Telekom: Verdi erhält unerwartet Hilfe

Sasan Abdi
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Die Gewerkschaft Verdi erhält im Konflikt mit der Telekom um die Auslagerung von 50.000 Arbeitsplätzen unerwartete Schützenhilfe. So übt ausgerechnet ein Großaktionär des an der Telekom beteiligten Hedgefonds Blackstone ob der geplanten Restrukturierungen massiven Druck aus.

Da es sich bei dem Blackstone-Großaktionär UNI Global Unionum eine Gewerkschaftsdachorganisation handelt, scheint es fast schon naheliegend, dass sich die Manager der UNI mit dem Plan der Telekom, gegen den Widerstand der UNI-Verbündeten im Geiste, Verdi, 50.000 Stellen zu wesentlich niedrigeren Gehaltskonditionen auszulagern, nicht gerade identifizieren können. Diesen Mangel an Identifikation bekommt dieser Tage vor allem Blackstone-Chef Steve Schwarzman zu spüren, der in einem Brief von UNI-Generalsekretär Philip Jennings dazu aufgefordert wird, die geplante Auslagerung zu verhindern. Andernfalls müsse UNI ihr Engagement bei Blackstone überdenken.

Eine Drohung, die durchaus gewichtig ist. UNI Global Union vertritt die Interessen von etwas über 50 Gewerkschaften weltweit, zu denen sich pikanterweise auch Verdi zählt. Außerdem verwaltet die UNI die Pensionsgelder ihrer Mitglieder, die sie in Teilen in lukrativen Hedgefonds wie Blackstone investiert, die sich wiederum mit dem zur Verfügung gestellten Geld in offenbar unterbewertete Unternehmen einkaufen – mit der Aussicht auf baldige Profite.

Aus diesem grundsätzlichen Zyklus erscheint es völlig logisch, dass Blackstone die Auslagerung der Arbeitsplätze grundsätzlich befürwortet – versprechen sich die Verantwortlichen doch Einsparungen im Bereich der 100 Millionen Euro und hoffen außerdem, dass die schwächelnde Aktie, an denen Blackstone 4,5 Prozent hält, endlich eine ordentliche Performance hinlegt. Auf der anderen Seite offenbart sich ein ebenso perfider wie markanter Zusammenhang, da auch Verdi über die Verbindung Verdi-UNI-Blackstone-Telekom indirekt von der anderen Seite im Spiel vertreten ist. Überspitzt lässt sich gar sagen, dass Verdi den Personalumbau indirekt mitfinanziert beziehungsweise vorangetrieben hat.

Dass der benannte Zyklus wegen der ungesunden Verbindung eines profitorientierten Hedgefonds mit einer prinzipiell eher gemeinwohlorientierten Dachorganisation irgendwann einmal ins Stocken geraten könnte, ist da eigentlich nur natürlich. Genau dies ist scheint jetzt der Fall zu sein. „Die derzeitigen Pläne der Deutschen Telekom sind drastisch und nicht akzeptabel“, schreibt UNI-Chef Jennings in seinem Brief an Schwarzman. „Wenn wir über Optionen für Investitionen in Fonds entscheiden, dann könnten wir sehr wohl empfehlen, dass Blackstone nicht mehr berücksichtigt wird.“ Eine empfindliche Drohung kurz vor Beginn der wahrscheinlich finalen Gesprächsrunde zwischen Telekom und Verdi am heutigen Dienstag, da UNI bei Blackstone nach eigenen Angaben „mehrere Milliarden US-Dollar“ geparkt hat.

Für Blackstone und die Telekom könnte eben jene Drohung zu keinem schlechteren Zeitpunkt kommen. Zum einen erhält Verdi vor besagter letzter Gesprächsrunde unnötigen Aufwind. Zum anderen plant Blackstone eigentlich für die nahe Zukunft den Börsengang – und hofft damit einhergehend auf Einnahmen im Bereich der vier Milliarden US-Dollar. Ein Plan, der unter Umständen platzen könnte, falls UNI seine Posten tatsächlich abziehen sollte.

Je nachdem wie ernst es UNI meint, könnte Verdi es unter Umständen darauf ankommen lassen und in den Gesprächen auf stur schalten. Ein mögliches Szenario wäre dann, dass Blackstone eine Kehrtwende vollführt und ebenfalls Druck auf die Telekom-Führung ausübt. Die Folge könnte sein, dass die Gewerkschafter wesentlich mehr Punkte durchsetzen könnten, als bisher erwartet wird. In jedem Fall beherbergen die nächsten Tage ordentlich Zündstoff: Laut führenden Gewerkschaftern stehen die Zeichen auf Sturm, sodass – UNI und Blackstone-Reaktion hin oder her – ein Generalstreik sofern die nächste Gesprächsrunde scheitert, sehr gut möglich ist. Nach aktuellem Stand bestreiken rund 30.000 Telekom-Mitarbeiter immer wieder deutschlandweit vor allem die diversen Service-Sparten der Telekom.

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