Telekom: Großer Streik und schlechte Zahlen

Sasan Abdi
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Eine breite Mehrheit von 96,5 Prozent hat bei der Urabstimmung dafür gesorgt, dass die Telekom ab morgen, Freitag, offiziell bestreikt wird. Zu diesem Debakel gesellen sich nun auch noch schlechte erste Quartalszahlen.

Wie die Telekom heute mitteilte, sank Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 5,8 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro. Das Plus im Konzernumsatz (4,1 Prozent auf 15,5 Milliarden Euro) ist dabei ausschließlich dem Auslandsgeschäft zu verdanken. Die wichtigen Sparten Festnetz und Breitband, aber auch das Geschäft mit Geschäftskunden ließen finanziell allesamt deutlich Federn. Auch bei den Anschlüssen gab es eine eher negative Entwicklung: So verlor die Telekom im Festnetzsegment alleine im ersten Quartal 2007 ganze 588.000 Kunden bzw. Anschlüsse. Auf der anderen Seite konnte der Konzern aber im DSL-Geschäft mit 572.000 Neukunden punkten. Die generelle Quelle des Problems ist dabei schnell identifiziert: „In diesem Land herrscht ein gnadenloser Preiskampf“, kommentierte Telekom-Chef René Obermann die Bekanntgabe der Zahlen.

Auch an der Streikfront sieht die Lage alles andere als rosig aus. Nach den gescheiterten Gesprächen und Warnstreiks, an denen bis zu 12.000 Angestellte des Konzerns mitwirkten, ist damit ein neuer Höhepunkt im Streit um die Auslagerung von 50.000 Arbeitsplätzen erreicht. Etwas mehr als 22.000- der gut 40.000 Beschäftigten, die zur Urabstimmung gebeten wurden, nahmen ihr Recht auch wahr und machen mit mit ihrer Wahl den Weg für den ersten großen Streik in der zwölfjährigen Geschichte der privatisierten Telekom frei. Die Schuldigen für den Verlauf der Geschichte hat man auf Gewerkschaftsseite schnell gefunden: „Bis zum Schluss hat er (der Arbeitgeber, Anm. d. Red.) sich strikt geweigert, mit uns vorrangig über einen tarifvertraglichen Auslagerungsschutz für die Beschäftigten zu verhandeln.“

„Stinksauer, wütend, empört“, so beschreiben die Gewerkschaftsbosse die Stimmung bei der Telekombelegschaft. Kurz zuvor hatte die Telekom-Führung neben einem Gehaltsverzicht (rund 200.000 Euro für Telekom-Chef René Obermann) nochmals Gesprächsbereitschaft signalisiert: „Ein Streik nützt niemandem“, so Obermann. Stattdessen sollten die Gewerkschaftsvertreter gemeinsam mit dem Management lieber über langfristige Perspektiven für das Unternehmen nachdenken. Vor allem im Callcenter- und Kundenbereich erwartet man bei der Telekom durch den Streik, an dem bis zu 50.000 Beschäftigte teilnehmen, erhebliche Beeinträchtigungen.

Wie die für den 1. Juli geplante Auslagerung nun von statten gehen wird, ist indes völlig unklar. Bis zuletzt behielt sich die Telekom-Führung vor, den Plan auch auf eigene Faust – unter Umständen gar durch den Verkauf an ein drittes Unternehmen – umzusetzen. Auch rechtliche Schritte, so betonte man bei der Telekom immer wieder, seien im Falle eines Streiks nicht ausgeschlossen.