Angemessene, klare sprachliche Darstellung?!

Nordmark

Lieutenant
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Moin,

Die Klausel "Angemessene, klare sprachliche Darstellung" findet sich in der Leistungsbeurteilung für mündl. Noten im Schulunterricht wieder und ist Bedingung für eine sehr gute Leistung.

Nun wollte ich fragen ob jemand weiß, was darunter zu verstehen ist.

Hier mal ein Fallbeispiel dazu.

Schüler A erledigt die Hausaufgaben sorgfältig und aus Interesse/zum besseren Verständnis ließ er sich noch einen Sekundärtext durch der über die Hausaufgabe hinaus geht.
Nun wird er im Unterricht zu einem Sachverhalt gefragt und erläutert diesen korrekt, allerdings bringt er in seiner Antwort noch Eventualitäten ein die zwar relevant sind, jedoch über das Wissen der anderen Kursmitglieder hinaus gehen.
Bei der Notenbesprechung erhält dieser Schüler nun "nur" eine gute Bewertung weil er den Sachverhalt zu Komplex erklärt hat. Somit würde er den Kurs nicht voranbringen, da andere Kursmitglieder seine Antwort nicht verstanden haben, ihnen seine Antwort also nichts gebracht hat oder den Sachverhalt sogar verkompliziert hat.
Dies liegt unter anderem aber auch daran, dass Kursmitglieder Vorwissen nicht besitzen welches sie eigentlich haben sollten.


Zweites Beispiel:

Ein Schüler gibt auf die Frage des Lehrers eine richtige Antwort, formuliert diese jedoch so, dass der Lehrer nicht weiß ob die Antwort richtig war oder ob es sich nur gut und richtig angehört hat, die Antwort aber falsch war. Auf Nachfrage wird dem Leherer aber klar das die Antwort richtig war.
Aufgrund dieses Sachverhalts bekommt dieser Schüler wiederum "nur" eine gute Leistung attestiert, da der Leherer argumentiert, dass der Rest des Kurses den Schüler nicht verstehen würde und es den Kurs deshalb nicht weiter bringen würde.



Haltet ihr die Beurteilung des Lehrers für fair oder für unfair?

Ich finde die Frage spannend, da der Schüler im ersten Fall für zusätzliches Wissen bestraft wird und im zweiten Fall dafür, wie er artikuliert wenngleich die Antwort auch richtig war.


MfG
 
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Das zweite Beispiel kann ich nachvollziehen. Es wird ja eine "angemessene, KLARE SPRACHLICHE Darstellung" für ein sehr gut gefordert. Wenn jemand zwear inhaltlich das richtige sagt, aber sich da einen abstammelt, oder ohne das passende Fachvokabular vor sich hin eiert, kann dafür auch kein sehr gut verlangen.

Zum ersten muss ich sagen, das ich es unfair finde. Wenn der Schüler alles mit dem passenden Fachvokabular richtig erklärt hat und eigen Wissen einbringt, sollte das auch gelobt werden. Wenn die anderen Schüler etwas nicht verstanden haben, können sie nachfragen, oder wenn der Lehrer das Gefühl hat das einige es nicht verstanden haben kann er es ja danach nochmal genauer erklären, oder bitten den Schüler das ganze nochmal ausführlich darzulegen. Aber ich denke es kommt dabei immer individuell auf den Lehrer und die Situation an!
 
Das zweite Beispiel kann ich nachvollziehen. Es wird ja eine "angemessene, KLARE SPRACHLICHE Darstellung" für ein sehr gut gefordert. Wenn jemand zwear inhaltlich das richtige sagt, aber sich da einen abstammelt, oder ohne das passende Fachvokabular vor sich hin eiert, kann dafür auch kein sehr gut verlangen.
Das sehe ich definitiv auch so! Aber wie ist es wenn der Schüler sich nicht einen ,,abstammelt'' sondern den Inhalt nur verpackt. Ähnlich so wie Politiker auf manche Fragen antworten. (Viel reden und nichts sagen) :D nur eben mit dem Unterschied, dass bei dem Schüler die richtige Antwort dabei ist.

Zum ersten muss ich sagen, das ich es unfair finde. Wenn der Schüler alles mit dem passenden Fachvokabular richtig erklärt hat und eigen Wissen einbringt, sollte das auch gelobt werden. Wenn die anderen Schüler etwas nicht verstanden haben, können sie nachfragen, oder wenn der Lehrer das Gefühl hat das einige es nicht verstanden haben kann er es ja danach nochmal genauer erklären, oder bitten den Schüler das ganze nochmal ausführlich darzulegen. Aber ich denke es kommt dabei immer individuell auf den Lehrer und die Situation an!

Auch exakt meine Meinung. Aber kann der Lehrer das nachfragen der Schüler die es nicht verstanden haben für den Schüler negativ bewerten? Der Hintergrund wäre dort ja, dass der Schüler eben den Unterricht nicht voran bringt gerade weil nachgefragt werden muss. ,,Das der Schüler das dann nochmal erklärt wäre schließlich nicht Sinn der Sache.''
 
Nordmark schrieb:
Auch exakt meine Meinung. Aber kann der Lehrer das nachfragen der Schüler die es nicht verstanden haben für den Schüler negativ bewerten? Der Hintergrund wäre dort ja, dass der Schüler eben den Unterricht nicht voran bringt gerade weil nachgefragt werden muss. ,,Das der Schüler das dann nochmal erklärt wäre schließlich nicht Sinn der Sache.''

Dies liegt unter anderem aber auch daran, dass Kursmitglieder Vorwissen nicht besitzen welches sie eigentlich haben sollten.

Das lässt man dann aber unter den Tisch fallen. Außerdem bringt nachfragen einen Unterricht sehr wohl weiter, mehr als wenn nur vorne etwas vorgebetet wird.
 
Ohne über die Details der entsprechenden Fälle Bescheid zu wissen, ist eine Beurteilung und Bewertung nicht wirklich möglich. Ich könnte mir zu den Beschreibungen sowohl Fälle konstruieren, bei denen die Sachlage auf Seiten des Lehrers liegt aber auch Fälle, bei denen sie auf Seiten des Schülers liegt.
 
Welches Fach, welche Frage wurde konkret gestellt, welche Eventualitäten wurden genannt, wie lange wurde auf diese eingegangen... Sonst ist es noch schwieriger, die Situation bzw. die Relevanz der Zusatzinformationen richtig einzuschätzen.
In einem Kolloquium ist es mir z.B. sehr wohl wichtig, wenn jemand kurz, knapp und richtig antwortet, anstelle wenn jemand ewig braucht, bis er auf den Punkt kommt. Leistung ist eben auch Arbeitsmenge pro Zeiteinheit. Von daher ist die Leistung des zweiten schwächer.
 
Eine konkrete Frage zu stellen ist schwierig aber ich versuche das Beispiel mal zu erweitern.
Also:
Der Text der als Hausaufgabe zu lesen war erklärt einen konkreten biologischen Prozess und erläutert diesen in drei Schritten.
Schüler A hat den Prozess verstanden, interessiert sich aber für den Nutzen dieses Prozesse und beginnt zu recherchieren. Dabei fällt ihm auf der der Text den konkreten Prozess nur relativ oberflächlich erklärt hat und erkennt, dass dieser Prozess nur dann genau so abläuft wenn Bedingung A und B erfüllt sind.
Diese Bedingungen benennt der Text jedoch nicht.

In der Stunde wird Schüler A nun aufgefordert den Prozess zu erläutern.
Schüler A erläutert den Prozess richtig und bringt zusätzlich sein erworbenes Wissen mit ein, also das der Prozess nur so abläuft wenn tatsächlich Bedingung A und B erfüllt sind. Der Schüler fügt zusätzlich noch hinzu, was passieren würde wenn nur Bedingung A oder nur Bedingung B erfüllt werden würde.

Die Kursmitglieder können dies nun nicht nachvollziehen, da sie noch nichts von diesen Bedingungen gehört haben, allerdings sind sie auch nicht in der Lage Schüler A in seinen Erklärungen nachvollziehen zu können, da sie den eigentlichen Prozess (ohne Bedingungen) nicht einmal verstanden haben obwohl dies ihre Hausaufgabe gewesen wäre.

Ich hoffe ich kann dir die Situation damit verdeutlichen. Einen real existierenden biologischen Prozess heranzuziehen stelle ich mir schwierig vor, da uns der Prozess dann beiden geläufig sein müsste und wir wohl beide keine Biologie Experten sind :D
Es ist mir aber wichtig, dass es ein naturwissenschaftliches Fach ist, da hier Zusatzinformationen sehr viel schwerer als irrelevant abgetan werden können, da sie als bewiesen gelten und demzufolge vom Lehrer nicht als falsch deklariert werden können.
 
Ich bringe hier mal die Pädagogische Freiheit ins Spiel.

Im ersten Fall würde ich sagen, dass die Benotung evtl. zweifelhaft, jedoch aber nachvollziehbar ist.
Denn du selbst schreibst, dass der Schüler den Stoff verkompliziert und den Kurs kein Stück vorangebracht hat. Ich denke, dass es hier für die Benotung des Schülers irrelevant ist, ob der Rest die Hausaufgaben gemacht hatte oder nicht.
Immerhin hat er es nicht geschafft den Stoff den Leuten nahezubringen, obwohl er ja ein so großer Experte ist.

Im zweiten Fall würde ich auch sagen, dass der Lehrer nichts verkehrt macht. Immerhin war die Antwort richtig und es liegt im Ermessen des Lehrers wie er den Schüler benotet.
Eine richtige Antwort kann man immerhin auch mit einer 4 (ausreichend) oder eben einer 2 bewerten.
 
Ich gehe jetzt einmal dreister weise davon aus, dass mir der biologische Prozess mehr sagen wird als dir ;).
Wenn ein Student mir die richtige Antwort gibt und dann noch zusätzlich für die Antwort relevante Informationen anbietet, würde ich dies nicht negativ bewerten.
Wenn meine Frage aber z.B. wäre: Nennen Sie verschiedene Gründe/Ursachen und Symptome für eine Hypocalcämie, er mir jeweils eins nennt aber dann 5 Minuten detailiert über das Zusammenspiels von Parathormon und Calcitonin auf Rezeptorebene erzählt, wird das wahrscheinlich keine 1 mehr. Meine Frage wurde eben nicht sehr gut beantwortet (auch wenn er zusätzliches Wissen eingebracht hat).
 
Zuletzt bearbeitet:
Im ersten Fall würde ich sagen, dass die Benotung evtl. zweifelhaft, jedoch aber nachvollziehbar ist.
Denn du selbst schreibst, dass der Schüler den Stoff verkompliziert und den Kurs kein Stück vorangebracht hat. Ich denke, dass es hier für die Benotung des Schülers irrelevant ist, ob der Rest die Hausaufgaben gemacht hatte oder nicht.
Immerhin hat er es nicht geschafft den Stoff den Leuten nahezubringen, obwohl er ja ein so großer Experte ist.
Finde ich nachvollziehbar, allerdings müsste sich der Schüler dann ja dümmer stellen als er eigentlich ist um eine bessere Noten zu bekommen, im Endeffekt würde für weniger Arbeit also eine bessere Note bekommen weil er die Bedingungen vielleicht nicht kennt weil er nicht zusätzlich recherchiert hat. Das Verhalten finde ich sehr fragwürdig es geht ja darum für sich zu lernen und nicht für den Lehrer. Des Weiteren frage ich mich woher der Schüler denn wissen soll ob es den Kurs weiter bringt oder nicht?

Ich gehe jetzt einmal dreister weise davon aus, dass mir der biologische Prozess mehr sagen wird als dir .
Wenn ein Student mir die richtige Antwort gibt und dann noch zusätzlich für die Antwort relevante Informationen anbietet, würde ich dies nicht negativ bewerten.
Wenn meine Frage aber z.B. wäre: Nennen Sie verschiedene Gründe/Ursachen und Symptome für eine Hypocalcämie, er mir einen nennt aber dann 5 Minuten detailiert über das Zusammenspiels von Parathormon und Calcitonin auf Rezeptorebene erzählt, wird das wahrscheinlich keine 1 mehr. Meine Frage wurde eben nicht sehr gut beantwortet (auch wenn er zusätzliches Wissen eingebracht hat).

Glaub ich dir :D Biologie war damals nie meine Stärke, ging mir nur um den naturwissenschaftlichen Bezug.
Sehe ich auch so, da bei der zweiten Frage ja konkret nur nach Gründen und Symptomen gefragt wurde und alles was damit nichts zu tun hat über die Fragestellung hinaus gehen würde.
Aber wenn der Lehrer bei der Prozessbeschreibung keine Einschränkungen formuliert finde ich es eben fragwürdig die Antwort schlechter zu Bewerten nur weil sie ausführlicher war.
 
Wenn der Lehrer die Beschreibung eines Prozesses verlangt, du ihm aber die Bedingungen sagst, unter denen dieser Abläuft, wird die eigentlich Frage auch nicht beantwortet.
Die Qualität einer Antwort lässt sich außerdem auch nicht ausschließlich an dem Inhalt festmachen. Deswegen ist die Vorgehensweise des Lehrers in meinen Augen durchaus legitim.
Nenne doch einfach den konkreten Prozess, die konkrete Frage und welche Zusatzinformationen gegeben wurden.
 
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