Schulen in Sachsen-Anhalt: Firewalls für 18 Millionen Euro liegen ungenutzt herum
2021 hatte die damalige Landesregierung Sachsen-Anhalts für 18 Millionen Euro Firewalls beschafft, um die IT-Infrastruktur an den Schulen sicherer zu machen. Genutzt werden diese heute jedoch kaum, die meisten Geräte stehen mittlerweile nur herum. Mittlerweile ist auch von Elektroschrott die Rede.
Den Auftrag für die Firewalls hatte das damals wie heute CDU-geführte Finanzministerium noch vor der letzten Landtagswahl an die IT-Firma Palo Alto Networks vergeben. Die Beschaffung umfasste neben der Hardware auch einen Wartungsvertrag über einen Zeitraum von zwei Jahren. Die Geräte sollten den Online-Zugang der Schüler in den 541 Schulen des Bundeslandes einerseits sicherer machen, andererseits aber auch die Einhaltung der vorgegebenen Regularien gewährleisten.
Mehr Probleme als Nutzen
Einem Bericht des MDR nach kamen die meisten der gelieferten Geräte jedoch kaum oder sogar nie zum Einsatz. Dies sei jedoch nicht den Verantwortlichen vor Ort zuzuschreiben, sondern den Firewalls selbst: So stellte sich bereits nach dem ersten Einschalten schnell heraus, dass die Einstellungen fest implementiert waren und somit nicht an die Bedingungen vor Ort angepasst werden konnten. Somit war es lediglich möglich, die Geräte anzuschließen, nicht aber, sie nahtlos in die bestehende Infrastruktur zu integrieren.
Das sorgte in der Folge für mehr Frust als tatsächlichen Nutzen. Druckerprobleme und langsame Internetverbindungen waren bei den wenigen eingesetzten Einheiten ständige Begleiter. Mancher IT-Verantwortlicher ließ sich sogar schnell zu dem Wort „Elektroschrott“ verleiten.
Ministerium will Kosten nicht mehr übernehmen
Über mehrere Monate hinweg hatte der MDR bei Gemeinden und Landkreisen und somit den Trägern der Schulen zum Verbleib der Firewalls und Erfahrungen mit selbigen angefragt. Die Antworten waren dem Bericht zufolge ernüchternd: „Nicht im Einsatz“, „im Juni 2023 außer Betrieb genommen“ oder „werden ausgetauscht“ waren nur einige der negativen Äußerungen, die die Redaktion des MDR mitgeteilt bekam. Dass die wenigen genutzten Firewalls nach etwas mehr als zwei Jahren dann aus dem Dienst genommen wurden, ist dem Bericht nach auch der Landesregierung anzulasten, die die anfallenden Kosten nach den zwei Jahren nicht mehr übernehmen will und daher den Wartungsvertrag gekündigt hat.
Ungenutzt in irgendeiner Ecke
Nicht wenige Schulen gaben in der Befragung des MDR an, dass die Firewalls ungenutzt in irgendwelchen Ecken ihr Dasein fristen, einige sollen auch „fachgerecht entsorgt“ worden sein, andere seien wiederum eingelagert oder zurückgeschickt worden. Manche Schule hat in der Zwischenzeit sogar eigene Lösungen geschaffen, die keine Kosten verursachen sollen.
Das seit der Landtagswahl 2021 zuständige, FDP-geführte Ministerium für Infrastruktur und Digitales sieht die Verantwortung bei den Schulträgern. Gegenüber dem MDR gab Digitalministerin Lydia Hüskens an: „Das Land hat die Kosten für diese Geräte für zwei Jahre übernommen. Jetzt hätten die Schulträger die Kosten tragen müssen“. Was nun mit der ganzen Technik passieren wird, ist unklar: „Kommunen, die die Geräte nicht in eigener Verantwortung weiternutzen, haben die Möglichkeit, sie an das Betriebszentrum des Landesnetzes zu senden“, so Hüskens. Von diesem Angebot soll bisher aber nur wenig Gebrauch gemacht worden sein.