Gegen staatliche Zensur: Tor Project verschleiert Traffic durch WebTunnel-Bridges
Länder wie China oder Russland sind bekannt für ihre weitreichenden Zensurmaßnahmen. Gegen eben jene hat das Tor Project nun eine neue Technologie eingeführt: die sogenannten WebTunnel-Bridges. Diese sollen es Anwendern ermöglichen, sich trotz staatlicher Zensur mit dem Tor-Netzwerk zu verbinden.
WebTunnel lässt Tor-Nutzdaten wie normalen Webtraffic aussehen
Erklärt wird die Funktionsweise der WebTunnel-Bridges in einem neuen Blogbeitrag von Tor Project. Die Nutzdatenverbindung werde dabei in eine WebSocket-ähnliche HTTPS-Verbindung eingehüllt, heißt es dort. WebTunnel imitiere einen verschlüsselten HTTPS-Datenverkehr nach dem Prinzip von HTTPT – einem Proxy, der sich hinter HTTPS-Servern „verstecken“ kann und sich ebenfalls zur Umgehung von Zensurmaßnahmen eignet. Für einen Beobachter ist der WebTunnel-Datenverkehr demnach nicht von jenem einer regulären HTTPS-Verbindung zu unterscheiden.
Die Datenpakete sehen laut Tor Project aus wie solche eines Nutzers, der ganz normal im Internet surft. Im Grunde sei der Datenverkehr sogar so ähnlich, dass er mit jenem einer Webseite am gleichen Netzwerkendpunkt – also mit der gleichen Domain, IP-Adresse und demselben Port – koexistieren könne. „Wenn also jemand versucht, die Webseite unter der gemeinsamen Netzwerkadresse zu besuchen, wird er lediglich den Inhalt dieser Webseite sehen und das Vorhandensein einer geheimen Brücke (WebTunnel) nicht bemerken“, heißt es in dem Blogbeitrag.
60 WebTunnel-Bridges sind schon verwendbar
Wer die neuen WebTunnel-Bridges nutzen möchte, kann dies ab sofort tun. Nach Angaben von Tor Project werden die neuen Brücken von der aktuellen Version des Tor-Browsers bereits unterstützt. Für den Desktop lässt sich Letzterer beispielsweise über den Link am Ende dieses Artikels aus dem Download-Bereich von ComputerBase beziehen.
Weltweit gebe es derzeit 60 WebTunnel-Bridges, die für den Zugriff auf das Tor-Netzwerk verwendet werden könnten, heißt es im Tor-Blog. Mehr als 700 täglich aktive Nutzer machten bereits Gebrauch davon. In China und Russland ließen sich die Zensurmaßnahmen damit bereits erfolgreich umgehen. Im Iran sei das zwar bisher noch nicht der Fall, Ziel des Projektes sei es aber, das Tor-Netzwerk für ausnahmslos jeden zugänglich zu machen.
So werden WebTunnel-Bridges genutzt
Die Brückenadressen müssen aktuell noch über die Webseite von Tor Project bezogen werden, später sollen diese aber auch über Telegram oder moat erhältlich sein. Nachdem ein Anwender im Tor-Webportal unter „Advanced Options“ die Option „webtunnel“ ausgewählt und auf „Get Bridges“ geklickt hat, ist lediglich noch ein Captcha zu lösen, bevor der Nutzer eine Brückenadresse erhält.
Diese Adresse muss daraufhin kopiert und in den Einstellungen des Tor-Browsers hinterlegt werden. Auf dem Desktop gelingt dies in den Verbindungseinstellungen der Software unter „Brücken“. Dort kann der Anwender die Adresse „manuell hinzufügen“, indem er sie in das dafür vorgesehene Textfeld einfügt. Unter Android lassen sich WebTunnel-Bridges auf ähnliche Weise verwenden. Dokumentiert ist der allgemeine Umgang mit Brücken auf der Webseite von Tor Project.
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