W3C treibt Encrypted Media Extensions weiter voran

Michael Schäfer
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Aller anhaltenden Kritik zum Trotz treibt das World Wide Web Consortium (W3C) die Entwicklung der Encrypted Media Extensions, mit welchen es möglich sein soll, DRM-geschützte Medieninhalte über HTML5 und entsprechende APIs ausgeben zu können, weiter voran.

So liegt dem W3C nun ein Arbeitsentwurf mit entsprechenden Spezifikationen vor, mit welchen Anbieter von zu schützenden Audio- und Video-Daten diese über einen HTML5-fähigen Browser ausgeben können. Brisant ist dabei, dass die Verfasser dieses Entwurfes für Google, Microsoft und Netflix arbeiten,

Gerade Netflix als Anbieter einer Online-Videothek, welcher Filme und Serien per Stream zugänglich macht, sollte großes Interesse daran haben, Kontrolle über sein Angebot zu behalten. Dieser hatte zudem erst kürzlich angekündigt, von Microsofts Silverlight in das HTML5-Lager zu wechseln, was aber eine Entwicklung entsprechender Schutzmechanismen voraussetzt. Diese sollen aus mehreren Teilen bestehen, Media Source Extensions (MSE), Encrypted Media Extensions (EME) und Web Cryptography API (Webcrypto), welche vom Anbieter in HTML5 Premium Video Extensions zusammengefasst werden.

Die drei Unternehmen erklären zudem immer wieder, dass es sich bei dieser Technik nicht um ein DRM-System im herkömmlichen Sinne handeln würde, obwohl sie ebenfalls betonen, dass dieses Verfahren auch dazu genutzt werden kann, Mediendateien mit digitalen Rechten zu versehen.

Kritiker dieses Verfahrens verlangen vom W3C weiterhin, von diesen Plänen Abstand zu nehmen. Ihrer Argumentation zur Folge wären die Forderungen rund um das EME nicht mit den Leitlinien des W3C, welches es sich zur Aufgabe gemacht hat, für offene und verbindliche Standards zu sorgen, vereinbar. Eine Petition, mit welcher die Gegner ihrem Anliegen Nachdruck verleihen wollten, hat mittlerweile über 25.000 Unterzeichner gefunden.

Ein bekanntes Gesicht unter den Gegnern ist der Gründer und Präsident der Free Software Foundation Richard Stallman, welcher ebenfalls an das W3C appelliert, von dieser Idee Abstand zu nehmen und sich nicht von Unternehmen, welche einzig und allein auf ihren Profit aus sind, vereinnahmen zu lassen. Seiner Meinung nach kann das Konsortium DRM im Web nicht verhindern, dafür stehen mit Flash und eben Microsofts Silverlight schon jetzt Techniken zur Verfügung, durch eine Standardisierung würde dieses System aber nicht besser, sondern, wenn überhaupt, nur etwas komfortabler werden. Dem Nutzer würde es jedoch keine weiteren Rechte und somit auch keinen weiteren Nutzen bieten. Zudem könnte es bei festen Implementierungen Probleme mit dem Gedanken um das freie Betriebssystem Linux geben.

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