaftstheorie nochmal aufzugreifen: Induktion ist sehr häufig fehlerhaft, siehe das von mir vor ein paar Monaten schonmal erzählte, älteste Standardbeispiel: Ich sehe, so weit ich wandere, nur weiße Schwäne, also sind alle Schwäne weiß? Um beurteilen zu können, was meine Beobachtungen wie zuverlässig bedeuten könnten, muss ich hermeneutisch vorgehen und hermeneutisch vorgehen heißt nicht, die Wahrheit finden, sondern lediglich sein Verständnis permanent durch weitere Gesichtspunkte ausbessern und nicht bei: Die Kalifornier praktizieren alle Kiffen statt Therapie, stehen bleiben. Wieviele würden denn tatsächlich eine Therapie brauchen, wenn sie nicht Cannabis nähmen? Das ist die entscheidende Frage, die mir hier nicht so eindeutig in: Jeder, der ein Cannabisrezept bekommt, erschöpft zu sein scheint.
 
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dacapo schrieb:
diram erklär mir mal bitte die Ideologie hinter meinen Beiträgen?

Das ist simpel und schnell erklärt: Die Ideologie, vor deren Hintergrund Du hier deine Beiträge verfasst, beeinflusst dich in der Interpretation MountWalkers oder meiner Aussagen. Das wäre insoweit noch normal, wie jeder die Realität subjektiv verzerrt wahrnimmt. Deine Ideologie allerdings macht es dir offenbar prinzipiell unmöglich, Kritik an einzelnen Aspekten von durch Legalisierungsbefürworter getätigten Aussagen als das zu interpretieren was sie ist: differenziert. Du jedoch missverstehst sie aufgrund Deiner eigenen "dogmatischen Sichtweise" als undifferenzierte Gegnerschaft zur Cannabislegalisierung.

Deswegen geht deine Argumenation zur therapeuthischen Wirkung von Cannabis ins Leere und fallen dir die pauschalisierenden Redewendungen von seebear auch nicht auf; obgleich sie im Kontext betrachtet, den von mir kritisierten Fundamentalismus wiederspiegeln:
  1. "Was wahrscheinlich niemand weiß [...]" - Offensichtlich aber seebear.
  2. "[...] der angefangen hat zu denken [...]"- Im Gegensatz zur nicht kiffenden Mehrheit. Die eigene Position wird offenbar stark überhöht wahrgenommen, was das (negative) Abgrenzungsbedürfnis erklärt.
  3. "[...] weil er sein Unglück erkannt [hat, d.] [...]" - Eine exklusive (Selbst)Erkenntnis, die der Mehrheit aufgrund des vorgenannten Abgrenzungsbedürfnisses abgesprochen wird. Als Erklärung dient der eigene Drogenkonsum und der dadurch scheinbar initiierte Reflexionsprozess, an dessen Ende die folgende Wahrheit stand:
  4. "[...] kranken manipulatorischen Gesellschaft [...]" - Niemand sonst kann und wird dies jemals erkennen, ohne nicht zuvor den hier propagierten Weg gegangen zu sein.
  5. "Ich erkläre jetzt nicht weshalb , wieso, und warum." - Natürlich nicht, für die Eingeweihten ist dies ja schließlich evident.
  6. "Wer wissen will, warum er so ist, wie er ist [...]" - Muss Gras in Maßen konsumieren?
Soll ich weiter machen?
 
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Mir gefällt die momentane Richtung der Diskussion überhaupt nicht.
Einzelfälle (auch zu hunderttausenden) haben Therapieerfolge mit Cannabis (sogar in DE, wo es illegal ist, sich so zu therapieren), und das seit Jahrzehnten (auch in der Illegalität KANN man sich mit Cannabis therapieren, wenn das überhaupt möglich ist).

Therapie ist ohnehin individuell, also ist es eigentlich unzulässig, den Therapierfolg einzelner (auch wenn es Tausende sind) zu verallgemeinern. Dazu sind die spezieifischen Krankheits- und Therapiegeschichten viel zu breit gefächert - gerade bei der medizinisch-psychologischen Verwertung von Cannabis. Was für eine Argumentation PRO Cannabis als Therapiemittel spricht, kann und muss so auch für die entsprechende Gegenargumentation anerkannt werden. Also: Auch von einer allgemeinen Verteufelung einer Cannabis-Selbsttherapie (oder einer dahingehenden Empfehlung) ist abzusehen, denn auch diese kann aus genau dem gleichen Grund nicht argumentativ gestützt werden.
Ohne genaue Diagnose ist nicht zu sagen, ob eine Selbsttherapie geholfen hätte, und selbst dort kann man erst von validen Ergebnissen sprechen, wenn eine Cannabis-Selbsttherapie tatsächlich stattgefunden hat.
Natürlich kann man sich auch einfach einer Lehrmeinung anschließen, aber wieviel ist die in einem Bereich wert, der so von Lobbyismus geprägt ist, wie die Drogenpolitik.

Bei psychologischen Theorien sollte man nicht vergessen, dass diese in einer bestimmten Tradition stehen, und dass ein ganzer "Wirtschaftszweig" (Psychiatrie) auf diese Theorien ausgerichtet ist - selbst die Wahrscheinlichkeit, dass Cannabis Menschen ermöglicht, OHNE diese Institution klarzukommen ist Grund genug, Teufel was zu versuchen, damit diese Substanz eben nicht als Medikament im Gerede ist, sondern als gefährliches Suchtmittel. In Folge dessen werden natürlich jene Fälle (es handelt sich auch dort keinesfalls um Mehrheiten in der Patientenschaft), bei denen Cannabis zu Sörungen geführt hat, oder bei denen eine THC-Therapie "nach hinten losgegangen ist" viel genauer untersucht, als jene Fälle, bei denen es keinerlei Probleme gab. Von letzteren bekommmen Therapie-Einrichtungen im allgemeinen nicht so viel mit, denn zu denen geht man eigentlich erst, wenn man Probleme hat.
Wenn also Psychiatrie und Psychologie sowie die Medizin Cannabinole unter die Lupe nehmen, dann tun sie das im Rahmen der Funktion ihrer Institution, Menschen zu behandeln, die nach ihrer Ansicht Probleme haben. Selbst wenn sich seit Jahrtausenden Menschen erfolgreich mit Cannabinolen therapiert hätten, würde das in den Annalen dieser Institutionen nicht auftauchen, denn sie interessieren sich per definition viel mehr für die problematischen Fälle (eigentlich ausschließlich).

Einen Aspekt eurer Diskussion möchte ich dennoch aufgreifen. Die Meinung es handele sich bei Cannabis um einen Ersatzstoff, der einen empfundenen Mangel lindere. Wenn ich dies so akzepiere, dann wirkt das für mich als weiteres Argument FÜR eine Legalisierung (die ich in dem Fall sogar auch alle Drogen ausweite, da es ja bei Drogen allgemein ähnlich zu sein scheint), und drängt die Frage auf, welcher Mangel da zu Grunde liegt und ob es nicht viel einfacher wäre, diesen Mangel zu mindern, statt eine Möglichkeit, mit diesem umzugehen schlicht zu verbieten. Letzteres ist ein bisschen so, als würde man von einer Leiter fallen, dürfte sich aber nur an ausgesuchten Sprossen festhalten.
Wenn unsere Drogenproblematik lediglich ein Symptom für z.B. gesellschaftliche Ungereimtheiten darstellt, sollte es dann nicht primär darum gehen, die Ursachen dieser Symptomatik zu bekämpfen, statt jene, die diese Symptomatik sichtbar machen, strafrechtlich zu verfolgen, zu Kranken zu erklären und zu Therapieren? Damit bekämpft man nicht das Problem, auch nicht die Ursache desselben, man beseitigt einfach nur die Träger der Symptome aus dem öffentlichen Blickfeld. Nicht zuletzt bedeutet "Behandlungserfolg" in diesem Zusammenhang oft genug nur, dass der Betreffende wieder "normal" funktioniert, zumindest bis die nächste Behandlung nötig wird.
Zugespitzt werden die Probleme in solchen Einrichtungen oft genug nur ruhiggestellt.
Eine bei uns gesellschaftlich akzeptierte Umgangsweise mit Problemkindern, die eher das scheinbar problemlose Funktionieren unserer Gesellschaft fokussiert, als das, womit Probleme auftreten.
 
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DerOlf schrieb:
Wenn unsere Drogenproblematik lediglich ein Symptom für z.B. gesellschaftliche Ungereimtheiten darstellt, sollte es dann nicht primär darum gehen, die Ursachen dieser Symptomatik zu bekämpfen, statt jene, die diese Symptomatik sichtbar machen, strafrechtlich zu verfolgen, zu Kranken zu erklären und zu Therapieren?

Oder anders gesagt: Eine gute Sozialpolitik ist die beste Kriminalpolitik.
Leider sind kriminalpolitische Themenfelder derart emotional aufgeladen, sodass Fragen wie die Deine kaum Beachtung finden. In den komplexen sozialen Gemengelagen, deren Folge Kriminalität sein kann, wirken affektiv konnotierte Lösungsstrategien meist komplexitätsreduzierend - wobei man hier von einer simplifizierenden Wechselwirkung sprechen kann: Emotionalität verzerrt bzw. schränkt die Wahrnehmung ein (hier in Bezug auf den Umgang mit Drogen(süchtigen)), unübersichtliche Situationen verleihen impulsiven Kurzschlussreaktionen aber auch eine hohe Attraktivität. Hinzu kommt selbstverständlich, dass grundsätzliche sozialpolitische Veränderungen ungleich teurer sind als mitunter oberflächliche kriminalpolitische Anpassungen.

Sieht man sich die Diskussionen zu (kriminal)politischen Entscheidungen an, fällt immer wieder der Versuch auf, ganz offensichtlich emotional bedingten Argumenten eine rationale Legitimität zu verleihen. Für eine differenzierte Kritik ist diese Logik, aufgrund ihrer ideologischen Wurzeln, nicht zugänglich. Egal ob dabei über die Bekämpfung von Terrorismus, Drogenproblemen oder der sogenannten Armutseinwanderung debattiert wird, "law and order" bzw. "zero tolerance" haben einen gewissen Charme, der sich aus ihrer simplifizierenden Logik und zugleich exkludierenden Wirkung ergibt. Gleiches gilt aber auch für diametrale Ansichten.
 
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Ich finde es müssen keinerlei Argumente proCanabis gefunden werden um mindestens eine kontrollierte Abgabe zu organisieren. Es reicht letztlich zu wissen, dass die Prohibition mehr als gescheitert ist, es kiffen wirklich viele heutzutage, von daher ist es einfach Unsinn die Kriminalität nicht durch Freigabe zu bekämpfen- sehr ihr das anders, klärt mich bitte über Nachteile auf, was ich hier so zu lesen bekomme, sind mehr Behauptungen und Meinungen, aber keine echten Nachteile. Sollte das Verbot überhaupt jemals zum Schutz vor der Droge erlassen worden sein, was viele Leute und auch ich bezweifeln, ist das gründlich schief gegangen. Das reicht schon, das Verbot ist gescheitert, jetzt sollte man langsam mal einen anderen Weg einschlagen und ausprobieren.

Das gilt für mich für alle Drogen übrigens, die für sich selbst keine oder nur geringe Gefahr darstellen. Mit Gefahr meine ich körperlichen, oder geistigen Verfall auslösen (diese neuartigen Chemozerstörer z.B. müssen bekämpft werden, denn die töten ja anscheinend in kurzer Zeit und machen definitiv und jeden kaputt- schönes Bild mit der Leiter und den Sprossen, das passt aber bei Drogen nicht, denn es gibt Drogen, da zerstört dich die Droge selbst (Alkohol im Übermaß z.B. und diese komischen Chrystalsachen) und es gibt Drogen, da zerstören dich die Umstände, in die du durch das Verbot gezwungen wirst und die massiven Verunreinigungen des Stoffes (Heroin)). Wir würden doch gar nicht über Drogen diskutieren "müssen", wenn sie nicht Thema der Leute wären. Das heißt ja nicht, dass ich für freien Verkauf am Kiosk bin!

DerOlf schrieb:
Wenn unsere Drogenproblematik lediglich ein Symptom für z.B. gesellschaftliche Ungereimtheiten darstellt, sollte es dann nicht primär darum gehen, die Ursachen dieser Symptomatik zu bekämpfen, statt jene, die diese Symptomatik sichtbar machen, strafrechtlich zu verfolgen, zu Kranken zu erklären und zu Therapieren?

Klingt ja gut, aber das ist was ihr denkt? Dass menschliche Wesen seit 5000 und mehr Jahren Rauschmittel konsumieren, kann man durch das bekämpfen der gesellschaftlichen Ursachen wett machen? ist ja herrlich naiv, aber solange es Menschen gibt, die selbst entscheiden dürfen und zumindest ein Stück weit frei sind, solange werden sie Drogen konsumieren. Und zwar nahezu alle. Sogar die Affen und andere Tiere fressen vergorenes Obst und machen dann eine Orgie (ok, Orgie nur die Affen), scheint ja ziemliche, gesellschaftliche Ungereimtheiten zu geben im Busch. Kann es nicht einfach in der Natur der Wesen ab einer gewissen Empfindungsstufe (mir fällt kein besseres Wort ein) sein und ist somit unbesiegbar?

Ausgesuchte Drogen sind ja erlaubt und werden größtenteils von Konsumenten noch nichtmal als Drogen wahr genommen- klingt immer lustig: Scheiß Drogensüchtige, regen mich auf, ich brauch ne Zigarette und n Kurzen. Oder: Grund des Unfalls: Alkohol und Drogen... Und irgendwer reagiert darauf: Alkohol, naja, aber auch Drogen? Muss ja n schlimmer Mensch sein.

Nein, Alkohol ist ja Genussmittel hat ein Alkoholiker irgendwann entschieden, ich wünschte, er wär Kiffer gewesen, dann wäre es deutlich angenehmer heute. Wobei ich gerne mal einen trinke, wer das nicht tut und auch sonst kein Laster in dieser Richtung pflegt, ist für mich ein suspektes Wesen- ich meine NICHT ständig besoffen oder ständig bekifft, sondern eben bei Gelegenheit, so wie das eben die meisten der Konsumenten auch tun.

Im eigenen Interesse müsste es (Canabis definitiv) legalisiert werden, bei den ganzen Vorteilen, ja sogar massiv finanziell für den Staat, muss es da eine starke Gegenlobby geben, denen es nur um Profit geht und von daher müsste man es schon aus Prinzip legalisieren.
 
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@diRAM, HongKong Fui
Irgendwie konnte ich den Sarkasmus in dem von euch zitierten nicht so gut markieren. Ich denke aber, dass die Formulierung "wenn ... lediglich ein Symptom ..." einigermaßen darauf hinweist, dass Drogen mMn viel mehr sind, als nur der Ersatz für ausgebliebene Bedürfnisbefdriedigung in der Kindheit oder was man sich sonst noch so als psychopathologische Genese von Drogenkonsum ausdenken kann.
Ich wollte damit selbstverständlich auch darauf hinaus, dass es eig. unsinnig ist, ein Symptom "unsichtbar" zu machen, indem man es wegsperrt und grob gesagt einfach überpinselt (wie mit nem Abdeckstift - der hilft auch nicht gegen Pickel oder Unreinheiten, man muss sie nur nicht mehr präsentieren). Aber das ist eben nicht alles.

Warum nehmen Menschen Drogen? Auf diese Frage wollte ich eigentlich hinaus.
Die meisten Konsumenten tun das eben zumindest eine ganze Weuile nicht nur, um Entzugserscheinungen zu entgehen, oder weil sie sich ein Leben ohne einfach nicht mehr vorstellen können oder mögen.
Bei den meisten Menschen geht es doch eher darum, irgendeinen Genuß durch Drogen noch zu steigern, irgendeine Erfahrung zu intensivieren oder einfach anders wahrzunehmen. Und das kann nicht wirklich Symptom gesellschaftlicher Ungereimtheiten sein, es sei denn man erklärt den Alltagstrott (und das damit verbundene Bedürfnis daraus auszubrechen - das Bedürfnis nach Abwechslung) zu einem Problem.
Oft steht die Abwechslung an oberster Stelle, wenn man Polytoxicomanen fragt, warum sie sich mit all diesen verschiedenen Substanzen vollstopfen. Das Ziel ist eben eine veränderte Wahrnehmung, ein verändertes Bewusstsein.
Der Grund ist wohl fast Langeweile - immer nur Realität ist halt nicht abendfüllend für nicht ganz wenige Menschen in unserer Gesellschaft.

Wenn ich ein Symptom im Umfeld von Drogen sehe, dann ist das ein dickes Problem, welches die Gesellschaft mit jenen Individuen hat, denen "normal" eben zu langweilig ist (haluzinogene), oder die eben auch nach dem 2. Sonnenaufgang noch weiterfeiern wollen (Amphetamine).

Andere Drogen - vor allem Opiate - muss ich davon allerdings ausnehmen, denn hier sind sich die meisten Konsumenten einig, das Zeugs nimmt man nicht zum Partymachen - da geht es eher darum, die eigenen Gefühlswallungen im Umgang mit anderen Menschen unter Kontrolle halten zu können. Auf H kommt einfach alles nicht so nahe an einen dran, und man ist nicht ständig gezwungen irgendwo anzuecken.

Warum nehmen Menschen Drogen? Diese Frage kann durch das Abheben auf psychische Probleme nicht hinreichend geklärt werden, denn lang nicht alle Drogenkonsumenten haben solche Probleme und sogar bei denen, die sie haben, sind sie oft genug nicht der primäre Grund für den Konsum. Und dennoch ist es für eine Debatte um Drogen relativ typisch, dass sie sich irgendwann an der Sucht-Problematik und den dazugehörigen psychologischen Erklärungsversuchen festbeißt.

@diRAM's Komplexitätsreduktion trifft es schon ziemlich gut.
 
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Ich habe mir jetzt wirklich Mühe gegeben HongKong Fui, Deine Erwiderung auf DerOlfs und meinen Beitrag zu verstehen, aber mir ist nicht wirklich klar geworden auf was in unseren Beiträgen Du dich beziehst. M.E. ist relativ deutlich geworden, dass wir beide einfordern sich mehr mit den Ursachen des Drogenkonsums auseinanderzusetzen, anstatt das "Symptom" Drogenkonsum zu bekämpfen. Resultat kann hierbei sowohl eine geänderte Sozialpolitik sein, denn die Korrelation zwischen Drogenkonsum und Kriminalität ist nunmal vorhanden, als auch die Akzeptanz, dass es bei Drogen um Genussmittel handelt, deren Konsum den Menschen, ggf. bis zu einem gewissen Grad, freigestellt sein sollte. Vllt steht am Ende die Erkenntnis, dass beides von Relevanz ist..
 
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diRAM schrieb:
Hinzu kommt selbstverständlich, dass grundsätzliche sozialpolitische Veränderungen ungleich teurer sind als mitunter oberflächliche kriminalpolitische Anpassungen.

Hier setze ich mal an.
Sozialpolitische Veränderungen klingen mir zu sehr nach Veränderungen von Oben - das liegt wahrscheinlich am Wortteil "-politisch", das weist für mich meist auf wenig volksnahe Entscheidungen hin, die dem Volk erst per Gesetz und ggF. Sanktion "beigebogen" werden müssen. Damit beginge man mMn fast den gleichen Fehler, der den Beginn der Prohibition kennzeichnet.
Wenn es sich bei Drogenkonsum tatsächlich um ein immer breiter akzeptiertes Verhalten handelt, oder das Verständnis vieler Drogen (rein destruktive Chemo-Klopper mal ausgenommen) sich in Richtung "ist doch nur ein Genußmittel" verlagert (also in Richtung einer Ähnlichkeit im Verständnis von bisher als "böse Drogen" empfundenen Substanzen und Alkohol, Kaffe o.Ä.), sind die entsprechenden sozialpolitischen Veränderungen lediglich eine Frage der Zeit. Irgendwann wird der Zeitpunkt gekommen sein, in dem es für die restriktive unreflektierte Drogenpolitik der letzten 50 Jahre keine Mehrheiten im Wahlvolk mehr geben wird. Lobbyunabhängige Politische Änderungen werden ohnehin durch nichts anderes ausgelöst, als durch ein "zu großes" zu erwartendes Minus beim nächsten Wahlergebnis.
Was wir brauchen , ist die berühmte Revolution in den Köpfen. Nicht in den Köpfen einiger weniger Entscheidungsträger, sondern in den Köpfen derer, die diese Entscheidungsträger wählen sollen.
Vielleicht klingt es hart, aber die verkrustete Drogenpolitik wird mit ihren Befürwortern irgendwann aussterben, zumindest wenn die von mir und anderen wahrgenommene Entwicklung anhält.

Vielleicht gibt es schon in wenigen Jahrzehnten unter den Ordnungshütern eine Mehrheit von Leuten, für die Drogen zum Leben dazugehören und die genau deswegen gar keinen Bock mehr haben, jedem schwachen Gras-Dunst hinterherzuspüren. Die Minimierung des Polizeilichen Aufwands ist dennoch ein wichtiger Schritt in diese Richtung. trotzedem sollten sich die Bemhungen mMn nicht zu sehr auf Gesetzesänderungen versteifen, denn Gesetze alleine bewirken noch keine gesellschaftlichen Umwälzungen. Der Weg zu letzteren führt durch die Köpfe der Individuen - und dafür bilden Gesetze letztlich nur einen Rahmen.

Ich bin allerdings zuversichtlich, dass das diesbezüglich nötige Umdenken bereits seit einigen Jahrzehnten stattfindet. Die Anzahl der Köpfe, die da mitmachen oder mitkommmen ist nur noch zu klein.
Und daher liegt der Fokus für mich auch weiterhin auf Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit - das Ding mit den Gesetzen und der Politik erledigt sich dann mMn ohnehin mit der Zeit von selbst - da kann man sich mMn getrost auf den primären Code des politischen Systems verlassen (gewählt werden oder eben nicht).
Wie gesagt, wenn die Entwicklung anhält, wird die Produktattraktivität der Prohibition als politisches Mittel weiterhin abnehmen.
 
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@diRAM
Das ist mir durchaus bewusst, und schon damals habe ich einen ganz ähnlichen Standpunkt eingenommen.
Politik ist eben mMn keine Lösung für gesellschaftliche "Probleme".
Ich halte den Umgang mit Drogen durchaus für ein Problem, allerdings mache ich da keine Ausnahmen, der Umgang mit Kaffee, Alkohol, Zucker und Tabak ist nicht weniger problematisch, als der mit bspw. Heroin oder Cannabis, es fällt nur nicht so auf, weil diese Substanzen alltäglich sind - für uns alle.
Wer als Kaffeetrinker morgens nicht aus dem Bett kommt, ohne genügend Zucker depressiv wird oder unerträglich ohne Tabak der leidet genauso unter Entzugserscheinungen, wie ein Junkie mit Schüttelfrost und Schweißausbrüchen oder ein Kiffer mit Schlafproblemen.
Nur die Umstände, die zum Entzug führen, sind etwas andere - die stehen im Zusammenhang mit der Versorgungssituation, die durch die Illegalität der meisten Drogen natürlich etwas sensibler ist, als der Kaffee- oder Zuckervorrat bei einem Dutzend verschiedener Einzelhandelsketten.

Mir geht es um den Umgang mit Drogen. Eben nicht "Umgang" in dem Sinne, dass man sich 24/7 zudröhnt, oder seinen Zuckerspiegel ständig hochhält, weil das Zeug in den meisten Fertiggerichten eben als Geschmacksträger und -verstärker Verwendung findet. Sondern Umgang in verantwortungsvoller Weise. Zuerst natürlich Selbstverantwortlich (wie viel davon kann mein Körper, mein Geist tatsächlich ab?), aber eben auch in Verantwortung für sein Umfeld - dazu gehört eben auch nicht im Alk-Dillirium Bushaltestellen vollzukotzen, auf Kinderspielplätzen seine Notdurft zu verrichten oder einfach seinen verschiedenen Aufgaben auch weiterhin zufriedenstellend nachgehen zu können.
Ich beziehe das auf restlos ALLE Substanzen, deren Fehlen körperliches oder geistiges Unwohlsein hervorruft, die aber für das (Über)Leben des Organismus in keiner Weise nötig sind.

Allerdings führt das wirklich sehr weit weg von der Diskussion um Cannabis oder "Drogen" allgemein. Da geht es dann schnell wieder in richtung des "rechten Maßes" oder des "Mahaltens" - letztlich eine Diskussion über Normen.
Worauf ich hinaus wollte ist, dass ich eine politische Lösung für wenig tragfähig halte, solange sie nicht ohnehin lediglich die Interessen und Alltagspraxen eines Großteils der Bevölkerung widerspiegelt. In diesem Sinne ist es tatsächlich Zet für die Politik, zu handeln - Legalize it - obwohl es sich bei den "Kiffern" dem Anschein nach nur in einzelnen Milieus um Mehrheiten handelt.
 
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AW: Quo vadis Cannabislegalisierung?

Naja, man müsste erstmal festlegen, wann Konsum problemhaft ist. Meiner ganz persönlichen Meinung nach ist das beispielsweise dann der Fall, wenn sich jemand quasi 24/7 zudröhnt um irgendwelche Probleme, die er so hat, zu verdrängen - egal mit welchem Rauschmittel. Das ist nur bei einem kleinen Teil der Konsumenten (von welchem Rauschmittel auch immer) der Fall. Es ist vielleicht auch nicht der einzige Problemkonsum - aber der problematischste, denn bei Verdrängungskonsum kommt man mit "Bildung" über Rauschmittel XY nicht weiter, weil der Verdrängungskonsument ja verdrängen will und bei diesem Teil kommt man nur mit Sozialarbeit (+ evtl. Psychotherapie) + Sozialpolitik weiter.
 
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Verdrängungskonsum ist tatsächlich krass, allein schon weil es da ja nichtmal Suchtzustände braucht. Ohne die Droge geht es einem Verdrängungskonsumenten schlecht, WEIL er nicht mehr "ordentlich" (also wie gewohnt) verdrängen kann.
Ich frage mich allerdings ernsthaft, ob man das jenseits der individuellen Problemlage bearbeiten kann. Ich habe mit Sozialarbeitern so meine Probleme, aber es soll ja auch welche geben, die tatsächlich helfen können. Eine Psychoanalyse nebts entsprechender Therapie wäre da sicherlich besser geeignet - aber wer in aller Welt soll das bezahlen?
Das ist noch viel teurer, als mit Drogis überfüllte Gerichte und Gefängnisse.
Die meisten Verdrängungsprobleme beginnen mMn in der Familie - schon bei den dort anzutreffenden Problemlösestrategien (z.B. der Eltern), die oft mehr Probleme schaffen, als sie lösen - leider ist (wiederum mMn) dagegen nicht viel zu machen, vielleicht abgesehen von einer Zwangs-Familientherapie für alle (man kann vorher nicht genau sagen, woraus sich später Verdrängungsproblematiken ergeben könnten, dazu ist das individuell einfach zu unterschiedlich).

Aus meiner (sicher etwas eingeschränkten) Erfahrung heraus, sehe ich Verdrängungskonsum allerdings eher als Ausnahme - es sei denn, er entsteht erst im Laufe einer Drogenkarriere. Dann hat er meist mit den primär von der Illegalität ausgelösten widrigen Lebensumständen zu tun (und mit in diesem Setting gemachten negativen Erfahrungen).
Zu Verdrängungskonsum kommt es oft eher durch Zufall, wenn es dabei nicht gerade um Medikamente geht - der Grund für den Erstkonsum ist nur sehr sehr selten die Verdrängung. Dass die erleichtert wird, ist wohl zunächst eher ein angenehmer Nebeneffekt, der das Suchtpotenzial allerdings extrem steigern kann.

Eigentlich möchte ich aus Verständnisgründen von der Problemperspektive weg, denn die verstellt mMn zu sehr den Blick auf die tatsächlichen Gründe für den Erstkonsum, oder für eine daran anschließende, zunächst meist völlig problemlos verlaufende Drogenkarriere.
Probleme treten subjektiv oft erst nach langwierigen Dauerkonsum auf, mal abgesehen von den Problemen, mit denen einen das Umfeld so bombardiert, weil es beim Verdacht auf Drogenkonsum sehr schnell an Bilder von Herointoten auf dreckigen Bahnhofstoiletten erinnert wird, was bei den meisten Drogen nur an der fehlenden Aufklärung der NICHT-Konsumenten liegt. Die fühlen sich oft zwar gut informiert, aber als Aufklärung zu Drogen taugen "Christiane F - Wir Kinder von Bahnhof Zoo", "Trainspotting" oder ähnliche Filme nur bedingt. Damit möchte ich diese Filme nicht herabwüdigen, aber eigentlich muss man die Wirkung der Substanzen kennen, um diese Filme tatsächlich verstehen zu können.

Wie gesagt, ich halte nicht viel von sozialpolitischen Maßnahmen, denn gegen den "ganz normalen Wahnsinn" der Sozialisation in dieser Gesellschaft werden die mMn nicht angehen, dafür hat das (Sozialisation) etwas zu wenig mit Politik zu tun.

Wann Konsum problemhaft wird, ist (mit Blick auf ALLES Konsumierbare) sehr schnell definiert:
"Konsum wird Problemhaft, wenn das Fehlen des Konsumguts Unwohlsein hervorruft".
Das Glas Wein jeden Abend mag von Medizinern als "durchaus gesund" bezeichnet werden, und dennoch halte ich das für eine "sanfte" art von Alkoholismus, wenn es jeden Abend ein Glas Wein sein muss, Mensch ohne nicht einschlafen kann, oder sich teufewas überlegt, um dochnoch an ein Glas Wein zu kommen - egal ob das nun ein teurer Bordeau, oder ein Dornfelder für €1,75/Liter ist.
Sucht ist, wenn man ohne nicht gut kann.
 
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Ich stimme dir da in fast allen Punkten zu. Ich möchte nur erweitern: Christiane F der Film ist schon deshalb nicht als Aufklärung geeignet, weil er (das hab ich bei mir bekannten "Nichterfahrenen" tatsächlich so beobachtet) die Leute verdutzt zurücklässt, warum die echte Christiane danach immer wieder angefangen hat - also einerseits der von dir angesprochene Punkt, dass man das nur verstehen kann, wenn man schon eine ganze Menge mehr weiß, als der Film liefert, andererseits aber auch - ich weiß nicht, das Filmende ist halt dermaßen unsinnig gezogen, so "Süchtige wird von Mammi ins Entzugsinternat gesteckt und alles wird gut" - also genau das, was sowieso nie funktioniert. Eigentlich bedient der Film nur Vorurteile und beleuchtet nicht, warum gewisse Leute (z.B. Dave Gahan) noch leben.

Bei der Sozialen Einbettung des Menschen in die Gesellschaft seh ich das aber durchaus anders. Beim Erstkonsum stimm ich dir zu, der findet mitunter Jahrzehnte früher statt, bevor der Problemkonsum quasi da ist und meine Erfahrung ist auch, dass eigentlich fast alle, die da in gewissen Runden am Tisch sitzen, nicht wissen, wann aus ihrem Konsum ein Problem geworden ist - der Zeitpunkt ist rückblickend oft nicht mehr definierbar. Aber die, die da so drin hängen - und das sehr sehr oft mit Alkoholproblemen*, weil man da so überbequem rankommt - sind dann oft Leute, die für sich keine "Zukunft in der Gesellschaft" mehr sehen. Wenn soziales Leben nur noch (wenn überhaupt) in Gesellschaft von Rauschmittel XY stattfindet, kommt man aus dem täglichen Konsum eben nicht raus. Wenn man die Leute also nicht einfach nur vergammeln lassen will, muss man an der sozialen Perspektive ansetzen. Ob man sich das leisten will, ist eine andere Frage. Aber am profitabelsten für den Staat wäre es eh, alle Sozialleistungen abzuschaffen und jeden, der mit 25 noch keinen Ausbildungsplatz hat, mit der Todesspritze zu richten, damit er die Gesellschaft nicht belastet - als übertriebenes Beispiel eine Erweiterung der Nazi-Euthanasie. Es ist momentan politisch schwer vermittelbar, warum wir den "kaputten" helfen sollten - und das liegt halt an der in breiten Teilen der Gesellschaft immernoch "halbierten Aufklärung". Wenn die Leute etwas weniger wissen würden, wer Paris Hilton ist, und dafür mehr wissen würden, wer Jürgen Habermas ist, wären sie auch offener dafür, den Reichtum, den diese Gesellschaft an sich durchaus anhäuft, auch für solche Anliegen zu investieren; und nicht nur für Elitenförderung. Ich denke nicht, dass wir nur tun sollten, wovon wir einen sicheren, persönlichen Profit haben - und an anderer Stelle tun wir das ja auch nicht. Was geben wir für Unsummen für die Behandlung von Grippe aus, wenn man sich mal vor Augen führt, dass wir allein dafür eine ganze Menge mehr Ärzte ausbilden müssen, als ohne Grippebehandlung benötigt werden würden.

P.S.
* nicht wegen einer bestimmten Qualität der Droge, sondern einfach wegen der Verfügbarkeit. Man muss bei Alkohol keine Angst haben, beim Kauf erwischt zu werden - und das wird auch solange so bleiben, wie es noch wenigstens einen deutschen Pfarrer gibt (schließlich "hat" Jesus persönlich Wasser in Wein verwandelt)
 
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AW: Quo vadis Cannabislegalisierung?

Der Gedanke mit der Perspektive ist mMn lohnend - aber wie schafft man es, den Menschen eine Perspektive zu geben, solange Geld (und damit Leistung und ganz allgemein Lohnarbeit) im Zentrum stehen, eine Vollbeschäftigung allerdings nicht nur utopisch, sondern tatsächlich ungewollt, bzw. unwirtschaftlich* ist?

Perspektivlosigkeit ist sicherlich ein riesiges Problem in unserer Gesellschaft, aber um diese zu bekämpfen, muss man zunächst ihre Ursachen genau untersuchen. Wer wie ich davon überzeugt ist, dass diese Ursachen im System von Lohnarbeit gründen, der sieht wenig Hoffnung sie zu bekämpfen oder auch nur abzuschwächen, solange wir uns vom diesem Prinzip nicht lösen wollen (ob das überhaupt möglich ist, ist eine andere Frage).
Da kann man dann eben nur mit Sozialpolitik und Sozialarbeit ein bisschen Kosmetik betreiben, bekommt das Problem aber langfristig nicht in den Griff.

Ein paar von den Kaputten haben unglaublich gute Ideen, sind teilweise hoch intelligent und oft genug nur deswegen perspektivlos, weil es den Rest scheinbar garnicht interessiert, was der Punk sich da überlegt hat - ohne Schlips und Anzug (ganz extrem ausgedrückt) hat man in dieser Gesellschaft per Definition keine guten Ideen zu haben. Die Kenntnis von Habermas, Popper, Bourdieu oder anderen Sozialforschern hilft da eben auch nicht, solange man den "Muff des Establishments" generell ablehnt.
Zudem sind sozialwisenschaftliche Theorien nur recht selten ver-wert-bar. Das geringe Interesse daran hängt damit wohl auch mit dem Kosteneffizienz-Fetisch unserer Gesellschaft zusammen - "das bringt mir kein Geld, dann gebe ich dafür selbstverständlich auch keines aus".

*) Ich habe schon einige Male an anderen Stellen darauf hingewiesen, dass die Ware "menschliche Arbeitskraft" den gleichen Marktgesetzen unterworfen ist, wie jede andere Ware - überfluss drückt den Preis, und bei der Ware menschliche Arbeitskraft heißt Überschuss nichts weiter, als Arbeitslosigkeit.
 
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