Nintendo monetarisiert „Let's Plays“ auf YouTube

Max Doll
111 Kommentare

Ein mittlerweile wichtiger Teil der Spiele(r)kultur ist über Plattformen wie YouTube das „Let's Play“-Format, das in Deutschland unter anderem mit Gronkh und Sarazar bekannte Exponenten hat. Das kommentierte „Vorspielen“ bekannter Titel wird von Publishern jedoch ambivalent beurteilt.

Abgewogen wird in der Regel die Verletzung des eigenen Urheberrechts gegenüber dem Werbeeffekt, der sich durch einen Einblick in den Spielablauf sowie Lösungstipps bei schwierigen Stellen ergibt – Komplettlösungen in schriftlicher Form sind bereits auf dem Rückzug. Nintendo hat nun beschlossen, die „Vorspieler“ zwar weiter zu dulden, sich aber gleichzeitig ein Stück des Kuchens, der sich aus den Ausschüttungen der Werbeeinnahmen diverser Videoportale ergibt, zu sichern.

Der Schlüssel hierfür ist das Content-ID-System von YouTube, welches es Urhebern erlaubt, ihr Material in fremden Videos automatisch zu erfassen und regionsabhängig darauf zu reagieren. Zur Wahl stehen hierbei drei Richtlinien: Sperren wie die GEMA, Beobachten, wobei der Urheber unter anderem Informationen zur Anzahl der Aufrufe erhält, oder Monetarisieren. Für letztere Option hat sich nun Nintendo entschieden. Konkret hat dies zur Folge, dass vor Let's Plays mit Spielen des japanischen Unternehmens Werbung geschaltet wird, die diesem direkt zu Gute kommt.

Gierig oder Gerecht? Nintendos YouTube-Politik ist umstritten.
Gierig oder Gerecht? Nintendos YouTube-Politik ist umstritten. (Bild: Nintendo)

In einer Stellungnahme gegenüber Gamefront erklärte Nintendo, man wolle durch die gegenwärtige Strategie sicherstellen, dass „Nintendo-Inhalte über verschiedene soziale Netzwerke in einer angemessenen und sicheren Weise geteilt werden“. Betroffen von Werbung sind zudem, wie nachdrücklich betont wurde, nur Videos bestimmter Länge, weshalb sich für die meisten Fanproduktionen nichts ändern werde. Man wolle, dass „unsere Fans es genießen, Nintendo-Inhalte auf YouTube zu teilen, weshalb wir, im Gegensatz zu anderen Firmen, die Inhalte von Nutzern mit unserem geistigen Eigentum nicht sperren“, heißt es abschließend. Geld möchte man im Gegenzug allerdings haben, wenngleich sich die Monetarisierung derzeit auf aktuell noch im Handel verfügbare Spiele zu beschränken scheint.

Problematisch ist die neue Strategie Nintendos vor allem für die hauptberuflichen „Vorspieler“, die von den Werbeeinnahmen ihrer Kanäle leben. Aber auch Hobbyspieler müssen bei Nintendo-Titeln auf ein Zubrot verzichten, Konsumenten zusätzliche Werbung vor Videos ertragen, was sowohl Fans als auch nur an Spielen interessierte abschrecken könnte. Schon jetzt ist die Entrüstung im Netz hoch; erste Vorspieler haben angekündigt, künftig auf die Spiele des Herstellers zu verzichten. Ob die neuen Einnahmen daher die schlechte Publicity aufwiegen, muss sich erst zeigen. Unter diesem Gesichtspunkt hatte EA erst heute angekündigt, auf den verhassten Online-Pass, der den Handel mit gebrauchten Videospielen einschränkt, künftig wieder zu verzichten.

25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.