Tylersburg wirft Nehalems Schatten voraus

Thomas Hübner
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Nehalem heißt Intels Prozessorfamilie der übernächsten Generation, die Herzen höher schlagen lässt: Der Speichercontroller wandert wie bei AMD endlich in den Prozessor, der Frontside-Bus geht in Rente und HyperThreading kehrt unter anderem Namen zurück. Auch die anderen Innovationen können sich sehen lassen.

Passend zu den für Oktober 2007 geplanten Mustern (Engineering Samples) und den Spekulationen um ein Triple-Channel-Speicherinterface feiert mit Tylersburg nun auch ein Chipsatz für die komplett veränderte Infrastruktur sein Tapeout – erste Prototypen können somit gefertigt und eine lange Validierungs- und Testphase beginnen. Zu testen gibt es dabei genug, nicht zuletzt weil es sich um das erste Produkt handelt, bei dem der Frontside-Bus durch QuickPath (Codename CSI), einer schnellen Punkt-zu-Punkt-Datenverbindung, ersetzt wurde.

Tylersburg ist als Northbridge der „Thurley“-Plattform für Systeme mit zwei Prozessorsockeln (Xeon-DP-Familie, neue Bezeichnung für das Marktsegment: Efficient Performance (EP)) konzipiert, kommt aber gleichermaßen in der mit einem Sockel bestückten Xeon-Plattform „Foxhollow“ (neue Segmentbezeichnung: Entry (EN)) zum Einsatz und läuft außerdem mit dem Extreme-Edition-Prozessor im Desktop-Bereich (Highend Desktop, HEDT) als Teil der Kings-Creek-Plattform (hoffentlich) zu Höchstform auf.

Im Detail ist über Tylersburg noch wenig bekannt. Klar ist, dass die Northbrige auf der „Thurley“-Plattform mit dem Quad-Core-Prozessor Gainestown und auf der „Foxhollow“- und der „Thurley“-Plattform mit Bloomfield, ebenfalls einem Quad-Core-Chip auf Nehalem-Basis, kombiniert wird. Welche Prozessorsockel dabei zum Einsatz kommen, ist nicht abschließend geklärt; bisher kennt die Gerüchteküche nur Sockel B (LGA1366) und Sockel H (LGA715). Die Chancen stehen nicht schlecht, dass Intel für HEDT bis EP einheitlich auf die bessere Variante setzt. Damit erleichtert man allen Enthusiasten das Upgrade zu einem System mit zwei Prozessoren und die wesentlich teureren „Extreme Editions“ werden stärker von der Massenware abgegrenzt. Intels Antwort auf AMDs QuadFX (4x4), der zum Jahresende erwartete Skulltrail-Chipsatz, ist damit womöglich doch keine Eintagsfliege und wird wie QuadFX auch in Zukunft gepflegt.

Tylersburg wird als erster Workstation/Server-Chipsatz im P1265-Herstellungsprozess (65 nm) produziert, der 2008 bei allen Chipsätzen (Northbridge) zum Einsatz kommen soll. Nach einer Entwicklungszeit von nahezu zwei Jahren hat das fertig gestellte A0-Stepping Intels Erwartungen in Sachen Performance und Stromverbrauch offenbar übertroffen. Verglichen mit dem zum Jahresende erwarteten Seaburg-Chipsatz (Stoakley-Plattform, EP) soll sich der Stromverbrauch halbiert haben. Auch die Anzahl an PCI Express-Lanes (Gen 2) soll sich gegenüber den 32 Lanes von Seaburg (zzgl. der Gen 1 der Southbridge) erhöht haben.

Nehalem und seine komplette Plattform entwickeln sich also prächtig und nähern sich endlich der Fertigstellung. Das ganze Projekt wurde im Rahmen des Gigahertz-Rennens ursprünglich für Ende 2005 als Single-Core-Chip mit über 10 GHz Prozessortakt ausgelegt und musste mit dem Paradigmenwechsel hin zu Performance/Watt komplett neu konzipiert werden. Nehalem soll in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres erscheinen.

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