Abgesprochene Aussage im Microsoft-Prozess

Peter Schmid
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Die schriftlich eingereichte Zeugenaussage von AMD-Chef Jerry Sanders in dem andauernden Kartell-Verfahren gegen den Softwarekonzern Microsoft war zuvor mit Bill Gates abgesprochen worden.

In dieser Aussage erklärte der AMD Chef, dass die vorgeschlagenen Strafen gegen das Monopol von Microsoft die Wirtschaft der USA sowie die Computerindustrie ganz erheblich schädigen würden. Mit seiner Markt beherrschenden Stellung sei es Microsoft überhaupt erst möglich Standards festzulegen und trotz dieser Standardisierung, im Gegensatz zu anderen Firmen wie Apple oder Sun, die Entwicklung verschiedenster kompatibler Hardware-Plattformen zu ermöglichen. Weiterhin ist in Sanders Aussage zu lesen, dass eine Modularisierung von Windows, welche von neun der klagenden US-Bundesstaaten gefordert wird, die Computerindustrie „um 20 Jahre zurückzuwerfen“ drohe.

In einem folgenden Kreuzverhör stellte sich dann heraus, dass die schriftliche Erklärung des AMD-Chefs auf einer in beidseitigem Einverständnis getroffenen Aussage beruht. Im Zeugenstand machte Sanders deutlich, dass ein Erfolg der neuen AMD-Chip Architektur entscheidend von Microsofts Unterstützung abhängig sei. Weiterhin musste Sanders zugeben, den Inhalt der gegen Microsoft geforderten Massnahmen nie gelesen zu haben, sondern, auf eine Aussage Bill Gates am Telefon hin, dass die geforderten Sanktionen „völlig verrückt“ seinen, zugesagt zu haben, in dem Prozess zugunsten Microsofts auszusagen. Im Gegenzug habe er Gates darum gebeten, dass die von AMD entwickelte 64-Bit Architektur des kommenden Hammer-Prozessors seitens Microsoft offiziell unterstützt werde. Daraufhin habe sich Gates bereit erklärt, sich bei seinen Mitarbeitern für eine softwareseitige Unterstützung stark zu machen.