Grafikkarten-Historie: Wie die Pixel laufen lernten

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Carsten Spille
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Farbanzahl steigt

Diese neue Generation hörte auf den Namen S-VGA und ist bis heute unumstößlicher Standard. Endlich konnten 256 Farben auch in 640x480 Pixeln dargestellt werden und die maximale Auflösung betrug jetzt 800x600 Pixel wobei dann wieder nur 16 Farben möglich waren, begrenzt durch die damals üblichen 256KByte Grafikspeicher.

Die erste große Revolution begann mit X-VGA (oder auch nur XGA). Erstmals wurden atemberaubende 512KByte RAM auf den Karten verbaut, was Auflösungen von 1024x786 bei 256Farben und in den kleineren Auflösungen Farbtiefen bis zu 24Bit (16Mio Farben) ermöglicht.

Die wohl berühmteste, weil auch recht preiswerte, Grafikkarte dieser Generation war zweifellos die Tseng ET4000 welche zum Schluss sogar mit unglaublichen 2MB Grafikspeicher zu haben war.

ET4000 in ISA-Bauform
ET4000 in ISA-Bauform

Ein neues Zeitalter

Da langsam der Grafikkartenmarkt aufgrund etlicher Standards sehr unübersichtlich wurde, wurden von VESA, dem Standardisierungskommitee die VBE (Vesa Bios Extensions) festgelegt. Das war dann zwar langsamer als der Direktzugriff auf den Grafikchip, aber erstmals konnten Programmierer ihre Programme so schreiben, das sie auf allen Grafikkarten lauffähig waren.

Zeitleiste der Grafikstandards
Jahr Modell Auflösung Farben Palette Typ Frequenz
1981 MDA Mono Display Adapter 720x350 2 2 TTL 50 Hz
1981 CGA Color Graphics Adapter 160x200 4 16 TTL 60 Hz
1981 RGBI Red Green Blue Intensity 640x200 4 16 TTL 60 Hz
1982 HGC Hercules Display Adapter 720x348 2 2 TTL 50 Hz
1984 PGA Professional Graphics Array 640x480 Analog
1984 EGA Enhanced Graphics Adapter 640x350 16 65536 TTL 60 Hz
1987 8514/A Video Standard for PCs 1024x768 256 262000 Analog 43.5 Hz
1987 MCGA MultiColor Graphics Array 720x400 256 Analog 60Hz
1987 VGA Video Graphics Array 320x200 256 262144 Analog 70Hz
1988 VGA Video Graphics Array 1600x1200 DDC 85Hz
1990 XGA eXtended Graphics Array 1024x768 16 256 DDC 70 Hz
1990 SVGA Super VGA 1600x1200 256 DDC Analog 60 Hz
1991 EVGA Extended VGA 1024x768 256 DDC Analog 70 Hz
  • TTL (Transistor-Transitor-Logic): Bezeichnet eine Technologie, bei der die Farben digital auf dem Bildschirm angesteuert werden. Hiermit können die einzelnen Farben Rot, Grün und Blau nur ein- oder ausgeschaltet bzw. mit einem Intensitätssignal versehen werden. Auf diese Art und Weise sind maximal 64 Farben darstellbar.
  • DDC (Display-Data-Channel): Bei diesem Standard gleichen Grafikkarten und Monitor ihre Eigenschaften aufeinander ab. Die Grafikkarte kann sich durch die erhaltenen Identifikationsdaten an die Auflösung, Bildwiederholrate etc. die unterstützt werden, anpassen.
  • Analog: Bei diesem Videosignal wird eine theoretisch unbegrenzte Zahl von Farben möglich, weil die Intensität jeder Grundfarbe stufenlos verändert werden kann.

Da mit X-VGA endlich ein einheitlicher und nach oben offener Standard geschaffen wurde, und mit VBA einheitliche BIOS-Routinen bereitgestellt wurden, konnten die Grafikkartenhersteller die Leistung ihrer Grafikkarten weiter erhöhen. Zu einer Zeit wo grafische Benutzeroberflächen bei Betriebssystemen wie Windows 3.0 und OS/2 Einzug hielten wurden die Grafikkarten auf diese Systeme optimiert. Sie konnten plötzlich mehr als nur bunte Pixel auf den Monitor zaubern, sondern beherrschten schon einfache Befehle wie "Linie" oder "Dreieck". Damit konnte die Darstellungsgeschwindigkeit der Grafikkarte drastisch erhöht werden. Nebenbei wurden zwei neue Bussysteme in Dienst gestellt. Der VesaLocalBus von VESA und PCI von Intel. Der große Nachteil des VLB war die direkte Anbindung an den Front Side Bus des Prozessors.

S3 Virge in PCI-Bauform
S3 Virge in PCI-Bauform
VESA Local Bus Karte
VESA Local Bus Karte

Während er bei einem 486DX2-50 mit 25MHz langsamer war als PCI, so war er bei einem 486DX-50 mit 50MHz so schnell getaktet, das ein zuverlässiger Betrieb der Karte nicht immer gewährleistet war, obwohl jede PCI-Karte abgehängt wurde. Gewinner in diesem Rennen war also Intel mit seinem PCI welcher unabhängig von der Taktfrequenz des Prozessors stets mit 33MHz betrieben wurde.

Das war dann auch die Geburtsstunde der damals großen Hersteller wie Video7, S3, ATI, Cirrus, Diamond und Matrox. Alle traten mit eigenen Chips am Markt an und nur wenige schafften den Sprung in die nächste Grafikkartengeneration.

Matrox Millenium
Matrox Millenium