Privatkopie oder Raubkopie ?

Helmut Eder
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Das Urheberrechtsgesetz von 1965 gibt jedem das Recht sich eine Privatkopie von Radiosendungen anzulegen. Auch der technische Fortschritt in Gestalt von Kassettenrekorder, Videorekorder oder auch CD-Brenner haben dem Ruf einer Privatkopie nicht geschadet.

Mit dem Boom des Internets und der Etablierung von Tauschbörsen wie Napster und Co. geriet die Privatkopie auf einmal in den Verruf der Raubkopie. Jetzt soll diese Möglichkeit eingeschränkt werden. Eine gesetzlichen Grundlage dafür soll bis Ende 2002 durch eine EU-Richtlinie zum digitalen Urheberrecht umgesetzt werden. Der derzeitige Gesetzesentwurf erlaubt es den Anbietern digitaler Inhalte, ihre Produkte mit einem Kopierschutz zu versehen, verbietet den Nutzern aber gleichzeitig den Kopierschutz zu umgehen. Allerdings ist sich das Justizministerium seiner Sache nicht mehr ganz sicher, denn wer den Schutz für den privaten Gebrauch außer Kraft setzt, soll sich nicht strafbar machen.

Für diesen Zwiespalt hat die Industrie jedoch bereits eine Lösung parat. Der Industrie schwebt dabei vor, dass der Nutzer nicht mehr das Medium selbst kauft, sondern das Recht daran es zu nutzen. Dieses Konzept hört auf den Namen "DRM" - "Digital Rights Management". Über einen digitaler Safe werden dann die persönlichen Nutzungsrechte verwaltet. Wer eine entsprechende Lizenz erworben hat, kann sich dann etwa den Song X so oft anhören, wie er will, aus dem Internet herunterladen oder auch auf andere Medien überspielen. Dies läst sich auch auf andere Medien wie zum Beispiel Bücher, Filme und Spiele übertragen. Die Möglichkeit Musiktitel einzeln zu verkaufen, wäre für Kunden und Hersteller von Vorteil. Man wären nicht mehr gezwungen, Musik im Sammelpack zu kaufen. Weitere Vorteil wäre, die Hersteller von Rekordern, PC und Druckern müssten keine GEMA-Tantiemen mehr entrichten, da Abgaben für eine Kopie bereits in den Lizenzkosten enthalten wären. In wie weit diese Konzept Verwirklicht wird, wird mit der Veröffentlichung der EU-Richtlinie zum digitalen Urheberrecht entschieden werden. Sicher ist jedoch, dass sich die Industrie mit dem bisherigen Zustand des kostenlosen Kopierens und der unkontrollierten Verteilung von urheberechtlich geschützten Material nicht zufrieden geben wird.