BenQ schießt deutsche Handysparte ab

Sasan Abdi
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Über Wochen brodelte die Gerüchteküche – jetzt ist es offiziell: BenQ beendet sein Engagement in Deutschland mit einem Paukenschlag, der negativer nicht sein könnte. Für die 3000 Beschäftigten sieht die Zukunft düster aus. Doch wen trifft die Schuld?

Vor bald einem Jahr übernahm das taiwanesische Elektronikunternehmen BenQ die marode Handysparte von Siemens und sahnte dabei neben dem Namen eine kräftige Mitgift von 250 Millionen Euro ab. Damit einher gingen Versprechungen, innerhalb kürzester Zeit rund zehn Prozent des globalen Mobilfunkmarktes im Handstreich zu nehmen. Doch in der Gegenwart dümpelt der Marktanteil der Siemens-BenQ-Handys weiterhin bei schlappen drei Prozent umher und auch das Mutterunternehmen in Taiwan steht tief in den roten Zahlen.

So kommt, was kommen muss. Pünktlich zum Ende des Jahres anstehenden Ablauf der Jobgarantien für die rund 3000 BenQ-Beschäftigten in Nordrhein-Westfalen und vor allem München wollen die taiwanischen Manager den Geldhahn zudrehen. Damit beendet BenQ denkbar radikal das Deuschlandgeschäft und ruft jede Menge Kritiker auf den Plan. Auf der einen Seite mag man hinter der Insolvenz eine von Anfang an durchdachte BenQ-Strategie vermuten: In dem einen Jahr, in der das Unternehmen die deutsche Handysparte unterhielt, wurde in der Hauptsache die Mitgift von Siemens verbraten. Nun, mit Ablauf der Jobgarantie, wird das Unternehmen den teuren Standort Deutschland los und kann trotz allem weiter unter dem Namen „Siemens“ Handys produzieren.

Vor allem hierzulande aber setzt nun wieder der Sturmlauf auf Siemens und dessen Vorstandsvorsitzenden Klaus Kleinfeld ein. Dieser hatte letztlich den BenQ-Deal für 250 Millionen Euro eingefädelt, um das Leidenskind in der Siemens-Familie diskret loszuwerden. Deswegen halten Kritiker Kleinfeld nun vor, dass Siemens mit BenQ einen Vollstrecker gesucht und gefunden habe, der für eine mittelgroße Mitgift, den Namen „Siemens“ und das Know-How den Abschuss der maroden Mobilfunksparte übernahm, um das Engagement nach einer kurzen Frist zu beenden.

Schon damals, so die Argumentation, habe man bei Siemens gewusst, dass das Geschäft mit den Handys nach zahlreichen verschlafenen Trends – von Klapphandys bis hin zu Farbdisplays – am teuren Produktionsstandort Deutschland nicht mehr zu retten sei. Dennoch stahl man sich aus der Verantwortung, in der Hoffnung, die negativen öffentlichen Reaktionen würden dann die wenig rührseeligen taiwanischen Manager treffen, die sich um das deutsche Politik- und Medienecho reichlich wenig scheren.

Absicht hin oder her, letztlich kann die Insolvenz tatsächlich dem jahrelangen Missmanagement von Seiten Siemens zugesprochen werden. Wohl aus diesem Grund mehren sich die Rufe nach einem erneuten Engagement des deutschen Traditionsunternehmens. Davon kann aber wohl keine Rede sein – bei Siemens beobachtet man nach eigener Aussage die Lage. Ansonsten gilt nur: „Wir bedauern das sehr.“

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