Helldivers 2: Spieler schicken Wertung wegen PSN-Pflicht auf Talfahrt
Der Koop-Shooter Helldivers 2 (Benchmark-Test) von Arrowhead ist einer der Hits des Jahres und mit parallelem Release auf PlayStation 5 und Steam Sonys bislang erfolgreichstes PC-Spiel. Die Steam-Rezensionen spiegelten das wider – bisher, denn jetzt lenken Spieler ihren Unmut ob der kommenden PSN-Pflicht auf die Rezensionen.
Die Pflicht zum PSN-Konto kommt nicht gut an
Zum Release lief bei Helldivers 2 technisch vieles nicht unbedingt rund. Das mag mit Einschränkungen auch heute noch zutreffen, insbesondere die durch den immensen Ansturm bedingten Server-Probleme hat Arrowhead Games aber inzwischen in den Griff bekommen: Verbindungsprobleme gehören in der Regel der Vergangenheit an, neue Inhalte folgen wie am Fließband. Sony wollte die Gunst der Stunde offenbar nutzen, um am Freitag auch eine kontroverse Meldung zu platzieren: PC-Spieler benötigen spätestens ab Anfang Juni zwingend eine Verknüpfung ihres Steam-Accounts mit einem Konto im PlayStation Network, um weiter Helldivers 2 spielen zu können.
Das ging aber prompt nach hinten los, denn viele PC-Spieler haben offenkundig keine Lust auf einen PSN-Account, der obendrein in einigen Ländern mit Steam-Support gar nicht angeboten wird. Im Kommentar-Thread zur Ankündigung formulierten Spieler binnen weniger Stunden in 711 Beiträgen teils harsche Kritik. Sony reagierte damit, den Thread schnell für neue Antworten zu sperren. Bei den Rezensionen ist das aber nicht möglich. Und über diesen Hebel machen Spieler jetzt ihrem Unmut Luft: Nicht einmal zwei volle Tage nach der Ankündigung der PSN-Pflicht warnen auf Steam über 193 Tausend „äußerst negative“ kürzliche Rezensionen vor dem Kauf.
Das Ausmaß des Review Bombing ist derart groß, dass selbst der Wertungsschnitt seit Release prompt auf „ausgeglichen“ heruntergezogen wurde – Tendenz fallend. Und auch Helldivers 1 erfährt einen Ansturm negativer Bewertungen. Auch im Kommentar-Thread zur Meldung auf ComputerBase wurden die Änderungen heiß diskutiert.
Noch optional, bald verpflichtend für die Sicherheit
Tatsächlich weißt Helldivers 2 seit jeher beim Spielstart darauf hin, dass ein PSN-Account zum Spielen nötig ist und auch auf der Steam-Shopseite findet sich schon seit vor dem Release des Spiels ein entsprechender Hinweis. Bislang wurde diese Kontenverknüpfung aber nicht forciert, weil sie in den ersten Wochen des Spiels ohnehin nicht korrekt funktionierte – Freundschaftsanfragen an andere Spieler oder auch Einladungen kamen schlicht und ergreifend nicht an oder konnten nicht angenommen werden. Mittlerweile funktioniert das System aber. Sony begründet die PSN-Pflicht derweil zunächst fadenscheinig mit dem Argument, Spieler vor Griefing und Missbrauch schützen zu wollen.
Die Konto-Verknüpfung spielt eine entscheidende Rolle für den Schutz unserer Spieler und für die Aufrechterhaltung der Sicherheitswerte in den Spielen von PlayStation und PlayStation Studios. Dies ist unser wichtigstes Mittel, um Spieler vor Griefing und Missbrauch zu schützen, da wir damit Spieler, die sich entsprechend verhalten, sperren können. Gesperrte Spieler haben so außerdem das Recht, Einspruch einzulegen. [...]
Wir verstehen, dass dies für einige Spieler Unannehmlichkeiten bedeuten könnte, aber dieses Vorgehen wird uns dabei helfen, weiter eine Community aufzubauen, auf die alle Spieler stolz sein können.
Sony Interactive
Auf dem PC allein wäre das auch problemlos über die unverwechselbare Steam-ID eines jeden Steam-Nutzers möglich – so wie bei hunderten anderen Online-Spielen auf der Plattform. Denkbar ist allerdings, dass Sony über diese verpflichtende Verknüpfung all diejenigen Spieler erwischen und auch im PlayStation Network sanktionieren möchte, die von der Konsole auf den PC wechseln, um dort zu Cheaten, zu Griefen oder anderweitig Schaden anzurichten. Inwiefern die Sperre eines ohnehin gerade erst angelegten Kontos aber abschreckend wirken kann und ob diese Maßnahmen bei einem nicht-kompetitiven PvE-Shooter notwendig sind, darf hinterfragt werden.
Auch Entwickler Arrowhead wurde überrumpelt
Entwickler Arrowhead indes wusste zwar über die geplanten Änderungen Bescheid, zeichnete aber weder für die entsprechende Entscheidung noch für die veröffentlichte Mitteilung verantwortlich – und wartet am Wochenende selbst auf Antworten seitens Sony, wie die Maßnahmen konkret umgesetzt werden sollen und was mit Spielern sei, die in einem Land spielen, das vom PlayStation Network gar nicht abgedeckt ist. Zwischenzeitlich wurde Helldivers 2 in jenen Ländern aus dem Verkauf genommen. Erste Spieler aus betroffenen Ländern berichten bereits von seitens Valve genehmigten Rückerstattungen, auch bei weit über 2 Stunden Spielzeit.
I understand that linking accounts and signing up for additional services may not be something that some users would like to do and that needs to be respected. While the Steam page has always shown the requirements on the game page, I wish we had been more clear with the long term intent to not disappoint any of the divers out there.
Sorry everyone for how this all transpired. I hope we will make it up and regain the trust by providing a continued great game experience.
Johan Pilested, CEO Arrowhead Game Studios
Für die mangelhafte Kommunikation bittet Arrowhead derweil um Entschuldigung – es müsse „eine bessere Lösung geben“, pflichtet auch der Entwickler bei.
Ein erster Schritt Richtung PSN-Launcher auf dem PC?
Abseits dessen ergibt die forcierte Konto-Verknüpfung vor dem Hintergrund Sonys jüngster Ansätze auf der Gaming-Plattform PC Sinn: Das PlayStation Network und der PC wachsen immer weiter zusammen. Die Überlegung, Sony werde sich vielleicht sukzessive von Steam als PC-Plattform für die eigenen Spiele emanzipieren, um letztlich zu einem eigenen Launcher mit PSN-Integration zu wechseln, kommt immer mehr Spielern in den Sinn – und ebenso nicht unbedingt gut an.