Google schließt die Definition des Videocodec VP9 ab

Ferdinand Thommes
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Der Nachfolger von Googles eher glücklosem Videocodec VP8 ist fertig. VP9 ist Teil von WebM und soll als lizenzkostenfreier, verlustbehafteter Codec ins Rennen gegen H.265 gehen. Der jetzt in Chromium per Voreinstellung aktive Codec soll am 20. August mit der stabilen Version von Chrome 29 veröffentlicht werden.

VP9 soll im Vergleich mit seinem Vorgänger VP8 mit bis zu 50 Prozent geringeren Bitraten auskommen und damit in etwa auf Augenhöhe sein mit dem im Januar 2013 veröffentlichten High Efficiency Video Coding (HEVC), auch als H.265 bekannt. Die letzten aktuellen Zahlen (PDF) von Google hierzu stammen vom November 2012 und bescheinigen allerdings, dass VP9 zu dem Zeitpunkt noch sieben Prozent langsamer war als H.265.

VP9 als Teil des Video-Containerformats WebM, das, von Google initiiert, mit den Partnern Mozilla und Opera entwickelt wird, soll nach Googles Willen als Standard für HTML5-Video und Video-Chats via WebRTC etabliert werden, das bereits den Ende 2012 standardisierten freien Audiocodec Opus enthält.

Mit VP8 war Google nicht sonderlich viel Glück vergönnt, baute doch die MPEG Licensing Administration (MPEG LA) einen Lizenzpool gegen den Codec auf. Google konnte sich im März 2013 mit der MPEG LA einigen, die insgesamt 12 Firmen vertrat, die Patentansprüche angemeldet hatten. Allerdings betraf das geschlossene Abkommen nur elf der Firmen, Nokia, das an der Entwicklung von H.264 und H.265 beteiligt war, blieb außen vor und erhält seine Patentansprüche gegen VP8 – und somit vermutlich auch gegen VP9 – aufrecht.

Beide Kompressionsverfahren beruhen auf der Bibliothek libvpx, die unter einer BSD-Lizenz steht. Während Google mit der Beilegung der Patentstreitigkeiten beschäftigt war, zog H.264 davon und eroberte teilweise 80 Prozent Marktanteil. Mozilla sah sich veranlasst, H.264 in Firefox über das jeweilige Betriebssystem zu aktivieren.

Der Suchmaschinen-Riese gibt sich zuversichtlich, VP9, sobald es im August in Chrome 29 veröffentlicht ist, auf breiter Basis auch bei YouTube-Videos einzuführen, was allerdings schon mit VP8 nicht glücken wollte. Bisher ist nichts darüber bekannt, ob es zwischen Google und Nokia eine Einigung in Sachen VP9 gibt, oder ob Google in der Lage war, die Patentverletzungen bei der Implementierung von VP9 zu umgehen. Eine eingehende Analyse der Ausgangssituation liefert Jan Ozer auf StreamingMedia.