Herstellungskosten des Fairphone aufgeschlüsselt

Ferdinand Thommes
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Faire Arbeitsbedingungen bei der Herstellung, Rohstoffe aus nicht konfliktbelasteten Regionen und umweltverträgliche Herstellung sind die Vorgaben, die das niederländische Projekt Fairphone sich für sein Smartphone auf die Fahnen geschrieben hat. Jetzt schlüsseln die Entwickler erstmals alle Kosten des Geräts detailliert auf.

Von den 325 Euro des Endkundenpreises für das Fairphone entfallen 185 Euro auf reine Produktionskosten, wobei die Hardware, auf die wir bereits genauer eingegangen sind, mit rund 130 Euro den Löwenanteil ausmacht. Außerdem sind darin pro Gerät 25 Euro für Lizenzen und Patente enthalten, weitere 9 Euro fallen für Umweltsiegel und Zertifizierungsprogramme wie FCC oder RoHs an. Die faire Produktion selbst fließt mit 22 Euro Mehrkosten pro Gerät in den Endkundenpreis ein, wie dem Kostenspiegel des Projekts zu entnehmen ist.

Diese 22 Euro setzen sich aus mehreren Komponenten zusammen, wie etwa 3,75 Euro pro Gerät, die dafür sorgen, dass wertvolle Materialien wie etwa Zinn, Tantal und Coltan aus Minen Verwendung finden, die als konfliktfrei zertifiziert sind und nicht in Bürgerkriegsgebieten liegen. Weitere 4 Euro entfallen auf den Posten „Smart Design“, der die Open-Source-Prinzipien des Projekts unterstützt. Mit 7,50 Euro pro Smartphone unterstützt der Kunde das „Made with Care“-Programm, mit weiteren 1,93 Euro einen Wohlfahrtsfond für die Arbeiter im Herstellungsbetrieb. Insgesamt 5 Euro gehen in die Koordination der Verwertung des Elektroschrotts des Fairphones sowie an Initiativen zum Recyclen von Elektroschrott.

Fairphone
Fairphone (Bild: Fairphone)

Der Aufwand für Personalkosten, Entwicklung, Prototyping und Support schlägt mit weiteren 45 Euro auf dem Endkundenpreis um. Das sind bei einer ersten Charge von 25.000 Geräten insgesamt 1,12 Millionen Euro. Das Projekt will pro Gerät zudem einen Gewinn von 5 Euro erwirtschaften, der als Rücklage für unerwartete Investitionen, Refinanzierung und ähnliches dienen soll. Wird der angesammelte Gewinn ganz oder in Teilen nicht mehr zur Rücklage benötigt, fließt er wieder in die Entwicklung ein.

Der Zähler auf der Webseite des Projekts steht zur Zeit bei fast 15.000 Vorbestellungen. Die Produktion der ersten Charge lief im Juni 2013 nach Erreichen von 5.000 Vorbestellungen an. Die Auslieferung der vorbestellten Geräte soll im Dezember beginnen. Ein Prototyp ist mittlerweile erstellt.

Die Macher sind sich der Tatsache bewusst, dass sie im ersten Anlauf kein zu 100 Prozent faires Smartphone liefern können, weswegen sie von einem „fairer Phone“ sprechen. Sollten jedoch weitere Auflagen des Geräts zustande kommen, möchten sie sich möglichst nah an ein komplett sozial gerechtes und umweltfreundlich hergestelltes Smartphone herantasten.