Hitman Sniper Challenge im Test: Der Lockvogel für die Absolution

Sasan Abdi
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Hitman Sniper Challenge im Test: Der Lockvogel für die Absolution

Hitman Sniper Challenge

Vor gut zwölf Jahren feierte Agent 47 im Rahmen von „Hitman: Codename 47“ seinen ersten Auftritt. Damals sorgten die Entwickler von IO Interactive für ein kleines Erdbeben, das vor allem von der ungewöhnlichen Konzeption des Titels herrührte: „Codename 47“ verband geschickt auf Stealth-Action abzielende Elemente mit einem ungewöhnlichen, aber irgendwie glaubwürdigen und lässigen Protagonisten.

Am 20. November 2012 gehen die Abenteuer des glatzköpfigen Killers mit der dunklen Vergangenheit nun endlich in eine neue, nunmehr fünfte Runde. In der „Hitman: Absolution“ (ComputerBase-Vorschau) genannten Fortsetzung werden die Inhalte aus den Vorgängertiteln fortgeführt: Agent 47 wurde von seiner Organisation und den engsten Vertrauten verraten und wird als persona non grata nun nicht mehr nur von der Polizei gejagt. Um Antworten auf entscheidende Fragen finden und die riesige Verschwörung, in der er ein entscheidendes Puzzle-Teil zu sein scheint, aufdecken zu können, muss der Protagonist wieder bis an die Grenzen gehen und seine Fähigkeiten als Profikiller in unterschiedlichsten Situationen einsetzen.

Für alle PC-Spieler, die nicht mehr bis November auf den ersten Kontakt mit dem neuen-alten Hitman warten möchten, bietet Publisher Square Enix seit dem 1. August ein nettes Gimmick über Steam an: Wer bis zum Veröffentlichungstermin bei einem teilnehmenden Händler (über die üblichen digitalen Plattformen findet in dieser Hinsicht kein Verkauf statt) fünf Euro in eine Pre-Order-Box investiert, kann die sogenannte „Hitman Sniper Challenge“ und damit ein auf ein Wolkenkratzer-Areal beschränktes Mini-Spiel erwerben, bei dem man sich in persona von Agent 47 als Scharfschütze beim Ausschalten von einer Zielperson samt Leibwächtern und der damit verbundenen Jagd nach dem nächsten Highscore beweisen muss.

Doch wie geht sich die „Sniper Challenge“ an? Lohnt es sich, schon jetzt in „Hitman: Absolution“ zu investieren? Bereits nach einer halben Stunde mit dem Mini-Spiel wird deutlich: Was trotz einiger pfiffiger Möglichkeiten als kostenpflichtiger Download-Inhalt kaum ansprechen würde, ist als Vorbesteller-Bonus für bereits entschiedene Spieler ein nettes Gimmick, da der Einkaufspreis für die Challenge ab dem Verkaufstag des Hauptspiels beim selben Händler auf den Preis des Hauptspiels angerechnet werden kann.

Doch der Reihe nach. Bei der „Hitman Sniper Challenge“ konzentriert sich alles auf zwei Dächer einer Großstadt: Auf der einen hat sich Agent 47 verschanzt, um seine Zielperson, den Rüstungsmagnaten Richard Strong, aufs Korn zu nehmen. Dieser kommt auf dem gegenüberliegenden Dachkomplex per Hubschrauber an, um an einer in der angehängten Loft stattfindenden Party teilzunehmen.

Abseits von diesen grundlegenden, über ein ansehnliches Intro-Video transportierten Informationen kommt das Setting ganz ohne Geschichte aus. Per Funk mit einer Assistentin verbunden, muss der Spieler nun im Prinzip vor allem die Zielperson ausschalten, die sich langsam aber sicher durch das übersichtliche, aber nicht gerade kleine Areal bewegt. Der Clou ist dabei, dass ein Killer wie Agent 47 möglichst unauffällig vorgehen und aus diesem Grund zunächst – auch im Sinne seiner Auftraggeber – ohne Aufsehen die zahlreichen Leibwächter beseitigen sollte, was auch und vor allem dazu dient, einen möglichst hohen Punktestand zu erreichen. Unter Zeitdruck begibt man sich deswegen durch das Fadenkreuz des Scharfschützengewehres blickend nicht nur auf die Suche nach dem Zielobjekt und seinen sekundären Beschützern, sondern auch nach möglichen Multiplikatoren, Gimmicks und Specials.

Auf dieser Basis sorgt die „Hitman Sniper Challenge“ vor allem in den ersten zwei, drei Stunden für sehr ordentlichen Spielspaß. Man kundschaftet die Laufwege von Strong aus, schaltet die ersten Leibwächter lautlos beim Vom-Balkon-Schauen aus und wird dabei langsam aber sicher immer besser. Während man in den ersten Runden immer wieder daneben langt und einen für die Punktezahl sehr negativ wirkenden Alarm auslöst, bekommt man mit der Zeit ein Gespür für die Möglichkeiten, die einem von den Entwicklern in Form von 14 Herausforderungen und einigen Möglichkeiten zu „Special Kills“ an die Hand gegeben werden: Man versucht zugunsten der maximalen Punktezahl alle Tauben im Areal zu erwischen, schickt zur Verwirrung des zuständigen Leibwächters per Kugel auf den Knopf den Fahrstuhl des Gebäudes hoch, um den Aufpasser dann in den Schacht zu verfrachten, lässt Fässer auf einen anderen Leibwächter regnen, schießt eine weitere Zielperson in einen anliegenden Teich, verschont einen fernsehschauenden Nerd, erfreut sich an einem sehr versteckten, inhaltlichen Gimmick und versucht schließlich zu einem günstigen Zeitpunkt auch die Hauptzielperson zu erledigen – ein Unterfangen, das Übung benötigt und am Anfang häufiger scheitert (siehe Video unten, Achtung: Spoiler-Gefahr!).

Am Ende einer so verbrachten, 15 Minuten dauernden Runde wird dann eine Punktezahl ermittelt, die zum einen über die beseitigten Zielpersonen, aber auch über das Vorgehen generiert wird: Hat man wenig Munition verbraucht, viele Herausforderungen gemeistert und war dabei obendrein auch noch kreativ bei der Ausnutzung der Umgebung (Stichwort: „Special-Kills“), winkt eine bessere Punktezahl als bei allzu plumpem Standard-Vorgehen.

Garniert wird das Ganze mit kleineren Boni wie einem größeren Magazin oder einer verbesserten Atemkontrolle, was schnell dafür sorgt, dass man sich versucht fühlt, den letzten Highscore doch nochmal unter Verwendung der eben freigespielten Extras zu jagen. Noch mehr Spaß macht das Ganze natürlich, wenn man sich abwechselnd mit anderen echten Spielern auf die Jagd begibt, da die Highscores dann eine noch größere Bedeutung bekommen. Bei Bedarf kann man seine Punkte auch online mit denen von anderen Spielern vergleichen, wodurch ebenfalls ein kompetitiver Aspekt entsteht.

Und auch für Spieler, die das ab Mitte November erhältliche „Hitman: Absolution“ ambitioniert spielen möchten, kann das Mini-Spiel eine attraktive Option darstellen, da mit dem Kauf der „Hitman Sniper Challenge“ auch kleinere Bonus-Inhalte wie das Scharfschützengewehr Kazo TRG für das Hauptspiel freigespielt werden können.